Beatrice und Benedikt
Opéra-comique in zwei Akten
nach Shakespeares "Much Ado About Nothing"
Personen:
DON PEDRO (Bass)
LEONATO (Bass
HERO, seine Tochter (Sopran)
BEATRICE, seine Nichte (Sopran)
CLAUDIO und BENEDICT, Offiziere Don Pedros (Bariton, Tenor)
URSULA, Gesellschafterin Heros (Alt)
SOMARONO, ein Kapellmeister (Bass)
Ein Bote, Ein Notar, Zwei Domestiken (Sprechrollen)
CHOR:
Offiziere, Soldaten, Frauen und Männer Messinas
Ort und Zeit: Messina in Sizilien, um 1700
ERSTER AKT
Ein prächtiger Park vor dem Palast Leonato's rechts, zu welchem Stufen führen.
Im Vordergrunde links ein kleines Bosket, davor ein Ruhesitz. Rechts gegenüber eine Statue, zu deren Füssen Blumen. Im Hintergrunde Ausblick auf Messina und auf das Meer.
SZENE 1
Volk von Messina strömt freudig erregt vom Hintergrunde her ein.
Nr. 1 - Chor
ALLGEMEINER CHOR
Der Feind ist geschlagen,
Victoria!
Die tapferen Helden sind uns schon nah!
Don Pedro kehrt wieder,
Singt Sieges-Lieder!
Triumph lasst erschallen!
Durch Strassen und Hallen
Verkündet die glorreiche That:
Der Retter Sicilien's naht!
DIE FRAUEN
Dem siegreichen Führer
Lasst Rosen uns pflücken,
Den Pfad seines Ruhmes
Ihm blühend zu schmücken!
DIE MÄNNER
Seiner muthigen Schaar
Flechtet Lorbeer in's Haar!
ALLGEMEINER CHOR
Der Feind ist geschlagen,
Victoria!
Die tapferen Helden sind uns schon nah!
Don Pedro kehrt wieder,
Singt Sieges-Lieder!
Triumph lasst erschallen!
Durch Strassen und Hallen
Verkündet die glorreiche That:
Der Retter Siciliens naht!
Heil seiner That!
Heil, Heil! Er naht!
Lebhafte Bewegung im Volke. Leonato mit Gefolge aus dem Hintergrund. Das Volk tritt nach beiden Seiten zurück. Hero und Beatrice treten aus dem Palast.
SZENE 2
Volk. Leonato. Hero. Beatrice. Später Tänzer.
LEONATO
sehr lebhaft
Er kommt, der Held, der uns den Sieg errang!
Des Volkes Jubel nur hält ihn zurück.
Gleich ist er hier.
HERO
schwärmerisch, sehr warm
Und mit ihm Claudio!
LEONATO
Der Feldherr nennt ihn seine rechte Hand
Und theilt mit ihm den Ruhm.
HERO
Dem Himmel Dank!
BEATRICE
Und kam mit ihm auch Signor Eisenfresser?
LEONATO
lachend
Der Name ist mir fremd, wen meint die Nichte?
HERO
So nennt die Muhme Signor Benedict.
LEONATO
Man lobt an ihm den Muth und heit're Laune!
Er haute tüchtig d'rein
BEATRICE
Ja! Bei der Tafel!
HERO
Misskennt die Muhme nicht, 's ist Uebermuth!
Sie kämpfen stets mit Witz und scharfen Worten
BEATRICE
Sein Witz ist lahm, sein Wort ist ohne Sinn!
LEONATO
Und doch ist's Claudio's Freund!
BEATRICE
Den tröste Gott!
Das Fieber wär' mir lieber als die Freundschaft!
Das lässt uns frei doch immer Tag um Tag.
Trommelwirbel aus der Ferne.
LEONATO
Der Feldherr kommt! Stimmt an das Siegeslied.
Leonato nach dem Hintergrunde, dem Don Pedro entgegeneilend, ab.
Nr. 2 - Chor
CHOR
Der Feind ist geschlagen!
Victoria!
BEATRICE
den Chor heftig unterbrechend
Genug! Genug!
Habt Ihr das Lied noch nicht zum Ueberdruss gesungen?
Und welche Reime! Lieder wieder, schallen hallen
heftig.
Ich halt' es nicht mehr aus!
Ab in den Palast.
HERO
zum Volk
Hört nicht auf sie!
Fahrt, Freunde, fort! Mein Herz theilt Euren Jubel!
CHOR
Der Feind ist geschlagen,
Victoria!
Die tapferen Helden sind uns schon nah!
Don Pedro kehrt wieder,
Singt Sieges-Lieder!
Triumph lasst erschallen!
Verkündet die glorreiche That:
Der Retter Siciliens naht!
Heil seiner That!
Heil, Heil! Er naht!
Während dieses Chores geht Hero nach der Seite zu ab, nachdem sie vorher auf den Stufen des Palastes mit ungeduldiger Sehnsucht nach der Stadt geblickt hat. Das Volk hat sich ganz nach dem Hintergrund gedrängt Tänzer treten auf.
Nr. 2 bis - National-Tanz: Sicilienne
Volk und Tänzer verschwinden dem Hintergrunde zu.
SZENE 3
Hero tritt wieder, aus dem Parke kommend, auf.
Nr. 3 - Arie
HERO
Er ist mir nah! Er kehrt mir wieder!
Sein edles Auge wird mir strahlen,
Jetzt noch verklärt vom Heldenruhm!
Bald soll ich ihn umfassen,
Bald nie mehr ihn verlassen,
Ach, unaussprechlich süsses Glück,
Der Himmel führt ihn mir zurück!
Noch glaub' ich's kaum,
Ist's nicht ein Traum?
Lass, theurer Mann,
Den Kranz auf's Haupt Dir drücken:
Komm' an mein Herz,
Die Liebe soll Dich schmücken!
O, Liebe ohne Schranken!
O, Treue ohne Wanken!
Vergessen sind die Thränen,
Die ich um ihn geweint,
Ruh' kann mein Herz erst finden,
Wenn er mit mir vereint.
Ich baue fest
Auf meines Helden Lieben!
Er blieb mir treu,
Wie ich ihm treu geblieben!
O, Liebe ohne Schranken!
O, Treue ohne Wanken!
Mein Claudio ist mir nah,
Schon ist er da!
Leonato ist mit Don Pedro und seinem Gefolge eingetreten. Don Pedro begrüsst die, inzwischen wieder aus dem Palast gekommene Beatrice. Aus dem Gefolge tritt Claudio zu Hero vor.
SZENE 4
Don Pedro. Leonato. Hero. Beatrice. Claudio. Benedict.
CLAUDIO
Geliebte Hero!
HERO
Claudio, theurer Freund!
Sie ziehen sich zurück. Don Pedro begrüsst das Paar. Benedict tritt vor. Alle, ausser Beatrice und Benedict, gehen im Gespräch in den Garten, wo sie ab und zu sichtbar werden.
BEATRICE
Ihr seid auch wieder da?
BENEDICT
Und Ihr seid noch am Leben?
BEATRICE
Wie vielen Feinden habt Ihr denn den Tod gegeben?
BENEDICT
Ja, rathet nur, es kann
BEATRICE
Vielleicht die Hälfte sein.
BENEDICT
Zählt Ihr Euch nicht dazu, Fräulein Verachtung?
BEATRICE
Nein!
Nr. 4 - Duett
BEATRICE
Wie sollte »Verachtung« wohl sterben,
So lange Ihr noch lebt?
Ihr sorgt, dass sie nie kann verderben,
Weil Ihr die Nahrung ihr gebt!
Selbst Höflichkeit, vor Euch
Würde Verachtung sogleich!
Da Ihr, Verweg'ner, wagt,
Vor Augen ihr zu treten,
Und keck sie anzureden,
Macht sie nun lachend auf Euch Jagd!
BENEDICT
Mein Fräulein, Ihr fordert zum Kampf mich auf's Neue
Mit altem Uebermuth?
Nur zu! Ich bewies, dass ich Zungen nicht scheue,
Auch damit fecht' ich gut!
Ich sehnte oft so sehr
Nach Euch mich wieder her!
Wenn er uns erscheint
Mit Schönheit geschmückt,
Die Jeden entzückt:
Vermeidet man nimmer den Feind!
BEATRICE
Feig sucht Ihr
Mit Schmeichelei zu siegen?
BENEDICT
Schmeicheln? Ich?
Dann müsst' ich unterliegen!
Doch sei es bekannt
Ich war zu galant;
Ich bin unempfindlich,
Bleib' unüberwindlich!
In mich zwar sind alle Frauen verliebt,
Doch Alle lasse vergeblich ich schmachten:
Ich lernte die Liebe gründlich verachten,
Ein Glück, dass Ihr nicht auch mich liebt!
BEATRICE
So hört: dass ich hierin
Ganz Eurer Meinung bin!
BENEDICT
Ich will ja nur vor Allen
Recht gründlich Euch missfallen.
Ach! zu schmerzlich wär' es mir,
Wenn in mich verliebt auch Ihr!
BEATRICE
Und ich schwöre Euch zum Lohn:
Unausstehlich seid Ihr schon!
für sich
Ha! seltenes Vergnügen,
Verlegen ihn zu seh'n!
Ich muss ihn noch besiegen;
Der Bösewicht
Soll noch um Gnade fleh'n.
BENEDICT
gleichzeitig; für sich
Welch' reizendes Vergnügen,
Im Zorne sie zu seh'n!
Sie muss mir unterliegen,
Eh' weich' ich nicht!
Sie soll um Gnade fleh'n.
BEATRICE
ebenso
Unsre Frauen-Ehre
Räch' an ihm ich sogleich;
Sein Widerstand vermehre
Nur den Triumph zugleich.
BENEDICT
ebenso
Aller Männer-Ehre
Vertret' ich heldenreich:
Ihr Widerstand vermehre
Mir den Triumph zugleich.
laut
Müsst' ich einst finden
Für all' meine Sünden
Durch eine Frau mein Strafgericht:
Blond nur sei sie nicht!
BEATRICE
Das darf ich nie verzeih'n.
BENEDICT
Denn die wär' mir doch
Zu grosse Pein.
BEATRICE
Sollt' ich noch finden
Für all' meine Sünden
Durch einen Mann mein Strafgericht:
Nur ohne Bart!
BENEDICT
Ha! Das verzeih' ich nicht.
BEATRICE
O Himmel, höre mich!
Die Strafe wär' zu hart!
für sich
Ha, seltenes Vergnügen,
Verlegen ihn zu seh'n!
Ich muss ihn noch besiegen;
Der Bösewicht
Soll noch um Gnade fleh'n!
BENEDICT
ebenso
Welch' reizendes Vergnügen,
Im Zorne sie zu seh'n!
Sie muss mir unterliegen,
Eh' ruh' ich nicht:
Sie soll um Gnade fleh'n!
Don Pedro kommt mit Leonato, Claudio und Hero wieder zurück. Leonato führt Hero in den Palast. Beatrice folgt ihnen mit einer spöttischen Geberde gegen Benedict, der diese lachend erwiedert. Benedict besinnt sich dann einen Augenblick, will Beatrice folgen, wird aber von Don Pedro zurückgehalten, der ihn anruft.
SZENE 5
Don Pedro. Claudio. Benedict.
DON PEDRO
He, Signor Benedict!
BENEDICT
Mein Feldherr! zu Befehl!
DON PEDRO
Ihr seid durch mich zum Hochzeitsfest geladen,
Der Gouverneur vermählt die Tochter.
BENEDICT
Wann?
DON PEDRO
Heut Nacht!
BENEDICT
An wen?
DON PEDRO
An Euren Freund!
BENEDICT
Dann hab' ich keinen mehr; wer freit, ist mir verloren.
Bist Du's, mein Claudio, so leb' auf ewig wohl!
DON PEDRO
Dir schlägt wohl auch die Stunde!
BENEDICT
Mir?
Er schüttelt sich.
Nr. 5 - Terzett
BENEDICT
Ich Ehemann? Gott soll mich bewahren!
Nein, lieber will in ein Kloster ich geh'n,
Eher noch sollt' dort Ihr büssen mich seh'n,
Ja lieber möchte zur Hölle ich fahren!
CLAUDIO UND DON PEDRO
Welch' Schreckensschwur! Gott mög' ihn verzeihen!
Frevelnd verhöhnt er das zärtlichste Band!
Sein Hochmuth will lieber ein Büssergewand,
Als je der Liebe das Leben weihen.
BENEDICT
Zwar einer Frau es ist wahr
Verdanke ich mein Leben;
Dass mich ein Weib gebar,
Muss ich ihr wohl vergeben:
Aber als Dank dafür
Mich krönen zu lassen
Mit der bekannten Ehemann-Zier
Will meiner Stirne nicht passen!
Leicht könnt' als Eh'gemahl
Der besten aller Frauen
Ich ungerecht misstrauen;
So bleibe mir denn freie Wahl:
Keiner von Allen
Je zu gefallen.
Und das Ende vom Lied:
Besser, dass Alle man mied!
Ich Ehemann? Gott soll mich bewahren!
Lieber noch möcht' in ein Kloster ich geh'n,
Eher noch sollt' Ihr dort büssen mich seh'n,
Ja lieber möchte zur Hölle ich fahren!
CLAUDIO UND DON PEDRO
Welch' Schreckensschwur! Gott mög' ihn verzeihen!
Frevelnd verhöhnt er das zärtlichste Band;
Sein Hochmuth will lieber ein Büssergewand,
Als je der Liebe das Leben weihen!
CLAUDIO
Der Hohn,
DON PEDRO
Der Trotz
CLAUDIO
Geht doch zu weit!
BENEDICT
Weil selbst zu sehr verliebt Ihr seid!
CLAUDIO
So verachtet Ihr alle Frauen?
BENEDICT
Nein Keiner will ich nur trauen!
DON PEDRO
Das süsseste Liebesglück?
BENEDICT
Nein nur das Ehe-Geschick.
CLAUDIO
Den Trost in all' unsern Leiden!
BENEDICT
Die sie erst selbst uns bereiten!
DON PEDRO
Unseres Lebens Gefährte!
BENEDICT
Unserer Freiheit Beschwerde.
CLAUDIO
Mit Schönheit geziert!
BENEDICT
Die gar bald sich verliert!
DON PEDRO
Das häusliche Glück!
BENEDICT
Ein klägliches Stück!
CLAUDIO
Die Quelle von Freuden
BENEDICT
Die Viele bereuten!
DON PEDRO
Die Sympathie
BENEDICT
Und Disharmonie
CLAUDIO
Der Treue
BENEDICT
Und Reue
DON PEDRO
Verein
BENEDICT
Und Pein!
CLAUDIO UND DON PEDRO
Die heilige
BENEDICT
Langweile
CLAUDIO UND DON PEDRO
Ehe!
BENEDICT
Wehe!
Ich Ehemann? Gott soll mich bewahren!
Lieber noch möcht' in ein Kloster ich geh'n,
Eher noch sollt' Ihr dort büssen mich seh'n,
Ja lieber möchte zur Hölle ich fahren!
CLAUDIO DON PEDRO
Welch' Schreckensschwur! Gott mög' ihn verzeihen!
Frevelnd verhöhnt er das zärtlichste Band;
Sein Hochmuth will lieber ein Büssergewand,
Als je der Liebe das Leben weihen!
BENEDICT
Sollte je Benedict
Dem Ehe-Joche sich beugen,
Straft ihn, wie Ihr wollt,
Mit den tollesten Streichen.
An seinem Haus schreibt dann
Die Worte an:
»Hier ist zu seh'n Benedict Als Ehemann.«
CLAUDIO DON PEDRO
Wir merken's gut, nehmt Euch in Acht!
Ihr werdet noch von uns verlacht!
BENEDICT
Leicht konnt' ich das versprechen,
Nie sollt Ihr an mir rächen,
Was an den Frauen ich verbrach!
Nie fleh' ich um Barmherzigkeit,
Zur Busse bin ich stets bereit!
Könnt' Ihr verliebt mich seh'n,
Mag, was Ihr wollt, gescheh'n.
CLAUDIO DON PEDRO
Denkt nur an das Versprechen!
Wir werden einst schon rächen,
Was an den Frauen Ihr verbracht!
Wir strafen ohne Barmherzigkeit,
Denn Eure Frechheit geht zu weit!
Wenn wir verliebt Euch seh'n,
Dann soll's Euch schlimm ergeh'n!
Benedict lachend ab, in den Palast.
DON PEDRO
Ein Ehefeind ist Benedict geblieben;
Doch wett' ich d'rauf, er ist es nur zum Schein,
Drum muss er heut noch rasend sich verlieben
Und morgen schon um Beatrice frei'n!
CLAUDIO
Um Beatrice, wie? In wenig Tagen
Hätt' sich dies Paar im Wortgefecht erschlagen!
DON PEDRO
Auf Euren Beistand bau' ich meinen Plan.
Claudio verneigt sich zustimmend
Doch still! Ich seh' die Musikanten nah'n,
Die heute Nacht hier ihre Kunst beweisen!
Wär' sie von Eis und Benedict von Eisen:
Der Zauberklang von echt' und falschen Tönen
Lockt ihn in's Ehenetz sammt seiner Schönen!
Beide ab in den Palast.
SZENE 6
Somarone. Musiker. Sänger und Sängerinnen.
Somarone, Musiker, welche Instrumente haben, Sänger und Sängerinnen treten auf.
SOMARONE
Jetzt hab' ich's satt!
Was steckt die Nasen Ihr in's Notenblatt?
Kennt Ihr noch nicht die Noten, lernt Ihr's nimmer!
Ich fürchte fast, Ihr habt noch keinen Schimmer!
Die Musiker stimmen.
Halt! Wozu bin ich da? Erst stimmt den reinen Ton!
CHOR DER MUSIKER
Maëstro, hört Ihr nicht? Wir stimmen schon!
Sie stimmen.
SOMARONE
schreiend
Halt! Halt' ein mit Deinem Lärm, Gesell!
Du sprengst mir ja das Trommelfell!
Setz' ein jetzt: A!
zum anderen
Nun Du!
Beide blasen A und As
Was? Der bläst nun As! Intrigue scheint mir das!
Ihr wollt den Ruhm des Meisterwerk's mir rauben,
Zur Pein der Hörer schmeichelt Ihr den Tauben.
Die Musiker blasen.
So geht's! Seid Ihr jetzt fertig?
CHOR DER MUSIKER
frisch
Ja!
SOMARONE
Ihr Sänger, tretet an! Nun kommt Eu'r Theil!
Was steht Ihr da und habt Maulaffen feil!
Könnt Ihr's noch nicht?
CHOR DER SÄNGER
ängstlich
Nein!
SOMARONE
unwillig
Nun, so nehmt die Noten!
Die Musiker haben inzwischen von Dienern herbeigebrachte Pulte aufstellen lassen. Die Sänger stellen sich in Ordnung. Somarone dirigiert.
Nr. 6 - Chor
Die Choristen singen diesen Chor aus ihren Stimmen und mit etwas übertriebenem Ausdruck.
CHOR
O stirb, Du holdes Paar, von Liebesglück berauscht!
Dies wär' der schönste Tod, den Ihr mit keinem tauscht.
Das Leben ist ein Traum, die Welt ein Jammerthal;
Wenn Ihr im Glücke sterbt, entgeht Ihr spät'rer Qual!
Wir preisen Euch im Chor, mit feierlichem Klang,
Gleichgut zum Hochzeitslied, als wie zum Grabgesang.
SOMARONE
zornig
Was soll das Schrei'n? Ihr weckt mit dem Spektakel ja die Todten,
Und sollt den Lebenden Entzückung zeigen!
Wie Weihrauch soll das Lied zum Fenster steigen!
zu einem Oboebläser auf der Bühne
Und Du, mein Söhnchen, blase die Figur hier!
Oboist bläst.
Recht brav, mein Sohn!
zu allen
Nun noch einmal zusammen!
Er giebt sein Zeichen zum Anfang. Während des folgenden Chores ruft Somarone.
Mit Salbung! Meine Herren, mit Salbung!
Au, Au! Der Rhythmus! Zusammen! Zusammen!
Nicht schleppen! Jetzt in Extase! Nun zart und süss!
Leicht! Leicht! Vorwärts, vorwärts! Zart! Zart!
Ausdrucksvoll! Zart! Leicht! Salbungsvoll!
So, so, so, so, so ist's recht!
Nr. 6bis - Chor
Mit Oboesolo. Sanfter und besser gesungen, wie das erste Mal.
CHOR
O stirb, Du holdes Paar, von Liebesglück berauscht!
Dies wär' der schönste Tod, den Ihr mit keinem tauscht.
Das Leben ist ein Traum, die Welt ein Jammerthal;
Wenn Ihr im Glücke sterbt, entgeht Ihr spät'rer Qual.
Wir preisen Euch im Chor, mit feierlichem Klang,
Gleich gut zum Hochzeitslied, als wie zum Grabgesang.
Somarone, die Musiker und die Sänger nach dem Hintergrunde zu, links ab. Diener nehmen die Pulte weg.
SZENE 7
Benedict. Später Leonato. Pedro. Claudio.
BENEDICT
tritt heftig aus dem Palast. Sonnen-Untergang.
Nein! Das ertrag' ich nicht! Ein Mann wie der,
Ein Held, den nur die Kriegsdrommete freute,
Zum Narr'n geworden durch die Thorheit Liebe,
Der dem Gesäusel einer Flöte lauscht!
Man kommt! Ich will's nicht seh'n!
Er verbirgt sich hinter dem Bosket. Don Pedro mit Leonato und Claudio aus dem Palast.
DON PEDRO
Was bringt Ihr uns für wunderliche Mähr?
Die holde Beatrice sei verliebt?
LEONATO
Ja, auf mein Wort! Und über beide Ohren!
CLAUDIO
leise zu Don Pedro, mit Seitenblick auf Benedict
Der Vogel sitzt im Netz!
LEONATO
Noch mehr; ihr Abgott
DON PEDRO
Nun?
LEONATO
Ist Benedict!
BENEDICT
Wie? Weht daher der Wind?
LEONATO
Sie schien ihn zu verachten. Keinen Spott,
Schlagfertig wie sie ist mit ihrer Zunge,
Hat sie gespart. Er gab's ihr tüchtig wieder,
Doch immer hatte sie das letzte Wort!
DON PEDRO
Und Alles, ihre Liebe zu verbergen?
LEONATO
So sagt mir Hero, die ihr Zimmer theilt!
Bei Tage spottet sie, doch sinkt der Abend,
Schickt sie verliebte Seufzer nach den Sternen,
Und flüstert leis' im Traume: »Benedict«!
DON PEDRO
Unglaublich scheint's! Ihn, den Weiberfeind!
Und hat sie nie ihm ihre Lieb' gezeigt?
LEONATO
Im Gegentheil! Sie schwört, dass sie ihn hasse,
Lässt ihm kein gutes Haar, neckt ihn beständig.
Kurz: Wenn die Liebe Wahn hier ist sie Tollheit,
Die eh'r sich selbst vernichtet als gesteht!
BENEDICT
leise, für sich
Ich hielt's für Scherz, für eitel Fopperei,
Wenn nicht der Greis, der Oheim, es berichtet'!
CLAUDIO
zu Don Pedro
Jetzt zündet schon der Funke in dem Zunder!
LEONATO
Sie wird sich nie vor Benedict verrathen.
DON PEDRO
So müsst's ein And'rer thun
LEONATO
Verhüt' es Gott!
Er triebe nur mit ihrer Neigung Spott!
Sie ist verständig immerdar geblieben,
Und toll nur darin, Benedict zu lieben.
Sie lachen. Don Pedro ab mit Leonato, Claudio folgt Benedict kommt rasch hervor.
BENEDICT
Warum denn toll? Das seh' ich doch nicht ein!
Es überrascht mich zwar, doch weshalb sollt's nicht sein?
Die Liebe geht absonderliche Pfade,
Und Amor's Pfeil trifft Herzen ohne Gnade.
Ich bin nicht schlecht gebaut, nicht fad ist mein Gesicht:
Dass sie mich liebt, ist neu; unmöglich ist es nicht.
Er kommt nach vorn. Nachdenklich.
Gesetzt, die Kund' sei wahr und alle Zweifel schwinden,
Nun, so ist's mein Geschick, darin muss man sich finden.
Schön ist sie, das ist wahr, ein sittsam munt'res Kind.
Wenn ich's bis jetzt nicht sah, war's, weil ich toll und blind.
Und wenn sie gar mich liebt, ich sag' es mit Entzücken,
Die Arme öffne ich, sie an mein Herz zu drücken.
Nr. 7 - Rondo
BENEDICT
Ich liebe sie schon!
Mein Herz hat gesprochen!
Jetzt darf ich's gesteh'n,
Der Bann ist gebrochen.
Ihr will ich verzeihen
All' meine Pein;
Ihr will ich mich weihen,
Und ihr nur allein!
Wie wagt' ich zu glauben,
Dass lieben sie kann?
Dass je könnte rauben
Ihr Herz auch ein Mann?
Sie ist zum Entzücken!
So klug, so gewandt
Noch Keine ich fand!
O, dürft' ich erst küssen
Den reizenden Mund
Zum ewigen Bund!
Ich liebe sie schon,
Mein Herz hat gesprochen!
Jetzt darf ich's gesteh'n,
Der Bann ist gebrochen.
Theure Beatrice!
Ich vergött're Dich,
Und Du liebest mich?
O Jubel, o Wonne!
Doch schweige mein Mund,
Bis durch sie es mir kund.
Ach, darf ich's denn glauben!
Kann nichts mir sie rauben?
Sollt' Täuschung es sein?
Nein, nein, nein, nein!
Sie liebt auch mich,
Ihr Herz hat gesprochen!
Ich darf mir's gesteh'n,
Der Bann ist gebrochen!
Ab in den Hintergrund nach links.
Es ist Dämmerung eingetreten und wird langsam Nacht. Beim Eintritt der Dunkelheit wird der Palast erleuchtet.
SZENE 8
Hero und Ursula lebhaft aus dem Palast.
URSULA
Erzählt, wie ging es aus?
HERO
Ich denke, gut!
Ich that, ganz wie mein Vater mir befohlen.
Geheimnissvoll beugt ich mich zur der Muhme,
Als ich die Rosen in das Haar ihr steckte
Und flüsterte: »Ich wüsste Einen wohl,
Der mich um diesen Liebesdienst beneidet.«
Sie lachte erst, dann fiel sie in Gedanken,
Dann rieth sie hin und her, beschwor mich endlich,
Neugierig, wie sie ist!
URSULA
Das wäre Jede
In solchem Fall!
HERO
Den Namen zu verrathen.
Erst sträubt' ich mich; dann, wie von ungefähr,
Nannt' ich den Namen: Benedict! Sie stutzte!
Erst ward sie roth bis in das Haar hinein
Und warf das Köpfchen zürnend in den Nacken,
Dann ward sie blass und sah mich zweifelnd an.
Ich aber sprach, wie mich der Vater lehrte;
Ihr Zürnen schwand. Sie horchte schweigend zu.
So kämpft' sie zwischen Weinen, zwischen Lachen!
Und wie unglaublich ich sein Werben malte,
Sie glaubte mir und sah so vor sich hin!
Da lief ich fort der Vogel ist im Garn!
URSULA
So bringt der Zufall Amor'n oft Gelingen,
Den trifft sein Pfeil, der fängt sich in den Schlingen.
HERO
Mich reut es fast, dass, selbst den Pfeil im Herzen,
Ich keck gewagt, mit And'rer Glück zu scherzen.
Sie seufzt. Hier ist es ganz Nacht geworden. Beide setzen sich auf die Bank im Bosket.
Nr. 8 - Duett Recitativ
URSULA
Warum der tiefe Seufzer?
HERO
Auch vor dem Glücke kann uns bangen,
Wenn die Stunde nun da,
Die so heiss wir ersehnt.
Claudio! Claudio!
Bald schon, bald bin ich Dein!
Mondschein beleuchtet die Bühne und spiegelt sich auf dem Wasser.
Notturno
BEIDE
O Nacht von Zauber erfüllt!
Der Mond lächelt hernieder,
Die Welt ruht glanzumhüllt!
Nur dort die einsame Grille
Lockt mit klagender Stimme
Durch die friedliche Stille
Aus den Blumen hervor.
Und die Nachtigallen jubeln
Ihren Liebes-Gesang
Zu den Sternen empor;
Aus flüsternden Platanen
Schwebt der wonnige Klang
Zu dem lauschenden Ohr.
Heller schimmert die Welle,
Leiser rauschet die Quelle,
Sanfter der Wipfel dunkeles Meer
Stiller und stiller wird Alles umher.
Harmonie im Welten-All!
Nur die liebessel'ge Brust
In unnennbarer Lust
Giebt dir vollen Wiederhall!
Sie erheben sich von der Bank.
Recitativ
URSULA
Wie? Thränen im Auge?
HERO
Es sind ja nur Thränen der Wonne!
Sie erleichtern das Herz
Im Glückes-Uebermass.
Auch Du lernst sie einst kennen,
Mit der Liebe Gewalt!
BEIDE
Nur Liebe kann verstehen
Das unsichtbare Wehen,
Die Sprache der Natur:
Und ihrem verklärenden Walten
Erscheinen die Traumgestalten
Mit nie geahnter Pracht
Im süssen Zauber der Nacht.
Natur von Wonne erfüllt!
Der Mond lächelt hernieder,
Die Welt ruht glanzumhüllt.
Nur dort die einsame Grille
Lockt mit klagender Stimme
Durch die friedliche Stille
Aus den Blumen hervor.
Und die Nachtigallen jubeln
Ihren Liebesgesang
Zu den Sternen empor;
Aus flüsternden Platanen
Schwebt der wonnige Klang
Zu dem lauschenden Ohr.
Heller schimmert die Welle,
Leiser rauschet die Quelle,
Sanfter der Wipfel dunkeles Meer,
Stiller und stiller wird's rings umher.
Harmonie im Welten-All!
Nur die liebessel'ge Brust
In unnennbarer Lust
Giebt dir vollen Wiederhall!
Harmonie im Welten-All!
Beide wandeln, mit verschlungenen Armen, langsam quer über den vorderen Theil der Bühne. Hero lehnt ihr Antlitz auf Ursula's Schulter, um ihre Thränen zur verbergen. Ursula trocknet Hero's Thränen und sucht sie zu beruhigen, bis Hero wieder lächelt. Ursula pflückt einen Rosenstrauss, während Hero in Träumen versunken bleibt. Ursula reicht Hero die Rosen. Hero, den Arm auf Ursula's Schulter gelehnt, entblättert die Rosen träumerisch, während Beide langsam nach dem Hintergrunde gehen. Beide verschwinden in den Park.
ZWEITER AKT
Im Palaste des Gouverneurs. Grosser Saal, durch dessen Säulen man in einen zweiten, kleineren sieht, in welchem Somarone mit seinen Sängern und Musikern, bei einem Trinkgelage sitzend, sichtbar ist. Glänzende Beleuchtung. Im Vordergrunde, also im grossen Saale, Tanz.
SZENE 1
Tänzer. Tänzerinnen. Somarone. Musiker. Sänger. Sängerinnen. Diener.
Nach dem Ballet.
CHOR DER MUSIKER
aus dem kleinen rückwärtigen Saale, mit den Gläsern auf die Tische klopfend.
He! Holla! Per Bacco! Wein! Mehr Wein!
Marsala! Syracuser! Wein, Wein, Wein!
Diener bringen Wein.
EINZELNE
Und Ihr, Herr Somarone,
Improvisirt uns einen Rundgesang!
SOMARONE
Recht gern! Doch Ihr begleitet mich!
Trompeter, blast! Guitarren in die Hand!
Des Mars und Bachus Zauberklänge
Begleitet Ihr mein Lied!
Die Sängerinnen, Sänger und Musiker bilden eine malerische Gruppe; Guitarren in den Händen der Frauen, Blasinstrumente von Musikern gespielt u.s.w. Andere heben die Gläser.
Nr. 9 - Trinklied
SOMARONE
das Glas in der Hand
Der Wein von Syrakus
Ist Kenner-Genuss!
Dem Lavastrome gleich
Durchglühet er Euch.
Ob am Aetna-Rand
Seine Wiege stand?
Trinkt Syrakuser Wein,
Schenkt ein!
CHOR
Trinkt Syrakuser Wein,
Schenkt ein!
SOMARONE
Doch ein edler Getränke
Ist Marsala!
CHOR
Marsala!
SOMARONE
Keiner kommt ihm nah'!
Der beseelt, inspirirt,
Wie bei mir man verspürt.
Aechtes Landes-Kind,
Wie wir Alle sind,
Trinkt Sicilianer Wein
Allein!
Einige schlagen mit den Gläsern auf den Tisch.
CHOR
Ein prächtig Lied!
Genial improvisirt.
Nun singt
Und trinkt
Ihm nach,
Wenn Ihr's versteht.
Hoch lebe, hoch
Unser Meister-Poet!
SOMARONE UND CHOR
Der Wein von Syrakus
Ist Götter-Genuss;
Dem Lavastrome gleich
Durchglühet er Euch.
Ob am Aetna-Rand
Seine Wiege stand?
Trinkt Syrakuser Wein,
Schenkt ein!
Doch ein edler Getränke
Ist Marsala,
Keiner kommt ihm nah'!
Der begeistert zum Lied,
Wie man hier ersieht!
Aechtes Landes-Kind,
Wie wir Alle sind,
Trinkt Sicilianer Wein
Allein!
CHOR
sich erhebend
Bravo! Bravo! Noch einen Vers!
SOMARONE
Noch einen? O, noch ein Dutzend, wenn Ihr wollt!
Alle sind, mit Gläsern oder Instrumenten in der Hand, nach vorne gekommen.
SOMARONE
im Vordergrunde. Mit sichtlichen Zeichen der Betrunkenheit.
Der Wein der Wein, (Hm!)
Nun der Wein von Syrakus
Macht leicht confus.
CHOR
lachend
O, grosser Poet,
Du wirst verdreht!
Trink mehr noch
Vom Marsala-Wein,
Dann fällt Dir was ein.
Wir singen Dir's vor
Im Chor:
SOMARONE UND CHOR
Der Wein von Syrakus
Macht leicht confus;
Einer Tromba gleich
Umwirbelt er Euch;
An der Scylla Strand
Wohl die Wiege stand?
Trinkt Syrakuser Nass
Vom Fass!
Doch ein edler Getränke
Ist Marsala,
So wie dieser da!
Der beseelt, inspirirt,
Wie bei uns man verspürt.
Aechtes Landes-Kind,
Feurig und geschwind,
Trinkt Sicilianer Wein
Allein!
Ein Diener mit einem ungeheuren Flaschenkorb tritt ein.
CHOR
Hoch! Hoch! Hurrah!
Die Flaschen werden dem Diener abgenommen.
SOMARONE
Nun in den Park! Im Mondschein trinkt sich's kühler!
Doch bleibt mir nüchtern, wenn Ihr's könnt!
Wir haben heut' noch viel zu schaffen.
CHOR
In den Park! In den Park!
Im Abgehen singend.
's giebt kein edler Getränke
Als Marsala!
Hoch der Wein von Marsala!
La, la!
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SZENE 2
Beatrice allein
Nr. 10 - Recitativ und Arie
BEATRICE
Während des Vorspiels erregt auftretend; sie ist in festlichem Anzuge.
Recitativ
Gott! Was hab' ich vernommen!
Mein Herz jauchzt empor,
Meine Brust will zerspringen:
Benedict ist's ein Traum?
Benedict liebte mich?
Arie
Ich ahnt' es längst,
Er liebt nur mich!
Doch wollt' ich nimmer
Mir's gestehen.
Als zum Kampf er gezogen,
Da fühlt' ich allzusehr,
Wie er mir sei gewogen,
Wie der Abschied ihm so schwer!
Und auch meine Brust
Schlug für ihn
Unbewusst.
Er zog von dannen
Kehrt er wohl wieder?
Hat er den Sieg,
Den Tod gefunden?
Fragt' ich mich bang'
In trüben Stunden.
Dann sah ich oft im Traum
Ihn von Gefahr umgeben:
Der Feind stürmt' wild herbei
Ich vernahm sein Geschrei,
In Strömen floss das Blut,
Den Unsern sank der Muth,
Ich sah, wie er noch stand,
Wie er focht, wuthentbrannt,
Dann sah ein Schwert ich blinken,
Seine Brust traf der Stahl! ....
Ich sah ihn sinken,
Sah seine Todesqual ....
Ich schreie laut,
Ruf' um Hilfe,
Flieg' herbei
Schon war's zu spät,
Er verschied
In meinem Arm.
Entsetzt fahr' ich empor,
Sein Tod war nur ein Traum,
Ich lache über mich
Und ihn,
Spotte seiner Gefahren,
Und doch,
Mein Herz erbebt',
So oft ich sein gedachte.
Er liebt ja mich,
Ich wusst' es längst,
Doch wollt' ich nimmer
Mir's gestehen.
Als zum Kampf er gezogen,
Da fühlt' ich allzusehr,
Wie er mir sei gewogen,
Wie der Abschied ihm so schwer.
Und auch meine Brust
Schlug für ihn
Unbewusst
Er liebt nur mich,
Ich wusst' es längst!
Lieb' ich auch ihn?
Ja, Benedict, ich liebe Dich!
Dir will ich angehören,
Nur Dir will Treu' ich schwören;
Du hast gesiegt,
Mein Stolz erliegt!
O komm'!
Ich lieb' Dich treu und wahr!
Lebwohl
Du Uebermuth, auf immerdar!
Dein Ziel, Du hast es erreicht,
Dein Herz hat das meine erweicht!
Mein Hohn verstummt,
Mein Spott versiegt,
Mein Mädchenstolz, er unterliegt!
Unsre Geister sind verwandt!
Nimm als Preis denn meine Hand!
Du bist aller Opfer werth:
Du hast lieben mich gelehrt!
Beatrice wendet sich zum Abgehen, wird aber von der, mit Ursula eintretenden Hero zurückgehalten.
SZENE 3
Beatrice. Hero, als Braut gekleidet, ohne Schleier und Kranz. Ursula, gleichfalls im Festschmucke. Später 4 Brautjungfern, dann Herren und Damen.
HERO
Was fehlt Dir, Beatrice? So allein,
Dem Festesjubel fern?
BEATRICE
Mir ist nicht wohl,
Verstimmt, zerstreut. Hero, ich möchte weinen,
Und wenn ich lache, so versteh's als Thränen.
URSULA
Seid Ihr verliebt?
BEATRICE
Was meint die Närrin?
URSULA
Nichts!
Gott schenke Jedem, was sein Herz begehrt!
BEATRICE
Ich bin recht krank, mir steigt das Blut zu Kopf!
URSULA
Legt Benedictenkraut Euch auf das Herz,
Das ist probat!
BEATRICE
heftig
Was, Benedict? Ihr lacht?
Was meint Ihr mit der plumpen Anspielung?
URSULA
Ich meint' Signore Benedict. Nun, der
Schwur einst die Liebe ab, und jetzt, beim Himmel,
Ist er verliebt wie and're Menschenkinder!
BEATRICE
zu Hero, sehr erregt
Sie treibt mich fort mit albernem Geschwätz!
HERO
Dein Zustand ängstigt mich,
schwärmerisch
die ich so glücklich bin!
Nr. 11 - Terzett
HERO
Den Mann, den so hoch ich verehrt,
Soll durch meine Hand ich beglücken;
Mein Leben erhält
Durch ihn erst Werth,
Ich preise das Loos,
Das durch ihn mir bescheert!
URSULA
Den Mann, den so hoch sie verehrt,
Will durch ihre Hand sie beglücken;
Ihr Leben erhält
Durch ihn erst Werth,
O, seliges Loos,
Das die Liebe bescheert!
BEATRICE
träumerisch
Den Mann, den so hoch Du verehrt,
Darfst mit Deiner Hand Du beglücken!
Dein Leben erhält
Einen neuen Werth!
Glücklich Dein Loos,
Das die Liebe bescheert!
HERO UND URSULA
bei Seite, Beatrice beobachtend
Welch' sanfter Ton?
Sie scheint bewegt,
Das Mittel wirkt!
URSULA
Doch wie?
Mir scheint das Herz Euch schwer?
Ist's etwa Neid,
Der unsre Freundin quält?
Nein, nein!
Ihr liebt die Freiheit viel zu sehr,
Ihr thut mir leid,
Ihr bleibt ja unvermählt!
BEATRICE
Ich voll Neid? Ich vermählt?
Nein, nie!
Folgsam gehorchen dem Ehe-Tyrann?
Er mein Herr?
Nimmermehr!
Lieber will ich in Klostermauern
Mein Leben vertrauern,
Eh' ich mich beuge je einem Mann!
HERO
O, Himmel! Verhüte das Loos:
Dass je ihr kaltes Herz
Empfände Liebes-Schmerz!
Das Unglück wäre zu gross!
Wenn Deine Schönheit einst,
Dein hoher Geist,
Der so stolz sich erweist,
Das Herz des edelsten Mannes besiegen,
Du schmachtend siehst ihn vor Dir liegen.
HERO UND URSULA
Komme nie der Tag,
Wo Du musst gestehen,
Dass der Liebe Flehen
Auch Dein Herz erlag!
BEATRICE
Nimmer traue ich Männerschwüren,
Lasse durch Seufzer mich niemals rühren,
Nie erweicht mich der zärtlichste Ton!
Könnt' auch den stolzesten Mann ich besiegen,
Schmachtend liesse den Armen ich liegen,
Seine Thränen verlacht' ich,
Seine Schwäche veracht' ich,
Mein Hohn nur wär' sein Lohn!
URSULA
Oft im besten Ehestand
Muss man erfahren,
Dass mit den Jahren
Die Liebe schwand.
Dann kommt zu spät die Reu'!
Ach! schwerer ist Nichts zu wahren,
Als Männer-Treu!
HERO
Dann schleicht sich herein
Die Eifersucht!
Sie kommt über Nacht
Mit furchtbarer Macht
HERO UND URSULA
Sie quält in dämonischer Lust
Die liebende Brust
Mit höllischer Pein!
HERO
Ha! Wenn mein Gemahl ....
Gott! Welcher Gedanke!
Wenn er kalt mich verliess,
Wenn mein Herz er verstiess,
Wenn er bräche die Treue, ....
Welche Qual!
BEATRICE
sich vergessend
Ha! Könnt' er mich verschmähen!
Rasend würd' ich vor Wuth:
Sühnen müsst' es sein Blut!
HERO
lachend
Was hat so in Wuth Dich gebracht?
Hat Eifersucht denn auch noch Macht
Im kältesten Herzen?
Doch ist's nicht Frevel, zu scherzen?
Mich liebt ja Claudio allein,
Bald ist er mein!
HERO
Den Mann, den so hoch ich verehrt,
Soll durch meine Hand ich beglücken;
Mein Leben erhält
Durch ihn erst Werth,
Ich preise das Loos,
Das die Liebe bescheert.
BEATRICE
Den Mann, den so hoch Du verehrt,
Darfst durch Deine Hand Du beglücken!
Dein Leben erhält
Einen neuen Werth,
Glücklich Dein Loos,
Das die Liebe bescheert!
URSULA
Den Mann, den so hoch sie verehrt,
Will durch ihre Hand sie beglücken,
Ihr Leben erhält
Durch ihn erst Werth,
O seliges Loos,
Das die Liebe bescheert!
Vier Brautjungfern, weiss gekleidet, treten mit Schleier und Kranz ein.
URSULA
Wir müssen fort, der Trauung Stunde schlug
Und man erwartet Euch!
HERO
In Gottes Namen!
Komm'! Beatrice!
BEATRICE
Ja! Ich folg' Euch gleich.
Damen und Herren sind eingetreten. Hero wird von den Mädchen mit Schleier und Kranz bekleidet und geht dann an der Spitze des den nachfolgenden Chor singenden Brautzuges mit Ursula ab. Beatrice sieht ihnen träumerisch nach.
Nr. 12 - Brautlied
CHOR
Komm', komm'! die Stunde nahet!
Komm', hochbeglückte Braut!
Reine, zarte Mädchenblüthe,
Die in holder Scham erglühte:
Flicht den Brautkranz Dir in's Haar,
Lass Dich führen zum Altar!
Der Geliebte harret Dein,
Dir der Treue Schwur zu weih'n.
Komm', hochbeglückte Braut,
Der Gatte harret Dein!
Beatrice hat während des Gesanges schon ihr Angesicht verhüllt, als wenn sie Thränen zurückhalten wollte.
SZENE 4
Beatrice. Benedict.
Benedict tritt, vorsichtig sich umblickend, auf; Beatrice sieht ihn erst, als sie sich umwendet. Beide erschrecken.
BEATRICE
Ach!
BENEDICT
verlegen
Ach! Schöne Beatrice,
Man sucht Euch.
BEATRICE
erschrocken
Mich? Ihr sucht mich, Benedict?
BENEDICT
sich fassend
Wie? Sagt ich das? Nicht achtet d'rauf. Seit Kurzem
Sprech' ich, was früher nimmer ich gedacht.
BEATRICE
gefasst
Und denkt, was Ihr nicht spracht?
BENEDICT
Vielleicht auch das!
BEATRICE
So könnt Ihr, was Ihr spracht, auch nicht vertreten.
Was denkt Ihr jetzt?
BENEDICT
Ich denk', dass ich Euch liebe!
BEATRICE
Das klingt so seltsam, fast, als wär' es wahr!
BENEDICT
Es ist so wahr, als es Euch seltsam scheint!
Bei meinem Schwert: Du liebst mich, Beatrice!
Und zwingen will ich den, mein Schwert zu essen,
Der sagt: Ich lieb' Dich nicht.
BEATRICE
Verzeih' mir's Gott!
Ich war bereit zu einer argen Sünde!
Fast hätt' ich Euch gesagt, dass ich Euch liebe.
BENEDICT
Thut's denn und schwört bei Eurem ganzen Herzen!
BEATRICE
Das wäre Meineid, denn, wenn ich Euch liebte,
Wär' Euer ja mein Herz und nicht mehr mein!
BENEDICT
Besiegelt's durch 'nen Kuss!
BEATRICE
ausweichend
Nicht Lohn noch Strafe
Will ich für meine Liebe.
BENEDICT
Dann sprich, für welche meiner Fehler Du mich liebst?
BEATRICE
Für alle, denn sie stehen so zusammen,
Dass keine Tugend zwischen sie sich drängt.
Sag' lieber, weshalb liebst Du meine Tugend?
BENEDICT
Weil Deine Fehler selbst mir Reize scheinen.
Und ich so keinen missen wollte! Komm'! Zu Deinem
Oheim!
BEATRICE
Das ist zu spät, da kommt er selbst!
SZENE 5
Don Pedro. Leonato. Hero mit Schleier und Kranz. Clandio. Beatrice. Benedict. Notar. Ursula. Hochzeitsgäste. Gefolge. Diener.
Alle treten in feierlichem Zuge ein.
Nr. 13 - Grosses Ensemble
Um den Festzug einzuführen und auf der Bühne zu ordnen, bedarf das Ensemble einer Instrumental-Einleitung. Deshalb sollen, nach Anordnung des Componisten, die ersten 13 Takte im Orchester erst allein gespielt und dann mit Chor repetirt werden.
Beatrice. Hero. Ursula. Benedict. Claudio. Don Pedro und Chor.
ALLE
Herr! der die Kraft uns gab,
Dass wir den Feind bezwungen,
Blick' gnädig jetzt auf uns herab!
HERO UND CLAUDIO
Du, dem die Herzen kund,
Den preisen alle Zungen:
O, seg'ne unsern Liebesbund!
Erhöre unser heisses Fleh'n,
Vernimm den Schwur der ew'gen Treue!
Lass stets uns Deine Pfade geh'n,
Gieb unserm Bund die rechte Weihe!
ALLE UEBRIGEN
Du, dem die Herzen kund,
Den preisen alle Zungen:
O, seg'ne diesen Ehe-Bund!
Erhöre, Herr, ihr heisses Flehn,
Hör' ihren Schwur der ew'gen Treue!
Dies Paar lass Deine Pfade geh'n,
Gieb ihrem Bund die rechte Weihe!
ALLE
Herr, der die Kraft uns gab,
Dass wir den Feind bezwungen:
Blick' gnädig jetzt auf uns herab!
Ein Tisch mit Schreibzeug ist gebracht worden, zu welchem der Notar jetzt tritt und seine Papiere dort ausbreitet.
LEONATO
Ist Alles bereit?
NOTAR
Die Kontrakte sind fertig;
Noch fehlt die Unterschrift.
LEONATO
zu Claudio
So zeichne denn zuerst, mein theurer Sohn!
Claudio unterschreibt.
DON PEDRO
Nun, holde Braut!
Hero unterzeichnet.
NOTAR
Die Zeugen später! Nun erst den Kontrakt!
DON PEDRO
Es ist gescheh'n!
NOTAR
Der erste, ja! Allein
Der zweite noch!
DON PEDRO
Und wer will noch hier frei'n?
NOTAR
Ein zweites Paar, so wurde ich entbeten,
Das auch gewillt, heut' in die Eh' zu treten!
Benedict tritt zagend vor.
LEONATO
Ihr, Ehefeind, Ihr seid's doch sicher nicht?
BENEDICT
leise und hastig zu Beatrice
Liebt Ihr mich, Fräulein?
BEATRICE
Nein! Nicht mehr als billig!
BENEDICT
So ist es Trug, was Euer Oheim spricht?
BEATRICE
Liebt Ihr mich denn?
BENEDICT
Das Herz ist leidlich willig,
Allein die Lippe ist's noch immer nicht!
BEATRICE
So hat die Muhme mich und Ursula
Schelmisch getäuscht. Sie schwuren mir, Ihr liebtet!
BENEDICT
Und nehmen will ich Dich, weil der Kontrakt
Doch einmal fertig!
BEATRICE
Und ich schlage ein,
Um Gotteswillen, weil kein Schlimm'rer da!
Benedict und Beatrice unterzeichnen rasch den Kontrakt.
LEONATO
Herbei! Herbei! Und stimmet an!
Somarone ist mit Musikern und Sängern aufgetreten, stellt Alle auf und giebt mit dem Taktstock ein Zeichen. Zugleich kommen 4 Diener, welche Stangen mit Inschriften tragen, die noch nicht zu sehen sind, weil die Schrift nach rückwärts gekehrt ist. Andere Diener tragen den Tisch schnell fort. Die 4 Diener stehen in der Mitte in einer Linie; rechts und links die Musiker. Alle Uebrigen weichen nach beiden Seiten zurück. Beatrice und Benedict allein, verwundert im Vordergrunde.
Nr. 14
ERSTER DIENER
dreht beim zweiten Schlag der grossen Trommel rasch seine Stange um, so dass die Inschrift zu lesen ist:
»Hier ist«.
ALLE, ausser BENEDICT UND BEATRICE
auf Benedict mit Fingern weisend, und von der Inschrift ablesend:
»Hier ist.«
ZWEITER DIENER
dreht beim dritten Schlag rasch seine Stange, auf der zu lesen ist:
»Zu seh'n«.
ALLE
wie oben
»Zu seh'n.«.
DRITTER DIENER
ebenso beim vierten Schlag
ALLE
»Benedict.«.
VIERTER DIENER
ebenso beim fünften Schlag
ALLE
»Als Ehemann.«.
Alle lachen.
BENEDICT
Lacht immer zu! Der Ehemann weiss sich zu trösten!
Das war ein schwerer Sieg, den Ihr errungen!
Ihr habt ein liebend Paar zur Eh' gezwungen!
Nr. 15 - Scherzo-Duettino
Gegenseitige Beglückwünschungen und Begrüssungen. Das Vorspiel muss unterstützt werden von sehr vornehmen Manieren auf der Bühne.
Benedict und Beatrice sind nach dem Vordergrund gekommen.
BENEDICT
Die Liebe lodert empor,
BEATRICE
Sie flackert hin und her,
BENEDICT
Ein Irrlicht bricht sie hervor,
Wer weiss woher?
BEATRICE
Blitzt auf und huscht vorbei,
Und schliesst die tollsten Ehen!
BENEDICT
Was hilft's, dass klug man sei?
Schon ist's geschehen!
BEATRICE
Mich rührte das stumme
Schmachten des Armen!
BENEDICT
Mich jammert' die heisse
Liebe der Armen!
BEATRICE
Ich war allzu weich.
BENEDICT
Ich erhörte Euch.
BEIDE
Nur aus Erbarmen!
Unser letzter Streich
Sei der tollste zugleich:
Ich liebe Euch!
Das Unglück ist nun da,
Wer weiss denn, wie's geschah?
Bei verlorenem Spiel
Hilft die Reue nicht viel!
BEATRICE
Scheint er mir doch werth,
Dass man sich bekehrt,
Hat sich brav gewehrt!
BENEDICT
Scheint sie mir doch werth,
Dass man sich bekehrt,
Hat sich brav gewehrt!
BEIDE
Heute bleibe der Liebe Sieg;
Morgen beginne auf's Neue der Krieg!
ALLE
Der Krieg!
Benedict umarmt Beatrice, Claudio Hero.