Libretto: Fierrabras

from Franz Schubert


Personen:
KÖNIG KARL (Bass)
EMMA, seine Tochter (Sopran)
ROLAND,fränkischer Heerführer (Bariton)
OGIER, fränkischer Heerführer (Tenor)
EGINHARD, Ritter an Karl's Hofe (Tenor)
BOLAND, Fürst der Mauren (Bass)
FIERRABRAS, sein Sohn (Tenor)
FLORINDA, seine Tochter (Sopran)
MARAGOND, ihre Vertraute (Sopran)
BRUTAMONTE, maurischer Anführer (Bass)
OLIVIER (Sprechrolle)

CHOR
Fränkische und maurische Ritter und Krieger. Jungfrauen. Volk



ERSTER AKT

Halle im königlichen Schlosse, welche hinten offen ist, links eine Thür, rechts ein Fenster


ERSTE SZENE
Emma mit weiblicher Handarbeit beschäftigt. Jungfrauen spinnend

Nr. 1 - Introduktion

CHOR
Der zarte Silberfaden rinnt emsig durch die Hand;
Erst glänzt er im Gewebe, und dann im Festgewand.
(SOLO)
Sobald der Säugling grüsset das Licht, das ihn belebt,
Die Hülle ihn umfliesset, von Spinnerhand gewebt.
Am Tag der höchsten Freude, am frohen Hochzeitstag,
Formt sich zum Feierkleide, was Spinnerhand vermag.
ALLE
Der zarte Silberfaden etc.

Emma ist während des Liedes in trübes Nachsinnen versunken

EMMA
Ihr hört schon auf?

EINE SPINNERIN.
Der Schluss ist gar zu traurig.

EMMA
Drum grade lieb' ich ihn.

EINE SPINNERIN.
Wohlan, so singt ihn selbst.

EMMA
Die Thränen birgt das Linnen um heil'ger Treue Bruch;
Ruft dich der Tod von hinnen, birgt dich das Leichentuch.

Emma steht auf und geht langsam zum Fenster, wo sie gedankenvoll stehen bleibt. Die Mädchen packen während des Folgenden ihre Arbeit zusammen und gehen links ab

ALLE
Der zarte Silberfaden rinnt emsig durch die Hand,
Wer weiss, ob er nicht dienet dereinst zum Trauerpfand.

Die Mädchen ab. Eginhard tritt ein. Sobald er sieht, dass die Mädchen weggegangen sind, geht er zu Emma, die ihn nicht bemerkt und fasst ihre Hand

ZWEITE SZENE

EMMA UND EGINHARD
Geliebte!

EMMA
erschrickt, dann zärtlich
Eginhard, bist du's?

EGINHARD
Was macht dich so erbeben, liebst du mich nicht mehr?

EMMA
Ob ich dich liebe!
Ich liebe dich, und lass dich nicht,
Wenn auch Gefahren uns umdrohn!

EGINHARD
Der König kehrt zurück!

EMMA
Mein Vater! - mein ganzer Muth sinkt mir dahin.

EGINHARD
zieht sie an sich
O fasse dich!

Nr. 2 - Duett

EGINHARD
O mög' auf froher Hoffnung Schwingen
Bald unser Glück der Nacht entflieh'n.

EMMA
Zum fernen Ziele lass uns ringen
Mit reiner Sehnsucht heissem Glüh'n.

BEIDE
reue Liebe lässt die Seele
Muthig trotzen jeder Pein,
Wie uns auch der Kummer quäle,
Endlich lacht uns Sonnenschein!

Lärm hinter der Scene

EGINHARD
Der König naht; auf Wiedersehen.

Er geleitet sie schnell an die Thür links. Emma ab

DRITTE SZENE

Eginhard, König Karl, Roland, Ogier und gefangene Mauren. König Karl, von Roland, Ogier, Rittern, Damen und Pagen umgeben, naht in feierlichem Zuge und besteigt einen an der linken Seite errichteten Thron, während ihm von dem eindringenden Volke laute Huldigungen dargebracht werden. Eginhard verbeugt sich vor ihm, der König und die Ritter begrüssen Eginhard. Trabanten tragen die eroberten Trophäen voraus
.
Nr. 3 - Marsch und Chor

MÄNNER UND RITTER
Aus blutigem Gefechte
Der Sieger kehrt zurück;
Die Feinde wurden Knechte
Uns strahlte hold das Glück.

FRAUEN UND JUNGFRAUEN
Den Sieger lasst uns schmücken
Mit frischem Lorbeerkranz,
Wie strahlt aus seinen Blicken
Des edeln Muthes Glanz.

ALLE
Aus blutigem Gefechte etc.

KARL
Den Sieg hat Gott in unsre Hand gegeben,
Euch wackern Helden sagt der König Dank.
Mit dem geschlag'nen Maurenfürsten Boland
Gilt's noch den Frieden zu verhandeln.
Mit milder Botschaft send' ich euch zu ihm.
Du, Eginhard, getreuer Hüter meines Hauses,
Schliess dich dem Friedenszuge an.

Eginhard verbeugt sich mit einiger Verlegenheit; zustimmende Bewegung unter den Übrigen

ROLAND
Geruhe, grosser König,
Jetzt der Gefang'nen Schicksal zu entscheiden.

KARL
So sei's; führt die Gefang'nen vor.

Roland giebt nach dem Hintergrunde zu ein Zeichen. Während des folgenden Chores werden die gefangenen Mauren hereingeführt, welche dem König zu Füssen fallen. Fierrabras befindet sich unter ihnen; er allein bleibt mit verschlungenen Armen und finster trotzigem Ausdruck stehen, ohne aufzublicken

CHOR.
Die Krieger nah'n aus Feindesland,
Die unser Heer stark überwand.

KARL.
Des Krieges Los hat euch mir übergeben,
Doch fürchtet nichts: im wilden Sturm der Schlachten
Sei von dem Sieger Grossmuth nie vergessen.
Steht auf!
Sie stehen auf.
Zur Heimat kann ich euch nicht senden,
Doch wandle jeder frei in meinem Staat,
Bis segenvoll der Friede wiederkehrt.

CHOR.
Dem Fürsten Heil und Segen,
Der milde Eintracht schafft!
Ihm spriesset froh entgegen
Des Volkes beste Kraft.

KARL
nachdem er den noch immer unbeweglich stehenden Fierrabras scharf beobachtet
Wer bist du, dessen tiefgesenkter Blick
Die Erde sucht? Ob Zorn, ob Scham dich leite,
Sag' an!
Fierrabras macht eine Bewegung des Unwillens
Gar ungestümen Sinnes scheinst du.

ROLAND.
Verzeih' ihm, Herr; die Scham -

KARL.
Macht ihn verwegen;
Doch soll er Rede steh'n. Sag', stolzer Fremdling,
Was bindet deine Zunge?
Scharf
Gieb mir Antwort!

FIERRABRAS
auffahrend
Verdammenswerthes Schicksal!

ROLAND.
Lass ihn schweigen,
Ihn quälet sein Geschick. - Am Rand der Ebene,
Wo sich des Heeres ganze Macht entfaltet,
Drang durch die engen, dichtgeschloss'nen Reih'n
Mit wildem Muth der Tapfre auf mich ein;
Tod ist sein Blick, Verderben seine Streiche,
Rings Alles weicht; da beut er mir den Kampf.
Alsbald entbrennt ein mörderisches Kämpfen,
Das Alle mit Bewunderung erfüllt;
Lang währt der Streit im Angesicht des Heeres,
Das staunend theils und fürchtend uns umgiebt,
Bis endlich, übermannt, er mir erliegt. -
Gebärde finstren Unmuths von Seite des Fierrabras
Gefangen steht er hier, doch als ein Held.
Fierrabras verharrt in stolzer ablehnender Haltung

KARL
Ein Held, ward er besiegt von einem Helden.
Zu Fierrabras
Dein Los ist traurig zwar, doch ehrenvoll.

ROLAND
O Herr, noch kennst du nicht den Feind, der vor dir steht;
So höre: Fierrabras ist's, den du siehst,
Des Maurenfürsten Sohn.

KARL
steht auf, gewichtig
Nimm deine Freiheit! bist du ein Held,
Wirst du sie nicht missbrauchen.

Fierrabras verneigt sich ehrfurchtsvoll vor Karl. Roland geht auf Fierrabras zu und reicht ihm die Hand

VIERTE SZENE
Vorige, Emma mit Jungfrauen. Sobald Fierrabras Emma erblickt, lässt er die äusserste Überraschung erkennen

EMMA
naht Karl und überreicht ihm einen Kranz
Der Landestöchter fromme Pflichten
Weih'n, Vater, dir die Heldenzier;
Mir ward das Amt, es zu verrichten,
Für sie reich' ich den Lorbeer dir.

Karl schliesst Emma zärtlich in die Arme

JUNGFRAUEN
Vaterhuld und milder Sinn
Schmückt den hohen Helden.
Seiner Tugenden Gewinn
Wird die Sage melden.

KARL
Mir darfst du, Tochter, diesen Kranz nicht weihen,
Der Held des Tags
Auf Roland zeigend
hat ihn verdient.
Ihm, Roland, ihm, dem Sieger, dem Bezwinger,
Ihm reich' den grünen Kranz, des Sieges Ehre.

Die Jungfrauen nahen, Roland lässt sich auf ein Knie nieder und empfängt den Kranz. Fierrabras betrachtet Emma mit leidenschaftlichen Blicken

JUNGFRAUEN
Dir reichen wir mit Freuden
Den Kranz, du starker Held,
Der du der Feinde Scharen
Mit kühner Hand zerschellt.

FIERRABRAS
leise zu Roland
Wehe mir! Die Heissgeliebte ist's,
Die ich in Rom beim heil'gen Fest erblickt
Und der mein ganzes Herz gehört.

ROLAND
in höchster Überraschung, leise
Welche Ahnung! - doch sie, die an deiner Seite stand,

FIERRABRAS
- war meine Schwester.

ROLAND
Sag', lebt sie noch?

FIERRABRAS
Sie lebt.

KARL
Nun weiht euch alle der Siegesfreude
Zum Friedenszuge ruft euch der neue Tag.

CHOR
Aus blutigem Gefechte
Der Sieger kehrt zurück,
Die Feinde wurden Knechte,
Uns strahlte hold das Glück.

Alle ab ausser Fierrabras und Roland

FÜNFTE SZENE

FIERRABRAS UND ROLAND
Kaum wag' ich es zu glauben:
Die Theure, die so plötzlich ich verlor,
Ist deine Schwester.

FIERRABRAS
In Treuen denkt des Frankenritters sie,
Dess liebeglüh'nde Blicke die ihren fanden.
Ja, mein Freund! Dir lacht das Glück auf allen Wegen.
Doch trübe ist mein Geschick: nie nenn'
Ich Emma, die Holde, mein.

ROLAND
ergreift seine Hand
Sei der Unsre ganz, und lass uns fest
Auf die Zukunft bauen.

Nr. 4 - Duett

FIERRABRAS UND ROLAND
Lass uns muthvoll hoffen,
Bis das Ziel erreicht.
Lass uns kraftvoll ringen
Bis der Kummer weicht.
Noth und Mühe schrecken
Tapfre nicht zurück:
Den, der kühn gerungen,
Lohnt das höchste Glück.

Verwandlung
Garten. Im Hintergrunde links Frauenwohnung mit einem Balkon. Nacht. Mondschein

SECHSTE SZENE

Nr. 5 - Finale

EGINHARD
späht vorsichtig umher, er trägt eine Laute und nähert sich der Wohnung
Der Abend deckt die stille Flur,
Mein Glück muss ich bald meiden;
Geliebte, hör' der Liebe Schwur,
Bald muss dein Treuer scheiden.
O bittrer Trennung schweres Los,
Die Thräne schwimmt im Blicke,
Sein herb Geschick, es reisst ihn los
Vom kaum gefühlten Glücke.

Emma wird auf dem Balkon sichtbar

EMMA
Doch kehrst du heim im Siegesglanz,
Dann naht dein Glück aufs Neue;
Des Ruhmes schwer errung'nen Kranz
Reicht dir die Hand der Treue.

Emma verschwindet vom Balkon und kommt sogleich unten aus der Thür. Eginhard umarmt sie und geleitet sie zärtlich nach links in den Garten

SIEBENTE SZENE
Fierrabras hinter der Scene

FIERRABRAS
kommt langsam von rechts
Was quälst du bange Ahnung mich?
Der Zweifel foltert meine Seele;
Ich sauge Lust aus ihrem Blick
Doch sie! wird sie den Liebenden erhören.
In tiefbewegter Brust
Regt sich ein leises Sehnen;
Die Hoffnung schmeichelt süss,
Darf ich Erfüllung wähnen?
O schweig! verzagtes Herz!
Verstummt, sehnsücht'ge Klagen!
Dem Manne ziemt nicht Schmerz,
Er muss mit Fassung tragen.
In tiefbewegter Brust etc.

Bewegung in der Wohnung, die Fenster werden abwechselnd erhellt

Doch horch! was regt sich noch in stiller Nacht?
Des Flügels Fenster sind erleuchtet.
Bald leises Murren, bald ein wilder Lärm -

MÄNNERCHOR
von innen
Wo ist sie? schnell, verschwunden ist jede Spur!

FIERRABRAS
Seltsam Gebahren! Was mag das sein?
Belauschen will ich das nächtliche Treiben.

Er tritt seitwärts

ACHTE SZENE
Fierrabras, Emma, Eginhard, Männer hinter der Scene

Emma und Eginhard eilen auf die Bühne

EMMA UND EGINHARD
Angst und Schrecken
Tief erfassen, dumpf bedecken
Sie die Brust!
Schnell entfliehe
Wer sich schwerer Schuld bewusst!

MÄNNER
drinnen
Ohne Verweilen verfolgt die Spuren,
Schnell verschwunden ist jede Spur!

Eginhard will entfliehen, Fierrabras tritt ihm entgegen

FIERRABRAS.
Ha, hier waltet ein Verrath!
Zu Eginhard
Ich lass dich nicht entrinnen!

EGINHARD UND EMMA
's ist Fierrabras!

EMMA
Ha, Fierrabras!

FIERRABRAS
Wer ihr auch seid, die ihr des Hauses Ehre höhnt,
Zur Rache seht mich hier bereit.

Er stellt sich Eginhard entgegen

EMMA.
O schonet uns!

FIERRABRAS
Was seh' ich, Emma!

EGINHARD
O lass mich flieh'n!

FIERRABRAS
ihn erkennend
Eginhard! Was muss ich seh'n!

EMMA UND EGINHARD
Wie er verworren blicket,
Kaum birgt er seinen Drang.
Die Schuld, die mich bedrücket,
Erfüllt das Herz so bang!

FIERRABRAS
Der Rache Gluth ersticket
In mir des Mitleids Drang;
Er ist's, den sie beglücket,
Der ihre Gunst errang!

EMMA
wirft sich Fierrabras zu Füssen
Schütz' den Geliebten, rette mich vor Schmach!

EGINHARD
hebt sie auf
Fleh' den Barbaren nicht um Grossmuth an,
Durch seine Brust bahn' ich uns den Weg.

Eginhard zieht sein Schwert, das ihm Fierrabras mit einem schnellen Schwertstreich aus der Hand schlägt

FIERRABRAS
mit bittrem Hohn
Merkt auf, ob der Barbar die Grossmuth kennt.
Auf Emma zeigend
Wie heiss ich sie geliebt, weiss Gott allein,
Verderben könnt' ich beide euch! -
Seid beide frei!

EMMA UND EGINHARD
Hab' Dank, du Retter in Gefahren.

EMMA, EGINHARD UND FIERRABRAS
Leb' wohl, mög' dich des Himmels Schutz bewahren!

Eginhard entflieht, der Lichtschein in der Frauenwohnung ist erloschen.

NEUNTE SZENE

EMMA UND FIERRABRAS
Nun fasset Muth! Verbannt sei Eure Furcht,
Ich schütze Euch, Ihr habt mein Ehrenwort.
Wollt Ihr mir folgen, hohe Königstochter,
Ich führ' Euch bald an Eures Vaters Brust.

EMMA
erschrickt
Nein nimmermehr!
Ach, was soll ich beginnen,
Lass uns auf Rettung sinnen,
Sieh' meiner Thränen Fluth,
Lass nichts den Vater wissen,
Den Frevel würd' ich büssen
Mit des Geliebten Blut.

FIERRABRAS
In Euer Haus geleit' ich Euch zurück!
Eurem Wunsch will ich mich beugen
Mit männlich festem Muth.

Fierrabras fasst Emma an der Hand, um sie in die Frauenwohnung zu geleiten; wie sie an der Pforte sind, tritt der König mit Gefolge, Dienern mit Fackeln, aus der Thür

ZEHNTE SZENE

VORIGE, KARL UND GEFOLGE.
Ha!

KARL
Wie! Emma hier? Und der Barbar bei dir?
Zu Fierrabras
So achtest du des Gastrechts heil'ge Sitten?
Verführer!

FIERRABRAS
auffahrend
Das ist zu viel! - So wisset -
Er sieht auf Emma und hält plötzlich inne

KARL
Ich weiss genug, dich zu verachten! Man rufe Roland!

Einige aus dem Gefolge entfernen sich, um Roland zu holen

EMMA UND FIERRABRAS
Das Blut fühl' ich erstarren
Im Kampf mit Lieb' und Pflicht,
Wird er die Schuld gewahren,
Trifft uns sein Strafgericht.

KARL
Mit Strenge zu verfahren,
Gebeut mir Vaterpflicht,
Ich will ihn wohl verwahren,
Der so Verträge bricht.

ELFTE SZENE

VORIGE UND ROLAND
Dich rief ich, Roland, dich bewährt und redlich,
Der meines Hauses Ehre stets bewacht.
In deine Hände geb' ich den Verräther,
Dass er den Frevel büss' in Kerkers Nacht.

ROLAND
Was ist gescheh'n? o sprich!

KARL
Wohl wirst du staunen!
An Emma wagt' der Kühne sich vermessen,
Entführte mit Gewalt sie meinem Arm.

ROLAND
Wär's möglich!
Zu Fierrabras
Unsel'ger!

KARL
Mit Recht fasst, Edler, dich Entsetzen,
Drum fort mit ihm!

ROLAND
Vergieb' ihm, den die Leidenschaft verblendet!

KARL
Kein Mitleid!
Solch frevle That verdienet solchen Lohn.

ROLAND
O Herr, bedenk, er hat mir selbst bekannt,
Heiss ist seine Liebe, doch so rein wie Gold!

KARL
befehlend
Du schweige und gehorche!
Du haftest mir für ihn!

Trompeten hinter der Bühne

KARL
Du hörst dies Zeichen, tapf'rer Held, bald will es tagen,
An euer Werk gemahnt der frühe Ruf;
Drum eil', dich zu den Freunden zu gesellen,
Dass ihr die Friedenssendung klug vollbringt.
Auf Fierrabras deutend
Für meinen Zorn bleib' er indess verwahrt.
Was er verbrach an meines Hauses Ehre,
Das büsse er mit harter Ahndung Schwere!

Während des folgenden Chores füllt sich bei allmählichem Tagesaubruch der Hintergrund mit Rittern und Kriegern, welche zum Gesandtschaftszuge gehören. Sie führen eine weisse Fahne, eine Palme und mehrere Symbole des Friedens

CHOR DER RITTER UND KRIEGER
Fort zum Feinde schickt uns König Karls Geheiss,
Doch der Friede bildet unsrer Sendung Preis.

EMMA UND FIERRABRAS
Dulden still und schweigen
Ist mir Pflichtgeheiss
Und kein Blick darf zeigen,
Was die Seele weiss.

ROLAND
Ernst und Strenge zeigen,
Ist ihm Pflichtgeheiss,
Und ich muss mich beugen,
Giebt er sie auch preis.

KARL
Ernst und Strenge zeigen,
Ist mir Pflichtgeheiss,
Vor des Frevels Zeugen
Gebe ich ihn preis.

Sie ordnen sich zum Zuge. Eginhard tritt in glänzender Rüstung auf, um sich an die Spitze des Zuges zu stellen. Als Emma ihn erblickt, beginnt sie zu wanken und sinkt in Roland's Arme. Eginhard will herbeieilen, wird aber durch eine abweisende Gebärde Karl's zurückgehalten und zieht mit den Rittern davon. Der Vorgang spielt sich sehr schnell ab

ZWEITER AKT

Felsige schluchtenreiche Gegend an der französischen Grenze, von einer Anhöhe begrenzt, über welche die Ritter herabkommen. Rechts ein Felsenvorsprung mit engem Zugang. Morgen

ERSTE SZENE
Eginhard, Ogier und Ritter mit der weissen Fahne, Palme und den anderen Friedenszeichen. Als sie am Abhang der Höhe stehen, kehren sie sich noch einmal nach der Seite, von welcher sie gekommen sind

Nr. 6 - Lied mit Chor

EGINHARD
Im jungen Morgenstrahle,
Den Blick dir zugewandt,
Grüss' ich zum letzten Male
Dich, theures Vaterland.

DIE RITTER
Im jungen etc.

ROLAND
hinter der Scene. Freudige Bewegung unter den Rittern
Der frühe Morgen sendet
Uns gold'gen Sonnenschein!
Doch wie der Tag noch endet,
Das weiss nur Gott allein.

RITTER
hinter der Scene
Der frühe Morgen sendet etc.

Roland kommt mit Rittern auf die Bühne. Herzliche Bewillkommnung zwischen ihm, Eginhard und Ogier, sowie zwischen den Rittern

EGINHARD UND ROLAND
O ew'ge Mächte, weilet
Ob uns in milder Huth,
Eh' uns Verrath ereilet,
Befreiet uns von Schuld.

ALLE RITTER
O ew'ge Mächte etc.

EGINHARD
etwas erregt zu Roland
Wie geht's Prinzessin Emma?

ROLAND
Sie hat sich schnell erholt,
Der Schreck nur übermannte sie,
Da Fierrabras, der Allzukühne,
An ihr sich zu vergreifen wagte.

EGINHARD
in höchster Betroffenheit
Fierrabras!

ROLAND
So ist's.
Dafür schmachtet er jetzt in Ketten.

EGINHARD
ausser sich
Fierrabras in Ketten!

ROLAND
Doch Freunde kommt, seid vorsichtig jetzt,
Wir gehn durch Feindesland.
Die Ritter gehen ab, während Eginhard in finster brütender Haltung vorn zurückbleibt
Wohlan, Eginhard!

EGINHARD
fährt auf
Lass einen Augenblick mich nur allein, ich folge gleich.

Roland geht ab

ZWEITE SZENE

EGINHARD
allein
O Gott! was hab' ich gehört!
Fierrabras, schuldlos, schmachtet im Kerker.

Nr. 7 - Recitativ, Marsch und Ensemble

EGINHARD
mit Entschluss
Beschlossen ist's, ich löse seine Ketten!
Zwei Mauren spähen hinter einem Felsen hervor und verschwinden wieder. Hinter einem anderen Felsen werden andere Mauren sichtbar, die ebenfalls verschwinden
Der Wunsch erfüllt mich reuevoll und heiss,
Um ihn, den tiefgekränkten Freund zu retten,
Geb' ich mein Leben, meine Liebe preis.

DRITTE SZENE
Eginhard, Brutamonte und Mauren

Eginhard, das Gesicht den links davonziehenden Rittern zugewandt, bleibt, in trübes Nachsinnen versunken, stehen. Von der Höhe und aus der Schlucht im Hintergrunde rechts schleicht Brutamonte mit einer Abtheilung Mauren heran. Als sie Eginhard erblicken, bleiben sie erst, ihn beobachtend, stehen - dann deuten sie auf die in der Entfernung wandernden Ritter, sehen ihnen durch längere Zeit nach, und als sie dieselben entfernt genug glauben, kommen sie von der Anhöhe herab und nähern sich Eginhard, der sie nicht bemerkt. Die Vorderen unter ihnen wollen Eginhard ergreifen. Dieser entwindet sich ihnen mit einer geschickten Seitenbewegung und zieht das Schwert gegen sie. Kämpfend gewinnt Eginhard den Felsenvorsprung im Vordergrunde rechts, auf den er hinaufeilt. Er schlägt die nacheilenden Mauren zurück und stösst ins Horn. In der Ferne ertönt ein Antwortsignal

BRUTAMONTE UND DIE MAUREN
aufmerksam horchend
Was mag der Ruf bedeuten?
Seid wohl auf eurer Hut!
Schafft ihn hinweg bei Zeiten,
Sonst strömet unser Blut!

Eginhard stösst ins Horn.

EGINHARD.
Bald wird sich's klar entscheiden,
Ich lache ihrer Wuth;
Das Todeslos zu meiden,
Steh' ich in Freundes Huth!

Eginhard stösst ins Horn. Sie machen einen neuen Angriff, den Eginhard zurückschlägt. Fortwährender Kampf; die Mauren besetzen nach und nach den Zugang

BRUTAMONTE
zu den Mauren
Schnell, eh' sie nahen, fasset ihn!
Zum Fürsten führt den Kühnen hin!

DIE MAUREN UND BRUTAMONTE
Willst du noch widersteh'n?
Schnell mit dem Frevler fort,
Er kann uns nicht entrinnen:
Verjagt vom sichern Ort,
Muss er mit uns von hinnen.

Die Mauren lauschen auf den Hornruf, dann bedrängen sie ihn von Neuem

EGINHARD
Verrath an diesem Ort
Wird euch kein Frommen bringen.

Die Mauren haben den Felsenvorsprung von hinten erklommen und überwältigen Eginhard. Alle schnell ab.

VIERTE SZENE

ROLAND, OGIER UND DIE ÜBRIGEN RITTER
kommen schnell zurück; sie spähen überall umher
Was ist ihm gescheh'n?
Er ist nicht zu seh'n.
Was hat er begonnen?
Die Zeit ist verronnen!

ROLAND, OGIER UND DIE RITTER
Verfolget die Spuren im hastigen Lauf,
Wir folgen den Spuren im hastigen Lauf,
In Thälern und Fluren schnell /suchet wir / finden ihn auf.

Sie zerstreuen sich nach allen Richtungen

Verwandlung

FÜNFTE SZENE
Gemach im Schlosse des Maurenfürsten Boland zu Agrimore, nach Art eines Zeltes, mit einem Vorhange geschlossen.
Florinda und Maragond

Nr. 8 - Duett

FLORINDA
Weit über Glanz und Erdenschimmer
Ragt meiner Wünsche hohes Ziel,
Und jedem Glück entsagt' ich immer,
Lohnt mich der Liebe süss Gefühl.

MARAGOND
O mög' der Schein dich nicht bethören,
Verrath ist der Gedanke schon.

FLORINDA
Nur seiner Stimme Klang zu hören,
Ist aller Leiden höchster Lohn.

MARAGOND
O könnt' ich es umfangen,
Das lieblich holde Bild!
Mein glühendes Verlangen
Wird nimmer wohl erfüllt.
Von trostlos stillem Bangen
Ist meine Brust erfüllt;
Ach, nie wird ihr Verlangen,
Nie ihre Lust gestillt.

Boland tritt ein

SECHSTE SZENE
Vorige, Boland und Eginhard

BOLAND
Mein gutes Kind, warum so traurig?

FLORINDA
sich schnell besinnend
Fierrabras', des tapfern Bruders Schicksal macht mir Sorge.

BOLAND
Mein armer Sohn!

Brutamonte und einige maurische Soldaten führen den gefangenen Eginhard herein

BRUTAMONTE
O Herr, diesen Franken nahmen wir gefangen,
Er sagt, er komm' vom König Karl, Frieden zu bringen.

BOLAND
zu Eginhard
Was weisst du von Fierrabras?

EGINHARD
sehr beklommen
O frage nicht!
Gefangen ward er in der Schlacht,
König Karl gab ihm die Freiheit;
Doch alsbald schimpflich ward er eingekerkert,
Ihn verrieth ein falscher Freund -

BOLAND
halb sprachlos
Und - dieser Freund -

EGINHARD
in wildem Schmerz
- war ich!

Boland macht eine heftige Gebärde gegen ihn

Nr. 9 - Quintett

BOLAND
Verderben denn und Fluch der falschen Frankenbrut!

FLORINDA, MARAGOND und EGINHARD
Des Fürsten vollen Zorn / wird er / werd' ich/ mit Recht erfahren.
Die Qual, die / er / ich / gebracht, /er / ich / muss sie selbst erfahren.

BOLAND
Hinab in Todesnacht send' ich der Frevler Scharen,
Sie werden meinen Zorn mit vollem Recht erfahren.

BRUTAMONTE.
Auf ihrer Grösse Trümmer blüht unsers Ruhmes Ziel.
Das Herz entsaget nimmer der Rache blut'gem Spiel.

BOLAND
Schnell in den Kerker mit dem Frevler.
Zu Eginhard
Mit dem Tode sollst du büssen, was du verbrachst.

Brutamonte und die Mauren führen Eginhard nach rechts ab. Geräusch hinter der Scene

SIEBENTE SZENE
Vorige, Roland, Ogier, Ritter, Volk.

Der Vorhang hinten öffnet sich. Freier Platz. Volk sammel sich an. Roland, Ogier und die Ritter nahen in feierlichem Zuge. Links wird ein praktikabler Thronhimmel aufgestellt, unter welchem nach beendetem Aufzuge der Ritter Boland Platz nimmt. Maurische Krieger ziehen auf; rechts vom Throne stehen Florinda und Maragond, beide verschleiert.

Nr. 10 - Chor

CHOR
Lasst Friede in die Hallen
Des Fürstensitzes zieh'n,
Wenn Jubellieder schallen,
Muss auch die Palme blüh'n.
Ihr Himmelsmächte, sendet
Die Ruhe diesem Land,
Der Gaben höchste spendet,
Der Eintracht heilig Band.

ROLAND
Wir bringen dir den Frieden!

FLORINDA
zu Maragond, leise
Er ist's, mein Geliebter!

BOLAND
Du sprichst vom Frieden, wenn mein Sohn Fierrabras
Unschuldig in Ketten schmachtet.

ROLAND
Unschuldig! wer sagt das?

BOLAND
Der Euren Einer, den eben wir gefangen -

ROLAND
überrascht zu seinen Rittern
- Eginhard -

BOLAND
- er hat mir selbst bekannt,
Dass für sein Vergehn Fierrabras unschuldig leide.

ROLAND
finster
Fürchterliche Kunde!

BOLAND
mit Nachdruck
Doch büssen soll er mir für den Verrath,
Er steht auf
Büssen sollt ihr Alle.

Auf einen Wink Boland's werden in einem Nu die Ritter von den Mauren entwaffnet und umzingelt.

Nr. 11 - Terzett mit Chor

BOLAND
Im Tode sollt ihr büssen,
Was Übermuth gewagt;
Bald deckt zu meinen Füssen
Euch Nacht, die nimmer tagt.

ROLAND UND DIE RITTER
Das Leben willig lassen
Ist frommer Ritter Pflicht;
Doch Unheil wird ihn fassen,
Der Wort und Ehre bricht.

FLORINDA
O schütz' ihn vor Gefahren,
Du ew'ge Himmelsmacht.

BOLAND
Ihr sollt es bald erfahren,
Wie euch mein Grimm verlacht.

DIE MAUREN
Bald sollen sie's erfahren,
Dass seine Rache wacht.

BOLAND
Fort! in des Kerkers Grauen
Büsst ihr den frevlen Wahn.

FLORINDA
Muss ich ihn elend schauen,
Zur Rettung treibt's mich an.

ROLAND und DIE RITTER
Mit festem Gottvertrauen
Gehn wir die Todesbahn.

DIE MAUREN
Auf Glück dürft ihr nicht bauen,
Bald ist's um euch gethan.

BOLAND
In Kerkermauern sollt ihr leben,
Bis euch der Strafe Arm ereilt.

ROLAND und DIE RITTER
Des Königs Rache mach' dich beben,
Weil er zum Schutz der Freunde eilt.

DIE MAUREN
Gar streng bewachen wir ihr Leben,
Bis sie der Strafe Arm ereilt.

FLORINDA
Ach, Vater, hab' Erbarmen!

ROLAND
für sich
Ha! Diese Stimme!

BOLAND
überrascht zu Florinda
Dich rührt ihr wohlverdientes Los?

ROLAND
Kein Zweifel, ja, es ist Florinda.

FLORINDA
für sich
In des Geliebten Armen
Ereil' auch mich das Todeslos.

Die Ritter werden ganz von den Mauren umringt. Alle kommen mehr nach vorn

BOLAND und DIE MAUREN
Sie sollen erblassen
In heimlicher Noth,
Die Feinde zu hassen
Ist Rachegebot.

FLORINDA, ROLAND und DIE RITTER
Das Leben zu lassen
In peinlicher Noth!
Es gilt sich zu fassen
Zum schmählichen Tod.

Die Ritter werden mit Gewalt, von den Kriegern und dem Volke begleitet, abgeführt. Der Fürst entfernt sich mit seinem Gefolge. Florinda bleibt allein zurück; sie entschleiert sich

ACHTE SZENE

FLORINDA
O Gott! Welch Wiedersehen!
Dem Tode geweiht ist der Geliebte!
Haltet ein, ihr Henker, sein Tod ist auch der meine!
Vergebens sinne ich auf Rettung.
Sie blickt nach rechts
Doch wie! Unbewacht blieb des Franken Gefängnis -
Der Himmel gab mir den Gedanken ein.

Sie eilt nach rechts und kommt sogleich mit Eginhard zurück.

EGINHARD
mit Schmerz auf die Scene deutend
Was musst' ich seh'n und hören!

FLORINDA
hastig
Verliere keinen Augenblick,
Geh zu König Karl, bekenne dein Verbrechen,
Befrei den Bruder, er eile schnell herbei!

EGINHARD
Ich eile!

Er eilt mit dankbarer Gebärde davon

Nr. 12 - Arie

FLORINDA
Die Brust, gebeugt von Sorgen,
Entbrennt in wilder Gluth;
Ja, tage, wilder Morgen,
Dein Segensgruss ist Blut!
Des Weibes sanfte Sitten
Zerstört der Drang der Noth,
Und mit der Furien Wüthen
Verbreit ich Schreck und Tod.

Verwandlung

NEUNTE SZENE
Roland allein

Gemach in einem festen Thurm, mit einer starken eisernen Thüre verschlossen. Nahe der Thüre ein Lager. Einige Stufen führen nach oben zu einem vergitterten Fenster. Nacht.

Nr. 13 - Chor der Ritter

DIE RITTER
hinter der Bühne
O theures Vaterland! Verlassen
Weilt deiner Söhne treue Schar;
Den wird des Todes Graun erfassen,
Der deines Ruhmes Kämpfer war.
Ach, fern von heimischen Gefilden
Droht des Verderbens bittre Schmach,
Und bald zerfliesst in Luftgebilden
Die Hoffnung, die das Schicksal brach.
O theures Vaterland!

ROLAND
in starrer Haltung
Die theuren Gefährten sind's,
Von denen mich der Barbar getrennt.

Nr. 14

Plötzliches Geräusch von aussen
Welch ein Geräusch!
Man hört einen dumpfen Schlag
Sind's die Henker, die mich zum Tode führen?
Er steigt zum Fenster hinauf
Nichts ist zu sehen - stille Nacht - tiefes Dunkel.
Gepolter an der Thüre des Gemachs. Er steigt herab und nähert sich der Thür, die nach längerer Zeit mühsam geöffnet wird. Roland prallt erstaunt zurück
Ein Weib?

ZEHNTE SZENE
Roland und Florinda. Die Thür fliegt auf. Florinda stürzt herein. Sie hat einen Bund Schlüssel bei sich

FLORINDA
Wo ist er? Nicht des Todes Grauen
Hemmt meiner Schritte schnellen Lauf;
Nur ihn, den Theuren, will ich schauen,
Dann flieh' des Lebens letzter Hauch!

Sie sinkt ermattet in seine Arme. Roland will sie zu dem Lager geleiten. Bei dem schwachen Lichtschimmer, welcher durch die offene Thüre dringt, erkennt er ihre Züge

ROLAND
Gerechter Himmel, ja, sie ist's! Florinda!

Er lehnt sie auf das Lager und ist zärtlich um sie bemüht. Florinda schlägt die Augen auf

ROLAND
Gott Lob! Schon schlägt sie die holden Augen auf!

FLORINDA
Wo bin ich?

ROLAND
In meinem Arm, in des Geliebten Nähe.
O güt'ger Himmel, ich hab' dich gefunden, mit dir das Glück.
Wie das Geschick auch wüthe, auf ewig bleibst du mir verbunden!
Selbst an des Grabes Rande
Erwacht das Leben neu,
Vom düstern Todesbande
Macht uns die Liebe frei.

FLORINDA
Entzücken strömt und Leben
In die gequälte Brust,
Das Herz fühlt Wonnebeben
Die Seele Himmelslust.

BEIDE
Wie leicht wird so die Todesstunde,
Da Leben quillt vom theuren Munde.

Er schliesst sie in seine Arme

ROLAND
Theure Geliebte!

FLORINDA
Eh' die Zeit verrinnt, komm lass' uns flieh'n,
Diese Schlüssel öffnen uns die Pforten.

ROLAND
Doch die gefang'nen Genossen, darf ich sie verlassen?

Florinda ergreift die Schlüssel, eilt rechts dem Hintergrunde zu, sie öffnet eine Thür, aus der die Ritter hervorkommen

ELFTE SZENE

VORIGE und RITTER
zu Florinda
Der Hoffnung Strahl, den du gegeben,
Leiht uns zu neuem Leben Muth!

Draussen erhebt sich ein immer mehr zunehmendes Getümmel, man hört Trompeten, Trommeln und Feldgeschrei der maurischen Krieger. Alle werden auf den Lärm aufmerksam und lauschen

FLORINDA
Was hör' ich!

ROLAND
Die Signale der maurischen Krieger sind's.

FLORINDA
Wehe, wenn man uns überraschte!
Sehen will ich, was es giebt.
Sie geht zur Pforte hinaus und kommt gleich darauf athemlos zurück
Wir sind verrathen, der Zugang ist besetzt.

Die Ritter eilen rathlos hin und her, zum Fenster, ins Nebengemach

ROLAND
Verschliesset schnell die Pforte!

Vergrösserter Lärm von aussen mit anhaltendem Pochen

ROLAND
Dem ersten Angriff hält sie Stand.
- O hätten wir nur Waffen!

Florinda, kaum ihrer mächtig und von Roland mit zarter Fürsorge umgeben, kommt bei dem Rufe: Waffen! wieder zu sich und steht auf

FLORINDA
zu den Rittern
Hierher zu mir!

Sie weist auf eine Thür hinten links. Die Ritter stemmen sich dagegen, krachend fliegt sie auf, sie schleppen Waffen daraus hervor

DIE RITTER
im Hintergrunde
Gefunden ist der Schatz.

Nr. 16 - Zweites Finale

Zunehmendes Getöse draussen, Feuerschein. Die Ritter kommen bewaffnet nach vorn

FLORINDA und ROLAND
Euch / Uns führt des Himmels güt'ge Hand

DIE RITTER
Im Kampf fürs theure Vaterland.
Das Schwert mit Macht zu schwingen
Im heil'gen Strafgericht,
Die Frevler zu bezwingen
Ist hohe Ritterpflicht.
Wohlan zum Kampf!

Unter Krachen fliegt die Pforte auf; die Ritter schlagen die Eindringenden zurück; alle ab ausser Florinda

ZWÖLFTE SZENE
Florinda allein

Sie eilt in immerwährender Beängstigung bald an das Fenster, bald zur Pforte. Unausgesetztes Stürmen. Sie faltet die Hände

FLORINDA
Allgütiger! beschütz ihn in Gefahren.
Sie sieht durchs Fenster
Ha, wie sie kämpfen, die Tapfern,
Sie werden hart bedrängt - er stürzt sich in die Scharen -
Sie brechen durch, sie haben freie Bahn!
Freudige Gebärde
Wie pocht mein Herz in freudiger Erregung. -
Er stösst auf neue Scharen,
Die Feinde fallen, rings mäht sein Stahl - ihm winkt der Ausweg!
Knieend
Darf ich dir, Ewiger, für seine Rettung danken!
Steht auf und sieht durchs Fenster
Doch sieh, von Neuem sind sie im Gedränge
Angstvoll
Ha! sie umgeben ihn, - rings wird es stiller -
Sie verfolgen ihn, noch blinkt sein Schwert!
O Gott, ihm bleibt kein Ausweg! Die Feinde dringen auf ihn ein,
Sie verbirgt das Gesicht in den Händen, dann sieht sie wieder
O Schreckenstag, er flieht -
- Dort seh' ich ihn - jetzt hier - nun da -
Immer schrecklicher wird das Gewirre -
Er ist umringt, weh ihm - ich seh ihn nicht -
Nacht wird es um mich her -

Sie beginnt zu schwanken, Siegesgeschrei von aussen. Die Ritter ohne Roland stürzen zur Thür hinein

DIE RITTER.
O Missgeschick!

Sie wirft einen letzten Blick durchs Fenster und sinkt mit den Worten
Roland - gefangen! Ohnmächtig zusammen

Die Ritter umgeben sie und bemühen sich vergeblich, sie ins Leben zurückzubringen. Boland erscheint mit Soldaten. Er erblickt Florinda.

BOLAND.
Meine Tochter! Verruchtes Kind!

Seine Soldaten schleppen die noch Ohnmächtige hinweg, er folgt ihnen langsam und niedergeschlagen

DIE RITTER.
Muth und Besinnung schwinden;
Ein düstres Todesgrau'n
Lässt mich nur Qualen finden,
Doch nirgends Rettung schau'n.

Stumme Gruppe des Entsetzens und der Verzweiflung

DRITTER AKT

Gemach im königlichen Schlosse mit einem offenen Ausgang in der Mitte

ERSTE SZENE
Emma mit ihren Jungfrauen ist mit der festlichen Ausschmückung des Gemachs beschäftigt

Nr. 17 - Chor

JUNGFRAUEN
Bald tönet der Reigen,
Die Lust füllt das Herz;
Die Trauer muss schweigen,
Es weichet der Schmerz,
Die quälenden Plagen,
Die Sorgen entflieh'n,
In wonnigen Tagen
Wird Freude erblüh'n.

EMMA
us diesen Tönen strömet Lebenslust,
Ein süsser Hoffnungsstrahl der kranken Brust,
Mögt ihr die Wahrheit mir verkünden,
Möcht' ich mein Glück bald wiederfinden.
Alles hatt' ich aufgegeben
Was das Herz mit Lust erfüllt;
Endlich blüht mir neues Leben
Aus der Zukunft heitrem Bild.

JUNGFRAUEN
Ja, es blüht ein neues Leben
Aus der Zukunft heitrem Bild.

Die Mädchen ziehen sich mit den Kränzen und Guirlanden zurück.

ZWEITE SZENE

EMMA und KARL
Schwere Sorge führt mich zu dir,
Noch harrt Fierrabras der Strafe,
Gerechtigkeit zu üben befahl ich offenes Geständnis ihm;
Doch stumm sind seine Lippen.
Nur, dass er dich liebe, bekannte er.
Drum frag ich dich nun, Emma,
Ich bitte, ich befehle, getreu Alles zu berichten;
Und vergriff sich Fierrabras an dir,
Nichts kann vom Tod ihn retten.

EMMA
welche mit stets gesteigerter Beklommenheit zugehört hat, stürzt sich flehend zu ihres Vaters Füssen
Vergebung, mein Vater!

KARL
Du liebst ihn?

EMMA
mit sich ringend
Nicht ihn!

KARL
ergreift sie in höchster Wuth bei den HändenErzittre und bekenne!

EMMA
halb gesprochen und tonlos
Unschuldig - leidet - Fierrabras.

Nr. 18 - Quartett

KARL
schleudert sie mit einer Gebärde tiefsten Abscheus von sich
Bald wird es klar, die That muss ich ergründen,
Du hast des Vaters milde Huld verschmäht!
Wohlan! den Richter sollst du in mir finden,
Der auf der Strafe Lohn besteht.

Karl ertheilt den Soldaten einen Befehl, dieselben gehen ab

EMMA
Wo werd ich Trost in meinen Leiden finden,
Da mir des Vaters milde Huld entgeht?
Will er der heil'gen Fesseln sich entbinden,
So hat mein Glück ein wilder Sturm verweht.

KARL
Die Gnade muss weichen,
Der Grimm nur erwacht;
Und streng' ohne Gleichen
Sei Strafe vollbracht.

EMMA
Die Freuden entweichen,
Der Schrecken erwacht,
Mich fassen die bleichen
Gestalten der Nacht.

DRITTE SZENE

VORIGE und FIERRABRAS
von Wache begleitet

KARL
An meine Brust, Unschuldiger, Verrathner!
Er umarmt ihn
Du hast das schwerste Ungemach erlitten!

FIERRABRAS
zweifelhaft
Wie meinst du, Herr?

EMMA
mit Beschämung
O schwere Schmerzensstunde!

FIERRABRAS
nach einem Blick auf Emma
Ich übte heil'ge Freundschaftspflicht,
Drum schreckte mich kein Strafgericht.

EMMA
Die Scham bedecket mein Gesicht!

KARL
Noch fass' ich seine Worte nicht.

KARL
Nun sprich, wenn du Fierrabras nicht liebst, wen liebst du denn?

VIERTE SZENE

VORIGE und EGINHARD
Ich bin's.

KARL
zieht das Schwert
Stirb, Verführer!

Emma wirft sich dazwischen, auch Fierrabras kommt dazu

EMMA
Halt ein!

EGINHARD
Gern will ich sterben, doch zuvor, mein König, höre!
Dem Kerker bin ich entronnen -

EMMA, FIERRABRAS und KARL
Ha, unerhört!

EGINHARD
Des Fürsten Tochter Florinda gab die Freiheit mir,
Doch vom Maurenfürst gefangen,
Bezwungen immerdar,
Und treulos hintergangen
Seufzt deiner Treuen Schar.

KARL
Entsetzen bringst du, Unglücksbote,
Ich rufe Wehe über dich!

EGINHARD
Die Freunde rette erst vom Tode,
Dann treff' des Fluches Fülle mich!
Mit Eile
Verworfen ward die Friedenskunde,
Der Kerker wurde Aller Los;
Dem Tod verfallen trauert Roland,
Und können wir nicht Rettung bringen,
So harrt der Andern gleiches Los.

EMMA, FIERRABRAS und KARL
Ha, schändlich!

KARL
Sprich, was ist zu thun?

EGINHARD
mit Wärme
Nur Fierrabras vermag des Vaters Zorn zu beschwicht'gen,
Nur er vermag die Freunde vom Tode zu befrei'n,
Vertraue dem Redlichen die schöne That.

EMMA, EGINHARD, FIERRABRAS und KARL
Vollbringen / wird er / will ich / die schöne That
Und hohen Ruhm erwerben.

KARL
zu Fierrabras
So wähle schnell die muthigsten der Streiter aus!

FIERRABRAS
Vergönn', erhab'ner König, dass Eginhard mich begleite.

KARL
finster
Sein Schicksal steht in deiner Hand, Ich habe nichts mit ihm gemein.
Emma birgt weinend ihr Gesicht. Zu Fierrabras
Und kehrst erfolggekrönt du wieder,
Und liebst du Emma noch, - dein sei ihre Hand!
Entsetzen Emma's, Verzweiflung Eginhard's
Und so mag Gott deine Fahrt geleiten!

Er geht ab

EMMA
O trauervolle Kunde!

EGINHARD
Lebt wohl, Emma, ewig lebet wohl!
Den Heldentod find' ich in dem Kampfe,
Und sterbend gewinn' ich mir des Königs Huld.

FÜNFTE SZENE

EMMA, FIERRABRAS und EGINHARD
So lang ein Tropfen Blutes in meinen Adern glüht,
So lang vor meinem Schwerte die Feindesschar entflieht,
Werd' ich den Freund beschützen im blut'gen Waffentanz
Ich helf' ihm zu erringen den hehren Siegeskranz.

EGINHARD
zu Emma, indem er Fierrabras' Hand umfasst hält
Lebt wohl! Im Todeskampfe klaget
Mein Herz um das verlor'ne Glück.

EMMA
Der Hoffnung jetzt mein Herz entsaget;
Es härmt sich ab der trübe Blick.

FIERRABRAS
Lasst nicht vom Wahne euch betrüben,
Vertrauet auf des Schicksals Lauf.

EMMA UND EGINHARD
Die Seelen, die so treu verbunden,
Sie schweben bald vereint hinauf.

EMMA, EGINHARD UND FIERRABRAS
Bald endet die Leiden versöhnend der Tod des Siegers Gebot
Es heischet zu scheiden sein mächtig Gebot.
Und lohnende Freuden verscheuchen die Noth.

Fierrabras zieht das Schwert und geht mit Eginhard durch die Mitte, Emma zur Seite ab

Verwandlung

SECHSTE SZENE
Florinda und Maragond

Dunkles Gemach, hinten eine Thür, rechts ein Fenster. Florinda liegt erschöpft auf einem Lager, Maragond bemüht sich um sie

FLORINDA
Von Seufzen und von Bangen
Ist mir das Herz betrübt,
Bald wird vom Tod umfangen,
Den heiss mein Herz geliebt;
In bittrer Todesstunde
Fehlt ihm der Liebe Gruss,
Und nicht vom theuren Munde
Wird ihm ein Scheidekuss.

MARAGOND
Lass dein Vertrau'n nicht schwinden,
Noch leuchtet uns ein Hoffnungsstrahl,
Noch kann er Rettung finden,
Drum banne der Verzweiflung Qual.

FLORINDA
Mit des Geliebten Leben
Flieht auch das meine hin.

MARAGOND
Vertrauen und Ergeben
Bringt lohnenden Gewinn.

FLORINDA
Und seines Todes Stunde
Bringt mir Verderben auch;

MARAGOND
Des Herzens tiefste Wunden
Heilt froher Hoffnung Hauch.

Marcia funebre

FLORINDA
Welch ein Geräusch? Was ist geschehn?

MARAGOND
sieht durch das Fenster
Vom Thurm her naht eine Schar mit feierlichem Schritte
Bei gelbem Fackelscheine wird ein Holzstoss schnell errichtet.
Sie theilen sich -

FLORINDA
in tödlicher Angst
Was weiter?

MARAGOND
In ihrer Mitte das Opfer ihrer Grausamkeit - Roland!

FLORINDA
springt auf, entsetzt
Ha!
Sie eilt mit Aufbietung ihrer letzten Kräfte an das Fenster, stösst Maragond hinweg und ruft in Verzweiflung
Erbarmen, haltet ein! Verlangt mein Leben
Und was ihr wollt, für ihn sei es gegeben!

Sie eilt herab

MARAGOND
O komm zu dir, was willst du wagen!

FLORINDA
Nun giebt's kein Mittel mehr, als mit ihm sterben.
Ich folge ihm!

FLORINDA und MARAGOND
Ich eile / Ja eile schnell hinab,
Des Vaters Herz zu rühren,
Eh' sie zum Flammengrab
Den Freund, den theuren, führen.

Beide ab

Verwandlung

SIEBENTE SZENE
Boland, die Mauren, später Roland und die Ritter.
Düsterer Platz im Schloss. Hinten der Thurm, rechts ein Holzstoss


Nr. 21 - Chor der Mauren und Ensemble

CHOR DER MAUREN
Volk, Männer und Soldaten aufziehend
Der Rache Opfer fallen,
Vergeblich war ihr Droh'n;
Ihr Klagen wird verhallen,
Empfangen sie den Lohn.

Boland kommt, von einer Wache umgeben, und setzt sich links auf einen Thron

Zu spät ist nun ihr Flehen,
Hier gilt kein Widerstand,
Sie müssen untergehen
Durch strenge Richterhand.

Roland und die Ritter werden zum Holzstoss geführt

Der Rache Opfer fallen,
Vergeblich war ihr Drohn,
Laut wird die Luft erschallen,
Empfangen sie den Lohn.

ACHTE SZENE

VORIGE und FLORINDA
Um Gnade fleht zu deinen Füssen
Die Tochter, die der Gram gebeugt,
Lass deine Gnade mich nicht missen,
Wenn schon des Vaters Liebe schweigt.

BOLAND
Ich kenne dich nicht mehr und aufgegeben
Hab' ich des Vaters milde Pflicht.

FLORINDA
Ich lieb' ihn hör' es und vergieb,
Uns ketten ew'ger Treue Bande:
Er ist mein schwer erworb'nes Gut;
Der an des Grabes nahem Rande,
Um ihn verrieth ich Glück und Blut.

BOLAND
Gestehst du ohne Scheu,
Dass er dein höchstes Gut,
Eint dich mit ihm die Treu,
Hast du Verrath geübt,
Hast du den Feind geliebt,
So höre mein Gebot:
Dich eine mit ihm der Tod.

RITTER
Kann dich ihr Schmerz nicht rühren,
Uns schone nicht, nur sie.

MAUREN
Ihr Schmerz kann ihn nicht rühren,
Nein, er verschont sie nie.

BOLAND
Mich kann ihr Schmerz nicht rühren,
Mit ihnen falle sie.

BOLAND
Führt sie zum Tod!

Soldaten ergreifen Florinda, als ein Signal ertönt. Allgemeine Spannung

BOLAND
Was ist das?

ROLAND
freudig zu den Rittern
Gottlob, die Franken sind's!

BRUTAMONTE
eilt herbei
Hoher Herr, der Franke, den wir gefangen,
Eginhard, zieht mit grosser Macht herbei,
Mit grimm'gem Muthe führt er seine Scharen,
Verwirrung und Schrecken trägt er in uns're Reihen.

BOLAND
steht auf
Zum Kampf! Zum Siege!
Er zieht das Schwert
Zieht aus zum Kampf! Den finstern Höllenmächten
Verfallen ist der Franken freche Brut.

DIE MAUREN
das Schwert ziehend
Wir zieh'n zum Kampf! Den finster'n Höllenmächten
Verfallen ist der Franken freche Brut.

FLORINDA und ROLAND
Allew'ger, steh' den Freunden bei.

DIE RITTER
Allew'ger, send' uns Rettung, den Freunden steh' bei.

Boland und die Mauren stürmen nach rechts, werden aber sofort zurückgedrängt

NEUNTE SZENE
Vorige, Eginhard und Ritter, Fierrabras

Nr. 22 - Finale

Eginhard mit Rittern verfolgt Boland auf die Bühne und holt zu einem Streiche gegen ihn aus, als Fierrabras dazwischen eilt

FIERRABRAS
Halt ein, er ist mein Vater.

BOLAND
umarmt Fierrabras zärtlich
Mein theurer Sohn, ich hab' dich wieder,
Dich verschonte des Feindes Hinterlist
Auf Eginhard deutend

FIERRABRAS
reicht Eginhard die Hand und führt ihn zu seinem Vater
Hat Unrecht er gethan, so hat er's reichlich jetzt gebüsst.

ZEHNTE SZENE
Vorige, Karl, Emma und Gefolge

FIERRABRAS
führt seinen Vater dem König entgegen, zu Boland
Dem besten König wolle dich versöhnen!

BOLAND
zu Karl
Des Sohnes Wort ist mir Genüge,
Und deinem Willen ich mich füge.

KARL
Gieb mir die Hand zum Friedensbunde,
Nur Heil entspriesse dieser Stunde!

FIERRABRAS
führt Florinda und den gefesselten Roland zu Boland, Florinda kniet nieder
Beglücke sie, o Vater, lass dich bitten.
Die treuer Liebe Ungemach erlitten.

BOLAND
indem er Florinda aufhebt
Nach langer Nacht der kummervollen Sorgen
Begrüsset froh der Liebe gold'gen Morgen!

CHOR
während dessen die Mauren den Rittern die Fesseln abnehmen
Die That ist gelungen,
Das Glück ist errungen,
Der Friede erwacht
Aus blutiger Nacht.

FIERRABRAS
auf Eginhard deutend zu Karl
Mag Eginhard's
Verdienst jetzt deinen Zorn erweichen,
Den Feind traf er mit unverzagten Streichen.

Eginhard tritt schüchtern näher und kniet vor Karl

KARL
Gesündigt hast du frech an meiner Gnade,

EMMA
O Gott!

KARL
Und irrtest selbst vom Freundschaftspfade;
Doch hat dein Muth meinen Zorn versöhnt,
Vergebens nicht lass ich vom Freund mich mahnen,
Drum folg' aufs Neue meinen Fahnen.

FIERRABRAS
Hab' Dank, mein König.

EGINHARD
küsst des Königs Hand
O mein königlicher Herr!

Er stellt sich zu den andern Rittern

CHOR
Gepriesen sei des Fürsten Huld,
Der so belohnt gesühnte Schuld.

KARL
Doch jetzt, mein tapfrer Ritter, mag dein Glück ich beschliessen,
Er ergreift Emma's Hand und will sie dem Fierrabras zuführen
Erlittnen Schmerz mag Liebesglück versüssen.

FIERRABRAS
nimmt die angstvoll stockende Emma bei der Hand
Wer jauchzte nicht ob solcher Freudenkunde,
Lacht ihm die Liebe von so holdem Munde,
Doch Emma's Liebe ist nicht mein!
Ihr Herz hat längst gefunden,
Mit dem sie treu verbunden,
Dem tapfern Eginhard gehören meine Rechte.

Emma sinkt, von den Gefühlen der Dankbarkeit überwältigt, an Fierrabras' Brust, der sie und Eginhard zu Karl geleitet. Karl fügt lächelnd Emma's und Eginhard's Hände in einander

CHOR
Ihr Herz hat längst etc.

KARL
zu Fierrabras
Und du, mein Held, wo ist ein Lohn, der deiner würdig wäre?

FIERRABRAS
mit Stolz
Dem grossen Karl zu dienen, ist mir Glück und Ehre!

KARL
reicht ihm die Hand
Nach langer Leiden Qualen
Erwacht die reine Lust
Und Jubellieder schallen
Aus der entzückten Brust.

CHOR
Nach langer Leiden etc.

EGINHARD, FIERRABRAS, ROLAND, KARL, EMMA und FLORINDA
In Nebel zerronnen
Sind Schrecken und Pein,
Das Glück ward gewonnen
Durch Treue allein.