Libretto: Les vêpres siciliennes

from Giuseppe Verdi


Die sizilianische Vesper


Personen:
GUIDO DE MONTFORT, Gouverneur von Sizilien (Bariton)
SIRE DE BÉTHUNE, Französischer Offizier (Bass)
GRAF VAUDEMONT, Französischer Offizier (Bass)
ARRIGO, ein junger Sizilianer (Tenor)
GIOVANNI DA PROCIDA, ein sizilianischer Arzt (Bass)
HERZOGIN ELENA, Schwester des Herzogs Friedrich von Österreich (Sopran)
NINETTA, ihre Dienerin (Alt)
DANIELI, Sizilianer (Tenor)
MANFREDO, Sizilianer (Tenor)
TEBALDO, Französischer Soldat (Tenor)
ROBERTO, Französischer Soldat (Bass)
Ein SIZILIANISCHES MÄDCHEN (Sopran)

CHOR
Sizilianer und Sizilianerinnen - Französische Soldaten und Offiziere - Der Hofstaat des Montfort
Gefangene - Priester - Aufständische

ERSTER AUFZUG

Der grosse Platz in Palermo. Französische Soldaten sitzen vor der Kaserne, singend und trinkend. Sizilianer und Sizilianerinnen gehen in Gruppen vorüber und betrachten die Fremden mit Hass.

ERSTE SZENE

Chor

FRANZOSEN
Fröhlich füllt die Becher
Als sorgenlose Zecher!
Füllt die Becher bis zum Rand
Stosst an! Hoch, das Vaterland!

Als Herren lasst uns leben!
Dem Wein, der Lieb' ergeben!
Dem Herren winkt als Siegersold,
Die Frau, der Wein, das gelbe Gold!

SIZILIANER
Hört die Becher klingen,
Hört die Frechen singen!
Sie preisen ihre Heimat
Bei Spiel und Wein!

Komm, o Tag der Rache,
Gib uns Kraft und Stärke,
Gib uns allen,Kraft zum Werke,
Tag der Rache stähle uns!

TEBALDO
Es lebe der Feldherr, der Sieger von Palermo!

ROBERTO
Der Stolz seines Volkes und Frankreichs kühnster Held!

TEBALDO
Der Schrecken seiner Feinde!

ROBERTO
Stark wie Stahl und Eisen
Und der Sodaten grosser Freund!
fängt an betrunken zu lallen
Er sagte, hier in der sogenannten Stadt Palermo
Sind wir die Herren!
So sagt der General …Nicht wahr, Herr Graf?

BÉTHUNE
lachend
Na, na! Stolzer Herr du schwankst ja -
Mir scheint, du bist berauscht!

ROBERTO
Ist's wahr, dass alle Frauen
Hier zu Lande unser sind?

BÉTHUNE
Ganz ohne Zweifel! Zum mind'sten die,
Die sich in euch verlieben!

ROBERTO
Ah ba! Keine kann dem Anblick eines Helmes widerstehen!
zu Tebaldo
Nicht wahr?

TEBALDO
Und ihre Männer?

ROBERTO
Ist's nicht Pflicht, dass die Sieger
Den Männern bei der süssen Arbeit helfen?

Wiederholung des Chores

ZWEITE SZENE
Herzogin ELENA kommt mit NINETTA und DANIELI aus ihrem Palast, mit Ehrfurcht von den Sizilianern begrüsst

GRAF VAUDEMONT
Wer ist die stolze Schöne?
Wie brennt ihr dunkles Auge!
Palermos schönste Frau,
Wer mag die Holde sein?

BÉTHUNE
Elena heisst die Schöne,
Die Schwester jenes Fürsten,
Den mit dem Hohenstaufen
Montfort enthaupten liess.
Im Trauergewande beweint sie den Bruder!

VAUDEMONT
Graf Friedrich, den Helden,
Des Conradin Freund?
Er büsste seine Treue
Mit schmählichem Tod!

BÉTHUNE
Heut denkt sie jenes Tages;
Der ihr den Bruder raubte.

VAUDEMONT
Sie betet für die Seele
Des vieIgeIiebten Bruders.

BÉTHUNE
lachend
Und fIeht auf unser Haupt
Die schwersten Höllenstrafen!

VAUDEMONT
Mit Recht wohI darf sie klagen,
Zu grausarn war der Tod!

BÉTHUNE
Schweig still! Was sagst du? Bist doch Soldat,
Und der führt nicht solche Reden.

DANIELI
O Schreckenstag! Furchtbarer Tag!
Da unser Heimatboden das Blut in sich trank
Des besten seiner Söhne!

ELENA
O mein Bruder, teurer Bruder!
Blühend in Jugendkraft
Traf dein edles Leben
Der Todesstreich des Henkers!
Tod treffe dich, Tyrann,
Der die Jugend ruchIos fällte!

Doch dumpf und fühllos blieb das Volk,
Trotz der Freveltat!
Die Rache steht bei mir.
Ich allein, o Bruder, räche dich!

ROBERTO
erhebt sich schwankend
Da wir brav nun getrunken
Soll ein Lied uns erfreun!
Der Sizilianer
Soll unsern Ruhm besingen!

TEBALDO
Was, bist du toll?

ROBERTO
Toll ? Warum ?
zu den Frauen
Welche von euch, ihr Schönen,
Singt zu unserm Ruhm?
zu Elena
Herrlichste Frau, du bist’s!
Du, sollst uns singen!

NINETTA
Was wird aus uns?

ROBERTO
Die Herren sind wir -
Ihr müsst gehorchen!
Singe, singe nun,
Hörst du, du Stolze?
Ich will es!
Hoho? Du willst nicht?

NINETTA
Was wagst du, kecker Franke?

ELENA
Schweige!

ROBERTO
Du singst sofort, denn sonst …

ELENA
stolz und ruhig
Ja, ich singe!

ELENA
Auf hohem Meer, in den brausenden Wellen -
Siehst du das Schiff? Im Sturm muss es zerschellen!
Schon senkt es sich zur Seite.
O hör' den Schrei des Schiffers so bang!
Er klagt um das Verlor'ne.
O hör’ die Klage, hör', wie er ruft!

Hör', o Herr, meine Stimme!
Gütig glätte du das wogende Meer.
Höre, o Herr, mein heisses Flehen -
Sieh, er hofft auf dich, o Herr!

Und Gott, der Herr, verkündet seinen Willen:
Wer sich selbst hilft, dem helfe ich, der Herr!
Ihr Sterblichen, euer Schicksal steht nur bei euch!
In eurer Hand liegt das Geschick.

Was zagt ihr, was zagt ihr, des. Meeres kühne Söhne!
In Stürmen, in Wettern frommt feiges Klagen nicht.
Der Himmel zürnt dem Feigen, der schwächlich klagend leidet.
Erhebt euch! Auf zum Kampf! Für die Freiheit,
Für unser Land! Gott, der Herr, ist mit uns!

CHOR DER SIZILIANER
Welche Sprache! Welche Glut!

ELENA
Doch warum dies bange Zagen?
Könnt ihr zittern nur und klagen?
Von Gefahren rings umgeben
Wollt ihr seufzen nur und beben?
Zum Kampf, zum Kampf!
Hört des Donners grollenden Ton,
Das Branden der heulenden rollenden Wogen!
Zum Kampf, zum Kampf!
Steh auf, mein Volk! Voran!
Dann hilft dir Gott!

CHOR DER SIZILIANER
Hört, o hört, wollt ihr zagen?
Hört den Ruf, wolIt ihr klagen?
Besser dient wohl das SchIagen.
Mann an Mann, auf zur Wehr!,
Auf den Feind! Löst die Bande
Unsrer Schmach, unsrer Schande!
Jagt sie fort aus dem Lande!,
Und mit uns ist der Herr!
Voran! Voran! Zur Rache!

ELENA
Heil’ge Stimme meines Volkes
Tönst du endlich aus der Nacht?
Ja, mit uns ist der Herr!

CHOR DER FRANZOSEN
zugleich mit den anderen
Die vollen Becher leeren,
Die Liebe keck begehren,
Wer will es uns verwehren?
Die Schönheit lebe hoch!
Stosst an, stosst an die Becher!
Doch was ist?
Was für ein Lärmen?
Was will das Volk?
Es ruft nach Rache!

DRITTE SZENE
Das Volk rottet sich drohend zusammen. In diesem Augenblick
erscheint ohne Waffen Montfort. Alles flieht auseinande
.

CHOR DER SIZILIANER
Weh'! Montfort!
sie fliehen

ELENA
Welche Schmach! Die Feigen zittern!
Sein Anblick jagt sie in die Flucht!
O Schande!

Quartett

ELENA
Diese Schmach zu erleben!
Bebend verlassen uns alle!
Die Feigen! Weh der Schande!
Vor dem Mörder zu beben!
Der den Bruder mir raubte,
Weh der Schande!
Klagend denk' ich deines Todes,
In Trauer denk ich nur an dich,
An die Rache an dem, der dich traf!
Ich wein' um dich, o Teurer,
In Wehmut, in Trauer um dich!
Doch ich denk' an die Rache!

NINETTA und DANIELI
Wie sie zittern und beben,
Sie verlassen uns alle.
Weh' der Schande!
Vor dem Mörder zu beben,
Der den Bruder erschlagen,
Weh' der Schande!
Er erschlug ihren Bruder,
Den heiss sie geliebt

MONTFORT
Wie sie schmachvoll entfliehen
Vor mir ohne Waffen und Wehr!
Ha der Schande!
Feige Sklaven sind alle,
Dieses Volk verdient nur Verachtung!
Dass sie knirschen in Ketten,
Dass schweigend sie zerbrechen,
Ist der Elenden Lohn.
Verachtung den Feigen.
In Ketten halten wir,
Zu Sklaven machen wir
Dies Volk!

VIERTE SZENE

Finale

ARRIGO tritt auf. Er erkennt zunächst MONTFORT nicht.

ARRIGO
Elena!

ELENA
O Gott, was seh' ich? Arrigo! So bist du frei?
Frei seh' ich dich?

ARRIGO
Ich kehr' zu euch zurück, ihr Lieben,
Die so lang mein Geschick beweinten,
Frei aller Fesseln!

ELENA und NINETTA
O welches Glück!

ARRIGO
Denn meine Richter, die sonst
Vor dem Tyrannen bebten,
Ein ehrlich Urteil wagten sie zu fällen!

ELENA und NINETTA
So ist es wahr?

ARRIGO
Wie wär' ich sonst bei euch?
Sie sprachen mich frei von aller Strafe!

MONTFORT
hinter ihm, lächelnd
Das nenn' ich Glück!
Du entgingst dem sichern Tod!
So dank dem Tyrannen für so viel.
Verzeihende Güte!

ARRIGO
ohne ihn zu erkennen
Oder sag' lieber Schwäche!
Denn als Montfort dies Urteil unterschrieb,
Vom Morden war er müd’. Nun ruht er aus,
Um härter nur zu schIagen!

ELENA und NINETTA
O schweige still!

ARRIGO
Ei, warum? Hah! Träf' ich ihn hier,
Mann gegen Mann,
Rächte ich blutig unsere Leiden!

MONTFORT
mit ruhiger Ironie
Er ist nicht weit.
Bezähme deinen Eifer!

ARRIGO
lebhaft
Wo ist er?

MONTFORT
Er steht vor dir!

ARRIGO
Du?

ELENA
beiseite
Gott, das ist sein Ende!

MONTFORT
ironisch
Und nun, Rächer, beginne dein Werk!

ARRIGO
Weh mir, ich kann nicht.
Man nahm mir ja die Waffe!

MONTFORT
zu den anderen
Entfernt euch!
Sie gehen ab zu Arrigo
Du bleibst hier, denn ich befehl' es!
Wie ist dein Name?

ARRIGO
Arrigo.

MONTFORT
Und weiter?

ARRIGO
Dem Freunde nenn’ ich ihn,
Dem Feind genüge der eine!

MONTFORT
Wer ist dein Vater?

ARRIGO
Ich hab ihn nie gesehn! Von Missgeschick
Ward er verfogt. Geächtet
Ohne Freund zog er fort
Aus seiner Heimat. Er starb
In weiter Ferne.

MONTFORT
Doch deine Mutter kanntest du?

ARRIGO
Wohl kannt’ ich meine Mutter.
Ach, es verging schon ein Jahr,
Dass ich die Teure verlor.
Doch bald seh' ich sie wieder!
Er weist zum Himmel

MONTFORT
Doch eh' sie starb, führte sie dich
Zum Schwabenherzog Friedrich,
Du folgtest seinen Scharen.

ARRIGO
Ja, ich folgte dem Banner des Helden!

MONTFORT
Des Rebellen!

ARRIGO
Den Weg des Ruhmes lehrte er mich schreiten
Ohne Furcht!
Die Treue ihm zu halten,
Kann kein Gebot mir wehren.
Ich hielt sie ihm im Leben,
Ich halt' sie ihm im Tod!
Wie er starb, so lebe und sterbe auch ich!
Nun triff mich, wie du willst!

ARRIGO
Bestrafe den Kühnen,
Der keck dich bedroht
Dich hassen und sterben,
Ist seligster Tod!

MONTFORT
Ich Iiebe den Kühnen
Der keck mich bedroht,
Der stolz und verwegen
Verachtet den Tod!

MONTFORT
Strafe verdienst du, doch Gnade will ich üben!

ARRIGO
Gnade von dir?

MONTFORT
Ja! Höre mich, du töríchter Knabe!
Den Weg will ich dir weisen,
Den Tapfere beschreiten.
Das Ziel will ich dir zeigen,
Das der Edle ersehnt.
Des Ruhmes Siegfanfare
Soll festlich dir erschallen.

ARRIGO
Des Ruhmes? Wo fänd’ ich Ruhm?

MONTFORT
Bei uns findest du ihn!
O komm zu uns, in unsre Reihen!
Hier winkt dir Ehre!
Winkt dir Ruhm!
Dies sei der Gnade Preis!

ARRIGO
Das wäre Schmach! Nein!

ARRIGO
Bestrafe den Kühnen,
Der keck dich bedroht!
Dich hassen und sterben
Ist seligster Tod.

MONTFORT
Der so tapfer mich bedroht,
Achten muss ich seinen Mut.
Edel wahrIich ist sein Blut,
Er verachtet stolz den Tod!

MONTFORT
Nun gut, so geh!
Die Freiheit geb' ich dir,
Weil ich dich achte!
Doch eines höre!
FoIge meinem Rat!
auf Elenas Palast deutend
Siehst du dort den Palast?

ARRIGO
Was soll’s?

MONTFORT
Meide jenes Hauses Schwelle!

ARRIGO
Und warum?

MONTFORT
öre mich!
geheimnisvoll
Dein Herz ist entbrannt
In unheilvoller Liebe!

ARRIGO
bestürzt
Was sagst du?

MONTFORT
Glaube mir, die Liebe
Ist dein Tod!

ARRIGO
verwirrt
Wie weiss du dies?

MONTFORT
Du siehst, für mich
Gibt’s kein Geheimnis!
Ich kenne deine Seele,
Weiss, dass dein Herz in Liebe brennt!
sehr eindríngIich
O flieh', o fliehe!
Ich befehI' es!

ARRIGO
Mit welchem Recht?

MONTFORT
Ich wiII es! Geh!

ARRIGO
wieder ganz sicher
Was kümmert mich dein Wille!
Das Herz lässt sich nicht zwingen!

MONTFORT
IeidenschaftIich
Verwegner Tor! Verblendeter!
Du wagst es, keck zu trotzen!
Weh’ dir, wenn mein Zorn dich trifft,
Wehe dir und deinen Freunden!
Fürchte meinen Zorn!
Wenn er dich trifft,
Ist es dein Tod!

ARRIGO
in Begeisterung
Freudig will ich alles tragen,
Meine Liebe kennt kein Zagen,
Höchsten Glückes heller Born
Meine Liebe höchste Wonne,
Höchstes Glück!
Ich trotze deinem Zorn!

MONTFORT
Verwegner Tor! Verblendeter!
Du wagst mir keck zu trotzen?
Weh' dir, wenn mein Zorn dich trifft!
Wehe dir und deinen Freunden!
Wenn er euch trifft,
So trifft euch auch der Tod!

MONTFORT
Trotziger Tor! Halt ein!
Betritt die Schwelle jenes Hauses nie!
Denn ich verbiet’ es!

ARRIGO
Du?

MONTFORT
Ja! Wen ich hasse,
Dem droht Verderben!

ARRIGO
Ich wag' es doch – für sie!
Der Tod für sie ist
Höchstes Glück!
Er stürmt in Elenas Palast

MONTFORT
mehr traurig als zornig
Zum Tod führt der Weg!

ZWEITER AUFZUG

Ein Tal in Frühlingspracht bei Palermo. Im Hintergrund die Küste.

ERSTE SZENE
Procida tritt auf

PROCIDA
O Heimat o teure Heimat,
Verbannt, in weiter Ferne,
Kannte ich nur die Sehnsucht,
Dich wieder zu sehn!
Blütenreicher Heimatboden,
In Ehrfurcht küss ich dich!
Höre du meinen Schwur:
Nur für dich leb' ich noch,
Nur für dich und deine Freiheit!

Du mein Palermo,
das so heiss ich liebe,
Einst so stolz, so mächtig
Heut dem Feinde ein Spott!
Weh' dir Armen!
Hebe die Stirne,
Die so tief du senktest,
Sei Siziliens Königin
Wie in alter Zeit.
Lass des alten Ruhmes Sterne leuchten,
Sei unser Königin!

Überall sucht' ich, Hilfe zu finden
Bei den Edlen, zu Stadt und zu Land -
Doch ungerührt erwiderten alle:
"Sizilianer, was kämpft ihr nicht selbst
Für den Ruhm, für die Ehre,
Für das Recht, für den Sieg?"

Du, mein, Palermo …
wie oben - Sizilianer treten auf

PROCIDA
zu einem
Du gehst zu unsern Freunden
Und meldest meine Ankunft.
Hoffnung und Freude soll ihr Herz erfüllen!
zu einem anderen
Du gehst zum edlen Arrigo, bring ihm die Kunde,
Ihm und der Fürstin Elena, dass ich hier ihrer warte
Zu dieser Stunde.

PROCIDA und CHOR
Im Schatten tief verborgen rüsten wir
Zur Vergeltung!
Nur leise, dass kein Späher uns entdeckt!
Gebet acht!

PROCIDA
Heil'ge Flamme meiner Sehnsucht
Schlag in ihre dumpfen Seelen,
Dass sie fühlen, was ich fühle.
Dass sie wollen, was ich will!
Ist erfüllt, was ich ersehne,
Ist befreit unser heiliger Boden,
Will ich gern von dieser Erde scheiden,
Dann grüss ich als Freund den Tod!
Im Schatten …
wie oben

ZWEITE SZENE
ELENA und ARRIGO treten auf

PROCIDA
ihnen entgegen
Ihr teuren Freunde, seh' ich euch denn wieder!
Herzogin, Arrigo!

ARRIGO und ELENA
Er ist's, Procida, der Treue!

PROCIDA
Ja! Und euer Diener!.

ELENA
lebhaft
Unsre einzige Hoffnung!

PROCIDA
In Spanien und Byzanz, überall' sucht' ich um Hilfe!

ELENA
Was sagt der Aragonier? Will er für uns kämpfen?

ARRIGO
Steht er zu uns?

ELENA,
Hat er versprochen ... ?

PROCIDA
Nichts bis zur Stund'.
Bevor er seine Krieger
Und seine Schiffe rüstet,
Muss ganz Sizilien
Wie ein Mann sich erheben.
Um diesen Preis ist er unser!
Wie steht es hier?
O sagt mir doch: seid ihr bereit?
Was darf ich hoffen?

ARRIGO
niedergeschlagen
Was hoffen? Wir hoffen nichts
Von diesem schwachen Volke,
Das nur zagt und zweifelt
Und stumpfen Sinnes leidet!

PROCIDA
So gilt es, sie zu wecken!
Das sei unser Ziel!

ARRIGO
Ein edles Ziel! Auch wir versuchten's oft,
Doch stets vergebens!

PROCIDA
Nun denn: nur starke Mittel helfen!
Wir wagen, was
Keiner noch gewagt:
Wir reizen unsern Feind
Zu neuen Freveltaten,
Wir schüren die Begierden
Der wilden Horden,
Bis hoch die Flamme zum Himmel lodert!

ARRIGO
Doch wie das Werk vollenden ?

ELENA
Lasst heute uns beginnen!
Der Tag ist günstig,
Denn zwölf Hochzeitspaare
Stehen heut am Altar.
Das reizt die Franken!

ARRIGO
Gross wird die Menge werden ...

PROCIDA
Um so kleiner die Gefahr.
Die Kraft des einen
Wird gross und stark im ganzen!
Was ihm nur ein schwacher Funke,
Wird allen zur Flamme!
Ans Werk! Wir wollen Grosses!
Und gross muss der auch sein,
Dem wir alles vertrauen,
Der Führer!

ARRIGO
Wer ist's?

PROCIDA
Du selber!

ARRIGO
Vertrau' auf mich!

PROCIDA
geht ab

Duett

ELENA
Wie soll ich danken dir,
Für so viel Mut und Treue,
Junger Held?

ARRIGO
Mein einz'ger Lohn sei
Dir zu dienen,
Dir zu Füssen, dein Vasall!

ELENA
Des Tyrannen wilde Drohung
Schreckt dein tapfres Herze nicht?

ARRIGO
Mutig lacht' ich seiner Drohung -
Nun beb' ich, nun zittr' ich,
O Fürstin - vor dir!

ELENA
für sich
Was hör' ich?

ARRIGO
Mein Herz, es zittert, es bebt
Vor dir!

ELENA
für sich
Was hör' ich?

ARRIGO
Ein Blick aus deinen Augen
Ist milder als Frühlingssonne,
Er gibt mir Mut und Kraft,
Dass ich dir sage, was dies Herz empfindet.
O Fürstin, höre:
Ich liebe dich! Doch dies begehr' ich nur:
Das Recht, für dich zu kämpfen,
Das Recht, für dich zu sterben,
Für dich zum Tod zu gehen.
O Fürstin, ich schwöre dir:
Nur dieses ist mein heisser Wunsch:
Für dich zum Tod zu gehn!

ELENA
Was sag' ich, was tu' ich?
Soll ich den Wunsch versagen,
Da schon das Grab sich öffnet?
Soll ich mich kalt verschliessen
Vor so viel treuer Liebe?
Nein!
Bruder, blick' vom Himmel nieder,
Fühle mit mir, was ich fühle!
O verzeih' mir, wenn ich fehle!
Was mich so tief bewegt,
Ist Liebe nur allein!

ARRIGO
Wie? Darf ich hoffen?
Wie? Du zürnst mir nicht?
Mir, der zu dir wagte
Kühn den Blick zu erheben?
Mich, ohne Wappen und Zier?
Mich, ohne Ansehn und Gut,
Der nichts als Liebe dir gibt,
Mich willst du Hohe erhören ?
Mich willst du liebend erhöh'n?

ELENA
O räche meines Bruders Tod,
Und höher stehst du
Als der reichste König mir!

ARRIGO
Ich, Armer, der allein und
Ohne Ruhm im Dunkel lebt?

ELENA
Räche meines Bruders Tod,
Dann bin ich ewig dein!

ARRIGO
Ja! Rächen, will ich ihn!

ELENA
Du schwörst den Eid?

ARRIGO
Bei dem Haupte meiner Mutter
Schwör' ich diesen Eid!

ELENA
Du schwörst den Eid?

ARRIGO
Ja! Rache schwöre ich dir!
Bei Gott!

ELENA
Ich halte mein Wort!


DRITTE SZENE
BÉTHUNE tritt auf mit Soldaten. Er reicht ARRIGO einen Brief

BÉTHUNE
Herr Ritter, diesen Brief schickt Euch der Gouverneur.

ARRIGO
nachdem er gelesen, erstaunt
Für heut Abend zum Tanze?

BÉTHUNE
Grosse Ehre fürwahr!

ARRIGO
Ich komme nicht!

BÉTHUNE
Was denkt Ihr? Solche Ehre
Schlägt kein Kluger aus!

ARRIGO
trotzig
Ich wag' es doch!

BÉTHUNE
in herrischem Ton
Dann bittet Montfort nicht, dann befiehlt er!
Ihr folgt sofort dem Gebot!
er winkt den Soldaten

ARRIGO
mit gezogenem Degen
Die Schmach soll ich ertragen?
,
BÉTHUNE
zu den Soldaten
Ergreift ihn!

Arrigo wird entwaffnet und abgeführt

ELENA
zu Béthune
Was tut Ihr?

BÉTHUNE
kalt und höflich
Ich folge meinem Auftrag.
Er geht ab

ELENA
O Schmach, die wir erdulden!
Erst Hohn und dann Gewalt!
Arrigo!

PROCIDA
tritt auf
Was soll der Ruf?

ELENA
O Gott! Er ist in Montforts Händen!

PROCIDA
schmerzvoll
Weh uns! Alles bricht zusammen!
Auf ihn, auf seine Kühnheit
Baut' ich alles!
Das ist sein sichrer Tod!

ELENA
sich mutig erhebend
O nein! Ihn zu befrein
Heischt unsre Ehre!

PROCIDA
Stille! Schon strömt das Volk herbei!

VIERTE SZENE

Finale

Die Jugend von Palermo als Begleitung der zwölf Hochzeitspaare. Unter ihnen NINETTA und ihr Verlobter DANIELI. Sie tanzen eine Tarantella. Als der Tanz am 1ebhaftesten wird, kommt ein Trupp französischer Soldaten, geführt von TEBALDO und ROBERTO über die Bühne. Sie betrachten mit wachsender Lüsternheit die Bräute. Der folgende Dialog ist in die Tarantella einkomponiert

ROBERTO
O seht, ein Hochzeitsfest!
Die schönen Mädchen!

PROCIDA
immer im gemütlichen Ton
Die gefall'n dir?

ROBERTO
Nicht übel!

PROCIDA
lachend
Gelt, alter Freund, ich kenn' dich!

ROBERTO
erstaunt
Wer bist denn du?

PROCIDA
Treu'ster Freund der Franzosen!

TEBALDO
schlägt ihm auf die Schulter
Gut gesprochen! Bravo!

ROBERTO
Sieh, wie reizend sie tanzen!

TEBALDO
Das wär' ein guter Bissen!

ROBERTO
Zur Hochzeit geht's - o weh!

PROCIDA
Was tut's?

TEBALDO
Und ihre Männer?

PROCIDA
Was fragst du? Du weisst, dem Sieger …

ROBERTO
Nun?

PROCIDA
Ist alles erlaubt!

TEBALDO
zu Roberto
Ich kenn ein schönes Gemälde …

ROBERTO
auflachend
Ha! Du meinst den Raub der Sabiner Frauen!

PROCIDA
grimmig für sich
Das waren Römer!

ROBERTO
Wer gleicht auf Erden wohl
Im Liebeskampf
Uns, den lustigen Franzosen.

Die Soldaten stürzen sich plötzlich auf die Mädchen und reissen sie mit sich fort. ROBERTO ergreift NINETTA. Die Sizilianer suchen den Raub zu hindern, weichen aber vor den Schwertern angstvoll zurück

FRANZOSEN
Hei, ihr schönen Frauen,
Rundlich und fein;
Ei, lasst euch doch beschauen,
Ihr sollt unser sein!

Wir sind hier die Sieger,
Wir nur allein,
Des stolzen Frankreichs Krieger.
Ihr müsst unser sein!

SIZILIANER
Nach wehrlosen Frauen
In schamloser Gier
Wie lüstern sie schauen
Beim frohen Feste hier.

Ob kühn sie sich wehre,
In angstvoller Wut,
Sie rauben die Ehre,
Das Weib, das Land, das Gut.

ROBERTO,
NINETTA erhaschend
Halt, du Schöne, du sollst mich küssen!

NINETTA
Lass mich gehen!

ROBERTO
Nein, du sollst mein Liebchen sein!
Lass dich küssen!
auf DANIELI zeigend
Ich bin doch schöner als jener Bauer da!

ROBERTO
zu Soldaten, die auf ELENA eindringen
Halt da! Respekt vor dieser!
auf PROCIDA weisend
Denn sie gehört ja dem dort!
Dem guten Freund, der uns so gut geraten.
Respekt! Die ist nicht für uns.
Sie bleibe bei ihm.

Wiederholung des Doppelchores

Die Franzosen stürmen mit den geraubten Mädchen ab. Die Sizilianer bleiben in Niedergeschlagenheit zurück. ELENA und PROCIDA beobachten sie gespannt

CHOR DER SIZILIANER
Diese Schmach, die uns traf,
Weckt die Scham in der Brust.
Ohne Mut liess ich ziehn,
Ohne Kampf meine Braut.
Fühlst du nicht, wie das Herz
Voller Wut sich erregt,
Dass der Zorn wie ein Sturm
In der Brust sich erhebt?

ELENA
auf PROCIDA zeigend
Nur er hat mich verteidigt!

PROCIDA
Vor mir nur wich der Feind!

ELENA
Sie achten nur die Tapfern!

PROCIDA
Und spotten eurer Furcht!

CHOR
niedergeschlagen
's ist wahr!

ELENA
zu DANIELI
Und du, Feigster aller Feigen!

PROCIDA
Errötest nicht vor Scham?

ELENA
Lässt dir die Braut entführen …

PROCIDA
Und tötest den Räuber nicht!
in tiefer Verachtung
Sie stehn und zagen …
Und ihre Frauen küsst der rohe Feind!

ELENA
Die achten ihn wohl mehr als ihre Männer,
Die erduldet solche Schmach!

CHOR
in wildem Ausbruch
Ah! Diese Schmach... usw.
Heiaha! Heiaha!
Wir stürmen zur Rache,
Wir rächen die Schmach!
Auf zur Rache, zur Tat!

Im Hintergrunde fährt ein reichgeschmücktes Schiff vorbei. An seinem Bord französische Offiziere; darunter Graf VAUDEMONT, elegante Frauen. Alles in fröhlichster Laune

CHOR AUF DEM SCHIFF
Auf den weichen sanften Wellen
Wiegt sich wonnig unserKiel,
Singt, ihr fröhlichen Gesellen,
Singt zur Arbeit, singt zum Spiel!

Holde Frauen blicken munter,
Neigen lieblich Mund und Ohr.
Sinkt die Sonne mild hinunter,
Steigt für uns der Tag empor.

Wir grüssen dich mit Wonne,
Freudenvolle Nacht!
O Mond, sei unsre Sonne
In deiner Silberpracht!

Die Sizilianer sind zunächst neugierig dazugelaufen. Dann sammeln sie sich um ELENA und PROCIDA

PROCIDA
er sind die Laffen, die üppigen Weiber?
Wohin geht die Fahrt?

ELENA
Zum Maskenfest bei Montfort!

PROCIDA
Dank dir, Geschick,
Du gibst sie in unsre Hand!

ELENA und CHOR
Was meinst du?

PROCIDA
Unter Masken versteckt
Dringen wir in den Palast.
Wie fröhliche Gäste umringen wir sie
Und alle müssen fallen!
Als erster der Tyrann!

DANIELI
ängstlich zitternd
Sie führen Degen!

PROCIDA
ihn wild anfahrend
Den Dolch führen wir!

Doppelchor
DER SIZILIANER UND DERER AUF DEM SCHIFF
Texte wie oben

DRITTER AUFZUG

ERSTE SZENE
Das Kabinett des Guy de Montfort in Palermo

Rezitativ

MONTFORT
am Schreibtisch sitzend
Ja - ich gesteh' es,
Ich war in Schuld!
Ich entführte sie, die Stolze!
Und ich raubt' ihr die Ehre.
Doch sie entfloh.
Für lange Jahre
Meinen zärtlichen Armen
Entriss sie den Sohn
Und erzog ihn im Hass
Gegen mich, seinen Vater!
Grausamer doch als ich
Ist sie, die das verschuldet!

Erst in der Todesstunde
Verriet sie, wer er ist.
Und nun enthüllt sich mir
Das furchtbare Geheimnis.
Er zieht einen Brief hervor und liest

"O du, der keinen schont,
Wenn das Schwert des Henkers
Arrigo Nota droht,
Dem Stolze seines Landes ..
Sein schuldlos Haupt doch schone,
Es ist das Haupt deines Sohnes."

Mein Sohn, mein teurer Sohn!

BÉTHUNE tritt auf

BÉTHUNE
Der Kavalier trotzte dem strengen Befehl,
So brauchten wir Gewalt!

MONTFORT
's ist gut!

BÉTHUNE
Und welche Strafe trifft den Kühnen!

MONTFORT
Was Strafe? Die grösste Ehre
Soll man ihm erweisen.
Führt ihn zu mir, allein will ich ihn sprechen.

BÉTHUNE ab

Arie

MONTFORT
In Glanz und Pracht gebiet ich hier,
Als Herrscher über dieses Land,
Und doch, wie brennt im Herze mir
Die Sehnsucht nach einer Seele,
Die mich liebt.
Allein bin ich
Im Prunkgemach,
Ich bin allein -
In Herrscherglanz und Fürstenpracht
Allein!
Und niemand weiss, wie leer dies Herz,
Wie kalt und schwer!
Allein - auf Gottes Erde allein!

Nun leuchtet mild mir Armen
Ein Licht, ein freundliches Licht!
Mit dir zu leben nun für alle Zeit,
Trauter, lieber Sohn!

Der so lang meiner Liebe verloren,
Der so lang nur Hass empfand,
Freudig soll er heut mich Vater nennen!
Freudig grüss ich dich!
In trauter Liebe halt ich dich nun fest,
Mein teurer Sohn!

In Glanz und Pracht …
wie oben

Glücklich bin ich,
So froh und glücklich!
Den Sohn, den verlornen,
Nun halt' ich ihn für alle Zeit!

ZWEITE SZENE
ARRIGO wird von zwei Pagen hereingeführt

ARRIGO
Wach' oder träum' ich?
Mit Ehrfurcht begegnet mir alles.
Gefangen wähnt' ich mich,
Frei darf ich gehen, wie ein edler Gast?
zu MONTFORT
Warum spielst du mit mir?
Was sollen diese Ehren für den Feind,
Den bei dir der Tod nur erwartet?

MONTFORT
Der Tod? O nein! Dein Leben
Will ich nicht.
Frei bist du wie ich selbst.
Nun magst du ohne Zagen
Das Messer zücken
Als feiger Verschwörer …

ARRIGO
Wer den Tyrannen schlägt,
Ist kein Feiger!
Ich kämpfe für mein Land!

MONTFORT
Als schlechter Kämpfer!
Wir führen das Schwert,
Ihr zuckt den Dolch!
Ihr wagt ja nicht, ins Auge mir zu sehn.
Blick auf! Hier steht der Feind!
Ohne Schwert, ohne Dolch!

ARRIGO
Zu deinem Glück!

MONTFORT,
Ist dies der Dank für meine Güte?
Ich schenkte dir das Leben,
Du willst meinen Tod!
Deinen Dank durft' ich erwarten,
Undank nur find' ich.

ARRIGO
Warum Dank?

MONTPORT
Als ich mein Herz dir zugewendet,
Als mich dein Schicksal innig bewegt',
Als den Rebellen mild ich schonte,
Hat kein Gefühl das Herz dir erregt?

ARRIGO
für sich
Was soll die Frage?
Wie mild und freundlich
Klingt diese Stimme mir in die Seele!
Was bewegt ihn?

MONTFORT
So kennst du nicht der Liebe Stimme,
die auch den strengen Sinn bewegt?
Du siehst im Auge Tränen blinken,
Und kein Gefühl hat das Herz dir erregt?

ARRIGO
für sich
Zu neuer Qual, zu neuem Kampf
Hat ein. hartes Geschick
Mich Armen verdammt!

MONTFORT
Nun denn, du Harter,
Wenn keine Bitte
Dein kaltes Herz zu rühren vermag,
Ruf ich als Zeugin -
Deine Mutter!

ARRIGO
Meine Mutter?

MONTFORT
gibt ihm den Brief
Hier, lies!

Duett

MONTFORT
ihn betrachtend
Seh ich vor mir dieses Antlitz, die Züge,
Fühl ich, wie hoch mein Herz in Freude schlägt!
Endlich blüht mir dies höchste Glück auf Erden:
Einen gibt es nun, den froh als Sohn ich grüssen darf!

ARRIGO
Mutter? Ist's wahr?
Wach' ich oder träum' ich?
Der Mutter Hand ... ?
er liest
O Gott, was seh' ich -
Er mein Vater?
Jammer und Schande
Wird nun mein Los.
Er mein Vater? Unser Feind?
Nun fällt auf mich
Des Schicksals harte,
Schwere Faust!
Alles Glück verloren,
Aller Mut dahin,
Mein Heldentum dahin!

MONTFORT
Doch wie, du wendest dich von mir, mein Sohn?
So weisst du nicht, wer ich bin?

ARRIGO
in tiefem Schmerz für sich
Weh', dich muss ich lassen.
Elena, auf ewig verloren!

MONTFORT
Kennst du nicht meine Macht?
Mächtiger als ein König - ich bin Montfort!
Was du verlangst, es soll dein eigen sein.
Was du nur willst, ich kann es dir gewähren.
Ansehn, Waffenruhm, Reichtum und Ehre,
Was nur der Stolz ersehnt, es liegt in meiner Hand!

ARRIGO
Was frommt mir Ruhm?
Was frommt mir die Macht,
Dem alles Glück entschwand?

MONTFORT
Du weisst nicht, was du sagst -
Du, eines Mannes Sohn,
Dess' ruhmgekrönter Name ...

ARRIGO
in höchster Leidenschaft
Dein Name sei verflucht!

Duett

MONTFORT
Fluch aus Sohnesmunde!
Tiefe Herzenswunde
Schlägt mir diese Stunde,
Zugrunde muss ich gehn!

Hat Gott mich so geschlagen?
Ach, nimmer kann ich's wagen,
"Mein Sohn" zu ihm zu sagen,
Nein, nie wird das geschehn!

ARRIGO
Fluch der bösen Stunde,
Fluch der schlimmen Kunde!
Sie schlug mir diese Wunde -
Zugrunde muss ich gehn.

Hat Gott mich geschlagen?
Wie soll ich es tragen?
Ach, nie kann ich's wagen,
Vor der Teuren zu stehn!

MONTFORT
Arrigo, bleibe!

ARRIGO
Oh, lass mich gehen!

MONTFORT
All meine Bitten,
All meine Klagen,
All meine Tränen
Können das Herz, das harte, nicht rühren?

ARRIGO,
Wenn wahrhaft du mich liebst,
So lass mich fliehen von hier,
Wo schwerstes Leid mich traf,
Lass mich fliehn in die Ferne!

MONTFORT
All meine Bitten
ll meine Tränen,
Grausamer,
Dringen sie nicht in dein Herz?
Lässt du den Vater flehn?
er reicht ihm die Hand hin

ARRIGO
Ach, wie gern fasst ich deine Hand,
Weh', ich kann nicht!

MONTFORT,
Was hält dich zurück?

ARRIGO
Das Bild meiner Mutter!
Es steht zwischen Sohn und Vater!
Sie war dein Opfer,
Deiner Leidenschaften Opfer.
Wie kann ich schwanken
Zwischen dir und ihr?
Mutter, dir gehört dein Sohn!

MONTFORT,
O Sohn! Weh'! Mein Sohn!

Duett

MONTFORT
O hör mich flehen!
Du Undankbarer!
Den Vater, der bittet,
Hörst du ich nicht?
Öffne die Arme dem Vater,
Der bittet!
Komm zu mir, o Sohn!

ARRIGO
Teuerste Mutter, so segne mich Armen,
Dir schlägt dies Herz,
Und dir gehör' ich an.
Sei du mein Schutz,
Mein Schirm in allen Leiden!
Teure Mutter, steh' zu mir
Und bete du für mich!

DRITTE SZENE

VERWANDLUNG
Die Szene stellt einen grossen Festsaal im Palast Montforts dar

Grosse Pantomime ohne Text

VIERTE SZENE

CHOR
Lasst froh uns geniessen die festlichen Stunden
In fröhlichem Tanze, der festlich uns vereint.
Wir singen und jauchzen in Liebe verbunden,
Bis hell am Morgenhimmel der bleiche Tag erscheint.

Die Menge verteilt sich in die anderen Räume. Die Bühne bleibt kurze Zeit leer. ARRIGO erscheint, von zwei Masken gefolgt

PROCIDA
maskiert
Sei unbesorgt, die Freunde sind dir nah.

ARRIGO
heftig erschreckend
O Gott, sie wagen sich hierher?

ELENA
Sei unbesorgt, die Freunde sind dir nah.

ARRIGO
Diese Stimme! O Gott!
Die beiden nehmen die Masken ab
Du Herrin, du selbst, Elena?
Im Palaste eures Feindes?
Doch warum kommt ihr hierher?

ELENA
Dich zu retten…

PROCIDA
Und uns zu rächen an dem Feind!

ARRIGO
erschrickt heftig
Gott! Nur leise, leise
Für mich selbst …
Hab' nichts zu fürchten -
Ich bin frei!
Doch ihr - ihr seid seinem Grimm verfallen,
Flieht ihr eilig nicht von hier.

PROCIDA
Ohne Sorge, keín Feind wird uns …

ARRIGO
da einige Franzosen sich nähern
Leise, leise!... Welche Qual!

ALLE DREI
FröhIichkeit heuchelnd
Lasst froh uns geniessen …usw.

Die Franzosen haben sich entfernt

ELENA
In diesen weiten Räumen,
Wo die Paare froh sich drehen.

PROCIDA
Verstecken sich die unsern,
Wohl verborgen, unter Masken.

ELENA
Arrigo ein farbiges Band anheftend
Und all tragen dieses Band,
Dass sie sich schnell erkennen …

PROCIDA
Und all die tapfern Herzen
Denken nur an ihr Gelöbnis!

ELENA
In wenig Augenblicken blitzen hier
Die scharfen Dolche!

PROCIDA
In Mitten seiner Schergen
Trifft Montfort der Tod!

ARRIGO
für sich
Grosser Gott, wer rettet ihn?

PROCIDA
betroffen
Was soll das Zagen?

ARRIGO
verlegen
Wenn jemand dich gehört? …

Montfort mit Gefolge tritt auf

ELENA
Seht dort!

PROCIDA
Montfort!

ARRIGO
Tag des Schreckens!

PROCIDA
sehr bestimmt
In kurzer Frist - Hier!

sie verlìeren sich in die Menge

CHOR
Lasst froh uns geniessen usw.

MONTFORT
trìtt zu Arrigo
Wohl ungewohnt ist dir dies Treiben.
Gefällt es dir?

ARRIGO
leise
Bleib' fern dem Fest, denn dir droht Gefahr!

MONTFORT
Was sagst du? Gefahr? Hier in meinem eignen Hause?

ARRIGO
Ich darf nicht sprechen und doch - ich bitt' dich, fliehe!
Mir bangt es um dein Leben!

MONTFORT
freudig bewegt
O Freude! Zum ersten Male hör ich ein liebes Wort!
Du bangst um mich, du bangst um deinen Vater?
Du liebst mich doch, mein Sohn?
Du willst mich Vater nennen?

ARRIGO
heftig
Nein, o nein!

MONTFORT
Dann bleib' ich hier!

ARRIGO
O glaube meinem Wort, sie wollen deinen Tod!

MONTFORT
verächtlich
Wollen? Sie wagen's nicht!

ARRIGO
auf das Band zeigend
Bei diesem Zeichen hab' ich selbst geschworen ...

MONTFORT
Du selber?
Dieses Zeichen der Schande ist kein Schmuck für Tapfre!
Bebst du? Fühlst du die Schmach?
er reisst ihm das Band ab
Ein feiger Verschwörer?
Du bebst bei diesem Wort?
Du bist kein feiger Mörder!

ARRIGO
Zu kämpfen für sein Land ist ehrenvoll und gut!
Doch du … o fliehe! Rette dich!
Lass mich umsonst nicht bitten, geh!

MONTFORT
stolz
Ich weiche nicht!

Die Verschworenen nähern sich von hinten

ARRIGO
Schon schleichen sie dir näher,
Sie drängen sich zu ...
Schon seh' ich Dolche blitzen …

Die Verschworenen umringen MONTFORT

PROCIDA
mit gehobenem DoIch
Auf, Freunde, auf!
Frankreichs letzter Tag!
Zu mir Sizilianer!

ELENA ist als erste auf MONTFORT eingedrungen. ARRIGO springt dazwischen und schützt ihn

ARRIGO
Haltet ein!

MONTFORT
Frankreich zu mir!

Die französischen Ritter stürzen vor und umgeben ihn mit gezückten Degen. Die Verschwörer weichen zurück

MONTFORT
zu VAUDEMONT und BÉTHUNE
Wer dieses Verräterzeichen trägt,
Den trifft des Henkers Schwert!
Für sie der Tod!
auf ARRIGO weisend
Der sei verschont! Er rettete mein Leben!

PROCIDA
für sich
Er - ein Verräter!

MONTFORT
Dìeser ehrliche Feind,
Er warnte mich vor jenen!
Den feigen Mörderplan
Hat der EdIe verraten!

Doppelchor der Sizilianer und Franzosen

ELENA, PROCIDA UND DIE SIZILIANER
Er, dem alles wir vertrauten,
Er, auf den wir alles bauten,
Der als Führer vor uns stand,
Er verriet sein Vaterland!

O heilige Flamme, die hell im Herzen mir loht,
nun bist du erdrückt und dein helles Licht
Leuchtet nimmer mir!
in hoher Begeisterung
Doch stolz will ich zurn Tode gehn,
Für dich, o teures Heimatland,
Für dich will gern ich sterben,
Für dich zum Tode gehn!

ARRIGO
zugleich
Schande mir, dem sie vertrauten,
Mir, auf den sie alles bauten,
Den zum Führer sie ernannt,
Ich verriet mein Vaterland!

Ich ward zum Verräter
Am eigenen Lande,
O Jammer, o Schande,
O furchtbares Los!
Ihr Hass muss mich treffen,
Sie muss mich verachten,
Die einst mich geliebt!
Ich wollte sie rächen,
Nun bin ich ihr Mörder!
Die Hohe, die Edle -
Unsagbarer Jammer,
Unsagbarer Schmerz!
Durch mich muss sie zu Tode gehn!

MONTFORT und DIE FRANZOSEN
zugleich
Er, dem alles sie vertrauten,
Er, auf den sie alles bauten,
Den zum Führer sie ernannt,
Schützte mich (ihn) vor ihrer Hand!

In Frankreichs lachenden Fluren
Findest du nun ein neues Vaterland.
O komm mit mir (uns),
Als mein (sein) lieber Sohn!

Geehrt und gepriesen, von allen erhoben,
Als Ritter und Held wirst du bei mir (ihm) stehn!

ARRIGO
nähert sich flehend ELENA und PROCIDA
Elena! Lass dich erflehn …
O Freunde, hört nur ein Wort …

PROCIDA und SIZILIANER
Zurück, Verräter! Zurück!
Keiner von uns glaubt deinem Wort!

MONTFORT
zu ARRIGO
Ich kann dich schützen vor jenen,
Sicher bist du bei mir!

ARRIGO
Deinen Schutz veracht' ich!

CHOR und PROCIDA
Feiger Verrräter, Hass und Verachtung
Sei dein Los!
Hass und Verachtung auf sein Haupt!
Für uns díe Ehre, der Tod für uns!
Für dich die Schmach!

Schlusschor
O heilige Flamme … usw.

Für uns die Ehre!
Für dich die Schmach!

Auf eine gebietende Geste von MONTFORT werden díe Verschworenen abgeführt. ARRIGO will ihnen nach, sie weisen ihn mit Verachtung zurück. Voller Verzweiflung schwankt er zurück und fällt in dìe Arme des Vaters

VIERTER AUFZUG

Im Hof der Festung von Palermo. Das vergitterte Tor im Hintergrunde wird von Soldaten bewacht

ERSTE SZENE

Rezitativ und Arie

ARRIGO
am Tor, den Soldaten ein Papier zeigend

Dies Blatt mit Montforts Siegel
Gibt Zutritt mir zur Festung
Und auch zu den Gefang'nen.
Führt sie zu mir!

er tritt in den Hof

Ihr verschmachtet in Ketten,
In düstrer Kerkergruft
Durch meine,Schuld!
Und ich, der euch
Dies Elend brachte,
Bin frei aller Bande!
Ehrlos erschein ich euch - doch weh -
Ich kann rnich nicht Iösen von den Ehren,
Die mich erdrücken!

O unglücksel'ge Güte,
Die das Leben mir schenkt
Und die Ehre mir raubt!
O rätselvolles Schicksal!
Nur Schicksal ist's, nicht Schuld -
Sie sollen's nun erfahren!

Was kann ich ihnen sagen,
Ich, des Verrates schuldig,
Der ins Elend sie stiess,
Ich, den sie hassen,
Und der für sie sein Leben liess!

Wem soll ich sagen,
Was mich betroffen?
Lieben und Hoffen
Darf ich nicht mehr!
Goldene Träume,
Die mich beglückten,
Die mich entzückten,
Ihr kommt nicht mehr!
Keiner von ihnen
Wird zu mir stehen,
Ich muss vergehen
Vor ihrer Wut!
Vor dir, Elena,
Soll ich erbeben?
Nimmer zumLeben
Find' ich den Mut!

er schrickt auf

Wer kommt? Ich zittre ...
Kaum wag' ich zu atmen!
Sie ist es! Nun wird ihr Hass
Mich ganz vernichten!
Sie wird mir fluchen,
Mir, der so innig sie liebt!
Wohin entfliehen vor solcher Schande?
Kann ich sie sehen; kann ich's ertragen?
Und doch, ich muss es wagen -
Das erheischt die Mannesehre!

ELENA
wird hereingeführt. Sie tritt empört zurück
Wagst du vor mir zu stehen,
Der dies alles verschuldet?
Du, ein feiger,Verräter
Am eigenen Vaterland?

ARRIGO
Elena, Geliebte, o höre mein Bitten!
Höre mich an! Dunkles Schicksal lastet auf mir,
Den du des feigen Verrates zeihst!

ELENA
verächtlich
Liegst du nun zitternd im Staube vor mir?
Frag' dein Gewissen nach deiner Schuld! .
Du flehst? Zitterst? O Schmach!
Schmach und Schande falle auf dein Haupt!

ARRIGO
richtet sich stolz auf
Mein Gewissen ist rein
Vor der Welt: und vor Gott!
Des Geschickes Macht
Schuf dieseTat!

Vor dem Höchsten allein
Will ich Rede stehn -
Mein Herz weiss nichts
Von Verrat!

ELENA
zugleich mit der Wiederholung
Keine Schuld? Du beklagst dein Schicksal?
Und bist doch schuld an der Freunde Tod?
Du allein, du bist schuldig!
Was klagst das Schicksal du an?
Was wir leiden, was uns trifft,
Alles ist nur deine Schuld!

Warst du es nicht, Unsel'ger,
Der die Hand mir entwaffnet,
Da den Dolch sie stiess
Gegen das Herz des Tyrannen?

ARRIGO
Meines Vaters!

ELENA
tritt entsetzt zurück
Deines Vaters?

ARRIGO
Fluch dem Band, das mich fesselt
An den Vater, an ihn, der unser Land
In Ketten schlug! Verflucht das Schicksal,
Das all mein Glück in Stücke schlägt,
Ewig dich mir raubt!
In schwer Schicksalsstunde.
Wie sollt' ich mich entscheiden?
Des Bruders Tod zu rächen
Hast du dich selbst geopfert -
Ich tat mehr:
Ich opferte dem Vater meine Ehre!

ELENA
O unbegreiflich Schicksal!
O doppelt bittrer Schmerz!
Seine Seele ist rein
Vor der Welt und vor Gott.
Des Geschickes
Macht schuf diese Tat.
Vor dem Höchsten allein
Hat er Rede zu stehn,
Sein Herz weiss nichts
Von Verrat.
Unglücksel'ger, deine Qualen
Kenn' ich' nun. Ich weiss,
Dass keine Schuld dich drückt,
Dass deine Ehre noch rein!

ARRIGO
Welche Qualen mich zerreissen,
Sieht allein der höchste Gott.
Weisst du nun,
Was mich traf?
Kennst du nun meineQual?
Dass grundlos euer harter Sinn
Verräter mich genannt -
Weisst du's nun?

ELENA
Doch das Band, das dich kettet ... ?

ARRIGO
Ich hab' es schon zerrissen!
Das Leben gab er mir, ich rettete das seine!
So hab' ich mich gelöst!
Wach auf, o alter Hass!

ELENA
Doch Name, Rang und Macht?

ARRIGO
Alles will ich gern verlieren
Gewährt er mir um was ich
Ihn bitten will,
Gewährt er mir den heissen Wunsch:
Mit dir vereint zu leben -
Will er den Tod - dann zu sterben mit dir!

ELENA
hingebend
O Teurer, nun ist mein Herz befreit!
Befreit von aller Qual!
Ich darf den Edlen achten,
Den ich ja lieben muss!
O glückliche Stunde,
Die mir den Teuren wiedergab!
Mit dir will gern, ich sterben,
Seligen Tod sterb' ich vereint mit dir!

Des Schicksals harte Hand
Versagt uns hier das Glück -
Nie wird der Liebe Band
Im Leben uns vereinen!
Doch seliges Sterben
Ist hohes, heil'ges Liebesglück!
Arrigo, o Teurer, mit dir will
Gern ich sterben,
Seligen Tod sterb' ich vereint mit dir!

BEIDE
O himmlisches Licht
Leuchte freundlich uns Armen.
Du leuchtest so hell
Auf unser Leid,
Auf unser Glück!
Vor deinem Glanze
Erlischt alles Leid!
Leuchte uns uns himmlisches Licht,
Dass wir zur Heimat finden den Weg!
So sterb ich denn vereint mit dir!


ZWEITE SZENE UND FINALE
PROCIDA wird hereingeführt

PROCIDA
ohne ARRIGO zu bemerken, zu ELENA
Ein guter Freund, dem listig es gelang,
Unsre Schergen zu täuschen,
Stellt' heut dies Schreiben mir zu.

ELENA
liest leise
"Aragon schickt ein Schiff
Zu eurer Hìlfe,
Schon líegt es vor dem Hafen
Schwer von Gold und Waffen.

PROCIDA
verzweifelt
Und ich schmachte in Ketten!
Ah! Könnt ích nur entweichen
Aus diesen Mauern!
Eínen Tag nur - eine Stunde!
Grosser Gott! Làss das Wunder geschehen,
Dann will ích sterben.
er bemerkt ARRIGO
Doch was ist das?
Den Elenden seh' ich bei dir?

ELENA
Uns zu retten, kam er her!

PROCIDA
O trau dem Lügner nicht!

MONTFORT mit BÉTHUNE und anderen Offizieren tritt auf

PROCIDA
Ha! Sieh da! Sein Beschützer!

BÉTHUNE
zu MONTFORT
Und was befiehlt der Herr?

MONTFORT
Holt einen Priester zur letzten Beichte.

BÉTHUNE
leise
Das Volk sammelt sich drohend …

MONTFORT
Die Truppen sind bereit an den bestìmmten Plätzen.
Sie harren der Befehle.
Beim ersten Zeichen der Empörung
Erheben sie die Waffen! Dies mein Wille!

BÉTHUNE
sich verneigend
Soll geschehen!

ARRIGO
zu MONTFORT
Was willst du tun?

MONTFORT
Wen'ge Augenblicke,
Und ihre letzte Stunde schlägt -
Zum Tod!

ARRIGO
Zum Tod?

PROCIDA
für sich
O teure Heimat! Ich sterbe
Und sollte für dich leben!
Mit mir stirbst auch du!

ARRIGO
zu MONTFORT
Ich fleh' um Gnade für die Gefangenen!
Hör' mich an:
Begnad'ge sie,
Sonst töte mich mit ihnen!

ELENA
freudig zu PROCINA
Hast du gehört?

PROCIDA
hart und stolz
Der feige uns verraten,
Wohl verdient er den Tod.
Doch nícht fürs Vaterland!
zu ARRIGO
Hinweg!
Unwürdig bist du
Solcher hohen Ehre!

ARRIGO
empörter Aufschrei
Ah!

MONTFORT
zu ARRlGO
Du siehst nun, wie hoch sie dich achten,
Arrigo, dich, meinen Sohn!

PROCIDA
Was?

ELENA
Sein Sohn!

MONTFORT
Das tun sie dir, dem süsser der Tod mit ihnen
Als der Ruhm mit uns!

Ensemble

PROCIDA
Er, sein Sohn?
Nun erfüllt sich unser Schicksal!
Heimat, o Heimat, muss ich dich nun verlassen
Mitten im Kampf um die Freiheit, das Glück?
In meinem Grabe ruht deine Freiheit!
Weh! Mein Sizilien - ohne Hoffnung lass ich dich!

MONTFORT
Wenn erst der Tod uns befreit von diesen Rebellen,
Kehrt der Friede zurück!

ARRIGO
Ah! Dein Grab, Elena, es ist die Heimat nun für mich,
Heimat und Glück!
Ich sterbe gern mít dir, Geliebte!
Mit dir zu sterben ist süsser Tod!

MONTFORT
Von Krieg und Hass íst befreit
Das schöne Sizilien, dein Land!

PROCIDA
Siegreich zu sterben, welch hohes Glück -
Doch, dích so zu verlassen - o welche Qual!

ELENA
Leb' wohl, du teure Heimat,
Mein sonnentrunk'nes Vaterland!
Im Meeresrauschen leuchtet
Dein heller Felsenstrand!
Leb' wohl!
Blaues Meer, dein mächtig Rauschen
Hör' ich nun zum letztenmal.
Blaues Meer,
Dich seh' ich nicht mehr!

ARRIGO
zu ELENA gewendet
Seh' ich dich zum letztenmal?
Ich trag' es nicht, ich geh' mit dir,
Mit dir zum Tod! Ich folge dir,
Leben, Sterben mit dir!

MONTFORT
Ohne ihr Haupt, ohne íhn,
Ist ihre beste Kraft gebrochen,
Ihr Stolz vernichtet.
Ohne diesen Rebellen,
Ohne seinen Dolch
Sind wir alle befreit
Von Empörung und Krieg!
Ohne ihn findet díe Ruh'
Unser schönes Land!

PROCIDA
Mein armes Land, ohne mich
Ist deine beste Kraft dahin.
Muss ich dich Iassen, grausam geknechtet?
Kann ich es fassen, dies schwere Los?
Mein armes Land!

CHOR
unsichtbar
De profundìs clamavi a te, domine!
Exaudi orationem meam!

PROCIDA
Knie nieder, o Tochter,
Wir stehen bald vor Gott!
Schon fühl' ich Himmelsglanz um mich!

ELENA
Ich seh' den Bruder wieder!

ARRIGO
zu MONTFORT
Halt ein! Ich flehe!
O, lass sie leben, sonst sterb' ich
Hier mit ihnen!

MONTFORT
hart abwehrend
Du wagst, für sie zu bitten?
Du, der du selber schuldig?
Mit welchem Recht wagst du
Für die Verschworenen zu sprechen?
milde und zärtlich
Doch fragst du mich als Sohn ...
Dem Sohn gewähr' ich alles!
Nenne mich Vater, Arrigo,
Und Gnade gewähr' ich ihnen!
auf das andringende Volk weisend
Vergebens wird dies Volk
Vor mir im Staube knien.
Nenne mich deinen Vater, o Sohn -
Und sie sind frei!

ELENA
leidenschaftlich
Halt ein, Arrigo!
Sag' es nicht und lass mich sterben!
Todgeweihten versagt man keinen Wunsch!

MONTFORT
drängend
Nenne mich Vater
Und jene dort sind frei!
Sag': "Mein Vater", Sohn!

ELENA
Halt ein, Arrigo,
Sag' es nicht und lass mich sterben!

ARRIGO
in höchster Verzweiflung
O Gott, wo find' ich Hilfe?

Im Hintergrund öffnet sich ein breìtes Portal, zu dem Stufen emporführen, dahinter ein düsterer Saal. Mönche und Soldaten. Auf den Stufen steht der Henker

ARRIGO
Was seh' ich?

MONTFORT
kalt
Du siehst den Henker dort,
Bereit zum Werke!

ARRIGO
O harter Spruch! O schreckensvoller Anblick!

zwei Mönche treten zu ELENA und PROCIDA

ARRIGO
Wir sind bereit zum Opfertode!

ELENA
ekstatisch
Zur Glorie!
O teure Heimat, lebe wohl!

Der Henker berührt ELENA. In diesem Augenblick stürzt ARRIGO vor MONTFORT auf die Knie

ARRIGO
Mein Vater, o Vater!

MONTFORT
in freudigster Bewegung
O freudevoller Tag!
zum Henker
Lass sinken das Beil, halt' ein!
Sie mögen leben!
Und nicht genug der Gnade:
Dass Freundschaft nun vereine
Sizilien und Frankreich,
Sei heut' der Bund geschlossen
Zwischen ihr und Arrigo!

ELENA
mit verhaltener Stimme
Nein! Nein!

PROCIDA
leise zu ihr
Du musst! Die Heimat Sizilien,
Dein Bruder gebiet't's,
Du gehorche!

MONTFORT
zum Volk
Friede sei nun zwischen uns!
Ich fand den Sohn!

Ensemble
Chor und Solisten

ARRIGO und ELENA
O Freudentag, der uns zusammenführt
Zu ew'gem Bunde!
Dem Höchsten sei gedankt
In dieser hohen Feierstunde!

Nun senkt sich hell des Lebens Sonne
Tìef in unsre Herzen.
In hellem Glanze strahlt derTag,
Der uns Erlösung gab.
HoIder Friede, komm, o komm!

MONTFORT
O Freudentag, der mir den Sohn geschenkt,
Zu trautem Bunde!
Der Frieden gab dem Land
In dieser hohen Feierstunde!
Der Friede kehrt dem Land zurück,
Nun komm, o Friede, komm in unsre Brust!

PROCIDA
Ihr Toren glaubt an Frieden, an Glück
Bei diesem Bunde?
Das GIück ist falsch, denn bald
SchIägt uns der Rache heil'ge Stunde!
Ihr Toren traut dem falschen Glück?
Kein Friede kehrt zu euch zurück!
Für euch nur Hass, kein Frieden,
So lang ihr lebt!
Nie sei Friede zwischen uns!

Rezitativ

ARRIGO
Ah! Tag der Freude, heller Tag,
Der nach dem Leid
Uns glücklích macht!
Schon morgen stehn wir festlich am Altar?

MONTFORT
Nícht morgen, heute!
Im sanften Hauch der Abendluft,
Im Strahl der Abendsonne,
Beim hellen Klang der Vesperglocke!

ARRIGO
O Freude ohnegleichen!

PROCIDA
für sich
Die Vesperglocke!
Das sei das Zeichen -
Sie läute euch zum Tod!

Ensemble

ELENA und ARRIGO
Mit, dir vereint!
Nun leuchte hell des Lebens Sonne
Tief in unsre Herzen.
In hellem Glanz erstrahlt der Tag,
Der uns Erlösung gab.
Glanzvoll lichter Tag des Glücks.
Vesperglocke Iäute uns,
Läute uns zu ew'gem Glück!

MONTFORT
Der Friede kehrt zurück
Kein Neid, kein Hass
Kann uns verderben.
Zu End' aller Streit.
Die Vesperglocke läute euch,
Sie läute euch zu ew'gem Glück!

PROCIDA
Ihr vertraut dem falschen Glücke,
Toren seid ihr, blinde Toren,
Unser Hass wird euch verderben,
Wird den Jubel blutig enden,
Wenn die Vesperglocke schallt.
Der heil'ge Tag der Rache naht!
Vesperglocke läute nur!
Nicht zum Glück, nein zum Tod!
Du läutest Rache, läutest Tod!

AlIgemeine Verbrüderung zwischen den Franzosen und SiziIianern.
MONTFORT führt ELENA und ARRIGO bei der Hand. PROCIDA abseits mit seinen Freunden denen er seinen Plan zu erklären scheint


FÜNFTER AUFZUG

Im Garten des Palastes von Montfort

ERSTE SZENE
Man hört von ínnen Gesang. Auf der Bühne Mädchen, die Kränze flechten

MÄNNERCHOR
von innen
Zu fröhlichem Spiel - Hei!
Zu fröhlichem Tanz -
Nun schlingt um die Stirn - Hei!
Den festlichen Kranz!
Der Frìede ist da - Hei!
Nun, droht uns kein Feind.
Hoch Frankreich - Sizilien
Auf ewig vereint!
Heil dem Paar, das solches Wunder schuf,
Heil euch, Glückliche, seid uns gegrüsst!

CHOR DER MÄDCHEN
auf der Bühne
Heil dir, glückliche Stunde,
Heil dir, glücklicher Tag,
Der uns Sonne,
Der uns Freude,
Der uns Frieden gebracht!

ELENA tritt auf, als Braut geschmückt. Die Mädchen ihr entgegen mit Blumen

ELENA
Wie soll ich euch, ihr Treuen, danken?
Frühlingsgrüsse bringt ihr mir!
Doch frischer als die Blumenranken,
Frischer, lieblicher seid ihr.
Ihr schlingt um meine Liebe
Den duft'gen Kranz der frohen Frühlingskìnder -
Die grünen zarten Triebe
Sind hoffnungsfrohe, helle Glückesfinder.
ie selig fühl' mein Herz ich schlagen,
Das schwer in dunklen Banden lag,
Nur einem will ich alles sagen.
An diesem hellen Frühlingstag.

CHOR
Mit duftigen Kränzen umweben wìr dich,
In lustigen Tänzen umschweben wir dich!
Heil sei dem Tag, der dieses Glück gebracht!


ZWEITE SZENE
ARRIGO tritt auf, ohne zunächst ELENA zu bemerken

ARRIGO
In leisem Wehen streicht der West
Um Baum und Strauch,
Er führt mit sich der Blütendüfte
Zarten Hauch!
Die Brunnen rauschen leiser heut,
Ihr nimmermüdes Lied -
Und Gottes Odem mild und rein
Durchs Herz mir zieht.
Rings wonnevolles Schweigen,
Die Bäume still sich neigen,
Als wüssten sie, dass dìeses Herz
In heisser Liebe aufgebIüht.

ELENA
Auf ewig bin ich dein,
In Tod und Leben dein!

ARRIGO und ELENA
O heil'ges Glück, das nun mein Herz
Mit Sonne füllt.
Wie lange, ach, war mein Geschick
In Nacht verhüllt.
Nun atmet froh und tief die Brust
Das Liebesglück.
Kein Leid, kein Kummer stösst mich in
Die Nacht zurück,
Da du mich liebst!

Einige Offiziere treten auf, um ARRIGO abzuholen

ARRIGO
Bereit bin ich zu folgen!
Zum Vater lass mich eilen,
Doch bald seh' ich dich wieder!

DRITTE SZENE
ELENA und PROCIDA

PROCIDA tritt auf

PROCIDA
Deiner Grossmut und Treue, o Herrin,
Dankt die Heimat heute alles!

ELENA
Warum Dank?

PROCIDA
freudig bewegt
Die Feinde haben alle Plätze verlassen,
In unserer Hand sind nun Tore und Wälle.
In Festtagskleidern, geschmückt zu frohem Tanze
Bereiten sie sich auf das Fest, ohne Wehr und Waffe.

ELENA
erregt
Was willst du damit sagen?

PROCIDA
Vor dir sei nichts verborgen:
Ist deinen Lippen entfloh'n
Das schicksalsschwere: Ja!
Und künden laut von den Türmen
Die Glocken, dass euer Bund geschlossen,
Dann ist es Zeit!
Palermo erhebt sich und das Morden beginnt!

ELENA
in höchster Erregung
Im Gotteshaus - wie?
Vor Gottes Altar?
Und die gelobte Treue …?

PROCIDA
Die Treue gìlt dir mehr als deine Heimat?
Für sie gäb' ich alles!

ELENA
Auch die Ehre?

PROCIDA
Auch sie!

ELENA
Nein! Nein!

PROCIDA
Bist du so schwach?
Ist aller Hass verglommen?
Hat dem Lande dich geraubt
Der Kuss des schönen Franken?
Wählst den Sohn unsres Feindes zum Geliebten?

ELENA
empört
's ist mein Gatte!

PROCIDA
Du wagst ihn zu schützen?

ELENA
Ja!

PROCIDA
Du wagst es?

ELENA
Ich wage es!
ARRIGO wird sichtbar
Sieh ihn dort - er kommt!

PROCIDA
Was zagst du? Geh zu ìhm - geh, geh!
Verrat' uns alle - was gilt dir noch mein Haupt?
Verrate die Deinen und dein Land!

ELENA
für sich
Ich die Freunde verraten? Nein - doch,
Welche Qual! Ich töte meinen Gatten
Durch meinen Treueschwur! Ich kann nicht …

ARRIGO
in freudiger Erregung
Hoch flattern nun im SonnengIanz
Die Banner keck im Winde
Und lauten Jubels Widerhall
Tönt fröhlich durch die Gassen!

ELENA, ARRIGO, PROCIDA
zugleich

ELENA
für sich
"Ist deinen Lippen entfloh'n
Das schicksalsschwere: Ja!
Und künden laut von den Türmen
Die Glocken, dass euer Bund
Am Altar ward geschlossen, beginnt das Morden -"
O Gott, wie soll ich mich entscheiden!
Furchtbares Los! Was soll ich wählen?
Gattentreue? Freundesverrat?
Bruder, o Bruder, sieh meine Qualen,
Hilf mir, o Bruder, in meiner Not!
Steh' mir bei!

ARRIGO
für sich
Doch was seh' ich? Wie sie zittert!
Wie bleich sind ihre Wangen?
Ihr Blick ist starr...
zu ELENA
Was kann dich so erregen?
O rede!

PROCIDA
Ja rede - wenn du's wagst!

ARRIGO
Rede, o rede, ende die Qualen,
Ende die Pein!

PROCIDA
Was dich einst trieb, mit uns zu sterben,
Was du so kühn uns einst gelobt,
Weisst du's nicht mehr?
Denk' an dein Land, an deinen Schwur!
An deine Treue, an deine Ehre!
Denk' an ihn, der schmählich den Bruder erschlug!

ARRIGO
Ein einz'ger Blick aus deinen Augen
Kann mich erlösen aus schwerer Qual -
Ein einz'ges Wort von deinen Lippen
Ist für mich ein tröstender Sonnenstrahl!

Rezitativ

ELENA
blickt zuerst PROCIDA an, dann ARRIGO
Zwìschen uns beiden hebt sich drohend
Ein blut'ger Schatten.
Meines Bruders im Tod erstarrtes Antlitz! Ja, ich seh' es!
Wehe!
Es steht vor mir! Vergib, Arrìgo -
Nie kann ich dir gehören.

ARRIGO und PROCIDA
Was sagst du?

ELENA
Meine Liebe ist dein -
Doch uns trennt das Geschick!
Geh! Geh! Mich lieben, heisst sterben,
Heisst Tod! Flieh'! O flieh' dem Schicksal!
für sich
Dass er dem Tod entrinne,
Ist alles, was ich hoffe.

ARRIGO
O Gott, was muss ich hören?
Du raubst mir Leben und Glück!

PROCIDA
Nun ist alles verlorenl
Meine Rache mir rauben!

Ensemble
ARRIGO, ELENA, PROCIDA

ARRIGO
Du betrogst mich Ahnungslosen -
Falsche Treue, falsche Braut!
Nur ein Spiel war deine Liebe,
Falsch der Schwur, dem ich vertraut!

Du verhöhnst mein treues Lieben!
Du zerstörst mein Lebensglück!
Sei verflucht, du falsche Schönheit,
Die mir Seligkeit und Schmerzen,
Die mir Seligkeit und Tod gebracht.

ELENA
Weh mir, Armen! Nein, Arrigo!
Meine Treue brach ich nicht.
Was mir bleìbt, ist ihn zu retten
Und dann still zum Tod zu gehn!

PROCIDA
Du verrietest deine Freunde,
Die zur Rache für dich bereit,
Du verrietest die teure Heimat,
Treulos brachst du deinen Eid!
Schande über dich!
So lang ich lebe, ruf' ich:
Schande über dich!
Fluch dir, Verräterin!
So land ich lebe, fluch' ich dir!
Du hast dein Land dem Feind verkauft!

ELENA
Meine Treue brach ich nicht,
Meine Lieb ist treu und wahr,
Und kann doch nie dìe Deine werden!
Nun verstummt, ihr Schicksalsglocken,
Euer Erz wird nie den Liebesbund verkünden,
Euer Mund bleibt stumm!
O tönet nicht, ihr Schicksalsglocken!

Rezitativ

ELENA
Nein, nicht länger kann ich die Verachtung dulden!
So wisse denn: für dich nur trag' ich alles!

PROCIDA
Ew'ge Schande, wenn du redest!

ARRIGO
Nun denn, so sprich - ich will es wissen!

PROCIDA
So rede!
Dem Mörder seines Bruders
Verkaufe die Heimat, das Leben deiner Freunde!

ELENA
Nein, nein, nein, ich kann nicht!

Wiederholung des Ensembles

MONTFORT mit grossem Gefolge tritt auf. Alle ohne Waffen

ARRIGO
auf MONTFORT zueilend
Mein Vater, o höre mich
Und fühl' meine bittern Schmerzen!
Sie weigert sich, den Liebesbund zu schliessen,
Weil den Bruder du getötet.

MONTFORT
Sei ruhig!
zu ELENA
Was wilIst du fruchtlos kämpfen gegen dein Herz?
Ich kenn' dich besser, ich weiss es:
Du liebst ihn!
lächelnd
Und ich, den Tyrannen du genannt,
Für euch will ich's noch einmal werden,
Doch nur zu eurem Besten!

legt ihre Hände zusammen

PROCIDA
triumphierend
Und ihr, ersehnte Glocken, tönet nun zum Feste!

ELENA
in höchstem Schrecken
Nein, nein, lasst die Glocken schweigen!

MONTFORT
gibt ein Zeichen
Ihr Klang verkünde,
Dass euer Bund geschIossen vor Gott!

ELENA
Nein, nein, o lass sie schweigen!
man hört die Glocken
Gott! Nun seid ihr verloren!
Rettet euch! FIieht!

MONTFORT
Warum fliehn?

ELENA
So hört ihr nícht die Rufe?

MONTFORT
Sie gelten unserm Feste!

ELENA
So hört ihr nicht die Glocken?

ARRIGO
Der Freude!

PROCIDA
Der Rache!

Die Sizilianer stürzen mit Dolchen und Schwertern bewaffnet in grosser Menge herein

SCHLUSS-CHOR
Zur Rache! Zum Kampf!
Tag der Rache, nun steígst du empor!
Zur Rache!

Während sie sich auf MONTFORT und die Seinen stürzen,
fällt der Vorhang