Libretto: Macbeth

from Giuseppe Verdi


Personen:
DUNCAN, König von Schottland (stumme Rolle)
MACBETH, General in König Duncans Heer (Bariton)
BANQUO, General in König Duncans Heer (Bass)
LADY MACBETH, Macbeths Frau (Sopran)
KAMMERFRAU der Lady Macbeth (Mezzosopran)
MACDUFF, schottischer Edelmann, Than von Fife (Tenor)
MALCOLM, Duncans Sohn (Tenor)
FLEANCE, Banquos Sohn (stumme Rolle)
DIENER Macbeths (Bass)
ARZT (Bass)
MÖRDER (Bass)
HEROLD (Bass)
DREI ERSCHEINUNGEN (Bariton/Sopran/Sopran)

CHOR und KOMPARSEN:
Hexen, Boten des Königs, schottische Edelleute und Flüchtlinge, Mörder, englische Soldaten, Luftgeister

Schauplatz: Schottland, vorwiegend in Macbeths Burg;
zu Beginn des vierten Aktes an der Grenze zwischen Schottland und England


Nr. 1 - Vorspiel

ERSTER AKT

Nr. 2 - Introduktion

ERSTE SZENE
Wald.
Drei Gruppen von Hexen erscheinen nacheinander unter Blitz und Donner.


HEXEN
I.
Was habt ihr getrieben? Sagt!
II.
Einen Eber abgestochen!
I.
Und du?
III.
Mir kam die Frau
eines Steuermanns in den Sinn:
Sie hatte mich zum Teufel gejagt …
Ihren Mann aber, der in See gestochen ist,
ersäuf’ ich samt seinem Boot!
I.
Ich geb’ dir einen Sturm …
II.
Ich peitsche die Wellen auf …
III.
Ich lass’ ihn auf Grund laufen!

Man hört eine Trommel.

ALLE
Eine Trommel! Was geschieht?
Macbeth kommt. Da ist er!
schliessen sich zusammen und schlingen einen Reigen
Wir Schwestern streifen umher,
durch die Luft und über das Wasser,
und vermögen einen Kreis
rund um Erde und Meer zu schlingen!


ZWEITE SZENE
Macbeth, Banquo, die Vorigen.


MACBETH
Ich sah noch nie einen so stolzen und schönen Tag!

BANQUO
Auch keinen so ruhmreichen!

MACBETH
bemerkt die Hexen
Oh, wer sind diese da?

BANQUO
Wer seid ihr? Aus dieser Welt
oder anderen Sphären?
Euch Frauen zu nennen, verbietet mir
euer schmutziger Bart.

MACBETH
Los, sprecht!

HEXEN
in prophetischem Ton
I.
Heil dir, Macbeth, Than von Glamis!
II.
Heil dir, Macbeth, Than von Cawdor!
III.
Heil dir, Macbeth, König von Schottland!

Macbeth erschaudert.

BANQUO
leise zu Macbeth
So glückliche Aussichten machen Euch Angst?
zu den Hexen
Sagt auch mir die Zukunft,
wenn ihr sie wisst, ihr unwirklichen Wesen!

HEXEN
I.
Heil dir!
II.
Heil dir!
III.
Heil dir!
I.
Wirst geringer sein als Macbeth und doch grösser!
II.
Nicht so glücklich, doch glücklicher!
III.
Nicht König, doch Vater von Königen!

ALLE
Macbeth und Banquo sollen leben!
Banquo und Macbeth sollen leben!
verschwinden

MACBETH
In Luft aufgelöst …
nachdenklich
Deine Kinder werden Herrscher sein.

BANQUO
Und du König vor ihnen.

BANQUO und MACBETH
Dunkle Worte!


DRITTE SZENE
Boten des Königs, die Vorigen.


BOTEN
Hoch Macbeth! Dein Herr
ernannte dich zum Than von Cawdor!

MACBETH
Doch dieser Than ist noch im Amt!

BOTEN
Nein, er wurde verurteilt und
starb unter dem Beil!

BANQUO
für sich, erschaudernd
Ah, die Hölle sprach die Wahrheit!

MACBETH
für sich, leise, fast mit Schrecken
Zwei Weissagungen sind erfüllt …
die dritte verheisst mir einen Thron …
Doch warum sträuben sich mir die Haare?
Mordgedanke, woher kommst du?
Nach der Krone, die das Schicksal mir bietet,
greif’ ich nicht mit räuberischer Hand!

BANQUO
für sich
Oh, wie die Hoffnung auf den Thron
ihn mit Stolz erfüllt!
Oft aber sagt uns der Teufel
Wahrheiten, um uns zu betrügen,
und überlässt uns Verdammte
dann dem Abgrund, den er vor uns aufriss.

BOTEN
für sich
Warum lässt unsere Nachricht Macbeth so kalt?
Warum zeigt er keine Freude?

Alle ab.


VIERTE SZENE
Die Hexen kehren zurück.


HEXEN
Sie sind weg! Beim Krachen des Blitzes
treffen wir uns wieder!
Sie sind weg – verschwinden wir! Lasst uns
in der Hexennacht über sein Los entscheiden!
Macbeth wird wiederkommen,
und unser Orakel wird zu ihm sprechen.
Fort, fort!
ab


Nr. 3 - Kavatine Lady Macbeth

FÜNFTE SZENE
Vorhalle in Macbeths Burg, in andere Räume führend.
Lady Macbeth, einen Brief lesend.


LADY
„Ich begegnete ihnen am Tag des Sieges …
Was ich hörte, versetzte mich in Erstaunen;
da begrüssten mich die Boten des Königs
als Than von Cawdor, wie mir
die Seherinnen prophezeit hatten,
die mir auch die Krone verhiessen.
Birg das Geheimnis in deinem Herzen. Leb wohl.“

Du bist ehrgeizig,
Macbeth … sehnst dich nach Grösse,
aber wirst du auch bösartig sein?
Der Weg zur Macht ist voll
von Verbrechen, und wehe dem,
der unentschlossen ist und zurückschreckt!

Komm, eile! Ich will
dein kaltes Herz entzünden!
Ich gebe dir den Mut,
die kühne Tat zu vollbringen!
Die Prophetinnen versprechen dir
den Thron Schottlands …
Was zögerst du? Nimm das Geschenk an,
besteige ihn und herrsche!


SECHSTE SZENE
Ein Diener, die Vorige.


DIENER
Der König kommt heute Abend hierher.

LADY
Was sagst du? Ist Macbeth bei ihm?

DIENER
Er begleitet ihn.
Herrin, die Nachricht ist sicher.

LADY
Man empfange ihn, wie es einem König gebührt!

Diener ab.


SIEBTE SZENE
Lady Macbeth allein.


LADY
Duncan hier? … Hier? Diese Nacht? …
Erhebt euch, Diener der Hölle,
die ihr die Menschen zum Morden verleitet und antreibt!
Nacht, umhülle uns mit tiefer Finsternis:
Der Dolch soll nicht sehen, welche Brust er durchbohrt!


Nr. 4 - Rezitativ und Marsch

ACHTE SZENE
Macbeth, die Vorige.


MACBETH
O meine Frau!

LADY
Cawdor!

MACBETH
Bald wird der König hier sein.

LADY
Wann geht er wieder?

MACBETH
Morgen.

LADY
Die Sonne bringe uns nie dieses Morgen!

MACBETH
Was redest du?

LADY
Verstehst du denn nicht?

MACBETH
Doch, ich verstehe!

LADY
Also? …

MACBETH
Wenn der Anschlag aber misslingt?

LADY
Das wird er nicht … solange du keine Angst hast!
Man hört fröhliche Musik, die allmählich näher kommt.
Der König!
Komm nun, wir wollen ihn fröhlich empfangen!

Beide ab.


NEUNTE SZENE
Ländliche Musik, die allmählich näher kommt und die Ankunft des Königs ankündigt.
Er zieht vorüber, begleitet von Banquo, Macduff, Malcolm, Macbeth, Lady Macbeth und Gefolge.



Nr. 5 - Szene und Duett

ZEHNTE SZENE
Nacht.
Macbeth, ein Diener.


MACBETH
Sag meiner Gemahlin,
sie soll die Glocke ziehen,
sobald mein Nachttrunk bereitet ist.

Diener ab.

ELFTE SZENE
Macbeth allein.


MACBETH
Ist das ein Dolch vor mir?! Der Griff mir zugekehrt?
Wenn du keine Einbildung bist, lass dich packen …
Du entweichst … und doch sehe ich dich! … Du führst mich
den dunklen Weg, den zu gehen ich mir
vornahm! … Schreckliches Bild!
Deine Klinge zieht eine blutige Spur!
Aber noch nichts ist wirklich. Meine blutigen
Gedanken bringen das hervor, zeigen mir
ein Trugbild, als wäre es wahr.
Auf der halben Welt
ist die Natur jetzt tot; der Mörder
schleicht gespenstisch durch die Dunkelheit,
die Hexen vollziehen ihre geheimen Riten.
Reglose Erde! Bleib stumm unter meinen Schritten! …
Man hört einen Glockenschlag.
Es ist entschieden … da, die Glocke mahnt mich!
Hör sie nicht, Duncan! Es ist Totengeläut,
das dich in den Himmel ruft oder in die Hölle!
betritt die Zimmer des Königs


ZWÖLFTE SZENE
Lady Macbeth.


LADY
Schlaf liegt über allen … Oh, dieser Klagelaut!
Die Eule erwidert sein schauriges Lebewohl!

MACBETH
hinter der Szene
Wer ist da?

LADY
Sollte er
vor dem Todesstoss erwacht sein?


DREIZEHNTE SZENE
Die Vorige, Macbeth, verstört, mit einem Dolch in der Hand.


MACBETH
Es ist getan!
nähert sich der Lady und sagt leise zu ihr
Meine schicksalhafte Frau, hörtest du
nicht auch ein Geräusch?

LADY
Ich hörte die Eule kreischen …
Was aber sagtest du eben?

MACBETH
Ich?

LADY
Mir schien, du hättest gesprochen.

MACBETH
Als ich herunterkam?

LADY
Ja!

MACBETH
Sag, wer schläft
im Nebenzimmer?

LADY
Der Sohn des Königs …

MACBETH
blickt auf seine Hände
O grauenhafter Anblick!

LADY
Sieh nicht hin!

MACBETH
Ich hörte die Höflinge
im Schlaf beten: „Gott
steh uns immer bei!“, sagten sie;
auch ich wollte „Amen“ sagen,
doch das widerspenstige Wort
erstarrte auf meinen Lippen.

LADY
Unsinn!

MACBETH
Warum konnte ich
das „Amen“ nicht wiederholen?

LADY
Unsinnige Gedanken,
die das erste Tageslicht zerstreut!

MACBETH
Dann hörte ich eine Stimme in meiner Brust:
„Nur Dornen werden dein Kissen sein, Macbeth!
Den Schlaf hast du für immer getötet, Glamis!
Du wirst von nun an immer wach sein, Cawdor!“

LADY
Doch sag, hörtest du keine andere Stimme?
Du bist eitel, Macbeth, aber dir fehlt die Kühnheit:
Glamis, auf halbem Weg zauderst du, hältst inne …
du bist ein selbstgefälliges Kind, Cawdor!

MACBETH
Wie Zornesengel werden Duncans edle Tugenden
mit Donnerstimme „Rache“ rufen!

LADY
für sich
Er zittert, ringt, phantasiert …
Wer würde ihn für den einstigen Sieger halten?
zu Macbeth
Bringt den Dolch zurück …
beschmiert seine Wachen mit Blut …
damit der Verdacht auf sie fällt!

MACBETH
Ich dorthin? … Ich kann nicht hineingehen!

LADY
Gib mir den Dolch!
entreisst Macbeth den Dolch und geht in die Zimmer des Königs


VIERZEHNTE SZENE
Macbeth allein.


Heftiges Klopfen am Burgtor.

MACBETH
Jedes Geräusch
erschreckt mich!
sieht auf seine Hände
Oh, diese Hände!
Der ganze Ozean
könnte meine Hände nicht reinwaschen!


FÜNFZEHNTE SZENE
Lady Macbeth, der Vorige.


LADY
kommt zurück
Schau, auch meine Hände sind schmutzig;
ein wenig Wasser, und sie sind sauber!
So wird auch die Tat vergessen sein …

Es klopft wieder.

MACBETH
Hörst du? Das Klopfen wird stärker!

LADY
Komm, fort von hier! Wenden wir
jeden Verdacht vom Mörder ab!
Fasse dich, sei tapfer, Macbeth!
Ergib dich nicht feige der Angst!

MACBETH
Ach, könnte ich die Untat
aus meinen Gedanken löschen!
Gemordeter König, könnte ich dich doch
aus dem ewigen Schlaf reissen!
wird von der Lady fortgezogen


Nr. 6 - Erstes Finale

SECHZEHNTE SZENE
Macduff, Banquo.


MACDUFF
Der König befahl mir, ihn früh zu wecken,
und es ist schon spät.
Wartet hier auf mich, Banquo!
geht in das Zimmer des Königs


SIEBZEHNTE SZENE
Banquo allein.


BANQUO
Eine schreckliche Nacht!
Durch die Finsternis hörte man Stöhnen,
Todesschreie.
Der Vogel, der Unheil ankündigt, heulte dumpf,
und die Erde bebte …


ACHTZEHNTE SZENE
Macduff, Banquo.


MACDUFF
in äusserster Aufregung
Entsetzlich! Entsetzlich!

BANQUO
Was ist geschehen?

MACDUFF
ausser Atem
Da drinnen,
seht selbst … ich kann es nicht sagen!
Banquo stürzt in das Zimmer des Königs.
Herbei! … Auf! … Kommt schnell! Alle!
Mord! Mord! Verrat!


NEUNZEHNTE SZENE
Macbeth, Lady Macbeth, Malcolm, Macduff, Banquo, Kammerfrau der Lady Macbeth, Diener.


LADY
Was für ein Aufruhr!

BANQUO
kommt zurück, voller Schrecken
Wir sind verloren!

ALLE
Was ist? Sprecht! Was ist vorgefallen?

BANQUO
entsetzt
König Duncan wurde ermordet!

Allgemeine Bestürzung.

ALLE
Hölle, öffne deinen Schlund und
verschlinge die ganze Schöpfung!
Schleudere deine Blitze auf den abscheulichen,
unbekannten Mörder, Himmel!
Grosser Gott, der du in die Herzen siehst,
hilf uns, wir vertrauen auf dich allein;
bei dir suchen wir Licht und Rat,
um den Schleier der Finsternis zu zerreissen!
Dein gewaltiger und schneller Zorn
treffe den Frevler, du unerbittlicher Richter!
Und drücke das Mal auf seine Stirn,
das du dem ersten Mörder aufgedrückt hast!

ZWEITER AKT

Nr. 7 - Szene und Arie Lady Macbeth

ERSTE SZENE
Ein Saal in der Burg.
Macbeth, in Gedanken versunken, gefolgt von Lady Macbeth.


LADY
Warum meidest du mich und
bist immer tief in Gedanken versunken?
Die Tat ist nicht wieder gutzumachen!
Die Zauberinnen sagten die Wahrheit: Du bist König.
Duncans Sohn, der so übereilt
nach England floh,
gilt als Vatermörder und hinterliess dir
den leeren Thron.

MACBETH
Doch die Geisterfrauen prophezeiten Banquo,
er werde Vater von Königen …
Sollen seine Söhne herrschen? Wurde Duncan
nur ihretwillen umgebracht?

LADY
Er und sein Sohn
leben, das ist wahr …

MACBETH
Aber sie sind
nicht unsterblich …

LADY
Nein, das sind sie nicht!

MACBETH
Es muss weiteres Blut fliessen, Frau!

LADY
Wo? Wann?

MACBETH
Noch heute Nacht.

LADY
Du bleibst auch fest bei deinem Plan?

MACBETH
Banquo, die Ewigkeit öffnet dir ihre Pforten…
überstürzt ab


ZWEITE SZENE
Lady allein.


LADY
Das Licht schwindet, die Sonne,
die den weiten Himmel durchwandert, erlischt!
Ersehnte Nacht, verbirg hilfreich
die schuldige Hand, wenn sie zustösst!
Noch ein Verbrechen! Es muss sein!
Das Todeswerk muss vollendet werden.
Den Gestorbenen liegt nichts am Herrschen;
für sie ein Requiem und die Ewigkeit!
mit Begeisterung
O Wollust der Macht!
Szepter, endlich bist du mein!
Jedes irdische Verlangen
verstummt und wird durch dich gestillt.
Bald fällt tot zu Boden,
wem die Krone verheissen wurde!


Nr. 8 - Chor der Mörder

DRITTE SZENE
Park. In der Ferne Macbeths Burg.
Chor der Mörder.


CHOR DER MÖRDER
I.
Wer befahl euch, zu uns zu stossen?
II.
Macbeth.
I.
Zu welchem Zweck?
II.
Wir sollen Banquo töten.
I.
Wann? … Wo? …
II.
Gemeinsam mit euch.
Er kommt hier mit seinem Sohn vorbei.
I.
In Ordnung, bleibt!

ALLE
Die Sonne sank … Nun herrsche die Nacht,
ruchlos und blutig!
Dunkle Nacht, schnell herbei,
lösch alles Licht auf Erden und im Himmel!
Die Stunde naht! Verstecken wir uns,
erwarten wir ihn schweigend!
Sieh dich vor, Banquo! Der spitze Dolch
dringt schon in deine Seite!
ab


Nr. 8 1/2 - Szene Banquo

VIERTE SZENE
Banquo, Fleance.


BANQUO
Achte auf deine Schritte, mein Sohn … hinaus aus
dieser Dunkelheit! … Ein seltsames Gefühl
steigt in mir auf,
voll von düsterer Ahnung und Sorge.

Wie die Finsternis immer schwärzer
vom Himmel herabstürzt!
In einer solchen Nacht wurde Duncan,
mein Herr, ermordet.
Tausend quälende Bilder
verkünden mir Unglück
und beherrschen meine Sinne
mit Spuk und Schrecken.
Sie verlieren sich im Park.
Banquos Stimme hinter der Bühne:

O weh! … Flieh, mein Sohn! … Verrat!

Fleance läuft über die Bühne, von einem Mörder verfolgt.


Nr. 9 - Festmahl, Vision und Zweites Finale

FÜNFTE SZENE
Ein prächtiger Saal mit gedeckter Tafel.
Macbeth, Lady Macbeth, Macduff, Kammerfrau der Lady Macbeth, Damen und Edelleute.


CHOR
Heil dir, König!

MACBETH
Heil auch euch,
edle Herren!

CHOR
Heil dir, Herrin!

LADY
Eure Huldigungen
sollen belohnt werden!

MACBETH
Jeder setze sich an den Platz,
der seinem Rang gebührt!
Ich bin erfreut, solche Gäste
zum Festmahl zu empfangen!
Meine Gemahlin nehme
auf dem Thron Platz, der ihr zugefallen ist,
zuvor aber bringe sie euch zu Ehren
einen Trinkspruch aus!

LADY
Deinem königlichen Wunsch
leiste ich gerne Folge, mein Herr!

CHOR
Und unsere Antwort wird
von Herzen kommen!

LADY
Füllen wir die Kelche
mit erlesenem Wein!
Es spriesse die Freude
und schwinde der Kummer!
Es weiche von uns
Hass und Empörung,
hier herrsche voll Übermut
die Liebe allein!
Geniessen wir den Balsam,
der alle Wunden heilt
und dem Herzen
neues Leben schenkt!
Vertreiben wir die trüben
Sorgen aus unserer Brust,
es spriesse die Freude
und schwinde der Kummer!

ALLE
Vertreiben wir die trüben
Sorgen aus unserer Brust,
es spriesse die Freude
und schwinde der Kummer!


SECHSTE SZENE
Die Vorigen. Ein Mörder erscheint an einer Seitentür. Macbeth nähert sich ihm.


MACBETH
leise
Dein Gesicht ist mit Blut beschmutzt.

MÖRDER
Es ist das von Banquo.

MACBETH
Sagst du die Wahrheit?

MÖRDER
Ja.

MACBETH
Und sein Sohn?

MÖRDER
Entkam uns!

MACBETH
Himmel! … Und Banquo?

MÖRDER
Er ist tot.

Macbeth gibt dem Mörder ein Zeichen zu verschwinden.


SIEBTE SZENE
Die Vorigen, ohne den Mörder.


LADY
nähert sich Macbeth
Was lenkt dich von den Freuden
des Festmahls ab, mein königlicher Gemahl?

MACBETH
Noch fehlt Banquo! Der Edle
würde diesen erlauchten Kreis
der würdigsten Männer
unseres Reiches schliessen.

LADY
Er versprach zu kommen und hielt nicht sein Wort.

MACBETH
Ich werde mich an seinen Platz setzen!
Macbeth will sich setzen. Der Geist Banquos, nur für ihn sichtbar, nimmt den Platz ein.
Wer von euch hat das getan?

ALLE
Was sagst du?

MACBETH
zum Geist
Sag nicht,
sag nicht, dass ich es tat! … Schüttle nicht
deine blutigen Locken gegen mich!

ALLE
erheben sich
Macbeth ist nicht wohl!
Gehen wir …

LADY
Bleibt! … Sein Anfall geht rasch vorüber!
leise zu Macbeth
Seid Ihr ein Mann?

MACBETH
Ja, und kühn dazu,
da ich anblicke was selbst dem Teufel
Schrecken einjagen würde … da … da … erkennst du ihn nicht?
zum Geist
Oh, wenn du den Kopf schütteln kannst,
dann sprich auch! Schicken die Gräber uns die Toten zurück?

Der Geist verschwindet.

LADY
leise zu Macbeth
Ihr seid wahnsinnig!

MACBETH
Mit eigenen Augen sah ich ihn …

LADY
laut
Setzt euch, mein Gemahl! Die Gäste sind betrübt,
sorgt für Fröhlichkeit!

MACBETH
Verzeiht mir!
Stimmt nochmals das frohe Trinklied an,
und vergesst Banquo nicht, der immer noch fern von uns ist.

LADY
Füllen wir die Kelche
mit erlesenem Wein!
Es spriesse die Freude
und schwinde der Kummer!
Es weiche von uns
Hass und Empörung,
hier herrsche voll Übermut
die Liebe allein!
Geniessen wir den Balsam,
der alle Wunden heilt
und dem Herzen
neues Leben schenkt!
Trinken wir auf
den vortrefflichen Banquo,
Stolz der Krieger
und Ruhm Schottlands!

ALLE
Trinken wir auf
den vortrefflichen Banquo,
Stolz der Krieger
und Ruhm Schottlands!

Der Geist erscheint wieder.

MACBETH
erschrocken
Hinweg, Geist der Hölle! … Tu dich auf,
Erde, verschlinge ihn! … Seine Knochen lodern!
Das dampfende Blut spritzt mir ins Gesicht!
Sein Blick, auf mich gerichtet, durchbohrt mein Herz!

ALLE
O Unglück! Wie entsetzlich!

MACBETH
Was andere wagen, wage auch ich!
Werde zum Tiger, zum gefährlichen Löwen …
pack mich … ich werde nicht zittern!
Du wirst schon sehen, ob ich mich fürchte …
Doch hinweg! Hinweg, grauenhafter Geist!
Der Geist verschwindet.
Ich atme wieder!

LADY
leise zu Macbeth
Schämt euch, Herr!

MACBETH
Dieser Geist will Blut von mir,
und er soll es bekommen, das schwör’ ich!
Bei den Hexen will ich
den Schleier der Zukunft zerreissen!

LADY
zu Macbeth
Feigling! Deine Angst
lässt dich Gespenster sehen!
Die Untat ist vollbracht:
Tote können nicht wiederkehren!

MACDUFF
Schlimme Geheimnisse! … Ich will fort
aus diesem Land: Jetzt,
wo eine verwünschte Hand es regiert,
können hier nur Schurken leben!

ALLE
Schlimme Geheimnisse!
Wahnbilder haben ihn erschreckt!
Dieses Land ist
eine Räuberhöhle geworden!

DRITTER AKT

Nr. 10 - [Ballett] und Chor

ERSTE SZENE
Eine dunkle Höhle. In der Mitte ein brodelnder Kessel. Blitz und Donner.
Hexen.


HEXEN
I.
Dreimal miaut die brünstige Katze!
II.
Dreimal klagt heulend der Wiedehopf!
III.
Dreimal quiekt der Igel im Wind!

ALLE
Es ist Zeit!
Auf! Rühren wir eifrig im Topf,
mischen wir im Kreis machtvolle Säfte bei:
Schwestern, ans Werk! Das Wasser dampft schon,
sprudelt und schäumt!

in den Kessel werfend

I.
Du, Giftkröte,
die am Eisenhut saugt,
du, Dorngesträuch, du, Wurzel,
in der Dämmerung ausgerissen,
los, kocht und brodelt
im höllischen Kessel!

II.
Du, Vipernzunge,
du, Fledermausfell,
du, Affenblut,
du, Hundezahn,
los, kocht und wälzt euch
im höllischen Sud!

III.
Du, Finger eines Kindes,
bei der Geburt erwürgt,
du, Tatarenlippe,
du, Ketzerherz,
hinein mit euch, verdickt
den höllischen Brei!

ALLE
um den Kessel tanzend
Und ihr, Geister,
schwarz und weiss,
rot und blau,
rührt!
Ihr, die ihr
gut zu rühren versteht,
rührt!
Rührt!


Nr. 11 - Rezitativ, Erscheinungen, Tanz und Schlussduett

ZWEITE SZENE
Macbeth, die Vorigen.


MACBETH
am Höhleneingang, zu einigen seiner Leute
Wartet hier still, bis ich euch rufe!
nähert sich den Hexen
Was macht ihr da, geheimnisvolle Frauen?

HEXEN
feierlich
Ein namenloses Werk.

MACBETH
Bei diesem Höllenwerk beschwör’ ich euch!
Enthüllt mir mein Schicksal – und müssten
Himmel und Erde sich wieder entzweien!

HEXEN
Willst du es von den geheimen Mächten hören,
denen wir dienen, oder von uns?

MACBETH
Ruft sie herbei, wenn sie mir
das dunkle Rätsel der Zukunft erhellen können!

HEXEN
Kommt herauf aus den Tiefen, steigt herab
aus den Höhen, irrende Geister!

Ein Blitz kracht, und aus dem Boden steigt ein Haupt mit einem Helm.

MACBETH
Sag mir, Geist …

HEXEN
Er liest in deinem Herzen:
Schweig und hör die geheimen Stimmen!

ERSCHEINUNG
Macbeth! Macbeth! Macbeth!
Hüte dich klug vor Macduff!

MACBETH
Du bestärkst mich in meinem Verdacht!
Ein Wort noch …

Die Erscheinung verschwindet.

HEXEN
Er lässt sich nicht befragen!
Hier ein anderer, mächtiger als jener.
Donner: Ein blutiges Kind erscheint.
Schweig und hör seine dunklen Worte!

ERSCHEINUNG
Macbeth! Macbeth! Macbeth!
Sei blutrünstig und grausam:
Keiner, den eine Frau gebar, kann dir schaden!
verschwindet

MACBETH
O Macduff, ich verschone dein Leben! …
wild
Nein! … Du sollst sterben! Dein Tod
ist ein doppelter Panzer auf meiner Brust!
Donner und Blitz: Ein gekröntes Kind erscheint, ein Bäumchen in der Hand.
Doch was kündigen Blitz und Donner an?
Ein Kind mit der Königskrone?

HEXEN
Schweig und höre!

ERSCHEINUNG
Hab festen Mut:
Du wirst ruhmreich und unbesiegbar sein,
bis der Wald von Birnam
lebendig wird und gegen dich zieht!
verschwindet

MACBETH
Freudige Botschaft! Noch nie
hat sich ein Wald durch Zauberkraft bewegt!
zu den Hexen
Nun aber sagt mir: Werden Banquos Nachkommen
jemals meinen Thron besteigen?

HEXE
Frag nicht danach!

MACBETH
Ich will es wissen! Ich will –
oder mein Schwert trifft euch!
Der Kessel versinkt in die Erde.
Der Kessel ist weg! Warum?
Unterirdische Dudelsackmusik.
Was für eine Musik! Sprecht! Was ist das?

HEXEN
I.
Erscheint!
II.
Erscheint!
III.
Erscheint!

ALLE
Danach verschwindet wieder wie Nebel!

Acht Könige ziehen einer nach dem anderen vorüber; als letzter Banquo mit einem Spiegel in der Hand.

MACBETH
zum ersten König
Hinweg, Geist eines Königs,
du erinnerst mich an Banquo!
Deine Krone blendet,
du versengst meine Augen!
zum zweiten
Fort, furchtbare Erscheinung,
deren Haar mit Bändern bekränzt ist!
zu den anderen
Noch andere steigen auf?
Ein dritter? … ein vierter? … ein fünfter?
O Grauen! … In der Hand des letzten
blitzt ein Spiegel,
und weitere Könige
erscheinen in dem geheimnisvollen Glas!
Es ist Banquo, weh, schrecklicher Anblick!
Lächelnd zeigt er sie mir?
Stirb, unseliges Geschlecht!
zieht das Schwert, stürzt auf die Geister zu, hält dann aber inne
Ah, du hast kein Leben!
zu den Hexen
Werden sie leben?

HEXEN
Sie werden leben.

MACBETH
Ich bin verloren!
wird ohnmächtig

HEXEN
Er ist ohnmächtig! … Luftgeister,
erweckt den König wieder!


DRITTE SZENE
Die Geister steigen herab und tanzen um Macbeth, während die Hexen singen.


CHOR
Undinen und
weissgeflügelte Sylphen,
haucht auf
diese blasse Stirn!
Schlingt euch wirbelnd
zum harmonischen Reigen,
erquickt ihm
Sinn und Seele!

Geister und Hexen verschwinden.


VIERTE SZENE
Lady Macbeth, Macbeth, Herold.


MACBETH
Wo bin ich? … Sie sind fort! … Oh, diese Stunde
sei in alle Ewigkeit verflucht!

HEROLD
Die Königin!

MACBETH
für sich
Wie?

LADY
tritt auf
Endlich
finde ich Euch! Was tut Ihr?

MACBETH
Ich befragte noch einmal
die Hexen.

LADY
Was sagten sie?

MACBETH
„Hüte dich vor Macduff!“

LADY
Weiter!

MACBETH
„Keiner, den eine Frau gebar, wird dich töten!“

LADY
Weiter!

MACBETH
„Du wirst unbesiegt sein, bis der Wald
von Birnam gegen dich zieht!“

LADY
Weiter!

MACBETH
Doch auch Banquos Geschlecht erschien mir …
Es wird herrschen!

LADY
Lüge! Tod und Vernichtung auf die elende Sippe!

MACBETH
Ja, Tod! Macduffs Burg soll brennen!
Seine Frau und Kinder müssen sterben!

LADY
Man spüre Banquos Sohn auf und töte ihn!

MACBETH
Alle unsere Feinde werden vernichtet!

LADY
Jetzt erkenne ich deinen alten Mut wieder!

BEIDE
Stunde des Todes und der Rache,
donnere und halle durch die ganze Welt,
so wie der Mordgedanke das Herz
bis ins Innerste erschütterte und betäubte!
Stunde des Todes, komm rasch näher!
Das Schicksal hat unwiderruflich entschieden:
Eine Untat muss das Werk vollenden,
da es mit Blut begann!

VIERTER AKT

ERSTE SZENE
Öde Gegend an der Grenze zwischen Schottland und England. In der Ferne der Wald von Birnam.
Schottische Flüchtlinge, Männer, Frauen, Kinder; etwas abseits Macduff, in tiefem Schmerz.


Nr. 12 - Chor

CHOR
Geknechtete Heimat! Der süsse Name Mutter
steht dir nicht mehr zu,
nun wo du deinen Kindern
zum Grab geworden bist!
Von kleinen Waisen, von Menschen,
die um ihre Gatten oder Kinder trauern,
erhebt sich jeden neuen Morgen
ein Wehschrei, der den Himmel zerreisst.
Der Himmel antwortet dem Schrei,
als wolle er voll Erbarmen
dein Leid, geknechtete Heimat,
durch die Unendlichkeit verbreiten.
Jede Stunde hört man Grabgeläut,
doch niemand wagt es,
Leidende oder Sterbende
zu beweinen.


Nr. 13 - Szene und Arie Macduff

MACDUFF
O Kinder, meine Kinder! Der Tyrann
hat euch alle umgebracht, und mit euch
die unglückliche Mutter! … Ach, Mutter und Kinder
überliess ich den Krallen dieses Tigers?

Ach, ihr Lieben, die Hand des Vaters
schützte euch nicht
vor den heimtückischen Mördern,
die euch töteten!
Ich war geflohen, verbarg mich,
vergebens rieft ihr mich
mit dem letzten Seufzer,
dem letzten Atemzug!
Führ mich vor den Tyrannen,
o Herr, und wenn er mir entkommt,
dann magst auch du ihm
die Arme der Vergebung öffnen!


ZWEITE SZENE
Unter Trommelwirbel tritt Malcolm als Anführer einer grossen Schar englischer Soldaten auf.


MALCOLM
Wo sind wir? Was ist das für ein Wald?

CHOR
Der Wald von Birnam!

MALCOLM
Jeder haue sich einen Ast ab und trage ihn
als Tarnung vor sich!
zu Macduff
Die Rache soll dich trösten!

MACDUFF
Unmöglich … er hat keine Kinder!

MALCOLM
Wer seine Heimat nicht hasst,
nimmt die Waffen auf und folgt mir!

Malcolm und Macduff ziehen die Schwerter.

ALLE
Die verratene Heimat
fleht uns klagend an!
Brüder, eilen wir
den Unterdrückten zu Hilfe!
Gottes Zorn
vernichtet den Unmenschen!
Der Ewige duldet
die Gräueltaten nicht mehr!


Nr. 14 - Schlafwandelszene Lady Macbeth

DRITTE SZENE
In Macbeths Burg, wie im ersten Akt. Nacht.
Arzt, Kammerfrau der Lady Macbeth.


ARZT
Wir haben zwei Nächte vergeblich gewacht.

KAMMERFRAU
Heute wird sie kommen!

ARZT
Was sprach sie
in ihrem Schlaf?

KAMMERFRAU
Das kann ich keinem Menschen
dieser Welt sagen … Da ist sie!


VIERTE SZENE
Lady Macbeth, die Vorigen.


ARZT
Sie hält
ein Licht in der Hand?

KAMMERFRAU
Das Licht brennt immer
an ihrem Bett.

ARZT
Oh, wie sie die Augen
aufreisst!

KAMMERFRAU
Trotzdem sieht sie nichts!

Lady Macbeth stellt das Licht ab und reibt sich die Hände, als wolle sie etwas abwischen.

ARZT
Warum reibt sie sich die Hände?

KAMMERFRAU
Sie glaubt, sie wäscht sich.

LADY
Da ist immer noch ein Fleck …
Fort, sag’ ich, verdammter Fleck! …
Eins … zwei … das ist seine Stunde!
Du bist ängstlich? … Traust dich nicht hinein?
Ein Soldat und so feige?
Oh, Schande! … Nun los, beeil dich!
Wer hätte gedacht, dass dieser alte Mann
so viel Blut in sich hat?

ARZT
Was sprach sie da?

LADY
War der Than von Fife
nicht eben noch Gemahl und Vater? …
Was ist aus ihm geworden? …
sieht auf ihre Hände
Werde ich diese Hände
denn nie reinwaschen können?

KAMMERFRAU und ARZT
O Grauen!

LADY
Hier riecht es immer noch
nach Blut … Ganz Arabien
kann mit seinen Balsamen
diese kleine Hand nicht reinigen!
O weh!

ARZT
Sie seufzt?

LADY
Zieh dein Nachtgewand an!
Auf, wasch dich!
Banquo ist tot, und kein Toter
erhob sich noch aus seinem Grab!

ARZT
Auch das? …

LADY
Zu Bett, zu Bett …
Was geschehen ist, kannst du nicht ungeschehen machen.
Es klopft! … Fort von hier, Macbeth,
deine Blässe darf dich nicht verraten!

KAMMERFRAU und ARZT
O Herr, hab Erbarmen mit ihr!


Nr. 15 - Szene, Schlacht, Macbeths Tod

FÜNFTE SZENE
Saal in der Burg.
Macbeth.


MACBETH
Verräter! Mit den Engländern im Bündnis gegen mich!
Die Seherinnen haben gesagt:
„Sei blutrünstig und grausam,
keiner, den eine Frau gebar, kann dir schaden!“
Nein, ich fürchte euch nicht, auch nicht den Knaben,
der euch anführt! Dieser Angriff soll
meinen Thron festigen
oder mich für immer stürzen! … Und doch
ist das Leben in meinen Adern versiegt!

Mitleid, Achtung, Liebe –
Trost der späten Tage –
werden dein Alter
nicht schmücken!
Erhoffe auch keine freundlichen Worte
an deinem königlichen Grab:
Nur Flüche, du Elender,
werden deine Totenklage sein!
(Stimmen hinter der Szene:Sie ist tot!)
Was ist das für ein Jammern?


SECHSTE SZENE
Kammerfrau der Lady Macbeth, Macbeth.


KAMMERFRAU
Die Königin
ist tot!

MACBETH
gleichgültig und verächtlich
Das Leben … was gilt es schon? …
Die Erzählung eines armen Idioten,
Luft und Schall, ohne Bedeutung!

Kammerfrau ab.


SIEBTE SZENE
Chor der Krieger, Macbeth.


CHOR
Herr, ach Herr!

MACBETH
Was gibt es? … Was ist geschehen?

CHOR
Der Wald von Birnam bewegt sich!

MACBETH
bestürzt
Du hast mich betrogen, Weissagung der Hölle! …
Meine Rüstung her, Schwert und Dolch!
Zu den Waffen, ihr Tapferen! Tod oder Ruhm!

CHOR
Auf, zu den Waffen! Ja, Tod oder Sieg!

Trompeten hinter der Szene. Verwandlung: Eine weite Ebene, von Hügeln und Wäldern umgeben. Im Hintergrund englische Soldaten, die langsam vorrücken; jeder trägt einen belaubten Ast vor sich her.


ACHTE SZENE
Malcolm, Macduff, Soldaten.


MALCOLM
Fort mit den Ästen, greift zu den Waffen!
Mir nach!
Malcolm, Macduff und Soldaten ab.
Zu den Waffen! Zu den Waffen!

Man hört Schlachtenlärm hinter der Szene.


NEUNTE SZENE
Macbeth, von Macduff verfolgt, dann Frauenchor.


MACDUFF
Mörder meiner Kinder, ich habe dich!

MACBETH
Flieh! Keiner, den eine Frau gebar,
kann mich töten!

MACDUFF
Ich wurde nicht geboren,
sondern aus dem Mutterleib geschnitten!

MACBETH
Himmel!

Sie zücken die Schwerter; heftig miteinander kämpfend verschwinden sie von der Bühne.

CHOR
auftretend
Tag des Unheils!
Beten wir für unsere Kinder!
Der Lärm verstummt!


LETZTE SZENE
Die Vorigen, Malcolm mit englischen Soldaten, die Macbeths Krieger als Gefangene hinter sich herführen.


MALCOLM
Sieg! … Wo hat sich der Thronräuber
versteckt?

MACDUFF
Dort, von mir durchbohrt!
kniet mit einem Knie nieder
Heil dir, König!

CHOR
Heil dir, König!
Macbeth, wo ist Macbeth?
Wo ist der Thronräuber?
Der Gott des Sieges
tötete ihn wie der Blitz.
zu Macduff
Dies ist der tapfere Held,
der den Verräter vernichtete.
Er rettete die Heimat und den König,
ihm gebührt Ehre und Ruhm!

CHOR DER FRAUEN
Unser Dank steige zu dir empor,
grosser Gott der Rache!
Singen wir unserem Befreier
Ruhmeslieder!

MACDUFF
Begebt euch alle in den Schutz des Königs,
den wir wieder lieben können!
Die Morgenröte ist angebrochen
und bringt euch Frieden und Ruhm!

MALCOLM
Vertraue auf mich, Schottland,
der Tyrann ist vernichtet!
Ich will die Freude über diesen Sieg
für uns ewig währen lassen!

Ende
Übersetzung: Christian Arseni (© 2011)
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.


Ende der Oper in der Urfassung (Florenz 1847):

NEUNTE SZENE
Macbeth, von Macduff verfolgt.


MACDUFF
Mörder meiner Kinder, ich habe dich!

MACBETH
Flieh! Keiner, den eine Frau gebar,
kann mich töten!

MACDUFF
Ich wurde nicht geboren,
sondern aus dem Mutterleib geschnitten!

MACBETH
O Unglück, was höre ich!
Ah, wenigstens du bist mir geblieben!

Sie zücken die Schwerter und kämpfen, Macbeth fällt.


LETZTE SZENE
Die Vorigen, Malcolm mit englischen Soldaten, die Macbeths Krieger als Gefangene hinter sich herführen.


MALCOLM
Sieg! … Wo hat sich
der Thronräuber versteckt?

MACDUFF
auf Macbeth weisend
Von mir durchbohrt!

MACBETH
sich mit Mühe aufrichtend
Weh mir, der ich
den Prophezeiungen der Hölle vertraute!
Alles Blut, das ich vergoss,
schreit zu Gott!
Mich Verfluchten …
traf wie ein Blitz … seine Rache!
Ich sterbe … verachtet von Himmel und Erde,
erbärmliche Krone … und nur für dich!
stirbt

MACDUFF
Gepeinigtes Schottland, atme auf!

ALLE
Malcolm ist jetzt unser König!

Übersetzung: Christian Arseni (© 2011)