Synopsis: Orest

from Manfred Trojahn


Erste Szene
Orest wird von inneren Stimmen gequält. Blutige Bilder der Vergangenheit steigen in ihm auf: Er hat seine
Mutter Klytämnestra erschlagen, um den Mord an seinem Vater Agamemnon zu rächen, den diese begangen
hat. Den Befehl zum Muttermord erteilte ihm der Gott Apollo. In seiner Verzweiflung ruft Orest nach ihm.
Laut Apollos Rechtsordnung ist der Muttermord legitim. Fu?r Orests Schuldgefu?hle will der Gott keine
Verantwortung u?bernehmen. Orest soll sich an Menelaos wenden, der aus dem Trojanischen Krieg nach
Argos zuru?ckkehren wird: als Thronanwärter sei dieser auf Frieden in der Stadt angewiesen. Er habe deshalb
Gru?nde, Orest freizusprechen.
Apollo verwandelt sich in Dionysos. In geheimnisvollen Worten will er Orest zu Ruhm verführen und
offenbart ihm, wen er selbst dafu?r begehrt: Helena, die schönste aller Frauen.

Zweite Szene
Helena, die Schwester Klytämnestras, ist mit Menelaos aus dem Trojanischen Krieg zuru?ckgekehrt. Die ehemals
Vielbewunderte stösst nun u?berall auf verschlossene Tu?ren.
Orests Schwester Elektra erkennt Helena. Als Auslöserin des Trojanischen Kriegs hat Helena grosses
Leid u?ber die Griechen gebracht. Elektra wu?rde sie lieber tot als lebendig sehen.
Dem Brauch folgend will Helena Opfergaben zum Grab Klytämnestras bringen. Doch sie fürchtet sich
vor dem Hass, den man in der Stadt fu?r sie empfindet, und bittet Elektra, die Gaben an ihrer Stelle zu u?berbringen.
Elektra lehnt bru?sk ab: Helena soll ihr Kind Hermione schicken.

Dritte Szene
Menelaos will Orest zur Flucht aus der Stadt bewegen, sein Urteil sei gesprochen. Orest erkennt den Bruder
seines Vaters und bittet ihn um Hilfe. Er schildert ihm seine verzweifelte Lage, in der ihn Apollo im Stich
gelassen hat. Menelaos verweigert ihm seinen Schutz. Als Anwärter auf den Königsthron darf er sich in der
Stadt keine Feinde machen. Menelaos verfluchend bricht Orest zusammen.
Besorgt um ihren Bruder kommt Elektra dazu. Menelaos verku?ndet, dass das Urteil u?ber die beiden
bereits gesprochen sei: Sie sollen gesteinigt werden. Elektras Hass richtet sich nun auch gegen Menelaos. Sie
fordert das Blut der Schuldigen fu?r eine gerechtere Welt. Menelaos entflieht.

Vierte Szene
Orest und Elektra sind allein. Orest sehnt sich nach Liebe und dem Ende aller Schuld. Fu?r Elektra kann es
keine Liebe geben, bevor nicht Gerechtigkeit herrscht. Während Orest schläft, vertraut sie der Nacht ihre
tiefe Verzweiflung an.
Orest träumt vom Ruhmesversprechen des Dionysos. Muss er dafu?r weitere Morde begehen? Elektra nutzt
Orests Stimmung, um ihn zu weiteren Morden anzustacheln: Er soll Helena und ihre Tochter Hermione töten.

Fünfte Szene
Hermione klagt u?ber die zerstörte Welt und die verrohte, hasserfu?llte Gesellschaft, in der sie lebt: Ist der
Kreislauf aus Tat, Rache und Urteil nicht zu durchbrechen?
Helena erscheint verwirrt. Hermione will sich mit ihr vor dem Hass der Stadt verbergen.
Angetrieben von Elektra stu?rzt sich Orest auf Helena und ersticht sie. Hermione beklagt den Tod ihrer
Mutter. Dann konfrontiert sie Orest mit der Sinnlosigkeit seiner Tat. Orests und Hermiones Blicke treffen sich.

Sechste Szene
Die Männer von Argos kommen, um Orest zu u?berwältigen. Elektra drängt Orest zum Mord an Hermione.
Orest ist aber in Hermiones Anblick versunken. Menelaos hindert Elektra daran, Hermione selber zu erstechen.
Dionysos erscheint. Er entfu?hrt Helena in sein Lichtermeer.
Vor den gebannten Blicken der Umstehenden verweigert Orest Apollo und Dionysos den Gehorsam.
Er lässt sich weder Befehle von Apollo erteilen, noch ist er am Ruhm interessiert, den ihm Dionysos anbietet.
An der Seite von Hermione geht Orest ins Ungewisse. Der Gott kann ihn nicht halten.