Einziger Akt
Die 19-jährige Studentin Song-Lian kommt auf dem Anwesen von Master Chen an, der sie soeben als seine vierte Frau geheiratet hat. Sie trifft auf die Mitglieder seiner Familie. Yen-Er wird ihr als persönliche Dienerin zugeteilt. Während der ersten intimen Begegnung mit Master Chen fühlt sich Song-Lian plötzlich beobachtet. Yen-Er klopft an die Tür: Die dritte Herrin May-Shan sei ernsthaft krank und verlange nach Master Chen. Dieser weiss, dass es sich um eine List handelt. Trotzdem verlässt er Song-Lian für seine dritte Frau.
Song-Lian begegnet der zweiten Herrin Zhuo-Yun und ihren beiden Töchtern, Yi-Rong und Yi-Yun. Zhuo-Yun schenkt ihrer jüngeren Rivalin kostbare Seide und rät ihr, den Brunnen auf Master Chens Anwesen zu meiden. Viele Herrinnen seien darin gestorben.
In einem einsamen Chrysanthemen-Gärtchentr trifft Song-Lian auf Master Chens erstgeborenen Sohn und Stammhalter der Familie Fay-Pu, der ungefähr in ihrem Alter ist. Er ist in Begleitung eines jungen Mannes. Die Chrysanthemen erinnern Song-Lian an den Tod ihres Vaters. Sie erzählt, wie dieser sich umgebracht hat, nachdem seine Teemanufaktur bankrott gegangen war. Danach konnte sie ihr Studium an der Universität nicht mehr fortsetzen und war gezwungen, den reichen Master Chen zu heiraten.
May-Shan, dritte Herrin und frühere Pekingoper-Sängerin, nähert sich. Song-Lian ist berührt von ihrem Gesang. May-Shan lädt sie zu einem "Spiel für Erwachsene“ zu sich ein. Dort stellt Song-Lian fest, dass May-Shan einen heimlichen Liebhaber hat. Es ist ein Mann, der als Doktor Zutritt zu Master Chens Anwesen hat.
Master Chen trifft am Brunnen auf Song-Lian. Der Brunnen kommt Song-Lian unheimlich vor. Sie hat Gesichter auf seinem Grund gesehen, die aussehen wie sie selbst. Wieder fühlt sie sich beobachtet. Yen-Er, die in der Nähe herumschleicht, wird von Master Chen zurechtgewiesen. Auch sie versucht, um seine Gunst zu werben. Er verspricht, sich ein anderes Mal um sie zu kümmern. Song-Lian beobachtet die Szene eifersüchtig. In ihrer Wut auf die Dienerin Yen-Er zerschlägt sie deren Holztruhe und findet darin eine von Nadeln durchstochene Vodoo-Puppe, auf der ihr eigener Name steht. Es stellt sich heraus, dass die zweite Herrin Zhuo-Yun den Namen auf die Puppe geschrieben hat.
Zhuo-Yun bittet Song-Lian, ihr das Haar zu schneiden. Dabei wird sie von Song-Lian ins Ohr geschnitten. Das Blut erinnert Song-Lian erneut an den Selbstmord ihres Vaters und wie sich dadurch ihr Leben verändert hat.
Die Familie versammelt sich zu einer Feier. Dabei zerspringt eine kostbare Vase. Gegenseitig versuchen sich die Familienmitglieder, die Schuld zuzuschieben. Song-Lian, die mit den strengen Traditionen der Familie noch nicht vertraut ist, versucht die Situation zu entschärfen. Vor allen Anwesenden küsst sie Master Chen auf den Mund, was ihr in der Öffentlichkeit streng verboten ist. Sie löst grosse Empörung aus. Alle ausser May-Shan wenden sich von ihr ab. Als sie May-Shan auf das Verhältnis zum Doktor anspricht, wird diese wütend und droht ihr.
Allein gelassen, hat Song-Lian am Brunnen albtraumhafte Visionen. Sie hört Stimmen und sieht sich selbst auf dem Grund des Brunnens. Fay-Pu erscheint am Brunnen. Er gesteht Song-Lian, dass er die strenge Familie verabscheut und nichts für Frauen empfindet. Das Gefühl, ausgestossen zu sein, verbindet die beiden.
Master Chen demonsrriert Song-Lian, dass er sexuelle Macht über sie hat. Song-Lian sagt, dass Fay-Pu empfindsamer sei. Master Chen beschimpft sie als Hure. May-Shan prophezeit ihren eigenen und Song-Lians Tod in dem Brunnen. Als Song-Lian entdeckt, dass Yen-Er die Vodoo-Puppe noch immer besitzt, zwingt sie sie, die Puppe samt den Nadeln zu essen.
An ihrem eigenen Geburtstagb begegnet Song-Lian noch einmal Fay-Pu. Er ist ihr einziger Vertraurer, doch er kann sie nicht lieben. Von Yu-Ru, der ersten Herrin, erfährt sie, dass die Dienerin Yen-Er an ihrem eigenen Blut erstickt ist. Eine Medizin, die Song-Lian gegen ihren Wahnsinn verabreicht wird, spuckt sie wieder aus.
Es schneit. Song-Lian erlebt, wie sich May-Shan heimlich mit dem Doktor trifft. Der Geist der Dienerin Yen-Er erscheint ihr. Sie will May-Shan warnen, doch sie kommt zu spät: Zhuo-Yun und ihre Mädchen haben die heimliche Beziehung der beiden aufgedeckt. Song-Lian fühlt sich als Tote unter Lebenden und als Lebende unter Toten.