Libretto: Thamos, König in Ägypten

from Wolfgang Amadeus Mozart


Nr. 1 - Chor

PRIESTER, JUNGFRAUEN
Schon weichet dir, Sonne, des Lichtes Feindin, die Nacht!
Schon wird von Ägypten dir neues Opfer gebracht:
Erhöre die Wünsche! dein ewig dauernder Lauf
Führ' heitere Tage zu Tharnos' Völkern herauf!

PRIESTER
Der munteren Jugend
Gib Lenksamkeit, Tugend,
Den Männern Mut!
Nach tapfern Taten
Weisheit zum Raten,
Allen gib Vaterlandsblut!

PRIESTER, JUNGFRAUEN
Erhöre die Wünsche! dein ewig dauernder Lauf
Führ' heitere Tage zu Thamos' Völkern herauf!

JUNGFRAUEN
Ägyptens Töchter
Sei'n ihrer Geschlechter,
Der Gatten Zier!
Vergnügt, im stillen
Pflicht zu erfüllen,
Blühend und jahrvoll wie wir!

PRIESTER
Gekrönt vom Siege,
Schreck' Thamos im Kriege
Der Feinde Reich!

JUNGFRAUEN
Führ' uns durch Triebe,
Sorge und Liebe,
König und Vater zugleich!


Nr. 2 - Interlude (Maestoso - Allegro)
nach dem Ersten Akt

Nr. 3 - Interlude (Andante)
nach dem Zweiten Akt

Nr. 4 - Interlude (Allegro)
nach dem Dritten Akt

Nr. 5 - Interlude ( Allegro vivace assai)
nach dem Vierten Akt


Nr. 6 - Chor

PRIESTER, JUNGFRAUEN
Gottheit über alle mächtig!
Immer neu und immer prächtig!
Dich verehrt Ägyptens Reich.
Steigend, ohne je zu fallen,
Sei's das erste Reich aus allen,
Nur ihm selbst an Grösse gleich!

PRIESTER
Von des Mittags heissem Sande
Bis zum fernen Meeresstrande
Wölkt sich Opferrauch empor.
Früh schon tönen unsre Lieder,
Hymnen bringt der Abend wieder,
Nie verstummet unser Chor.

JUNGFRAUEN
Wie in weiter Tempel Hallen
Unter der Trompeten Schallen
Sanfter Flöten Zauberklang:
So mengt sich, Osiris' Söhne!
Unser Lied in eure Töne,
Sonne! dir ein Lobgesang.

EIN PRIESTER
Was der Mund des Fürsten schwöret,

EINE JUNGFRAU
Was von seinem Volk er höret,

BEIDE
Sei zu beider Wohl der Grund!

EIN PRIESTER
Er uns hold,

EINE JUNGFRAU
Treu wir dem Throne;

EIN PRIESTER
Vatersorgen,

EINE JUNGFRAU
Lieb' zum Lohne,

BEIDE
Ist der wechselvolle Bund.

PRIESTER, JUNGFRAUEN
Gottheit, über alle mächtig!
Immer neu und immer prächtig!
Dich verehrt Ägyptens Reich.
Steigend, ohne je zu fallen,
Sei's das erste Reich aus allen,
Nur ihm selbst an Grösse gleich!


Nr. 7 a - Interlude
nach dem Fünften Akt


Nr. 7 b - Solo und Chor

OBERPRIESTER
Ihr Kinder des Staubes, erzittert und bebet,
Bevor ihr euch wider die Gottheit erhebet!
Rächender Donner verteidiget sie
Wider des FrevIers vergebene Müh'!

CHOR
Wir Kinder des Staubes erzittern und beben
Und neigen die Häupter zur Erd';
Den Göttern zu frönen sei unser Bestreben,
Was immer ihr Ratschluss begehrt.
Höchste Gottheit, milde Sonne,
Hör' Ägyptens frommes Flehn!
Schütz' des Königs neue Krone,
Lass sie immer aufrecht stehn.