Libretto: Zarskaja newesta

from Nikolai Rimski-Korsakow


Die Zarenbraut


Personen:
WASSILI STEPANOWITSCH SOBAKIN, Nowgoroder Kaufmann (Bass)
MARFA, seine Tochter (Sopran)
GRIGORI GRIGORJEWTSCH GRJASNOJ, Opritschnik (Bariton)
GRIGORI LUKJANOWITSCH MALJUTA-SKURATOW. Opritschnik (Bass)
IWAN SERGEJEWITSCH LYKOW, Bojar (Tenor)
LJUBASCHA (Mezzosopran)
JELISSEI BOMELIUS, Leibarzt des Zaren (Tenor)
DOMNA IWANOWNA SABUROWA, Kaufmannsfrau (Sopran)
DUNJASCHA, ihre Tochter und Freundin Marfas (Alt)
PETROWNA, Wirtschafterin der Sobakins (Mezzosopran)
HEIZER am Zarenhof (Bass)
DIENSTMÄDCHEN (Mezzosopran)
EIN JUNGER BURSCHE (Tenor)

CHOR
Opritschniki, Bojaren, Bojarinnen, Sänger, Sängerinnen, Dienstmädchen, Diener, Volk

BALLETT
Tänzerinnen

ERSTER AKT - Kleiner Schmaus

Ouvertüre

ERSTE SZENE
Empfangszimmer im Haus des Bojaren Grigori Grjasnoj. Im Hintergrund eine niedrige Eingangstür, daneben eine Anrichte, vollgestellt mit Pokalen, Weinbechern und Schöpfkellen. Auf der rechten Seite drei Prachtfenster und davor ein langer, mit einem Tischtuch bedeckter Tisch; auf dem Tisch Kerzen in hohen silbernen Leuchtern, einige Salzfässchen und ein Gewürzständer. Auf der linken Seite eine Tür zu den inneren Gemächern und eine lange, mit einem bunt verzierten Tuch bedeckte Bank. An der Wand lehnt ein Jagdspiess und hängen eine Armbrust, ein grosses Messer, verschiedene Kleidungsstücke und ? nicht weit von der Tür zur Vorbühne hin ? ein Bärenfell. An den Wänden zu beiden Seiten stehen Tische und Bänke, mit rotem Tuch bedeckt. Grjasnoj steht mit nachdenklich gesenktem Kopf am Fenster

Rezitativ und Arie

GRJASNOJ
Die Schöne geht mir nicht aus dem Sinn!
Ich wäre froh, sie zu vergessen, doch ich kann nicht.
Umsonst versuchte  ich, die Sache ehrenhaft  zu beenden,
vergeblich schickte ich Brautwerber zu ihrem Vater.
Der Kaufmann befahl, mir glattweg abzusagen:
Wir danken dem Bojaren für die Freundlichkeit,
doch meine Tochter ist einem anderen versprochen,
Iwan Lykow, der unlängst erst
aus Übersee hierher zurückgekehrt ist.

entfernt sich vom Fenster

Wohin bist du, einstige Kühnheit, nur entschwunden,
wo sind die Tage verwegener Streiche hin?
Ein andrer bin ich jetzt, das alles ist vorbei,
das wilde Treiben erfreut mein Herz nicht mehr,
und das ungestüme Haupt hängt matt herab.
Ich erkenne mich jetzt selbst nicht wieder,
ich erkenne Grigori Grjasnoj nicht wieder.
Wohin bist du, einstige Kühnheit, nur entschwunden,
wo sind die Tage verwegener Streiche hin?
Ein andrer bin ich jetzt, ein andrer bin ich jetzt.
Früher sind wir, wenn ein Mädchen uns gefiel,
nachts überraschend aufgetaucht,
rissen die Tür aus den Angeln,
ab mit der Schönen in die Troika und auf und davon.
Wir tauchten auf und waren schon wieder weg.
Viele habe ich in meinem Leben geraubt.
Viele habe ich auf feurigen Rössern entführt
und an ihrer jugendlichen, mädchenhaften Schönheit
mein heisses Blut gekühlt.
Ich erkenne mich jetzt selbst nicht wieder,
ich erkenne Grigori Grjasnoj nicht wieder.
Wohin bist du, einstige Kühnheit, nur entschwunden,
wo sind die Tage verwegener Streiche hin?
Ein andrer bin ich jetzt, das alles ist vorbei.
Jetzt bin ich ein anderer. Wozu Gewalt?
Nicht eine Laune, sondern Liebe
quält mein Herz.
Wie ich es beenden soll, wie es
weitergehen wird, ich weiss es selbst nicht.
Doch lwan Lykow wird nicht
mit Marfa vor dem Altar stehen.
Ich habe Gäste eingeladen. Mit ihnen will ich vergessen.
Ob Jelissej Bomelius wohl kommt?
Ihn brauche ich mehr als alle anderen.


ZWEITE SZENE
Die Tür in der Mitte öffnet sich

GRJASNOJ
Da sind ja meine Gäste!
Maljuta erscheint mit den Opritschniki
Herzlich willkommen!

OPRITSCHNIKI
Guten Tag, Grischa!

MALJUTA
Auch ich bin zu dir gekommen, kräftig zu feiern,
auf meine alten Tage ein Schlückchen Met zu schlürfen.

GRJASNOJ
Er klatscht in die Hände. Diener treten ein
Hei, Met, aber schnell!

MALJUTA
So ist's recht!

Die Diener servieren Pokale mit Met

MALJUTA UND OPRITSCHNIKI
Nun, auf dein Wohl!

Sie trinken und verbeugen sich vor Grjasnoi

GRJASNOJ
mit einer Verbeugung
Vielen Dank für den guten Wunsch.

Iwan Lykow tritt ein, hinter ihm Bomelius

GRJASNOJ
mit einer Verbeugung
Ich bitte ergebenst einzutreten, werte  Gäste.
Herzlich willkommen, lwan Sergeitsch?
Ich danke für die Ehre, Bomelius!
Dank euch, dass ihr an mich gedacht habt!

Diener reichen Lykow und Bomelius die Weinpokale

LYKOW und BOMELIUS
Auf deine Gesundheit!
verbeugen sich und leeren die Pokale

GRJASNOJ
mit einer Verbeugung
Bleibt gesund!
zu allen
Bitte lasst euch nieder, nur
bescheidet euch mit dem, was Gott gesandt hat.

OPRITSCHNIKI
Uns sättigt deine Freundlichkeit,
deine geistreichen Worte!
Und ein altes Sprichwort besagt,
dass ein freundliches Wort süsser ist als Met.
Uns sättigt deine Freundlichkeit,
deine geistreichen und herzlichen Worte.
Sie setzen sich an den Tisch; die Diener beginnen, die Speisen aufzutragen. Am Tisch
Bier ist kein Wunderding, Met ist kein Zauberwerk,
die Krone von allem ist die Liebe.

MALJUTA
zu Lykow
Und du, junger Bursche,
hast dir die Deutschen angesehen,
wie leben die denn da in Übersee?
Sag, dort gibt es doch sicher viel Wunderliches?

Arioso

LYKOW
Alles ist anders, das Land und die Leute.
Der Winter dauert bei ihnen nicht lange,
und starke Fröste kennen sie nicht;
dafür ist dort der Sommer schön.
Und da gibt es so hohe Berge,
dass man sie nicht mit den Augen erfassen kann,
so weit reichen ihre Gipfel in den Himmel.
Und ihre Städte sind riesengross,
und alles ist aus Stein gebaut.
Überall sind die Häuser prächtig ausstaffiert,
bunte Fenster allerorts, und die Zimmer sind
mit buntem Stoff bespannt.
Die Deutschen selbst sind reich gekleidet
und statten ihre Frauen festlich aus,
halten sie nicht hinter Schloss und Riegel wie bei uns.
In allem herrscht bei ihnen eine vorbildliche Ordnung,
Ausdauer und Geschicklichkeit bei der Arbeit,
unermüdlicher Eifer bei ihren Tätigkeiten.
Lasst uns unseren Herrscher loben und preisen,
weil er sich wie ein Vater um uns kümmert und
will, dass wir bei den Fremden
Nützliches lernen.

GRJASNOJ
Amen!
steht auf und erhebt den Pokal
Auf die Gesundheit unseres Vaters und Herrschers!
Ewig lebe unser Zar!

OPRRITSCHNIKI
erheben sich
Ewig lebe unser Zar!
leeren die Pokale und setzen sich


DRITTE SZENE

MALJUTA
Würde unser Gastgeber wohl befehlen,
seine Guslispieler zu rufen
und sie unseren herrlichen Zaren
lobpreisen zu lassen?

GRJASNOJ
Sie sind schon bereit.
zu den Dienern
Die Sänger, schnell!

OPRITSCHNIKI
Und die Sängerinnen!
Sie werden danach tanzen.

Guslispieler, Sänger und Sängerinnen kommen herein; sie verneigen sich vor den Gästen und stellen sich an der hinteren Wand auf

GRJASNOJ
Los, Kinder, erfreut die werten Gäste
mit meinem Lieblingslied
zum Ruhme des rechtgläubigen Zaren.

Tischlied "Slawa!"

Die Sänger treten mit einer Verbeugung vor; die Guslispieler nehmen auf der Bank auf der linken Seite Platz

CHOR
Ruhm der Sonne hoch am Himmel,
Ruhm, Ruhm!
Auf der Erde dem grossen Herrscher,
Ruhm, Ruhm! Ruhm!
Seine feurigen Rösser kann kein anderer reiten,
Ruhm, Ruhm!
Sein prächtiges Gewand kann kein anderer tragen,
Ruhm, Ruhm!

LYKOW, BOMELIUS, GRJASNOJ, MALJUTA UND OPRITSCHNIKI
Und seine Bojaren und Diener altem niemals,
Ruhm, Ruhm! Ruhm!

CHOR
Und seine Bojaren und Diener altern niemals,
Ruhm, Ruhm! Ruhm!

MALJUTA
Wo andere altern, da werden wir jung,
mit einem Zaren wie unserem wird man jung!
Als er noch nicht geboren war,
verkündete bereits der närrische Alte Domitian
der Fürstin über ihn:
"Ein wahrer Titus, ein grosser Geist wird geboren."

OPRITSCHNIKI
Ein weiser Staatsmann!
Ihn werden wohl auch die Muselmänner lobpreisen?

LYKOW
Nicht überall. Es schmerzt mich,
solch schlimme Worte wiederzugeben,
doch man sagt, unser Zar sei grausam wie ein Gewitter.

MALJUTA
Er ist grausam! Wie ein Gewitter! Ach!
Das Gewitter ist göttliche Barmherzigkeit,
das Gewitter zerbricht die faule Kiefer
und erneuert den ganzen schlafenden Wald.

OPRITSCHNIKI
Das ist ein wahres Wort, Bojar!
Und wahrhaftig!
Nicht ohne Grund trägst du, Bojar,
den Pelzmantel des Zaren!

MALJUTA
Und euch, Bojaren, hat der Zar nicht umsonst
Besen an die Sättel gebunden.
Wir werden den ganzen Müll
aus dem rechtgläubigen Russland herausfegen.

GRJASNOJ
Gewiss! Heida!

OPRITSCHNIKI
Heida, heida, heida, heida!
erheben sich und leeren die Pokale
Auf die Gesundheit unseres Vaters und Herrschers!
Ewig lebe unser Zar!
verbeugen sich vor Griasno
Wir danken dem Gastgeber für Speis' und Trank!

GRJASNOJ
verbeugt sich
Er hat den Gästen zu danken.

Einige der Gäste erheben sich vom Tisch und gehen im Empfangszimmer umher; andere bleiben am Tisch sitzen

MALJUTA
Was ist, sind deine Guslispieler müde geworden?
Es wäre nicht schlecht, die Gäste zu unterhalten.

GRJASNOJ
Nun gut, was befiehlt ihr?

MALJUTA
zu den Guslispielern
Na los, ein Tanzlied!

Auf die Mitte der Bühne treten junge Frauen zum Tanz; die Gäste stellen sich im Halbkreis um sie herum auf

Tanz mit Chor "Wilder Hopfen"

CHOR
Wie sich der wilde Hopfen jenseits des Flüsschens
um die Büsche windet!
Winde dich, wilder Hopfen,
auf unsere Seite,
auf unserer Seite
ist alles ganz frei.
Ach! Ich junges  Mädchen werde
in dem grünen Garten spazierengehen,
in dem grünen Garten spazierengehen,
Hopfen pflücken.
Ich werde Hopfen pflücken,
wilden Hopfen,
Bier brauen,
junges Bier.
Einen lieben Gast werde ich einladen,
einen lieben Gast,
mein liebes Väterchen,
mein liebes Väterchen.
Das Väterchen wird kommen,
doch der Kummer wird nicht weichen,
der Kummer wird nicht weichen,
nur die Sehnsucht wird immer stärker werden,
nur die Sehnsucht wird immer stärker werden.
Wie sich der wilde Hopfen jenseits des Flüsschens
um die Büsche windet,
winde dich, wilder Hopfen,
auf unsere Seite,
auf unserer Seite
ist alles ganz frei.
Ach! Ich junges Mädchen werde
in dem gr ünen Garten spazierengehen,
in dem grünen Garten spazierengehen,
Hopfen pflücken.
Ich werde Hopfen pflücken,
wilden Hopfen,
Bier brauen,
junges Bier.
Einen lieben Gast werde ich einladen,
einen lieben Gast,
mein liebes Mütterchen,
mein liebes Mütterchen.
Das Mütterchen wird kommen,
doch der Kummer wird nicht weichen,
der Kummer wird nicht weichen,
nur die Sehnsucht wird immer stärker werden,
nur die Sehnsucht wird immer stärker werden.
Wie sich der wilde Hopfen jenseits des Flüsschens
um die Büsche windet!
Winde dich, wilder Hopfen
auf unsere Seite,
auf unserer Seite
ist alles ganz frei.
Ach! Ich junges Mädchen werde
in dem grünen Garten spazierengehen,
in dem grünen Garten spazierengehen,
Hopfen pflücken.
Ich werde Hopfen pflücken,
wilden Hopfen,
Bier brauen,
junges Bier.
Einen lieben Gast werde ich einladen,
einen lieben Gast,
meinen Liebsten,
meinen Liebsten.
Mein Liebster wird kommen,
der Kummer verschwinden,
der Kummer verschwinden,
grosse Freude wird sich breitmachen,
grosse Freude wird sich breitmachen.
Ach!

MALJUTA
Habe ich etwa vom Wein mein Gedächtnis verloren?
Grigori! Wo ist denn mein Patenkind?
Mein Freund, du hältst dein Täubchen wohl
hinter Schloss und Riegel?
Keine Angst, es wird schon nicht wegfliegen!

GRJASNOJ
Ich weiss nicht, warum sie nicht kommt.
zu den Dienern
Sagt Ignatjewna,
sie soll Ljubascha rufen.

Einige Diener gehen ab

MALJUTA
Na endlich!

BOMELIUS
zu Maljuta
Wer ist denn diese… Ljubascha?

MALJUTA
Die Geliebte Grjasnojs, ein wunderschönes Mädchen!
Singt wie ein Vögelchen, hat runde Brauen,
funkelnde Augen und einen Zopf bis zu den Fersen.
Wir haben sie aus Kaschir mitgebracht.
Ich nenne sie Patenkind,
weil ich für sie die Bürger von Kaschir
der Reihe nach mit der Streitaxt getauft habe.


VIERTE SZENE
Ljubascha tritt auf

MALJUTA
Guten Tag, mein Patenkind!

LJUBASCHA
Guten Tag, mein Taufvater!

MALJUTA
Deine kleinen Äuglein sehen so verschlafen aus…

LJUBASCHA
Ach, was sagst du da! Ich habe nicht geschlafen,
mein Kopf tut mir ein bisschen weh.

MALJUTA
Dummes Zeug! Los, sing für uns ein Lied,
dann ist der ganze Schmerz wie weggewischt.

LJUBASCHA
Welches denn?

MALJUTA
Ja, weisst du, vielleicht ein langsames,
das uns zu Herzen geht.
Nun, Bojaren!
Ich bitte um euer Gehör:
Mein Patenkind singt.

LJUBASCHA
Du hast dein Patenkind zum Singen gezwungen,
so trägst du auch die Verantwortung dafür.

Lied der Ljubascha

LJUBASCHA
Gute Mutter, mach schnell, schnell,
dein liebes Kind zur Hochzeit fein.
Ich habe gelobt, dich nicht mehr zu erzürnen,
dem Freund meines Herzens abgeschworen.
Löse mein seidenes Haar,
lege mich auf mein hartes Ruhelager.
Wirf mir den Schleier über die fahle Brust
und kreuze meine totenbleichen Arme darunter.
Entzünde eine weisse Kerze neben meinem Haupt
und rufe den greisen Bräutigam zu mir.
Lass den Alten kommen,
mich sehen und bestaunen,
an meiner mädchenhaften Schönheit sich ergötzen.

verneigt sich vor den Gästen

OPRITSCHNIKI
Wir danken! Danke!
Bravo! Bravo!

MALJUTA
Ach, wie sie singt, dass einem das Herz stockt …
Oh, es ist schon spät, und ich werde wohl
ohne ein zweites Lied gehen müssen …
erhebt sich von der Bank
Der Zar hat sicherlich geruht, bereits aufzustehen.
Nun denn, zur Zeit der Frühmesse werde ich
wiederkommen und euch hier überraschen.

OPRITSCHNIKI
machen sich zum Aufbruch bereit
Für die Gäste wird es Zeit zu gehen, Wirt!

GRJASNOJ
Schnell noch etwas Wein!
Noch einen Becher zum Abschied!

Die Diener verteilen Weinbecher

OPRITSCHNIKI
Gut, wie du meinst.
Und jetzt, mein Freund, leb wohl.
trinken
Lieber Gastgeber,
vielen Dank für Speis' und Trank!

GRJASNOJ
Ich bitte euch schon jetzt, wiederzukommen, Bojaren.

Die Gäste gehen auseinander. Ljubascha, die neben der Tür steht, verneigt sich vor ihnen; Bomelius mustert sie aus der Entfernung

zu den Dienern
Geht jetzt alle.
Bomelius! Du bleib hier.
Ich habe mit dir zu reden.

LJUBASCHA
für sich
Was hat er mit dem Deutschen zu reden?
Da steckt doch was dahinter!
Ich bleibe hier.

versteckt sich hinter dem Bärenfell


FÜNFTE SZENE

GRJASNOJ
Bomelius!
Ich muss mit dir etwas Wichtiges besprechen.
Kennst du nicht irgendein Mittel,
ein junges Mädchen durch Zauberei an sich zu fesseln?

BOMELIUS
So ein Mittel gibt es.

GRJASNOJ
Du scherzst?

BOMELIUS
Nein.

GRJASNOJ
Ich habe einen Freund;
dem hat eine schöne junge Frau
das Herz zur Liebe erweckt.
Kann man dem armen Kerl nicht irgendwie helfen?

BOMELIUS
Das kann man; ich gebe ihm ein Zaubermittel,
wenn er es dem Mädchen zu trinken gibt,
dann wird sie ihn lieben.

GRJASNOJ
Dann ist dieses Zaubermittel wohl ein Getränk?

BOMELIUS
Nein, ein Pulver, um es ihr in den Wein zu schütten.
Aber er muss es selbst tun,
sonst wird sie sich nicht in ihn verlieben.

Terzett

GRJASNOJ
Ach, ich kann nicht glauben, ich kann nicht glauben,
dass sie mich lieben könnte,
dass das schüchterne Vögelchen, die kleine Schwalbe,
zu dem Milan ins Nest geflogen kommt,
sich unter seinem Flügel versteckt,
zu dem Milan ins Nest geflogen kommt,
an seiner Brust sich beruhigt.
Dass sie mich lieben könnte
und ich einmal ihr Mann sein werde.
Dass sie mich lieben könnte
und ich ihr Mann sein werde, kann ich nicht glauben.

LJUBASCHA
Ach, ich habe es nicht erst heute bemerkt,
dass sie vorüber sind, meine schönen Tage.
Ein Schmerz in der Brust Iässt mich Böses ahnen,
verheisst mir grossen Kummer.
Nein, er ist nicht mehr wie früher zu mir,
er ist nicht mehr wie früher,
ja, er hat aufgehört, mich zu lieben.

BOMELIUS
Auf der Welt gibt es viele verborgene Geheimnisse,
viele dunkle, unerforschte Mächte;
doch mit der Wissenschaft ist uns der Schlüssel zu diesen Geheimnissen
durch das Licht der Erkenntnis gegeben.

GRJASNOJ
Und wenn sie ihn nicht liebgewinnt?

BOMELIUS
Wieso sollte ich lügen?

GRJASNOJ
Dann werde ich zu dir kommen.
Und wenn du meinem Freund hilfst,
werde ich dich reich belohnen.

BOMELIUS
Leb wohl! Sie wird ihn lieben!

GRJASNOJ
Warte! Warte!
Ich begleite dich!

Beide gehen ab


SECHSTE SZENE
Ljubascha schleicht sich durch die Seitentür. Grjasnoj kommt mit gesenktem Kopf herein. Ljubascha öffnet leise die Tür und geht zu Grjasnoj

Duett

GRJASNOJ
Was willst du?

LJUBASCHA
Ich wollte dich fragen,
ob du zur Frühmette gehen wirst?

GRJASNOS
Ja, ich werde gehen.

setzt sich an den Tisch und bedeckt sein Gesicht mit den Händen

LJUBASCHA
geht zu Grjasnoj
Sag, warum bist du böse auf mich?
Wodurch habe ich Närrin dich erzürnt,
dass du kein Wörtchen mit mir reden willst?

GRJASNOJ
ohne den Kopf zu heben
Geh fort!

LJUBASCHA
Ach, du bist meiner überdrüssig! Es war Zeit!
Was willst du auch, dummes Ding?
Man hat genügend Spass mit dir gehabt,
jetzt bist du lästig: Nun gibt es eine andere,
bessere, angenehmere ...

GRJASNOJ
sich umdrehend
Geh zu Bett, Ljubascha!

LjUBASCHA
Es scheint, du liebst
deine Ljubascha nicht mehr,
du weisst nicht mehr, ob sie gerade schläft oder nicht.
Von deinen heissen Küssen glühen mir noch die Wangen,
doch du bist mich leid und hast schon vergessen,
wie man die Türen zu meiner Kammer öffnet.
Ist es wirklich so lange her,
dass mich mein Liebster liebte,
dass er seine Ljubascha küsste und liebkoste,
dass er nicht einen Tag leben konnte ohne sie?
Jetzt warte ich vergeblich die ganze Nacht auf ihn,
die ganze Nacht bis zum frühen Morgen weine ich.

GRJASNOJ
Es quält mich, diese Worte zu hören
und solche bitteren Tränen zu sehen.
Ich weiss selbst nicht, was ich ihr darauf sagen soll;
oder bin ich schuld, dass ich Marfa begegnete,
dass sie mit ihrer Schönheit mein Blut lodern liess,
mein Herz eroberte?
Die Liebe ist doch wie die Sehne eines Bogens,
einmal gerissen ist sie nicht mehr zu knüpfen.
Meine frübere Liebe kehrt nicht mehr zurück,
seit sie mit ihrer Schönheit mein Blut lodern liess,
mein Herz eroberte.

LJUBASCHA
stürzt zu Grjasnoi
Nein, das kann nicht sein! ...
Du verlässt mich nicht!
Ich habe irgendwie deinen Zorn erregt,
und du hast dich der anderen nur aus Ärger zugewandt.
Gib sie auf! Sie liebt dich nicht.
Nur ich allein liebe dich doch.
Oh, erinnere dich, erinnere dich, mein Liebster,
meine Unschuld habe ich für dich vergessen.
Ich vergass auch Vater und Mutter,
vergass die Familie und mein Volk.
Doch ihretwegen vergoss ich keine Tränen.
Ich gab alles für dich. Alles für dich!
weint
Doch du willst mich verlassen!
fäIlt auf die Knie
Richte meine Seele nicht zugrunde, Grigori!…

Hinter der Bühne ertönt ein Glockenschlag

GRJASNOJ
steht auf
Die Frühmesse …
Er geht in die Ecke und legt sein Messgewand und das Käppchen an

LJUBASCHA
Warte, geh nicht!
Sag, dass ich wirres Zeug rede,
dass du mich liebst,
und nicht sie, nicht diese ..
Ja, sag mir doch etwas!

GRIASNOJ
Leb wohl!
geht ab

LJUBASCHA
Iäuft ihm nach
Warte! Wohin gehst du?
kommt zurück
Er ist fortgegangen und hat mich nicht einmal angeschaut.
Sie wird er sicher ansehen und sich nicht satt sehen,
für sie hat er beim Deutschen den Zaubertrank bestellt
und ihm Gold für das Gebräu versprochen …
Sie hat ihn behext, das ist offensichtlich!
Oh, ich werde deine Hexe schon finden
und dich von ihrem Zauber lösen.

ZWEITER AKT - Der Zaubertrank

ERSTE SZENE
Chor (das Volk), Opritschniki und ein junger Bursche
Strasse in der Aleksandrowskischen Vorstadt. Vorn links ein Haus (bewohnt von den Sobakins) mit drei Fenstern zur Strasse und einem Tor im Zaun; bei dem Tor, unter dem Fenster steht eine Holzbank. Rechts das Haus von Bomelius mit einer Pforte; dahinter, im Hintergrund, Umzäunung und Tor eines Klosters. Gegenüber dem Kloster, links im Hintergrund, das Haus des Fürsten Gwosdjew-Rostowski  mit einem hoch überdachten Eingang, der zur Strasse führt. Herbstliche Landschaft; in Rot- und Gelbtönen schimmernde Bäume. Gegen Abend. Aus dem Kloster kommen Leute


CHOR
Gott erlaubte uns, die Abendmesse zuende anzuhören.
Es ist Zeit, nach Hause schlafen zu gehen.
Welche Wärme der Herr uns schickt!
Schliesslich ist bald das Fest der Heiligen Jungfrau.
In anderen Jahren zur gleichen Zeit
schneit es schon längst,
diesmal zieht sich der Altweibersommer lange hin.
Aber wie heisst es doch: Hitze hat noch nie jemandem geschadet.
Diese Wärme passt nicht in diese Jahreszeit.
Da fliegen Kraniche!
Es heisst, wenn die Kraniche
an Eumenes ziehen, dann wird das Fest …
Die Opritschina kommt! Die Opritschina kommt!

Im Hintergrund der Bühne erscheinen Opritschniki und gehen auf das Haus des Fürsten Gwosdjew-Rostowski zu. Die Menge verstummt, viele nehmen ihre Mützen ab und verneigen sich

OPRITSCHNIKI
Es scheint, wir haben allen Bescheid gesagt,
sich beim Fürsten Gwosdjew zu versammeln;
wenn es Nacht wird, werden wir
von dort mit unseren Pferden wieder aufbrechen.
Wie kühne Jagdfalken
werden wir über das Gut herfallen,
keine Nachsicht, keine Gnade
wird es geben.
Offen gesagt, für den Verräter
haben wir lange unsere Zähne gewetzt,
jetzt nimm dich in acht!

ziehen zum Haus des Fürsten

VOLK
den Opritschniki nachschauend
Sie sammeln sich! Einem, wird es schlecht ergehen,
ein Unglücklicher wird seinen Kopf verlieren!
Sie nennen sich selbst Diener des Zaren
und sind doch schlimmer als Hunde!
Seid still! Passt auf!
Lasst uns lieber von der
Hochzeit des Zaren sprechen.
Wieviel Mädchen man hergebracht hat!
Wann wird denn die Brautschau sein?
Niemand weiss es.
Man sagt, es seien vierzig mal vierzig Mädchen.
Da such dir eine aus.
Er wird sich eine aussuchen, keine, Angst!
Unser Zar wird schon keinen Bock schiessen.
Er hat ja Augen wie ein Falke.
Das ist wahr!
Durch die Pforte von Bomelius' Haus treten zwei, junge Burschen. Zu den Burschen
Seid ihr etwa bei dem Deutschen gewesen,
um Medizin zu besorgen?

BURSCHE
Das waren wir, warum?

VOLK
horcht auf
Wirklich, bei dem Deutschen?
Aber das ist doch eine Sünde!
Er ist doch unrein!
Er ist doch ein Ungläubiger!
Der? Der Deutsche? Er ist ein Heide!
Bevor man sich
mit ihm einlässt,
muss man das Kreuz abnehmen.
Er ist doch ein Hexer!
Verkehrt mit dem Teufel!
Erlöse uns, Herr, erlöse uns!
Erlöse uns, Gott, erlöse uns!
Und was hat er euch gegeben?

BURSCHE
Er hat uns Kräuter gegeben.

VOLK
Hexenzeug, werft es fort!

BURSCHE
Wir wussten nicht ...
vielleicht werfen wir es besser fort.
wirft das Bündel weg

VOLK
So ist's recht!
Und ihr geht besser nicht mehr zu dem Deutschen,
ehe ihr euch verseht, macht sich der Teufel euch
gefügig. Nun, gehen wir.
Es wird Zeit für uns.
Kommt, zu Hause warten sie schon.
Bis dann, lebt wohl.

Sie gehen auseinander. Die Bühne leert sich. Marfa, Dunjascha und Petrowna kommen aus dem Kloster


ZWEITE SZENE

PETROWNA
Sieh mal, was für ein Abend!
Als ob Sommer wäre.

DUNJASCHA
Man mag gar nicht ins Haus gehen.

MARFA
Papachen wird sicherlich bald zurückkommen.
Dunjascha, lass uns hier
auf der Bank auf ihn warten.

DUNJASCHA
Meinetwegen.

PETROWNA
Setzt euch nur hier hin, doch ich werde gehen.
geht ab

MARFA
Hast du Wanja schon gesehen?

DUNJASCHA
Wo sollte ich ihn denn sehen?
Ich bin erst den zweiten Tag bei dir zu Besuch.

MARFA
Ach ja, ich vergass,
gestern war er ja nicht hier.

DUNJASCHA
Es ist schon wahr,
dass man die Braut sofort erkennt:
Sie spricht immer nur
von ihrem Liebsten.

MARFA
Lach nur, lach nur!
Deine Zeit wird kommen, auch du wirst lieben.
Und wie könnte ich Wanja nicht lieben,
wir sind seit unseren Kindertagen eng befreundet.

DUNJASCHA
Ihr kennt euch also schon lange?

MARFA
Seit der Kindheit.

Arie

MARFA
In Nowgorod waren wir Nachbarn.
Sie hatten einen grossen, schattigen Garten.
Als wäre es heute, sehe ich den grünen Garten vor mir,
wo mein lieber Freund und ich herumtollten,
wo ich ihm ans blauen Blüten
Kränze flocht.
In dern grünen Garten lebten wir
und atmeten wir
so unbeschwert.
Den lichen langen Tag
tobten wir herum,
vergnügten uns und hatten Spass.
Ach! Ach! Ach! Ach!
Und all unsere Verwandten, die uns zusahen,
lächelten und ihre Freude hatten,
sagten zu uns:
Alles lässt erkennen, dass ihr ein Pärchen seid,
dass die Brautkrone schon fùr euch geschmiedet ist.
So viele glückliche Tage verbrachten wir dort,
jeder Busch nickte uns zu,
alle Bäume erfreuten sich
mit stiller Zärtlichkeit an uns.
In dem grünen Garten lebten wir
und atmeten wir
so unbeschwert, so unbeschwert.
Dann starb der alte Lykow,
und der Onkel, der Statthalter von Narwa,
holte Wanja zu sich.
Lange Zeit haben wir uns nicht mehr gesehen.
Dann ging das Gerücht um, der Zar
habe Wanja ins Ausland geschickt.
Ach, wie war ich unglücklich,
ich habe viel geweint.
Gott sei Dank war es umsonst.
In diesem Frühjahr
sind wir in die Vorstadt gezogen,
und Gort hat mich wieder mit Wanja zusammengeführt.

DUNJASCHA
Du hast ihn wohl nicht erkannt?


DRITTE SZENE
Marfa antwortet nicht und blickt in den Hintergrund der Bühne, wo zur selben Zeit zwei vornehme Reiter erscheinen. Die imposante Erscheinung des ersten, der in einen kostbaren Mantel gehüllt ist, lässtt in ihm Ioann Wassiljewitsch Grosni (Iwan den Schrecklichen) erkennen; der zweite Reiter, mit einem Besen und einem Hundekopf am Sattel, ist einer der Vertrauten des Zaren. Der Zar bringt sein Pferd zum Stehen und mustert Marfa schweigend und aufmerksam; sie erkennt den Zaren nicht, aber erschrickt und erstarrt, den auf sie gerichteten, durchdringenden Blick fühlend

MARFA
Ach, was ist mit mir?
Das Blut gefriert mir im Herzen!

DUNJASCHA
für sich
Wie er guckt!
Wie finster sein Blick ist!

Der Zar entfernt sich langsam

MARFA
Sein strenger Blick bat sich mir schwer
wie ein Stein aufs Herz gelegt.
Wer immer das ist, er macht mir Angst,
Angst macht mir sein strenger Blick.

DUNJASCHA
Ich bin ausser mir von diesen Augen,
bis zur Sünde ist es nicht mehr weit,
für immer kann er einen mit diesen Augen behexen.

Im Hintergrund erscheinen Sobakin und Lykow

LYKOW
Bei der Pforte steht schon jemand.

SOBAKIN
Ich sagte dir, lwan Sergeitsch,
dass sie schon warten wird.

LYKOW
mit einer Verbeugung
Sei gegrüsst, Marfa Wassiljewna.

MARFA
verbeugt sich
lwan Sergeitsch!
Der Bräutigam bat seine Braut vergessen,
gestern liess er sich den ganzen Tag nicht sehen ...

Quartett

SOBAKIN
Warte, mein liebes,
mein liebes Töchterlein,
bald, bald ist er für immer dein.
Ein goldener Ring
wird dich mit ihm verbinden,
du wirst dein Haus einrichten,
dein Nestchen schon herrichten.
Du wirst in Liebe und Harmonie leben.

LYKOW
Oh, würden sie doch eher kommen,
die Tage des Glücks und der Freude.
Das Herz schlägt in der Brust,
verlangt nach den Tagen,
den glücklichen Tagen,
nach jenen schönen Tagen,
und will nicht warten
und nicht mehr zögern.

DUNJASCHA
Hübsch, hübsch sind sie,
die Braut und der Bräutigam!
Wie ein Frühlingstag
im Morgenrot.
Wer sie ansieht,
wer sie sieht, kann sich nicht satt sehen.
Wer sie sieht, wünscht ihnen
von ganzem Herzen ein langes
und glückliches Leben, wünscht ihnen
von ganzem Herzen ein langes Leben,
von ganzem Herzen.

MARFA
Wanjuschka, mein Freund,
mein Herzallerliebster!
Mein lieber Bräutigam!
Wie werde ich dich lieben
und liebkosen, deine seidigen
Locken kämmen,
in deine strahlenden Augen schauend.

SOBAKIN
Nun, was ist, bittet
unseren teuren Gast ins Haus.
Wir haben einen wunderbaren Kirschlikör!
Ist der Tisch gedeckt?

MARFA
Ja, er ist gedeckt.

SOBAKIN
Wir bitten ergebenst.

Sie gehen durch die Pforte ab. Es dämmert. Im Haus Sobakins wird Licht angeziindet


INTERMEZZO

Im Hintergrund der Bühne erscheint Ljubascha, in einen Schleier gehüllt; langsam und sich nach allen Seiten umschauend, schleicht sie zwischen den Häusern durch und tritt auf die Vorbühne heraus


VIERTE SZENE

LJUBASCHA
Ich hab' es!
Hier ist also das Nest des Täubchens?
Wir werden uns deine Schönheit mal ansehen.
Sie geht zum Haus Sobakins und schaut durch das Fenster
Ja…  nicht schlecht…  rote Wangen, weisse Haut,
und Augen mit schmachtendem Blick …
Ist das Marfa?
Man hat mir was anderes über sie erzählt.
Mir fällt ein Stein vom Herzen:
Dieses Mädchen wird Grigori
bald über sein.
Ich guck noch mal.
Oh, wer ist das?
Da sind zwei! Wer ist das?
läuft vom Haus weg
Das, das ist sie,
Ljubaschas Verderben,
schwarzhaarig,
mit Brauen wie Zobelfell.
Ach, ist sie schön!
Kann ich das glauben?
geht zum Fenster
Es ist wirklich wahr. Was für eine Schönheit!
Welche Augen! Ihrer wird er nicht überdrüssig werden.
Aber ich werde sie nicht verschonen.
Wie mein Kopf schmerzt!
Wo ist dieser Ungläubige?

klopft bei Bomelius an

BOMELIUS
hinter der Bühne
Wer klopft da?

LJUBASCHA
Öffne das Fenster, dann siehst du es.

BOMELIUS
öffnet das Fenster
Ljubascha!

LJUBASCHA
Komm zu mir heraus, schnell.

BOMELIUS
kommt eilig mit einer Laterne aus der Tür
Lass uns zu mir hineingehen,
fasst sie bei der Hand
hier ist es kalt und feucht.

LJUBASCHA
reisst ihre Hand los
Nein, auf keinen Fall komme ich zu dir herein.

BOMELIUS
Warum bist du gekommen? Ich will dir gerne dienen.
Für eine hübsche junge Frau
bin ich zu allem, zu allem bereit.

LJUBASCHA
Ich habe gehört, dass du
ein findiger Wunderdoktor bist.
Dass du die Krankheiten kennst
und die Heilmittel.
Sag mir, kann man
mit deinen Hexereien
so ein Mittel herstellen, das
einen Menschen nicht vollständig tötet,
sondern nur seine Schönheit zerstört,
und zwar nicht sofort, sondern allmählich.
Hast du verstanden?

BOMELIUS
Wie könnte ich nicht verstehen!

LJUBASCHA
Ein solches Mittel,
dass die Augen ihren Glanz verlieren ...

BOMELIUS
So ein Mittel gibt es ...

LJUBASCHA
... dass die purpurne Röte
der Wangen verfliegt ...

BOMELIUS
... ich gebe es vielleicht heraus ...

LJUBASCHA
... dass Härchen für Härchen
ausfällt, und die ganze üppige
Brust verwelkt.

BOMELIUS
… aber mein Pulver ist teuer,
es ist gefährlich, es herauszugeben,
wird es bekannt, bestraft man mich mit dem Tode.

LJUBASCHA
Selbst unter der Folter werde ich nicht verraten,
woher ich es habe.

BOMELIUS
blickt Ljubascha durchdringend an
Brauchst du es nötig?

LJUBASCHA
hebt ihre Hand zur Laterne
Schau her: Hier
ist ein Smaragdring,
und ich habe auch einen Halsschmuck;
die Perlen schillern wie ein
Regenbogen; wenn du willst,
nimm es dir.
Oder ist es zu wenig?

BOMELIUS
Mein Pulver ist nicht käuflich.

LJUBASCHA
Ist es denn so geheim?

BOMELIUS
Ja.

LJUBASCHA
Und was willst du für das Geheimnis?

BOMELIUS
Was? Von dir?
Von dir wenig ...
ergreift ihre Hand
nur einen Kuss!

LJUBASCHA
reisst ihre Hand los
Was fällt dir ein, Deutscher?
Hast du den Verstand verloren?
Leb wohl, wenn du nicht willst,
ich werde einen anderen finden, der zugänglicher ist.

Sie läuft auf die andere Strassenseite; Bomelius Iäuft ihr nach

LJUBASCHA
Rühr mich nicht an! Ich schreie.

BOMELIUS
Ich rühre dich nicht an, doch
morgen erzähle ich alles
dem Bojaren Grjasnoj.

LJUBASCHA
zuckt zusammen; für sich
Der Teufel selbst stiftet dich an,
Verfluchter!
zu Bomelius
Ich habe dir wohl zuwenig versprochen.
Nimm noch von mir
den letzten Fetzen,
leg selbst den Preis
für deine Dienste fest; ich zahle,
ich begebe mich in deine Hand.
Nun, sag schon!

BOMELIUS
Liebe mich, liebe mich,
liebe mich, Ljubascha!
Liebe mich, liebe mich,
du Schöne, hab keine Furcht!

Aus dem Haus der Sobakins klingen fröhliche Stimmen und Lachen

STIMME SOBAKINS
hinter den Kulissen
Wir schiessen nicht mit dem Bogen,
wir schiessen nicht mit der Büchse,
doch man wird keinen finden,
der gegen uns trinken,
singen und tanzen kann.
Was sollen wir mit dem Pflug?
Wenn wir doch eine Balalajka hâtten!

STIMMEN MARFAS und DUNJASCHAS
Ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha!

STIMME LYKOWS
Da hast du, was uns betrifft,
den Nagel auf den Kopf getroffen.

LJUBASCHA
Sie lacht ...
Oh, du wirst mir
für dieses Lachen bezahlen!
zu Bomelius
Geh und bereite dein Pulver vor.
Ich werde es kaufen. Hörst du?
Ich bin einverstanden. Ich ...
werde versuchen, dich zu lieben.

Bomelius läuft Hals über Kopf in sein Haus


FÜNFTE SZENE

LJUBASCHA
So weit ist es mit mir gekommen
Grigori,
der Herr wird dich bestrafen,
bestrafen meinetwegen.
Sie ist schöner als ich,
ihre Zöpfe sind länger als meine ...
Aber ist das denn alles?
Ja, liebt sie ihn denn,
so wie ich ihn liebe?
Gerade noch scherzte sie mit emern anderen ...
Sie liebt ihn nicht, nein, sie liebt ihn nicht.

STIMME MARFAS
Leb wohl, Iwan Sergeitsch!

Ljubascha versteckt sich. Aus der Tür treten Lykow und Sobakin

SOBAKIN
Komm, doch morgen vorbei
und bring Grjasnoj mit.

LYKOW
verbeugt sich
Wir werden kommen.

SOBAKIN
Dann komm gut nach Hause.

Lykow geht ab. Sobakin geht zurück ins Haus

LJUBASCHA
Sie sind gegangen! Also wird
Grigori morgen hier sein?
Warum kommt denn dieser Verfluchte nicht?

Bomelius kommt aus seinem Haus und schleicht zu Ljubascha

BOMELIUS
Bist du hier?

LJUBASCHA
Hast du das Pulver mitgebracht?

BOMELIUS
Ja, es ist fertig.

LJUBASCHA
Gib her.
Bomelius gibt ihr das Pulver
Aber, wenn du mich betrügst?

BOMELIUS
Nein, ich werde dich nicht
betrügen; und du mich?

LJUBASCHA
Nein, auch ich betrüge dich nicht.
zum Haus der Sobakins gewandt
Du, meine Schöne, beschwere dich nicht über mich!
Ich habe deine Schönheit gekauft,
aber teuer bezahlt… mit meiner Ehre.
zu Bomelius
Schlepp mich in deine Hundehütte, Deutscher!

Bomelius zieht sie eilig mit sich


SECHSTE SZENE

CHOR
hinter der Bühne
Nicht Falken sind aus den Lüften herabgeflogen,
junge Burschen versammelten sich zum Vergnügen,
ritten in das freie Feld hinaus,
erfreuen ihr feuriges Herz.

Die Tür zum Haus des Fürsten Gwosdjew?Rostowski öffnet sich weit; auf der Vortreppe erscheint eine Horde betrunkener Opritschniki. Aus einer Ecke kommen Diener mit Laternen herbeigelaufen und führen Pferde mit sich

Hei! Hei! Hei! Hei!
Im freien Feld jagten sie wilde Tiere,
traten die Feinde mit den Pferden nieder.
Keiner fand Schutz vor den Burschen,
all ihre Feinde liegen tot umher.
So rechnen die Burschen ab,
für solche Bluttaten sollen sie ewigen Ruhm ernten!
Sollen sie ewigen Ruhm ernten!

DRITTER AKT - Der Brautführer

Vorspiel

ERSTE SZENE
Empfangszimmer im Haus Sobakins. Rechts drei rote Fenster; links in der Ecke ein Kachelofen;  daneben, zur Vorbühne hin, die Tür zur Diele. Im Hintergrund, in der Mitte, noch eine Tür; rechts davon ein Tisch vor einer Bank; links, direkt neben der Tür, eine Anrichte. Unter den Fenstern eine lange Bank. Wassili Sobakin, Iwan Lykow and Grigori Grjasnoj sitzen auf der Bank am Tisch

Terzett

SOBAKIN
Ohne den Herrn erzürnen zu wollen,
Iwan Sergeitsch,
wir haben eine grosse Familie!
Ein halbes Dutzend prächtiger Burschen
ist zu Hause geblieben.
Ohne den Herrn erzürnen zu wollen!
Früher sassen wir immer
zu zwölft am Tisch,
dann habe ich die Kinder verheiratet,
so wurden es weniger.

LYKOW
Wann wirst du denn deine Tochter
unter die Haube bringen?
Es wird Zeit, zukünftiger Schwiegervater,
für die Hochzeit und das frohe Fest.

SOBAKIN
Es wäre an der Zeit. Doch sieh mal,
wir müssen mit der Hochzeit noch warten.
Unlängst hat unser Herrscher befohlen,
ihm alle Mädchen vorzuführen,
die hierher gebracht wurden.
Meine kleine Marfa
wurde auch bestellt…

LYKOW
Warum sie?

SOBAKIN
Und Dunjascha auch.
Insgesamt waren es zweitausend Mädchen,
und heute rief man zwölf
in die engere Wahl.
Grjasnoj steht vom Tisch auf
Was ist los, Bojar?

GRJASNOJ
Nichts… das ist wohl … das geht vorbei.

SOBAKIN
Genug, lwan Sergeitsch,
genug, sorge dich nicht.

LYKOW
Ob ich sie heirate oder nicht,
das weiss nur Gott.

SOBAKIN
Könnte ich mein Wort brechen?

LYKOW
Aber mein Herz fühlt: Unheil droht.

SOBAKIN
Ich wäre selbst froh, die Sache abzuschliessen.

LYKOW
Ich liebe sie mehr als mein Leben.

SOBAKIN
Wir werden noch ein bisschen warten müssen.

LYKOW
Ohne sie werde ich nicht lange leben,
mich nicht lange auf der Erde abplagen.
Aber was soll ich machen, was kann ich tun?
Ich bin doch ein Diener unseres Zaren und Herrschers!

GRJASNOJ
zur Seite
Mein Blut gefriert was ist, wenn plötzlich…!
Aber, nein! Das kann nicht sein.
Sie ist doch nicht allein,
es sind doch zwölf.
Gebe Gott, dass wir dem Unheil entgehen.

SOBAKIN
Sei nicht traurig, es gibt
bessere als Marfa.
Erstmal sieht sich der Zar
alle Mädchen an, dann
feiern wir unsere Hochzeit.

GRJASNOJ
Und das Zaubermittel wird Marfa helfen,
ihren Bräutigam auszuwählen.
geht zu Sobakin
Ich habe mich selbst bereits
als Brautführer angeboten.

SOBAKIN
Nein, nein, lwan Sergeitsch,
sorge dich nicht umsonst,
mein Freund, verzehre dich nicht vor Kummer.
Wir haben doch schon einen Brautführer,
die Aussteuer steht schon lange bereit.

LYKOW
Wir können unserem Schicksal
nicht entrinnen.

GRJASNOJ
zu Lykow
Dann ernennst du mich nicht zum Brautführer?

LYKOW
Diese Ehre, Bojar,
kannst du mir kaum verweigern.

GRJASNOJ
Danke, mein Freund!

SOBAKIN
Um die Brautwerber brauchen wir uns
anscheinend nicht mehr zu kümmem,
und um den Hochzeitskuchen auch nicht.

SOBAKIN
Aber jetzt befehle ich Petrowna,
Met aus dem Keller zu holen.
Derweil wird auch meine Marfa
zusammen mit Dunjascha und
Domna lwanowna Saburowa zu uns kommen.

geht durch die mittlere Tür ab


ZWEITE SZENE

LYKOW
Sag, Bojar, wenn du
wie ich verlobt wärst
und deine Braut liebtest wie ich,
was würdest du tun?

Arietta

GRJASNOJ
Was ich tun würde?
Ich liesse alles geschehen,
was des Herrn Wille ist!
Ich werde doch nicht etwa Hand an mich legen!
Ich selbst war doch in deine Braut verliebt,
habe um sie gefreit und bekam eine Absage.
Was soll man da machen?
Gibt es denn so wenige Mädchen?
Wenn nicht diese, dann eine andere, das ist gleich.
Ich biete mich euch selbst sogar
als Brautführer an,
und ich freue mich über eure Zärtlichkeit.
Möge der Herr euch Freundschaft
und Liebe verleihen!


DRITTE SZENE

SOBAKIN
kommt mit einem Krug Met und Bechern herein
Hier sind der Met und die Becher.
Trink doch ein wenig, Bojar.
Wanja, trink ein bisschen, mein Lieber.
Sie kommen, wie es scheint!
Jemand hat mit der Tür geschlagen.
Domna Saburowna tritt auf
Sie sind da. Nun, was gibt es,
was hast du für Neuigkeiten?

DOMNA SABUROWA
Ach, Väterchen!
Lass mich Atem holen!

SOBAKIN
Wo sind denn die Mädchen?

DOMNA SABUROWA
Sie sind im Mädchenzimmer,
um ihre Mäntel abzulegen.
Ach, mein lieber
Wassili Stepanowitsch,
was für ein Glück
hat mir der Herr gesandt!
Weisst du, mein Guter,
der Zar hat doch tatsächlich
mit meiner Dunjascha gesprochen.

SOBAKIN
Nein! Erzähl!

Arioso

DOMNA SABUROWA
Also, mein Lieber, sie liessen
uns ein in den Palast
und stellten alle Mädchen in einer Reihe auf.

SOBAKIN
Auch unsere?

DOMNA SABUROWA
Unsere auch.
Dunja stand hier, ganz am Ende,
Marta ein Stückchen weiter.
Und was für Mädchen da waren!
Da gab es nichts auszusetzen, alle waren ausgesucht,
eine schöner als die andere.
Und wie sich alle herausgeputzt hatten!
Was es da alles gab!
Samt und Seide …
Was für Perlen allein die Koltowskaja hatte!
Gleich darauf kamen die Bojaren:
"Der Zar kommt, der Zar kommt!"
Wir fielen auf die Knie,
und als wir aufstanden, sahen wir
den Zaren kommen und den Zarewitsch,
umgeben von Bojaren.
Als der Zar uns betrachtete,
ein stattlicher Mann,
wurde es hell im Palast.
So ging er vorbei,
ein zweites und ein drittes Mal,
scherzte mit der Koltowskaja,
ob ihr die vielen Perlen nicht die Arme langzögen.
Er fragte Dunjascha, zum wem sie gehöre,
woher sie komme, wie alt sie sei.
Er fragte sie aus und lächelte
selbst immer dabei, und deine Tochter
sah er so durchdringend an,
dass Dunjascha zuerst ganz schüchtern wurde
und nur flüsternd vor sich hin murmelte;
doch er war immer sehr freundlich und lächelte.
Plötzlich erholte sich das Mädchen;
und dann redet sie, ja lacht
beinah; und die kleinen Äuglein
funkeln, und sie wird ganz rot,
mein kleines Sternchen, rot wie
eine Mohnblume, ja, so war es.

SOBAKIN
Dann ist also
die Brautschau noch nicht beendet?

DOMNA SABUROWA
Ich weiss nicht, mein Lieber,
ich weiss nicht.

SOBAKIN
Und wie sollen wir es denn jetzt erfahren?
Du bist hier bei uns, und zu deinem
Herrn Gemahl sind vielleicht schon die Bojaren
mit der Botschaft des Zaren gekommen. Was?

DOMNA SABUROWA
Scherze nur, scherze nur!
Und wenn es so wäre,
würdest du selbst kommen und deine Aufwartung
machen. Ich muss die Mädchen
aufscheuchen gehen:
Sie werden die Zeit verschwatzt haben.
geht ab

SOBAKIN
Ich gehe auch and werde befehlen,
noch etwas aufzutragen.
geht ab

Im Zimmer wird es dunkel. Grjasnoj setzt sich nachdenklich an den Tisch

LYKOW
Wirklich Dunjascha?
Das kann nicht sein!
Sollte der Herr mir Marfa
wirklich bewahrt haben?
Kann ich jetzt wirklich olme Sorge
mein kleines Täubchen meine
liebe Gattin nennen?

Arie

LYKOW
Die dunkle Wolke ist verflogen,
die Sonne ist wieder über uns aufgegangen.
Ich habe dich zurück, meine Herzliebste,
und wieder erwartet uns ein glückliches Schicksal.
Ich werde dich lieben und kosen
und zärtlich zu meinem Täubchen sein.
Mit inniger Fürsorge, mit liebevoller Zärtlichkeit
werden wir einander das Leben versüssen.
Wie ich mich ängstigte, wie ich mich sorgte!
Doch allmählich hat sich der Kummer gelegt.
Die dunkle Wolke ist verflogen,
die Sonne ist wieder über uns aufgegangen.

GRJASNOJ
Ich habe dir doch gesagt: Du sollst nicht
im voraus trauern und dich grämen,
jetzt siehst du selbst,
dass ich auf deiner Hochzeit
ausgiebig werde trinken können:
Warte, lass doch
deine Braut hereinkommen,
ich möchte euch jetzt gratulieren.
Und der Met ist da, zur rechten Zeit.

LYKOW
Schenk ein, schenk ein, Bojar.

GRJASNOJ
Sieh nur, wie dunkel es hier ist ...

LYKOW
Geh zum Fenster.

GRJASNOJ
Das ist es!
Er geht zum Fenster, schenkt ein und stelIt den Becher auf dem Tisch ab
So, hier ist der Becher für den Bräutigam.
Jetzt für die Braut.
Nimmt einen anderen Becher, geht zum Fenster, dreht Lykow den Rücken zu und schüttet eilig das Pulver, das er unter seinem Hemd versteckt hatte, in den Becher. Dann schenkt er den Met ein und stellt den Becher auf ein Tablett
Und schon ist alles bereit.


VIERTE SZENE
Sobakin kommt mit Kerzen herein; hinter ihm Marfa, Dunjascha, die Saburowa und Dienstmädchen der Sobakins. Auf ein Zeichen Grjasnojs geht Lykow zu Marfa und stellt sich neben sie; Grjasnoj reicht ihnen die Becher

GRJASNOJ
Den grossen für den Bräutigam,
den kleinen für die Braut!
Marfa trinkt ein wenig
Wie es alter Brauch ist,
bis auf den Grund.

Marfa trinkt aus und verbeugt sich. Petrowna bewirtet alle mit Met

Sextett und Chor

Gebe Gott, dass euer Haus
immer wie ein voller Krug sei,
dass es immer reich
gesegnet sei.

MARFA UND LYKOW
mit einer Verbeugung
Wir danken dir
für dein freundliches Wort,
der Herr beschere dir
ein langes, glückliches Leben.

SOBAKIN
Nun, Kinder, beschere euch Gott
Glück und Erfolg,
beschere euch Gott ein langes Leben,
beschere euch Gott ein glückliches Leben.

DOMNA SABUROWA
Liebe und Eintracht,
ein Leben in Harmonie.
Beschere euch Gott ein langes Leben,
beschere euch Gott ein glückliches Leben
in Liebe und Eintracht,
beschere Gott euch frohe Tage,
glückliche Tage!
Liebe und Eintracht!
Harmonie und Liebe
sende euch Gott! 

DUNJASCHA
Beschere euch Gott ein langes Leben,
beschere euch Gott ein glückliches Leben
in Liebe und Eintracht,
beschere Gott euch frohe Tage,
glückliche Tage!
Möge euch Gott
in Harmonie leben lassen!
Möge euch Gott
glücklich leben lassen!

GRJASNOJ
Möge euch Gott
in Harmonie leben lassen!
Liebe und Eintracht!
Sende euch Gott
Liebe und Eintracht!

SOBAKIN
Möge euch Gott
in Harmonie leben lassen,
in Eintracht.
Sende euch Gott
ein glückliches, langes Leben. 

MARFA
Wir danken allen für die Freundlichkeit,
vielen Dank!
Dank euch allen
für die freundlichen Wünsche! 

LYKOW
Vielen Dank,
wir danken allen für die Freundlichkeit.
Vielen Dank!

CHOR
Mädchen
Werde glücklich, lieber
lwan Sergeitsch,
mit deiner schönen Braut!
Möget ihr ein Leben führen in Liebe,
in Glück und Freude,
von allen Leuten
hochverehrt!

SOBAKIN
Möge euch Gott das ganze
Leben in Liebe leben lassen!

GRJASNOJ
Möge euch Gott
in Eintracht leben lassen!

LYKOW
Gott beschere uns Glück!

DUNJASCHA
Gott beschere euch Glück!

DOMNA SABUROWA
Gott beschere euch Glück!

MARFA
Beschere uns Gott!

CHOR
Werde glücklich, lieber
lwan Sergeitsch!
Eintracht euch, und Liebe!

MARFA, DOMNA SABUROWA, DUNJASCHA, LYKOW, GRJASNOJ und SOBAKIN
Beschere euch Gott!

Lobgesang

DOMNA SABUROWA
Wir wollen die Braut und den Bräutigam
nun hochleben lassen.
zu den Mädchen
Ich singe vor,
und ihr stimmt ein.
singt vor
Ein Falke erhob sich in die Lüfte,
ein kühner Falke erhob sich in die weiten Lüfte.

CHOR
Da erblickte der Falke aus der Höhe,
erblickte der kühne Falke eine weisse Taube.
Der Falke liess sich bei der Taube nieder,
er setzte sich dicht an ihre Seite,
umarmte sie mit seinem Flügel
und glättete ihr das dichte Federkleid.

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
Er umarmte sie mit seinern Flügel.
Es war kein Falke,
sondern ein junger Mann.
Der tapfere junge
Iwan Sergeitsch.

CHOR
Und er sah eine weisse Taube,
er sah die bezaubernde Marfa Wassilewna,
er ging hinüber zu ihr auf den Hof,
setze sich mit ihr aufs Treppchen.
Er sagte ihr zärtliche Worte,
der kühne Bursche eroberte das Herz des Mädchens …

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
Er sagte ihr zärtliche Worte ...


FÜNFTE SZENE

PETROWNA
kommt hereingelaufen
Bojaren kommen zu dir
mit einer Botschaft des Zaren.

SOBAKIN
Zu mir?
Du hast ja den Verstand verloren!

PETROWNA
Ich habe den Verstand nicht verloren!
Du musst sie empfangen…
Horch, sie sind schon in der Diele!

Maljuta und die Bojaren treten ein; Sobakin und die anderen verneigen sich tief

MALJUTA
Wassili!
Unser grosser Herrscher,
Zar und Grossfürst
von ganz Russland, lwan Wassiljewitsch,
hat dich ausgezeichnet
und befohlen, dir zu sagen:

Sobakin fällt auf die Knie

"Auf göttliches Geheiss
und Bitten meiner Eltern
gebot mir der Herr, mich nun
ehelich zu binden und
deine Tochter, Marfa Wassiljewna,
zur Gemahlin zu nehmen."

Alle sind erstaunt; Sobakin verneigt sich tief

VIERTER AKT - Die Braut

Vorspiel

ERSTE SZENE
Ein Durchgangszimmer im Zarenpalast. Im Hintergrund, den Zuschauern gegenüber, die Tür in die Gemächer der Zarin. Links, im Vordergrund, die Tür zur Vorhalle. Fenster mit vergoldeten Gittern. Der Raum ist mit rotem Stoff bespannt; Bänke mit bunt gemusterten Wasserkrügen. Rechts, im Vordergrund, der mit Brokat bespannte Thron der Zarin. Von der Zimmerdecke herab hängt ein kristallener Kronleuchter an einer vergoldeten Kette

Arie

SOBAKIN
steht nicht weit vom Thron der Zarin, häIt nachdenklich den Kopf gesenkt
Sie ist eingeschlafen …
vielleicht ist es so leichter.
Die arme Dulderin!
Was für einen Kummer hat uns
der Herr für meine Sünde gesandt.
Das hätte ich nicht gedacht und nicht geahnt:
Meine Tochter Zarin,
ich selbst Bojar,
meine Söhne Bojaren;
was will ich noch?
Nicht einmal im Traum
ist mir so ein Glück,
so ein Glück erschienen.
Aber jetzt ist alles anders!
Wo ich mich freuen sollte, gräme ich mich,
wenn ich meine arme Tochter sehe,
und es zerreisst mir das Herz, nicht zu
wissen, wie und wodurch ich helfen kann.

DOMNA SABUROWA
kommt aus den Gemächern der Zarin
Sei nicht traurig.
Gott ist gnädig,
die Zarin wird sich erholen.
Das ist alles nur ein Jugendproblem,
irgend sowas.

SOBAKIN
Nein, offensichtlich ist etwas nicht in Ordnung.
Es gab wirklich keinen Grund für sie,
so plötzlich zu erkranken,
da haben scheinbar gute Leute etwas nachgeholfen.

Ein Stubenmädchen kommt hereingelaufen

STUBENMÄDCHEN
Bojarin!
Die Zarin ist aufgewacht!

DOMNA SABUROWA
Sofort, sofort.

Der Heizer des Zaren kommt herein

HEIZER
Ein Bojar mit einer Botschaft des Zaren!

DOMNA SABUROWA
Lasst uns sofort gemeinsam
der Zarin Bericht abstatten.


ZWEITE SZENE

GRJASNOJ
kommt aus der Vorhalle herein
Ein ergebener Gruss dem Bojaren
Wassili Stepanowitsch!

SOBAKIN
Ich grüsse auch dich, Bojar!

GRJASNOJ
Der grosse Herrscher hat mich,
seinen Diener, mit der Nachricht
zu deiner Tochter und unserer
Herrscherin und Zarin geschickt,
dass der Verbrecher alles gestanden hat
und der ausländische Arzt des Herrschers
versucht, ihre Krankheit zu heilen.

SOBAKIN
Und wer ist der Verbrecher?

GRJASNOJ
Ich berichte, wie mir befohlen wurde.
Geh nun und sag es ihr.
Sobakin geht ab
Sie ist krank, sie weint und grämt sich.
Es gibt Anzeichen, dass
sie liebeskrank ist.
Ich wage nicht, es auszusprechen…
ich weiss nur eines:
Um nur einen Blick
auf Marfa werfen zu dürfen,
würde ich mir selbst den Arm
bis zum Ellbogen abschneiden.

STIMME MARFAS
hinter der Bühne
Lasst mich!
Ich will alles selbst hören.

Marfa rennt herein, blass und aufgeregt; ihr Leinenkleid ist unordentlich, ihre Haare zerzaust, die goldene Krone nachlässig auf den Kopf gestülpt. Domna Saburowa, Dunjascha und die Stubenmädchen versuchen, sie zurückzuhalten

DOMNA SABUROWA und CHOR
Komm zur Besinnung, Herrscherin
und Zarin!
Grundlos ist deine Sorge,
umsonst gehst du
zu dem Bojaren.
Es gehört sich nicht,
dass er deine glänzenden Augen sieht.

MARFA
Lasst mich! Lasst mich doch!
reisst sich los und setzt sich auf ihren Thron
Bojar, komm her, ich höre.

GRJASNOJ
Der grosse Herrscher,
Zar and Grossfürst
lwan WassiIjewitsch geruhte,
mich mit einem Gruss zu schicken,
und trug mir auf, nach deiner Gesundheit zu fragen.

MARFA
steht auf
Ich bin gesund, ich bin vollkommen gesund!
Ich habe gehört, man hat dem Herrscher erzählt,
ich sei verhext worden.
Das ist alles Lüge und Erfindung!

Maljuta and einige Bojaren kommen aus der Vorhalle herein und bleiben an der Tür stehen

GRJASNOJ
Gestatte, dass ich dir etwas anderes berichte.
Marfa nickt zum Zeichen ihres Einverständnisses mit dem Kopf und blickt Grjasnoj beunruhigt an
lwaschko Lykow hat die
teuflische Absicht gestanden,
dich durch Gift zu ermorden,
und der Herrscher befahl, ihn hinzurichten;
ich selbst habe dem Verbrecher
mit meiner unwürdigen Hand ins Herz gestochen.

verbeugt sich. Marfa schreit auf und fällt in Ohnmacht

Quintett und Chor

CHOR
Das ist das Ende der armen Zarin!

GRJASNOJ
Was ist mit ihr?

DOMNA SABUROWA, DUNJASCHA und SOBAKIN
Wieder ein Anfall, wie zuvor.

CHOR
Das ist das Ende der armen Zarin!

DUNJASCHA
Nein, das können wir nicht glauben.

DOMNA SABUROWA
Doch nicht lwan Lykow!

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
Es sind andere gewesen, übIe Verbrecher.

SOBAKIN
Es kann nicht sein,
dass Wanja eine solche Sünde begangen hat!

CHOR
Es ist unmöglich, ohne Tränen in den Augen ...

SOBAKIN
Das ist eine böse Verleumdung!

CHOR
... die Arme anzuschauen.

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
Wessen Hand hat sich erhoben,
ohne Furcht, ohne zu zittern, so eine Tat zu begehen?

SOBAKIN
Oder hat er unter grausamer Folter
ein falsches Geständnis abgelegt?

CHOR
Kein Tröpfchen Blut im Gesicht ...

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
Wer hat diese Schuld auf seine Seele geladen?

CHOR
... die Augen geschlossen.

SOBAKIN
Konnte er die schlimmen
Qualen nicht ertragen?

GRJASNOJ
Da liegt die weisse Blume
niedergemäht,
das Vögelchen
mit durchschossenem Flügel,
die Arme.

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
Der Armen hat ...

SOBAKIN
Aber wer ...

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
... ein gottloser Sünder ...

CHOR
Die leichenblassen Lippen ...

SOBAKIN
Wer hat diese Schuld auf seine Seele geladen?

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
... Gift zu trinken gegeben.

CHOR
... atmen nicht.

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
Wessen Hand hat sich erhoben?

MALJUTA
Zar Iwan, du Armer,
mit Ehefrauen hast du kein Glück.

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
Sinnlos ist sie gestorben.

GRJASNOJ
Sollte ich schuld sein, und dies ist mein Vergehen?

SOBAKIN
Man hat meine Tochter getötet, mein Leben vernichtet!

CHOR
Die arme Zarin ist tot!

Marfa erlangt das Bewusstsein wieder

DOMNA SABUROWA, DUNJASCHA und SOBAKIN
Es scheint, sie ist wieder zu sich gekommen!

GRJASNOJ
Sie ist wieder zu sich gekommen!

MARFA
Ach, was ist mit mir?
Du lebst, lwan Sergeitsch?
Ach, ach, Wanja, Wanja!
Was habe ich bloss für Träume!
Beim Sticken
schlief ich unvermittelt ein, und ich träumte,
ich sei Zarin ...

GRJASNOJ
Besinne dich, o Herrscherin und Zarin!

SOBAKIN
Still, still!

MARFA
… der Zar hätte mich zu seiner Braut erkoren,
wir seien voneinander getrennt.

SOBAKIN
Widersprich ihr nicht, Bojar.

DOMNA SABUROWA
Sie wird zu sich kommen ...

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
... denn der Herr ist gnädig.

MARFA
Mir schien, sie hätten gesagt: Du bist Zarin!
Dein früherer Bräutigam ist ein Verbrecher.
Er wird gerade dafür gerichtet,
dass er dich töten wollte.
Mir war's, als ginge meine Brust in Flammen auf,
als hämmerte es fürchterlich in meinem Kopf!
Wieso bin ich in meinem Traum nicht gestorben!

GRJASNOJ
Ich kann es nicht mehr ertragen!
So sieht also wahres Liebesleid aus!
Du hast mich betrogen,
betrogen, du Heide!
Ich werde mit diesem
Übeltäter abrechnen!

MALJUTA
Nein, wir werden kaum
Hochzeit mit ihr feiern.

MARFA
Dann habe ich geträumt…
Ach, was für ein Traum!
Grjasnoj trat in das Zimmer
und erzählte uns, er hätte dich erstochen.
Ein schöner Brautführer!
Ei, Grjasnoj!
Hat etwas gefunden, die Braut zu erheitern.

GRJASNOJ
Wirklich? Grjasnoj wird dich noch unterhalten.
Bojaren! Ich …
ich bin der verfluchte Sünder!
Ich habe Lykow zu Unrecht beschuldigt,
ich habe die Braut unseres Herrschers vergiftet.

allgemeine Bestürzung

MALJUTA
Grigori, was sagst du da?
Gott sei mit dir!

CHOR
Bojaren
Besinne dich!
Du richtest dich doch selbst zugrunde.

MARFA
Du sagst, dass man
Träumen nicht glauben soll.
Aber dies war kein einfacher Traum.

GRJASNOJ
Du unschuldiges Opfer!
Ich habe dich vergiftet, ich selbst,
ich selbst reichte dir das Gift.

MALJUTA
Du Wahnsinniger, was hast du getan!

GRJASNOJ
Ja, ich bin wahnsinnig:
Schon lange hat sie mich um den Verstand gebracht.
Aber Gott sieht,
dass auch ich selbst betrogen wurde.
Ich erbat einen Zaubertrank,
weil ich die Zarin
für mich gewinnen wollte,
denn ich liebte,
liebte sie, liebe, liebe sie,
wie der stürmische Wind die Freiheit.

DOMNA SABUROWA, DUNJASCHA, SOBAKIN, MALJUTA und CHOR
Schweig, du Verbrecher!
Du wagst es, von der Zarin
so zu sprechen!
Rasch, bringt ihn hinaus!

Szene und Arie

MARFA
lwan Sergeitsch, möchtest du,
dass wir in den Garten gehen?
Was für ein schöner Tag, alles
duftet nach grünem Gras.
Willst du mich jetzt
ein bisschen jagen?
Ich laufe dort geradeaus
den Weg entlang.
klatscht in die Hände
Los… eins, zwei, drei.
läuft, bleibt stehen
Aha! Nun, du hast mich nicht gefangen!
Doch ich bin ganz ausser Atem gekommen,
weil mir die Übung fehlt.
Ach, sieh mal: Was für eine
blaue Glockenblume ich
gepflückt habe!
Ist es wahr, dass sie
In der Johannisnacht läutet?
Über diese Nacht hat mir Petrowna
viele Wunder erzählt.
Dieser Apfelbaum hier
steht immer in Blüte.
Willst du dich nicht ein Weilchen
darunter setzen?
Ach, dieser Traum, ach, dieser Traum!…
Sieh her, hier, über unseren Häuptern
erstreckt sich der Himmel wie ein Zelt.
Wie wunderbar Gott ihn gewebt bat,
gewebt hat, als wäre er aus
dunkelblauem Samt.
Ob in fremden Gegenden,
in fremden Ländern
der Himmel genauso aussieht wie bei uns?
Schau: Dort, dort drüben,
wie eine goldene Krone schwebt
die Wolke hoch oben.
Solche Kronen,
mein Liebster,
werden auch wir morgen tragen.


DRITTE SZENE

GRJASNOJ
Nein, nein, ich ertrage es nicht!
Führe mich, Maljuta,
führe mich vor ein strenges Gericht!
Aber vorher lass mir noch
die eine Freude,
lass mich mit dem Deutschen
abrechnen.

LJUBASCHA
Iöst sich aus der Gruppe der Stubenmädchen
Rechne mit mir ab!
Mich hast du wohl ganz vergessen, mein Liebster!
Ich habe deine Unterhaltung mit dem Deutschen
mit angehört.
Auch ich habe um ein Zaubermittel gebeten.
Du hast viel Geld für deines vergeudet,
ich habe für meins weniger bezahlt.
Aber mein Zaubermittel ist etwas
listiger, davon wird der Mensch
immer kränker und schwächer.

GRJASNOJ
Was hast du gesagt?

LJUBASCHA
Der Mensch wird krank und schwach,
dann stirbt er.
Ich habe unsere Mittel vertauscht,
und du selbst brachtest es
meiner Nebenbuhlerin.

MARFA
lwan Sergeitsch, mit wem
redet Dunjascha so eifrig?

LJUBASCHA
Hörst du? Sie ruft!

GRJASNOJ
greift zum Messer
Verfluchte!

LJUBASCHA
Was ist, nun töte mich schon!
Du weisst doch selbst,
dass du meine Seele verdorben hast,
weder meine Tränen
noch meine Bitten fanden dein Erbarmen.
Nun töte mich auch ganz!
Stich zu, Mörder!

GRJASNOJ
Da hast du's!

sticht zu

LJUBASCHA
Danke!
sinkt zu Boden
Direkt ins Herz! ...

stirbt

MALJUTA
Das arme Ding!
Und auch für Grischa ist dies das Ende.

DOMNA SABUROWA und DUNJASCHA
Du Gütiger, er hat sie erstochen!

SOBAKIN
Er hat sie erstochen! Fesselt seine Hände!

CHOR
Du Gütiger, er hat sie erstochen!
Er hat sie erstochen! Fesselt seine Hände!

GRJASNOJ
Rührt mich nicht an,
Iasst, lasst mich Abschied von ihr nehmen.
Du Arme, Unschuldige,
verzeih! Verzeih mir!
Für jede kleine Träne,
für jedes Stöhnen, für jeden
deiner Seufzer, Marfa, werde ich teuer bezahlen.
Ich werde mich selbst vor Zar Iwan
verneigen und für mich
so schreckliche Qualen erbitten, wie sie
die Sünder in der Hölle nicht erwarten.
Leb wohl, leb wohl!

Er wird abgeführt. In der Tür dreht sich Grjasnoj ein letztes Mal nach Marfa um und wirft ihr noch einen Blick zum Abschied zu

MARFA
Komm doch morgen, Wanja!

DOMNA SABUROWA, DUNJASCHA, SOBAKIN, MALJUTA und CHOR
Mein Gott!