Zwei Mal Krach mit Happy End

Roger Cahn, Blick (11.09.2006)

Il segreto di Susanna, 09.09.2006, Zürich

Nello Santi gehört zum Zürcher Opernhaus wie Mozzarella auf die Pizza. Zu seinem 75. Geburtstag schenkt ihm Hausherr Alexander Pereira ein Programm nach seinem Gusto: zwei italienische Einakter mit Tochter Adriana Marfisi in zwei grossen Rollen. Langer, warmer Applaus bei der Premiere am Samstag.

«Il segreto di Susanna» von Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948) ist ein Werk mit banalem Inhalt: Es riecht nach Rauch im Salon. Der Ehemann vermutet, seine Susanna hätte einen Liebhaber. Eifersucht löst einen deftigen Ehekrach aus. Am Ende klärt sich ihr Geheimnis auf: Sie selbst ist die heimliche Raucherin. Versöhnungszigarette - Schlussduett - Happy End. Ein Konversationsstück mit delikater Musik ohne gesangliche Höhepunkte.

Ganz anders «Gianni Schicchi» von Giacomo Puccini (1858-1924): Da zeigt der grosse Meister der Ohrwürmer, dass er auch das Fach «Komödie» beherrscht.

Der Titelheld, ein schlauer Bauer vom Lande, übertölpelt eine noble Florentiner Familie in einem heftigen Erbstreit. Durch eine List schiebt er sich selbst die fettesten Brocken zu und ermöglicht so seiner Tochter, den Geliebten aus eben diesem Florentiner Haus samt Vermögen zu heiraten.

Grischa Asagaroff inszeniert beide Geschichten genau ab Partitur. Das reicht beim genialen Puccini, beantwortet aber nicht die Frage, weshalb «Das Geheimnis der Susanne» heute noch auf einer Bühne gelüftet werden soll. Zum Glück gibts die fantasievollen Bühnenbilder von Luigi Perego, die einen entzückenden Rahmen für die Aufführung bilden.

Nello Santi am Pult beweist, dass er auch mit 75 noch ein grosser Meister der Italianità ist. Er fühlt sich als Diener der Komponisten und Sänger. Präzis, dynamisch, manchmal etwas laut hält er Bühne und Orchestergraben zusammen und ist jederzeit Herr der Lage.

Höhepunkt des Abends: der Auftritt von Starbariton Leo Nucci als Gianni Schicchi. Er lotet sowohl stimmlich wie darstellerisch alle Facetten dieser Paraderolle aus - ein Hochgenuss für Auge und Ohr.

Fazit: Ein unterhaltsamer und zugleich würdiger Abend für den Jubilar und Zürcher Publikumsliebling Nello Santi.