«Peng!» knallt die Sprechblase

N.N., Neue Luzerner Zeitung (02.12.2008)

Der Vogelhändler, 30.11.2008, Luzern

Die Verbindung von Operette und Comic gelingt im «Vogelhändler» fast zu reibungslos. Geboten wird ein witziger Abend, der harmloser ist als erwartet.

«Peng!» Wenn im Orchestergraben die Hörner zur Jagd schmettern, knallt es nicht nur akustisch im Luzerner Theater. Hinter dem Busch, der mitten auf der Bühne steht, schiesst eine gezackte Sprechblase in die Höhe, die «Peng» zeigt, was es geschlagen hat. Die letzten Wildschweine, die es in der Operette «Der Vogelhändler» noch zu jagen gibt, zittern um ihr Leben: Die grossen Schweinsköpfe mit Stupsschnauze, die Ensemblemitglieder wie Transparente in ihren Händen halten, wackeln bedenklich.

Damit zieht die Inszenierung von Carl Zellers populärster Operette am Luzerner Theater gleich am Anfang alle Register, die ihr die Ausstattung von Comic-Zeichner Henning Wagenbreth in die Hand gibt (vgl. Ausgabe vom Sonntag). Hier und mehr noch später, wenn die optischen Zeichen sparsamer gesetzt werden, bewährt sich die Verbindung von Comic und Operette vorzüglich.

Doppelbödige Ironie

Wagenbreths Masken, die in ihrem Plakatstil auf jede Individualisierung verzichten, führen die Typisierung des Operettenpersonals weiter. Und dass das Design der Ausstattung industrielle Serienproduktion mit der Prägnanz und Schlichtheit von Kinderzeichnungen verbindet, entspricht ganz der doppelbödigen Ironie einer Operette, die in Form eines Schwanks Korruption und Oberschicht aufs Korn nimmt. Die Figurenregie von Christine Cyris bricht nicht mit dem Operetten-Genre. Dafür bietet das aktuelle Sänger-Ensemble des Theaters gute Voraussetzungen. Herausragend ist Marc Olivier-Oetterli, der als Baron Weps einen angekündigten Besuch des Fürsten im Tiroler Dorf für korrupte Intrigen benutzt. Martin Nyvall als zaghafter Vogelhändler und Sumi Kittelberger als virtuose Christel zanken sich im leichten Operettenton durch allerlei Affären bis zum Happy End ihrer Liebe.

Kerstin Witt raut und wertet die Baronin Aelaide auch mit einer Zara-Leander-Einlage köstlich auf. Jason Kims Tenorschmelz mischt selbst bei der Hochstapelei als angeblicher Fürst grosse Gefühle ins Spiel. Und Madelaine Wibom findet für jede Situation den passenden Tonfall, ob sie als vermeintliches Bauernmädchen mit Adam flirtet oder als Fürstin am Schluss einsam und allein dasteht.

Angetrieben wird das Spiel auf der Bühne vom Luzerner Sinfonieorchester, das unter Rick Stengards schmissig ansetzt und trotz einiger Koordinationsprobleme viel zum Erfolg beiträgt.