Steife Darsteller in steriler Kulisse

Flavia Giorgetta, NEWS (13.01.2009)

Simon Boccanegra, 11.01.2009, Zürich

«Simon Boccanegra» am Zürcher Opernhaus lässt kalt.

Eine verlorene Tochter, ein drohender Krieg, Mordkomplotte und ein Erzfeind: Viele Probleme beschäftigen Simon Boccanegra, den Dogen von Genua. Reichlich Zündstoff für eine Oper.

Doch leider verzettelte sich Giuseppe Verdis Libretto-Schreiber Francesco Maria Piave; auch der zweiten Fassung mit dem neuen Librettisten Arrigo Boito fehlt die nötige Dichte. Die Premiere im Zürcher Opernhaus am Sonntagabend zeigte deutlich eine weitere Schwäche des Stücks: Es mangelt an Emotionen.

Die Liebe der Tochter Amelia zum Sohn eines Feindes von Boccanegra lässt kalt (und wirkt wegen der Besetzung unglaubwürdig: Die schöne Isabel Rey verfällt dem brillant singenden, aber wegen seiner Körperfülle unattraktiven Fabio Sartori).

Verlorene Darsteller

Da wären noch Boccanegras Schlichtungsversuche, um einen Krieg zwischen Venedig und Genua abzuwenden. Regie und Bühnenbild unterstreichen aber die politische Brisanz des Stücks wenig.

Marmorsäulen und griechische Friese vor einer Meeresprojektion zitieren vergangene Zeiten; selbst ein Replikat von Rodins «Höllentor» – das Original steht vor dem Kunsthaus Zürich – schafft keine bedrohliche Stimmung.

Die Darsteller bewegen sich steif zwischen den Kulissen; sie wirken verloren. Nur der Bariton Leo Nucci geht in seiner Rolle auf: Sein Boccanegra verleiht dem Stück etwas Kontur. Ihm gelingt auch der bewegendste Moment des Abends: Als er sich kurz vor seinem Vergiftungstod mit seinem Erzfeind versöhnt, springt endlich der Funke auf das Publikum über.