In der Sommernacht strahlt nicht nur der grosse Star

Georg Rudiger, Die Südostschweiz (27.04.2009)

A Midsummer Night's Dream, 25.04.2009, Bern

Begeisterten Beifall hat am Samstag die Premiere von Benjamin Brittens Oper «A Midsummer Night's Dream» am Stadttheater Bern geerntet - und dies keineswegs nur, weil der deutsche Komiker Dirk Bach mitwirkt.

Es ist nicht unproblematisch, einen aus dem Fernsehen bekannten Comedystar für eine seriöse Opernproduktion zu engagieren. Der Medienrummel im Vorfeld der Berner Premiere der Oper «A Midsummer Night's Dream» mit Dirk Bach in der Sprechrolle des Puck liess vermuten, dass sich der Abend nur um den kleinen Deutschen mit der barocken Figur drehen würde.

In der Tat eröffnete Bach am Samstagabend im Stadttheater Bern. Ganz allein stand er als Strassenkehrer auf der Bühne, ehe sich der Platz mit verschiedenen Paaren füllte. Regisseur Anthony Pilavachi stellte einen pantomimischen Prolog dem Sommernachtstraum vor, der den vom britischen Komponisten Benjamin Britten gestrichenen ersten Akt der Shakespeare-Komödie andeutet.

Dann fliegen die Fetzen, ein Brautstrauss landet im Kehricht. Bach riecht an einer Blüte - dann erst setzt die Musik ein mit ihren zarten Streicherglissandi, die in der sensiblen, klangschönen Interpretation des Berner Symphonieorchesters unter der Leitung von Dorian Keilhack den Boden unter den Füssen verlieren lassen.

Ein leichtfüssiger Puck

Unter den Händen von den als Schulkinder gekleideten Elfen (charmant und intonationsrein: der Kinderchor der Musikschule Köniz) verwandelt sich der Müllmann zum Kobold Puck - mit Clownsmund und Segelohren. Spätestens hier ist der Kölner Comedian ganz in seine Rolle geschlüpft. In tadellosem Shakespeare-English, mit modulationsfähiger Stimme und klarer Mimik bewegt er sich leichtfüssig durch den Abend.

Puck wird von seinem Chef, dem Elfenkönig Oberon (Robert Expert), zwar getriezt, nimmt aber immer wieder die Fäden in die Hand - eindrucksvoll dargestellt etwa beim Kampf zwischen Demetrius (Robin Adams) und Lysander (Andries Cloete), die beide von Puck an der Leine geführt werden. Und wenn er am Ende wieder als Strassenfeger die Scherben dieser Liebesnacht zusammenkehrt, dann schlägt dieser leichte, sinnliche und kluge Opernabend den Bogen zum Beginn.

Zartes und Derbes

Anthonys Pilavachis Inszenierung ist nah am Originaltext. Sie lässt der Komödie ihre berührenden Ruhepunkte wie beim Aufwachen der Liebenden nach der verstörenden Sommernacht, setzt aber auch ihre Derbheiten in Szene, wenn der Regisseur dem Handwerker Bottom (grossartig: Carlos Esquivel) nicht nur mit Eselsohren und -hufen, sondern auch einem beängstigend erigierten Plastikpenis ausstattet.

Musikalisch überzeugend

Pilavachi führt das spielfreudige Berner Ensemble präzise durch die Verwirrungen dieser Sommernacht. Auch musikalisch ist der Abend exquisit. Hélène Le Corre ist eine koloratursichere Titania, Qin Du eine Mezzowärme verströmende Hermia. Claude Eichenberger (Hippolyta), Tomasz Slawinski (Theseus) und Richard Ackermann (Quince) setzen weitere Akzente im ausgezeichneten Ensemble, dem Anne-Florence Marbot (Helena) mit ihrem geschmeidigen, fokussierten Sopran und ihrer hinreissenden Körperlichkeit noch ein Glanzlicht zufügt.

Nach einem denkwürdigen Zickenkrieg in Unterwäsche und einer zum Brüllen komischen Theateraufführung der Handwerker, in dem Stuart Patterson als Thisbe nochmals alle komödiantischen Register zieht, mündet dieser pralle Opernabend in enthusiastischem Beifall.