Farbenfrohes Freiluftspektakel

sda, Zürichsee-Zeitung (30.06.2009)

Samson et Dalila, 26.06.2009, St. Gallen

Der Start zum vierten St. Galler Festspielsommer ist geglückt: Das farbenfrohe Opernspektakel «Samson et Dalila» begeisterte das Premierenpublikum im sommerlichen Klosterhof.

«Samson et Dalila» hat alles, was es für eine erfolgreiche Opernaufführung unter freiem Himmel braucht: eine dramatische Liebesgeschichte, spannende Musik und mit der Kathedrale eine monumentale Kulisse.

Die packende Geschichte um Liebe und Hass, Macht und Ohnmacht, Gottesanbetung und Gotteslästerung des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns gilt als Opernrarität. Die Inszenierung des international gefeierten Regisseurs Stefano Vizioli macht aus «Samson et Dalila» ein gefühlvolles Spektakel, das breite Massen zu begeistern vermag.

«Wir hatten grosses Glück mit dem Wetter», sagte Mediensprecherin Brigitte Herrmann nach der Premiere. Tagsüber sei die Aufregung wegen der unsicheren Wetterlage gross gewesen. Am Freitag waren sämtliche 1750 Sitze ausverkauft. Die Vorverkaufszahlen für die insgesamt sieben Opernaufführungen liegen im Rahmen der Vorjahre, wie Herrmann sagte.

Neue Kulisse

Im Gegensatz zu früheren Aufführungen, als die Unesco-Weltkulturerbe-Kathedrale als dominante Kulisse diente, haben sich die Organisatoren diesmal an neue Bilder herangewagt. Dank mobilen Bühnenteilen wechselt die Szenerie in jedem Akt. Spezialeffekte sorgen für Überraschungen. Das bringt Farbe ins Spiel. Die Oper besticht dieses Jahr erneut mit grossangelegten Chorszenen, gesungen vom Chor und dem Opernchor des Theaters St. Gallen, dem Theaterchor Winterthur und dem Prager Philharmonischen Chor.

Augenschmaus

Die Musik spielt das (leider unsichtbare) Sinfonieorchester St. Gallen unter der Leitung von Sébastien Rouland. Mit dabei ist auch wieder die Statisterie des Theaters St. Gallen.

Lockerheit in den über zweistündigen Dreiakter bringen die stimmungsvollen Einlagen der Tanzcompagnie. Zusammen mit den facettenreichen Soli wird St. Gallens «Samson et Dalila» auch fürs Auge zu einem farbenfrohen Spektakel.

Glaubenskrieg

«Samson et Dalila» ist eine biblische Geschichte aus dem Buch der Richter. Sie spielt rund 1000 Jahre vor Christus im Glaubenskrieg zwischen Hebräern und Philistern. Samson (Ian Storey), der Hebräer, hat göttliche Macht. Das Geheimnis seiner Unbesiegbarkeit liegt in seinen langen Haaren. Als Gottgeweihter gibt ihm Jehova den Auftrag, die Hebräer von der Knechtschaft der Philister zu befreien. Doch Samson hat eine Schwäche. Er lässt sich von Dalila (Elena Maximova) verführen. Die Philisterin will ihr eigenes Volk rächen. Im Auftrag des Oberpriesters des Dagon (Anooshah Golesorkhi) verwickelt Dalila den unbesiegbaren Samson in einen Liebeszauber. Samson erliegt Dalilas Schönheit und lässt sein Volk im Stich. Er wird von den Philistern gefangen genommen, geblendet und verhöhnt. Die Philister feiern im Dagon-Tempel ein orgiastisches Fest. Der Oberpriester will Samson demütigen und zwingt ihn, die Knie vor Dagon zu beugen. Samson fleht um göttliche Hilfe. Ein letztes Mal verleiht Jehova ihm übermenschliche Kraft. Damit bringt Samson den Dagon-Tempel zum Einstürzen.