Morettis Mozart

Sigfried Schibli, Basler Zeitung (14.02.2006)

La finta giardiniera, 12.02.2006, Zürich

Das Frühwerk «La finta giardiniera» neu am Opernhaus Zürich

Als Mozart seine dreiaktige Oper «La finta giardiniera» («Die Gärtnerin aus Liebe») schrieb, war er noch keine 19 Jahre alt. Und er hegte die allergrössten Ambitionen: Seine «Finta» dauert gut und gern drei Stunden, wenn man wie der Dirigent Nikolaus Harnoncourt jede Note, die der Salzburger Senkrechtstarter geschrieben, für erhaltenswert hält. Die «Finta» ist in vielem eine Vorstufe: Im Sujet und der chorlosen Beschränkung auf sieben gleichgewichtige Protagonisten erinnert die Verwechslungskomödie an «Così fan tutte», anderes wie die Hochzeitsthematik und die Szene im Dunkeln, in der sich die Figuren neu (er-)finden, deutet auf den «Figaro» voraus. Wie im «Don Giovanni» steht die Liebesmacht eines Mannes - hier des Grafen Belfiore - im Zentrum.

SORGFALT
Freilich will die szenisch wie musikalisch ausgeklügelte Zürcher Produktion das «Dramma giocoso» für voll nehmen und den Eindruck des Unfertigen, des Vorstufenhaften, vermeiden. Die Wahl der Sänger ist von erster Güte. Eva Mei ist mit ihrem schlanken, verzierungsreich geführten Sopran eine blühende Sandrina - die fingierte Gärtnerin, die eigentlich Gräfin Violante ist und auf dem Anwesen des Podestà von Lagonero ihren früheren Liebhaber Belfiore trifft, der kurz vor der Hochzeit mit der jungen Arminda steht.

Diese wird von Isabel Rey ganz leidenschaftlich-dramatisch gezeichnet, während Christoph Strehl den liebeseifrigen Grafen stimmlich höchst geschmeidig und szenisch angemessen tollpatschig gibt. Rudolf Schasching stellt seine Leibesfülle wie seinen baritonal gefärbten Tenor in den Dienst eines buffonesken Podestà, der am Ende ebenso leer ausgeht wie der als ihr Vetter Nardo verkleidete Diener Roberto (mit klar zeichnendem Bariton und viel Spielfreude: Oliver Widmer) und die Dienerin Serpetta, die insgeheim auf eine Ehe mit ihrem Herren und damit den sozialen Aufstieg spekuliert (Julia Kleiter, eine Nachwuchs-Sopranistin auf steilem Karrierekurs). Zurück bleibt auch der vergeblich auf Arminda schielende Cavaliere Ramiro (glänzend in der einzigen Hosenrolle Ruxandra Donose). Denn in der von Tobias Moretti witzig und temporeich arrangierten Komödie gibt es nur ein neues Liebespaar: das alte.