Schöne Töne, zu viele Bilder

Susanne Kübler, Tages-Anzeiger (28.01.2014)

Alcina, 11.01.2014, Luzern

«Alcina» im Luzerner Theater

Prächtige Kostüme gibt es auch in der Luzerner «Alcina», die kürzlich Premiere hatte. Und starke Bilder ebenfalls - allerdings ganz andere als in Zürich. Die 30-jährige Nadja Loschky, die in der vergangenen Spielzeit im Zürcher Opernhaus die Kinderoper «Die Schatzinsel» inszeniert hat, zeigt eine düstere Welt: Dunkle Kuben öffnen und schliessen sich, ein Herz wird in einer Vitrine aufbewahrt, hinter halb durchsichtigen Wänden werden Masken sichtbar, und ein riesiger Spiegel hinter der Bühne reflektiert das ganze Geschehen noch einmal.

Das ist nicht nur dekorativ gedacht: Es geht hier um die Liebe als narzisstische Angelegenheit, um die Schwierigkeit, sich auf andere einzulassen - um eine durch- aus stimmige Sicht auf «Alcina» also. Und Loschky zeigt einmal mehr, dass es ihr nicht an Einfällen fehlt. Im Gegenteil, sie hat eher zu viele davon: So dreht sich die Bühne fast ununterbrochen, die plastischen Tableaux vivants werden sofort wieder aufgebrochen, das analoge und das gespiegelte Geschehen kommen sich in die Quere. So schön die Bilder sind: Es sind zu viele.

Die Luzerner «Alcina» ist damit vor allem hörenswert. Dana Marbach als platinblonde Rockerbraut Morgana spaziert durch die Koloraturen ihres «Tornami a vagheggiar» , als gebe es nichts Leichteres, und auch sonst zeigt sich, dass das Luzerner Ensemble gut besetzt ist fürs barocke Repertoire. Mit Howard Arman hat es zudem einen Musikdirektor, der das Sinfonieorchester Luzern vom Cembalo aus durch eine präzise, oft auch inspirierte Interpretation führt.