Tamino trifft Conchita Wurst

Cordelia Fankhauser, srf.ch (08.12.2014)

Die Zauberflöte, 07.12.2014, Zürich

Das Zürcher Opernhaus hat eine neue «Zauberflöte». Nur, das Opernhaus hat offensichtlich nicht viel Glück mit Mozarts letzter Oper. Vor sieben Jahren musste der Regisseur Martin Kušej laute Buhrufe einstecken, am Sonntagabend war es Tatjana Gürbaca. Musikalisch aber gefiel die neue «Zauberflöte».

Die Drehbühne knarrt. Schon während der Ouvertüre blickt das Publikum auf ein Haus ohne Dach. Ein Haus mit vier identischen Wänden. Fenster, hohl wie tote Augen, starren einen an. Später werden sie als kleine Bühnen für Chasperlitheaterszenen dienen oder als Logenplatz für die drei Knaben.

Die Drehbühne dreht und dreht sich und übertönt mit ihrem Knarren teilweise die Ouvertüre. Der Dirigent Cornelius Meister lässt sie sehr undramatisch, fast durchsichtig spielen. Und das Orchester La Scintilla zeigt, dass es sich auf historischen Instrumenten vollkommen frei und sicher fühlt. Da gibt es keine Kiekser und keine Intonationstrübungen. Dafür einen Klangteppich, der es dem jungen Sängerensemble sehr leicht macht.

Vier Musketiere und drei Conchita Wursts

Schon im Vorfeld gab es einen Aufschrei wegen der neuen Zauberflöte. Nicht drei Zürcher Sängerknaben stehen auf der heimischen Bühne, sondern drei Knaben aus Tölz. Sie meistern ihre Rollen mit Bravour. Wie drei kleine Musketiere stehen sie da, mit schwarzem Umhang, Hut und Brille. Ein Spiel mit Assoziationen treibt die Kostümbildnerin Silke Willrett auch bei den drei Damen. Erst auf den zweiten Blick sieht man, dass sie nicht so damenhaft sind. Mit wilden Haarmähnen, dünnen Bärten und schwarzen Schnäuzen begleiten sie, als perfekte Conchita-Wurst-Kopien, Tamino, den vierten Musketier, sicher durch seine Prüfungen.

Weniger sicher wirkt die Führung der Regisseurin Tatjana Gürbaca. Man kann es kreatives Chaos nennen, was sie auf die Bühne bringt. Für das Premierenpublikum war es aber wohl eher ein wirres Durcheinander. Es wurde mit lauten Buhrufen quittiert.