Bettinsa Kugler, Ostschweiz am Sonntag (11.12.2016)
Grosser Applaus für Countertenor Xavier Sabata als physisch überaus präsenter Orfeo an der gestrigen Premiere von Christoph Willibald Glucks Oper «Orfeo ed Euridice». Die zweite Hauptrolle spielen Beate Vollacks Tanzkompanie – und der Chor.
Ganz so schnell lassen die seligen Geister Euridice nicht ziehen. Bevor der Vorhang fällt und sie Orfeo ins Land der Lebenden folgt, darf sie noch einmal kosten von der Leichtigkeit des Seins ohne Lieben und Leiden – und mit ihr das Publikum an der gestrigen Premiere von Christoph Willibald Glucks Oper «Orfeo ed Euridice». Eine Leichtigkeit, welche die Tanzkompanie des Theaters St.Gallen ebenso sinnlich auf die Bühne bringt wie die Trauer Orfeos um seine an die Unterwelt verloren gelaubte Geliebte, wie die Härte, den Starrsinn der höllischen Furien.
Tanzchefin Beate Vollack hat Glucks Reformoper in der Wiener Urfassung inszeniert und choreographiert, auf einer leeren, von einer spiegelnden Halfpipe nach hinten abgeschlossenen Bühne (Kinsun Chan). Regie führt hier Amor – ein Doppelwesen, mit sich selbst in Clinch (David Schwindling/Sheida Damghani). Dass die Grenzen zwischen Sängern und Tänzern nicht nur in dieser janusköpfigen Gestalt verschwimmen, macht den besonderen Reiz des dichten, kurzweiligen Abends aus.
Getragen wird er zum einen durch die starke Präsenz der Kompanie und des Chores. Vor allem aber von Countertenor Xavier Sabata. Er verkörpert den mythischen Sänger im wörtlichen Sinne: als betörend ausdrucksstarker Tänzer im Schattenreich.