Bettina Kugler, Ostschweiz am Sonntag (22.01.2017)
Musik, die prickelt wie Champagner und ein Kaiser, der gern Köpfe rollen sieht: Damit ist «Der Mikado» des englischen Erfolgsduos Gilbert & Sullivan am Theater St.Gallen ein reichlich selbstironischer Jux. Gestern abend war Premiere.
«Im Theater ist vieles möglich» – auch, dass der Operndirektor einen solchen Gemeinplatz auf der Bühne spricht. Und das höchstens mit einem Hauch von süffisantem Lächeln. Ansonsten macht Peter Heilker als Erzähler ungerührte Miene zur Persiflage der Gattung Oper durch die kleine Schwester Operette. Wie ein Conférencier führt er durch die Abendunterhaltung, als welche Gilbert & Sullivans «Der Mikado oder Die Stadt Titipu» auf der Grossen Bühne in St.Gallen gespielt wird – halbszenisch, aber voll komisch und bissig. Wenn man nicht auf der Leitung sitzt.
Denn was im Original schon flott daherkommt, zu Musik, die perlt und prickelt wie Champagner (am Pult des Sinfonieorchesters St.Gallen: Michael Brandstätter), wird in der deutschsprachigen Version lustvoll gerafft und comicartig präsentiert. Sehr zum Vergnügen des Premierenpublikums, das mit der Zeit in Henkerslaune gerät – kein Wunder, geht es doch um einen reichlich blutrünstigen Potentaten. Da rollen Köpfe und flitzt das Fallbeil in der Partitur; am Ende aber kommen alle heil davon. Das Musiktheater nimmt sich fröhlich auf die Schippe. Und der Chef macht noch ein Hochzeitsfoto. Langer Applaus, beschwingt durch schmissige Musik und Sänger, die witzig neben sich stehen.