Bettina Kugler, Ostschweiz am Sonntag (12.03.2017)
Gestern Abend feierte Giuseppe Verdis Oper «Nabucco» Premiere: Die Inszenierung von Emilio Sagio erzählt den archaisch wuchtigen Stoff ohne lange Bärte – das passt zum dynamisch drängenden Dirigat von Hermes Helfricht.
Mit einem dreifachen Début feierte Giuseppe Verdis populäre Oper «Nabucco» gestern Abend Premiere am Theater St.Gallen: Erstmals stand der neue Kapellmeister Hermes Helfricht, mit seinen 24 Jahren erstaunlich umsichtiger Dirigenten-Jungspund, als musikalischer Leiter einer Opernproduktion am Pult des Sinfonieorchesters St.Gallen. Er sorgte in seinem ersten Verdi-Dirigat für einen vorwärtsdrängenden, in seinen jähen Stimmungsumschwüngen überaus dynamischen Abend. Dies in einer hochkonzentrierten Spieldauer von nur zwei Stunden.
Der Tempel wird zum Museumsraum
Zudem gab es in der Inszenierung des Spaniers Emilio Sagi – einer Co-Produktion mit der Opera de Oviedo – zwei Rollendébuts: Neben Demos Flemotomos (Ismaele) gab Tareq Nazmi einen buchstäblich überragenden, sonoren Hohepriester Zaccaria. Sagi verzichtet weitgehend auf eine Kostüm- und Dekorationsorgie; der hohe Bühnenraum von Luis Antonio Suárez erinnert an das Jüdische Museum in Berlin: graue Betonwände, vor denen die Hebräer wie Touristen wandeln. Grossen Applaus erntete der Chor, einstudiert von Michael Vogel – nicht nur für den bildstark mit rotem Stoff in Szene gesetzten Gefangenenchor.