N. N., srf.ch (05.02.2018)
Heisst der Dirigent Giovanni Antonini, ist klar, dass die Orchestermusikerinnen und -musiker ihre Instrumente tiefer stimmen. Und dass die Streicher zu schlanken Bögen greifen und die Stahlsaiten gegen Därme tauschen. Die Hornisten spielen auf Naturhörnern, die Flötistinnen auf Holzflöten. Kurz und gut, das Orchester soll so klingen, wie es zu Mozarts Zeiten geklungen hat.
Ermüdendes Erlebnis
Das ist im Zürcher Opernhaus nicht neu, aber immer wieder ein Erlebnis. Schon bei den ersten Takten setzt Antonini scharfe Akzente. Er peitscht die Musikerinnen und Musiker mit grossen Bewegungen durch die Ouvertüre, hochdramatisch ist das. Aber auf die Länge – und der Abend wird lang – auch eher ermüdend. Denn grosse Bögen oder luftige Kantilenen spannt er selten.
Die Bühne ist leer, eine Schachtel mit grauen Wänden und grauem Boden. Da gäbe es viel Platz für die grosse Tragödie, die Wolfgang Amadeus Mozart in seinem «Idomeneo» erzählt. Die Tragödie vom Kreterkönig, der aus dem Krieg zurückkehrt und den ersten Menschen, den er sieht, töten muss.
Doch Regisseurin Jetske Mijnssen lässt die Sängerinnen und Sänger ziemlich im Stich. Auftreten, stehen, singen, viel mehr passiert nicht. Das würde vielleicht funktionieren, wenn die kleinen Gesten mit Sinn erfüllt, wenn Schmerz und Leid spürbar wären. Hier wirkt es einfach nur ratlos.
Sängerische Grenzen
Auch stimmlich passen die Sängerinnen und Sänger nicht so richtig zueinander und noch weniger zum Orchester. Die Musikerinnen verzichten zum Beispiel weitgehend auf Vibrato oder setzen es gezielt ein, die Sänger hingegen vibrieren nicht nur durchgehend, sondern häufig auch sehr gross. Joseph Kaiser ist fürs Auge ein attraktiver Idomeneo, aber stimmlich scheint er sich bei seinem Rollendebut nicht wirklich wohl zu fühlen.
Im Zürcher Opernhaus ist das Publikum verwöhnt. Immer wieder erlebt man hier grossartige Sängerinnen und Sänger, die auch grossartige Schauspielerinnen und Schauspieler sind. In dieser Produktion fehlen sie.