Roger Cahn, Blick (26.09.2006)
«Doktor Faust» Premiere im Opernhaus Zürich
Der Komponist tat sich schwer mit seinem «Doktor Faust» und das Premierenpublikum auch. Manchen zog es bereits in der Pause zum Nachtessen. Premiere war am Sonntag.
Fast 15 Jahre hat der italienisch-deutsche Komponist Ferruccio Busoni (1866-1924) am «Faust» herumgedoktert. Herausgekommen ist ein unvollendetes Werk mit schwer verständlichem Text und sperriger Musik. Obwohl Busoni bewusst auf das gleichnamige Volksbuch zurückgriff, geistert Goethes Schatten durch die Oper.
Faust, einsam und verzweifelt, strebt nach Erfolg - im Leben wie in der Wissenschaft. Ein Bund mit dem Teufel verwirklicht seinen Traum. Als Preis verkauft Faust dem Teufel seine Seele. Im Gegensatz zum Goethe-Stück verzichtet Busoni weitgehend auf Sinnliches wie die Gretchen-Episode und konzentriert sich auf die Lebensphilosophie des Wissenschaftlers oder Künstlers. Ein Grund, dass die Oper spröde ist.
Diese Konstellation ruft nach einem genialen Regisseur. Klaus-Michael Grüber war es nicht. Glück hatte er aber mit dem ästhetischen Bühnenbild von Eduardo Arroyo und den farbenfrohen Kostümen von Eva Dessecker.
Auch Dirigent Philippe Jordan (32), Sohn des gerade verstorbenen Armin Jordan, bringt die sperrige Musik nicht über die Rampe.
Bleibt noch der Titelheld: Thomas Hampson - zweifellos idealer Interpret dieser anspruchsvollen Partie - gibt den Takt an. Dennoch: der Abend spielt sich klangvoll, aber uninspiriert ab. Dagegen ist selbst Mephisto (Gregory Kunde) machtlos.
Fazit: Nur wer die selten gespielte Oper einmal sehen will oder ein Hampson-Verehrer ist, sollte diesen Abend nicht verpassen.