Fein gepflegt und entpolitisiert

tephan Hoffmann, Die Welt (28.11.2003)

Die Meistersinger von Nürnberg, 25.11.2003, Zürich

Als 1984 mit Richard Wagners "Meistersingern" das teuer renovierte Zürcher Opernhaus eingeweiht wurde, gab es Straßenschlachten von Aktivisten der Off-Gegenkultur. Als wolle er diese Erinnerung tilgen und die katastrophale Rezeptionsgeschichte der Oper gleich noch dazu, inszenierte Nikolaus Lehnhoff jetzt total entpolitisiert. Dafür ist José van Dam als Sachs ein ganz großer Sänger-Darsteller. Ähnliche Bühnenpräsenz und ein vergleichbares Stimmpotential lässt sich nur noch Matti Salminen (Pogner) und Michael Volle (Beckmesser) attestieren. Nicht ganz so souverän Peter Seiffert als Stolzing, der zumal beim Preislied mit Höhenproblemen zu kämpfen hatte, und Petra-Maria Schnitzer, die als Eva recht farblos blieb. Star derAufführung war Franz Welser-Möst am Pult des Zürcher Opernorchesters. Seine absolute Klarheit, sein fettfreier Interpretationsansatz, der bei diesem Werk schon einer politischen Willenserklärung gleich kommt, sein musikalischer Witz, der viel amüsanter war als die oft krampfigen Humor-Bemühungen der Regie - all dies machte Vergnügen. Ansonsten: Eine geschmackvolle Inszenierung von gepflegter Indifferenz.