Ein Helikopter in den Alpen

Walo von Fellenberg, Blick (03.10.2006)

Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, 30.09.2006, Bern

Mit «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny» von Bertolt Brecht und Kurt Weill beschert Star-Regisseur Harry Kupfer der Bundesstadt einen grossen Theaterabend. Premiere im Stadttheater Bern war am Samstag.

Der Klassiker übt satirische Kritik an der von Geld und Macht beherrschten Gesellschaft. Mit den Ohrwürmern «Alabama Song» und «Wie man sich bettet, so liegt man» wurde er zum Inbegriff der dem Musical nahe stehenden modernen Oper.

Die Geschichte des Holzfällers Jim Mahoney und der Puffmutter Leokadia Begbick, ihren Mädchen und den rücksichtslosen Goldgräbern spielt in der aus dem Boden gestampften «Netzstadt» Mahagonny. Sie erläutert, wie die Gier des Menschen nach Gold jede Moral pervertiert.

Die Stärke der Aufführung liegt nicht in der Herausarbeitung der Mechanismen des Niedergangs von Mahagonny, der Text ist nur streckenweise verständlich. Die Aufführung im farbenfrohen Stil der 80erJahre brilliert durch die musikalische Qualität.

Vorab durch die Sopranistinnen Karan Armstrong in der Rolle der Begbick und Noemi Nadelmann in jener der Jenny. Der niederländische Heldentenor Hendrik Vonk verleiht Jim Mahoney ergreifendes Profil.

Die Hauptrolle aber spielt das Bühnenbild von Hans Schavernoch: Ein Helikopter in der Schweizer Alpenwelt, der mal den Horror und Terror der Kriegsmaschinerie verkörpert, mal den Moloch.

Das Berner Symphonieorchester spielt zum ersten Mal unter der Leitung des neuen 1. Kapellmeisters Daniel Inbal - mit so viel Begeisterung, dass die Stimmen manchmal fast untergehen.