«Zaide» mit «Adama»

Hans Uli von Erlach, Blick (19.12.2006)

Zaide, 17.12.2006, Basel

Oper in Basel Kopflastig:

Mozarts Singspiel «Zaide» und «Adama» von der israelischen Komponistin Chaya Czernowin (49) werden im Theater Basel verwoben. Premiere war am Sonntag.

Hier Mozarts liebliche, ziemlich routiniert komponierte Nummern. Die Geschichte hat ihn hörbar nicht besonders inspiriert, er hat die Oper nicht beendet.

Dort kaputte, geräuschhafte Töne: Es faucht, kratzt, scheppert. Raffiniert ist Czernowin in den leisen Klängen.

Das Aufeinanderprallen der beiden Musikstile ist für die Ohren eine lustvolle Strapaze.

Die beiden übereinander gelegten Stücke haben eine parallele Handlung. Es geht um das Unvereinbare zwischen verschiedenen Kulturen. Bei Mozart misslingt dem Liebespaar Zaide und Gomatz die Flucht aus dem Serail des Sultans, er schwört blutige Rache. Bei Czernowin scheitert die Liebe einer Israelin und eines Palästinensers an den kompromisslosen Vätern.

Beide Versionen enden blutig. Scharfe Teppichmesser schneiden Hälse auf, und es fliesst Ketchup direkt aus der Flasche. Regisseur Claus Guth inszeniert brutalen Realismus in einem surrealistischen, beengenden Bühnenbild, aus dem man trotz riesiger Fenster und Türen nicht fliehen kann.

Bewundernswert, wie gut das Ensemble bei diesem extremen Körpereinsatz singt. Ebenso, wie das in modern und klassisch zweigeteilte Orchester die stilistische Gratwanderung meistert.

Das Mozart-Projekt «Zaide» bläst Mozarts einfach gestricktes Opernfragment zum kopflastigen Spektakel auf. Statt eines Fragments (von Mozart) hat man am Ende zwei - und fragt sich wozu?