Im Himmel mit Cecilia Bartoli

Roger Cahn, Blick (16.01.2007)

Semele, 14.01.2007, Zürich

Glanzvoller Start für Georg Friedrich Händels (1685-1759) szenisches Oratorium «Semele» mit einer umjubelten Cecilia Bartoli als Titelfigur. Premiere war am Samstag.

Als Semele für ihre Hingabe von Lover Jupiter die Unsterblichkeit fordert, erntet Cecilia Bartoli minutenlangen Applaus. Mit unglaublicher Leichtigkeit bewältigt sie die hohe Kunst dieser Koloratur-Arie «No, I'll take no less than all in full excess» und degradiert so alle andern zu Statisten.

«Semele» ist Händels musikalische Verarbeitung von William Congreves (1670-1729) Satire um eine Alternative zum traditionellen Ehevertrag. Der Seitensprung Semeles mit Jupiter endet mit ihrem Verderben, weil Jupitergattin Juno die Sache missfällt. Ausserdem erkennt der Royalbeoachter in Juno die Queen. Ist das eine Anspielung?

Regisseur Robert Carsen jedenfalls findet eine intelligente, ästhetisch-fantasievolle Lösung, die adlige englische Gesellschaft mit der Welt der Götter zu verknüpfen. Der Unterschied ist klein: Die Himmlischen «oben» sind einfach lustvoller und verspielter.

Für eine musikalische Handschrift vom Feinsten sorgt Dirigent William Christie. Sein Orchestra «La Scintilla» - Musikerinnen und Musiker des Orchesters der Oper Zürich auf historischen Instrumenten - verzaubert. Seine Liebe zum Detail erfordert von den Sängern absolute Spitzenleistungen. Nur ganz selten erlebt man in der Oper leise Stellen von solcher Intensität.

Fazit: Sofort Karten bestellen, wer die Bartoli live erleben will.