Figaro, der Latinlover

Bruno Rauch, Berner Zeitung (13.03.2007)

Le Nozze di Figaro, 11.03.2007, Zürich

Mit Schwung und leisen Tönen: Am Samstag hatte Sven-Eric Bechtolfs Inszenierung von Mozarts «Le nozze di Figaro» Premiere.

Liebeswirren: Graf Almaviva und sein Diener Figaro buhlen beide um dieselbe Frau, Susanna. Die sozialen Differenzen sind weit gehend ausgeblendet – in ihrem Werben sind sie beinahe Kumpels, die sich schon mal komplizenhaft in die Seite boxen.

Michael Volle ist ein stimmlich und schauspielerisch prächtig auftrumpfender Almaviva, ein Hobbymagier, der seine Umgebung mit Taschenspielertricks in Erstaunen versetzt, beim Liebesspiel aber die schlechteren Karten hat. Sein Gegenspieler Erwin Schrott als Figaro ist nicht minder testosteronlastig: ein Kraftprotz, der in Stimme und Gestik den Latinlover im Stil eines Adriano Celentano abgibt.

Eine Vertreterin weiblicher Raffinesse in diesem sich zum Geschlechterkampf ausweitenden Spiel ist Martina Jankovà. Geistig, stimmlich und körperlich agil ist sie eine ideale Verkörperung der Susanna.

Der Einheitsraum in Sven-Eric Bechtolfs Inszenierung gaukelt mit seinen Tapetenwänden eine idealistische Paradieslandschaft vor, in der die Schauspieler in 20er-Jahre-Kostümen agieren. Im vierten Akt suggeriert ein Kreis von Ringelspielpferdchen ein Liebeskarussell. Ein verlorenes Kinderland vielleicht?

Dass dies alles unpathetisch, so leichtfüssig und natürlich daher kommt, ist das Verdienst einer bis ins Detail ausgefeilten Personenführung. Und eines durchs Band weg glänzend disponierten Schauspieler-Sänger-Ensembles.

Das Orchester unter der Leitung von Franz Welser-Mösts wartet mit einer Fülle von Klangfarben und prickelnder Agogik auf und lässt Wort, Handlung und Klang zur Einheit werden.