Den Macho ausgetrickst

Roger Cahn, Blick (24.04.2007)

L'Italiana in Algeri, 22.04.2007, Zürich

Das Publikum feierte frenetisch eine Aufführung, die vor allem durch italienische Verspieltheit und unzählige visuelle Überraschungen überzeugt. Premiere war am Sonntag.

Venedig 1813: «Türkenopern» liegen im Trend. Aus der Feder von Shootingstar Gioacchino Rossini triumphiert gerade eine neue, «L'Italiana in Algeri».

Der reiche Bey Mustafa ist seiner Haremsweiber überdrüssig und ihn gelüstet nach einer Italienerin. Da erscheint die attraktive und schlaue Isabella in Algier und nimmt mit dem Macho sogleich den Kampf der Geschlechter auf, den sie haushoch gewinnt. Als verdienten Lohn entführt sie ihren einstigen Geliebten Lindoro, den sie zufällig als Sklaven in der Entourage des Beys findet, zurück nach Europa.

Regisseur Cesare Lievi, sein Bühnenbildner Luigi Perego und Marina Luxardo mit ihren Kostümen produzieren ein Feuerwerk origineller Ideen. Mit leichtem Augenzwinkern und viel Sinn für «Italianità» setzen sie Rossinis Geist in ein farbenfrohes Bilderkarussell um: Der Bey wird zum reichen Barbesitzer, die Reisegesellschaft zur Artistentruppe, die in der «Algeri»-Bar gastiert.

Ihr Star Isabella soll Elvira, bisherige Lokalmatadorin und Gattin/Favoritin des Beys, ablösen. So umschifft Lievi mit Geschick die Gefahr, ernsthaft einen «Kampf der Kulturen» auf der Bühne zu inszenieren, und konzentriert sich voll und mit Humor auf den Kampf der Geschlechter.

Musikalisch ist die Produktion auf die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova ausgerichtet. Der Weltstar überzeugt durch klare und makellose Stimmführung auch in den schwierigsten Koloraturen. Sie spielt jedoch mehr die kämpferische Heldin als die schlaue Komödiantin. Doch der Rest des Ensembles sorgt für das komische Gegengewicht.

Fazit: Beste Unterhaltung auf hohem künstlerischem Niveau.