Brennen soll sie lichterloh

Tobias Gerosa, Blick (18.05.2007)

Jeanne d'Arc au bûcher, 16.05.2007, Basel

«Jeanne d'Arc au bûcher», szenisches Oratorium des französisch-schweizerischen Komponisten Arthur Honegger (1892-1955), ist ein formales und inhaltliches Wagnis. Premiere war am Mittwoch im Theater Basel.

Eine junge Frau hört Stimmen: Sie müsse Frankreich retten. Die historische Jeanne d'Arc wurde 1431 dafür in Frankreich als Ketzerin und Hexe verbrannt. Was ist, wenn heute jemand Stimmen hört?

Hier setzt Regisseur David Hermann (30) an. Seine Jeanne lebt heute, auf einem Parkplatz. Surreal, bedrohlich und immer überlegt entwirft die Inszenierung packende, genaue Bilder: Der Pater, der Jeanne betreut, wird zu einem Dämon. Das Gericht, das schon Honegger als Schafe, Esel und Schweine auftreten liess, übernimmt eine zufällige Grillgesellschaft.

Neben Bratwürsten wird dann noch eine Frau gegrillt - eine erschreckend überzeugende Übersetzung der hochkochenden Volksmeinung, die sich gegen die eindrückliche Jeanne d'Arc der Schauspielerin Marianne Denicourt kehrt.

Der vielbeschäftigte, auch darstellerisch überzeugende Chor versieht seine Rollen mit immer wieder anderen Klangfarben. Cornelius Meister, der musikalische Leiter, fächert die verschiedenen Stileinflüsse vom Kirchengesang bis zum Jazz mit dem Basler Sinfonieorchester lustvoll auf, spielt aber auch die Härten voll aus.

Nur 70 Minuten für Jeanne d'Arc auf dem Scheiterhaufen, aber intensiver als manche stundenlage Opernaufführung. Es wurde heftig geklatscht.