Der Vorläufer von Rossini und Mozart

Tobias Gerosa, St. Galler Tagblatt (08.09.2007)

Il Barbiere di Siviglia, 06.09.2007, Winterthur

Das Opernhaus Zürich eröffnet seine Saison traditionell im Theater Winterthur. Dieses Jahr mit dem «Barbiere di Siviglia» von Giovanni Paisiello.

Figaro, Bartolo, Rosina und Basilio: Als Figuren Rossinis oder Mozarts gehören sie zu den berühmtesten der Operngeschichte – dabei hatte sie Giovanni Paisiello schon viel früher, 1782 in St. Petersburg, in seinem «Barbiere di Siviglia» auf die Bühne geholt. Das Opernhaus Zürich setzt mit einer gelungenen Neuinszenierung ein Signal dafür, dass eine Wiederentdeckung des Originals fällig ist. Wie seit Jahren ist das Theater Winterthur Spielort für die alljährliche Rarität, die sich 2007, im Gegensatz zu früheren Versuchen, als lohnend herausstellt.

Mit Zsolt Hamar leitet ein jüngerer Dirigent das Musikkollegium Winterthur. Er geht Paisiellos Partitur differenziert und mit Liebe zum Detail an. Die dramaturgischen und textlichen Parallelen zu Rossinis Barbier sind offensichtlich, Hamar arbeitet auch die musikalische Nähe zu Mozart heraus. Die Besetzung kommt ohne Star aus und stammt in Gänze aus dem Ensemble. Erfreulich, wie gleich drei gerade dem Opernstudio entwachsene Sänger wie Javier Camarena (Almaviva), Rebeca Olvera (Rosina) und Rubern Drole (Figaro) Hauptrollen auszufüllen verstehen.

Und weil auch die Regie von Cesare Lievi aufgeht, entsteht eine Produktion ohne Schwachpunkt. Zwischen zwei einfachen, mit Rosen übersäten Schiebewänden (Bühne: Csaba Antal) entwickeln Lievi und die Sänger das Stück mit wenigen Requisiten und ohne zu überzeichnen. Die leichte, ironische Distanz bekommt dieser frischen und knackigen Komödie ausserordentlich.

Ein gelungener Abend, allein: gespielt wird nur noch fünfmal. Vertröstet werden wir auf 2009, dann soll mit gleichem Regiekonzept und gleicher Ausstattung Rossinis Barbier herauskommen.