Frank Gerber, Blick (23.10.2007)
Nach 90 Jahren wieder am Opernhaus: Man hätte Humperdincks «Königskinder» besser ruhen lassen.
«Wie der Adler den Flaum trag ich dich hin mit Wonnespüren.» Der Text ist schlichtweg unerträglich. Eine Jugendstilübung fürs Poesiealbum. Leider versteht man jedes Wort, dazu kommen auch noch die Obertitel.
Das Märchen: Eine Hexe hat ein Mädchen entführt und lässt es für sich arbeiten. Ein Königssohn will nicht regieren. Grosse Liebe. Die Gesellschaft verwehrt ihnen die Rückkehr auf den Thron. Halb erfroren, halb verhungert werden sie schliesslich vergiftet.
Engelbert Humperdinck (1854-1921) verknüpft Volkslieder mit Wagner-Bombastik. Die musikalischen Ideen reichen aber bei weitem nicht für dreieinhalb Stunden.
An der Länge und Langeweile des Stücks ändert auch die intelligente Inszenierung von Jens Daniel Herzog nichts. Seine Hexe dealt mit Hanf, die Papierkronen stammen von Burger King.
Jonas Kaufmann begeistert als Königssohn. Aber eben: Auch toll gesungen bleiben die Schwächen des Stücks bestehen.