Kein Happy End, aber einiges zum Lachen

Reinmar Wagner, Der Landbote (17.12.2007)

Das Land des Lächelns, 15.12.2007, Basel

Wenn Peter Konwitschny am Werk ist, hat schon manche Oper anders ausgesehen als gewohnt. Lehárs «Land des Lächelns» erging es ähnlich.

Verschattet war das Lächeln schon 1929 bei Lehár: Die Operette erhielt kein Happy End. Die grosse Liebe zwischen Lisa, der Wiener Grafentochter, und Sou-Chong, dem chinesischen Gesandten, zerbricht an den kulturellen Unterschieden und gesellschaftlichen Realitäten in China, wohin Sou-Chong als Premierminister zurückgerufen wird.

Bei Konwitschny, der schon Anfang der 90er-Jahre dreimal in Basel Regie führte und jetzt im Rahmen dieser Koproduktion mit der Komischen Oper Berlin zurückkehrte, ist das Lächeln schon im ersten Bild zur Grimasse erstarrt. Er ist berühmt für seine kritischen Lesarten von Opern, die immer mal wieder zu Skandalen werden. Einen Opernskandal gab es nicht in Basel, sondern begeisterten Applaus für die Inszenierung. Aber ohne Tote geht es nicht: Am Ende lässt Konwitschny ein totalitäres Regime Schluss machen. Kurz und knapp werden die Europäer gemeuchelt, die bei Lehár mit dem Segen Sou-Chongs in eine offene Zukunft fliehen dürfen.

Höhepunkte in Konwitschnys Arbeit sind die Huldigungs-Ballette zum Festzug und zur Amtseinführung Sou-Chongs, zu denen er die Potentaten und Diktatoren aller Zeiten versammelt, vom keulenschwingenden Höhlenbewohner und afrikanischen Menschenfresser über römische oder mittelalterliche Kaiser bis zu Napoleon, Hitler, Stalin und George Bush. Sie tanzen ihre witzig-grotesken Machtkämpfe und Waffen-Orgien zum Gaudi des Publikums buchstäblich bis zum Umfallen – ein Meisterstück und schauspielerisch, wie der ganze Abend, bis in die kleinsten Figuren und Gesten stark geführt. Anderes, was Konwitschny hinzufügte, ist weniger geglückt, beispielsweise die Reflexionen über den Hit «Dein ist mein ganzes Herz». In penetrant dramatischem Theater-Forte vorgesprochen, wirkte es aufgesetzt.

(Zu) leichte Stimmen

Musikalisch war der Basler Produktion auch nicht so sehr ums Lächeln. Eher grimmig versuchte der Dirigent Bartholomew Berzonsky, seit dieser Saison fest engagierter Kapellmeister, die spezifische Sprache der Wiener Operette mit ihren Dehnungen, Schwellern oder Walzern in den Griff zu bekommen. Mit wenig Erfolg bei der Premiere: Jede Triole war eine Wackelzone und deren Ausgestaltung zwischen Dirigent, Sängern und Orchestermusikern nicht im Einklang.

Die Gattung Operette erträgt keine leichten Stimmen. Der Dirigent kann wenig dafür, dass sowohl Tatjana Gazdik als Lisa, die an sich über eine gestaltungsfähige Stimme verfügt, wie auch Agata Wilewska als Mi nur ganz in der Höhe über das Orchester hinausschwingen konnten und ansonsten untergingen. Kräftiger kamen die Männer über die Bühne: Thomas Piffka sang den Prinzen Sou-Chong mit Spannung und Geschmack und angenehmem Timbre auch in den weitgespannt schmachtenden Steigerungs-Arien. Karl-Heinz Brandt agierte geschickt und beweglich als Graf Gustav. Wie oft in Basel setzte auch der Theaterchor einen musikalischen Höhepunkt.