In taberna quando sumus

Carmina Burana von Carl Orff


ORIGINAL (CB 196)

In taberna quando sumus,
non curamus quid sit humus,
sed ad ludum properamus,
cui semper insudamus.
Quid agatur in taberna,
ubi nummus est pincerna,
hoc est opus ut queratur,
sic quid loquar, audiatur.

Quidam ludunt, quidam bibunt,
quidam indiscrete vivunt.
Sed in ludo qui morantur,
ex his quidam denudantur,
quidam ibi vestiuntur,
quidarn saccis induuntur.
Ibi nullus timet mortem,
sed pro Baccho mittunt sortem:

Primo pro nummata vini
ex hac bibunt libertini;
semel bibunt pro captivis,
post hec bibunt ter pro vivis,
quater pro Christianis cunctis,
quinquies pro fidelibus defunetis,
sexies pro sororibus vanis,
septies pro militibus silvanis,

Octies pro fratribus perversis,
nonies pro monachis dispersis,
decies pro navigantibus,
undecies pro discordantibus,
duodecies pro penitentibus,
tredecies pro iter agentibus.
Tam pro papa quam pro rege
bibunt omnes sine lege.

Bibit hera, bibit herus,
bibit miles, bibit clerus,
bibit ilie, bibit illa,
bibit servus cum ancilla,
bibit velox, bibit piger,
bibit albus, bibit niger,
bibit constans, bibit vagus,
bibit rudis, bibit magus,

Bibit pauper et egrotus,
bibit exul et ignotus,
bibit puer, bibit canus,
bibit presul et decanus,
bibit soror, bibit frater,
bibit anus, bibit mater
bibit iste, bibit ille,
bibunt centum, bibunt mille.

Parum sexcente nummate
durant, cum immoderate
bibunt omnes sine meta.
Quamvis bibant mente leta,
sic nos rodunt omnes gentes,
et sic erimus egentes.
Qui nos rodunt confundantur
et cum iustis non scribantur.

Io io io io io io io io io!

DEUTSCH

Wenn wir in der Schenke sind,
fragen wir nicht nach irdischer Vergänglichkeit,
sondern eilen zum Spiel,
über dem wir immer schwitzen.
Was in der Schenke geschieht,
wo Mammon der Weinschenk ist,
das lohnt sich zu erfragen,
und hört, was ich sage.

Manche spielen, manche trinken,
manche treiben es wüst.
Aber von denen, die spielen,
werden manche nackt ausgezogen,
während manche sich hier einkleiden
und manche in Säcke gesteckt werden.
Hier fürchtet keiner den Tod,
sondern sie würfeln in Bacchus' Namen:

Auf die Weinspender trinkt
das lockere Volk zuerst,
dann einmal auf die Gefangenen,
dreimal: auf die Lebenden
viermal: auf die ganze Christenheit,
fünfmal: auf die im Herrn Verstorbenen,
sechsmal: auf die losen Schwestern,
siebenmal: auf die Strauchdiebe,

achtmal: auf die irregeführten Klosterbrüder,
neunmal: auf die verstreuten Mönche,
zehnmal: auf die Seeleute,
elfmal: auf die Raufbolde,
zwölfmal: auf die Büsser,
dreizehnmal: auf die Reisenden.
Auf den Papst wie auf den König
trinken alle ohne Regel.

Es trinkt die Herrin, es trinkt der Herr,
es trinkt der Soldat, es trinkt der Pfaffe,
es trinkt dieser, es trinkt jene,
es trinkt der Knecht mit der Magd,
es trinkt der Schnelle, es trinkt der Faule,
es trinkt der Blonde, es trinkt der Schwarze,
es trinkt der Sesshafte, es trinkt der Fahrende
es trinkt der Dumme, es trinkt der Weise,

es trinkt der Arme, der Kranke,
es trinkt der Verbannte, der Unbekannte
es trinkt der Knabe, es trinkt der Graubart,
es trinkt der Bischof, der Dekan,
es trinkt die Schwester, es trinkt der Bruder,
es trinkt die Ahne, es trinkt die Mutter,
es trinkt dieser, es trinkt jener,
es trinken hundert, es trinken tausend.

Sechshundert Taler
sind kaum genug. wenn alle
masslos ohne Hemmung trinken.
Wieviel sie auch trinken, mit fröhlichem Sinn,
uns schmähen doch alle Leute,
und wir werden davon arm.
Die uns schmähen, sollen verflucht sein
und nicht ins Buch der Gerechten aufgenommen werden.

Io io lo io io io io lo io!