Non piangere, Liù – Joseph Schmidt, 1934

Turandot von Giacomo Puccini




Non piangere, Liù

Arie des Kalaf
im ersten Akt von Puccinis Turandot.
Kalaf tröstet Liù und bittet sie, sich um seinen Vater zu kümmern, falls er die Rätsel nicht löst und sterben muss.

Joseph Schmidt

1904-1942
Tenor

Joseph Schmidt (* 4. März 1904 in Dawideny, österreichisches Kronland Bukowina; † 16. November 1942 im Internierungslager Girenbad oberhalb von Hinwil, Kanton Zürich/Schweiz) war ein Tenor.
Der Sohn deutschsprachiger orthodoxer Juden wuchs in Dawideny (am Sereth südwestl. von Czernowitz gelegen) und in Czernowitz auf (seine Heimat Bukowina gehörte zur österreich-ungarischen Monarchie und kam nach dem Ersten Weltkrieg zu Rumänien; 1940 kam ein Teil zur Sowjetunion - die vorerwähnten Orte liegen heute in der Ukraine; das Dorf Dawideny heißt rumänisch Davideni, teilweise wird auch Davidney angegeben). Bereits als Kind sang Joseph Schmidt als Kantor in der Synagoge.
Er studierte ab 1924 an der Königlichen Musikschule Berlin bei Hermann Weißenborn Gesang. Der weltweit erfolgreiche Schmidt nahm zahlreiche Schallplatten auf und sang zwischen 1929 und 1933 am Berliner Rundfunk in 38 Rundfunkopern als Tenor. Mit seinen Rundfunksendungen trug er nicht nur zur Popularität des deutschen Rundfunks bei, sondern wurde selbst ein gefeierter Tenor. Aufgrund seiner geringen Körpergröße von 1,58 m blieb ihm eine Karriere auf der Opernbühne verwehrt. Jedoch konnte er ab Januar 1939 in Brüssel auf der Opernbühne den Rudolf in La Boheme verkörpern, es folgte eine Tournee über Liege, Gent, Antwerpen, Brügge, Courtraus, Ostende und Verviers. Innerhalb eines Jahres durfte er diese Rolle 24 Mal auf der Bühne darstellen.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sang er am 20. Februar 1933 zum letzten Mal im deutschen Rundfunk („Der Barbier von Bagdad“). Eine Woche darauf wurde ihm der Zugang zum Funkhaus verwehrt. Nach der Premiere seines Films „Ein Lied geht um die Welt” am 9. Mai 1933 floh er schließlich im Dezember vor den Nazis zunächst nach Wien, gastierte 1934 in Palästina und debütierte am 7. März 1937 als gefeierter Tenor in der New Yorker Carnegie Hall [1]. 1938 führte ihn seine Flucht vom inzwischen annektierten Österreich nach Belgien, im November 1940 nach Frankreich. Hier wurde er als deutscher Jude in Südfrankreich zwangsinterniert. Schmidt gelang im September 1942 nach mehreren missglückten Versuchen die Flucht in die Schweiz. Durch die Flucht geschwächt, brach Schmidt in Zürich auf offener Straße zusammen, wurde erkannt und als illegaler Flüchtling (lt. eines Gesetzes von 1942 galten „Juden in der Schweiz nicht als politische Flüchtlinge“) in das Auffanglager Girenbad „zur Abklärung des Falles“ gebracht. Schon nach kurzer Zeit erkrankte er an einer Halsentzündung und wurde in das Kantonsspital Zürich eingewiesen. Zwar behandelte man dort die Halsbeschwerden, seinem Hinweis auf starke Schmerzen in der Herzgegend wollte man jedoch nicht nachgehen und verweigerte eine weitere Untersuchung. Als offiziell geheilt, wurde Schmidt am 14. November 1942 aus dem Kantonsspital entlassen und musste in das Auffanglager Girenbad zurückkehren. Nur zwei Tage später starb der berühmte Sänger im nahegelegenen Restaurant Waldegg an Herzversagen. Die Lagerärzte konnten wegen mangelnder medizinischer Ausstattung nicht mehr helfen. Eine Gedenktafel ist heute am Restaurant angebracht. Einen Tag nach seinem Tod lag seine Arbeitserlaubnis vor, und er wäre frei gewesen.

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