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Interpretation



O sancta justitia! Ich möchte rasen

Arie (Nr. 4) des van Bett
im ersten Akt von Lortzings Zar und Zimmermann,
der sich als Bürgermeister von Saardam für den bedeutendsten Menschen der Welt hält.

Leo Schützendorf

1886-1931
Bass-Bariton

Schützendorf, Leo, Bass-Bariton, * 5. 5. 1886 Köln, † 18. 12. 1931 Berlin
Er stammte aus einer Familie, aus der mehrere Söhne (Alfons, Guido und Gustav Schützendorf) die Laufbahn des Opernsängers einschlugen. Ausgebildet am Kölner Konservatorium, debütierte er 1908 am Opernhaus von Düsseldorf. Er sang dann 1909-10 am Stadttheater von Münster (Westfalen), 1910-12 am Stadttheater von Krefeld, 1912-17 am Hoftheater von Darmstadt, 1917-19 am Hoftheater von Wiesbaden, 1919-20 an der Staatsoper von Wien, an der er auch 1922-23 gastierte.
1920 wurde er an die Berliner Staatsoper berufen.
Hier begeisterte er das Publikum vor allem durch seine köstliche Darstellung von Buffo-Typen, erschien aber auch als Boris Godunow, als Kaspar im »Freischütz«, als Sebastiano in »Tiefland« von E.
d'Albert und in Wagner-Partien. Er trat dort insgesamt in 445 Vorstellungen und in 47 verschiedenen Partien auf.
Am 14. 12. 1925 sang er an der Berliner Staatsoper in der denkwürdigen Uraufführung von Alban Bergs »Wozzeck« die Titelpartie. 1926 wirkte er in der Berliner Premiere von Prokofieffs »L'Amour
des trois oranges« mit, 1927 an der Kroll-Oper Berlin in der Uraufführung von Kurt Wells »Royal Palace«. 1923 bereiste er mit einem Ensemble, das der holländische Bariton Cornelis Bronsgeest zusammengestellt hatte, die Niederlande, 1925 Gastspiel mit dem Ensemble der Staatsoper Berlin in Amsterdam, wobei er als Ochs im »Rosenkavalier« grossen Erfolg hatte.
Weitere Gastspiele an den führenden deutschen Theatern. Sehr oft war er an der Städtischen Oper Berlin zu Gast. In der Spielzeit 1924-25 gehörte er dem Ensemble der Berliner Volksoper an. 1929 sang er bei den Festspielen von Zoppot den Beckmesser in den »Meistersingern«, seine grosse Glanzrolle.
Seit 1922 betätigte er sich mit sehr grossem Erfolg in Berlin als Operettensänger. So wirkte er 1930 am Berliner Metropol-Theater in der Uraufführung der Lehár-Operette »Schön ist die Welt« mit. Als die Direktion der Berliner Staatsoper ihm diese – im übrigen von fast allen Künstlern der zwanziger Jahre ausgeübte – Tätigkeit verbot, ging er 1929 ganz zur Operette über.
Die Entlassung aus dem Ensemble der Berliner Staatsoper führte bei dem Künstler zu Depressionen und langwieriger Krankheit. Er gastierte nur noch gelegentlich auf der Opernbühne; so sang er zwei Tage vor seinem Tod am Grossen Schauspielhaus in Berlin den Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«.
Seine dunkle, dabei ungewöhnlich bewegliche Stimme mit der Feinheit ihrer Charakterisierung und seine glanzvolle Schauspielkunst bewährten sich auf der Bühne im seriösen, namentlich aber im Buffo-Repertoire.
Das Leben der vier Brüder Schützendorf wurde biographisch beschrieben in »Künstlerblut. Leo Schützendorf und seine Brüder« (E. Schützendorf, Berlin 1943). (Die vier Sängerbrüder Schützendorf sangen 1915 am Stadttheater von Bremen zusammen in einer Aufführung der »Meistersinger«: Alfons als Hans Sachs, Gustav als Pogner, Leo als Beckmesser und Guido als Kothner).


Weitere Aufnahmen von Leo Schützendorf