Una furtiva lagrima – Jussi Björling, 1945

L'Elisir d'amore von Gaetano Donizetti




Una furtiva lagrima

Arie des Nemorino,
der entdeckt hat, dass ihn Adina insgeheim liebt,
im zweiten Akt von Donizettis L'elisir d'amore.

Jussi Björling

1911-1960
Tenor

Jussi Björling (* 5. Februar 1911 in Borlänge (Dalarna), Schweden; † 9. September 1960 auf Siarö (bei Stockholm), Schweden; eigentlich Johan Jonatan Björling) war ein schwedischer Opernsänger (Tenor).

Jussi Björling stammte aus der schwedischen Provinz. Den Vornamen "Jussi" hatte seine finnische Großmutter eingeführt. Sein Vater David Björling muss ebenfalls über eine klangschöne Stimme verfügt haben, die leider auf keiner Aufnahme überliefert zu sein scheint.

Als Gesangspädagoge, der auch einen Leitfaden zur Stimmbildung verfasste, sah er seine wesentliche Aufgabe in der Ausbildung seiner Söhne Gösta, Olle und vor allem Jussi, durch deren Auftritte aber auch der Lebensunterhalt der Familie bestritten wurde.

Von Oktober 1919 bis April 1921 reisten die Björlings (Jussis Mutter war 1917 kurz nach der Geburt des vierten Sohnes Karl gestorben) in die USA. Dabei traten Jussi und seine Brüder unter der Leitung ihres Vaters mit Gesangsdarbietungen vor schwedischen Auswanderern auf. Vermutlich im Februar 1920 entstanden in New York die ersten Aufnahmen, auf denen Jussi Björlings Stimme - damals noch ein Knabensopran - zu hören ist. In den mittleren zwanziger Jahren waren die älteren Brüder auch schon mit Solonummern in den Konzerten zu hören.

Im August 1926 löste sich das Quartett in der Provinz Schonen nach dem plötzlichen Tode des Vaters auf. In Ystad wurde dem fünfzehnjährigen Jussi eine Stelle als Verkaufsgehilfe in einem Haushaltswarengeschäft von Bekannten vermittelt; daneben versuchte er, sich etwas Geld bei Gesangsauftritten zu verdienen. In dieser Zeit wurde seine stimmliche Begabung auch von einem Opern liebenden Apotheker entdeckt. Dieser kannte Vater David und war zudem befreundet mit John Forsell, berühmter Bariton und zu der Zeit Leiter der Königlichen Oper Stockholm. Diesen machte er auf den höchst talentierten Sohn des Forsell ebenfalls bekannten David Björling aufmerksam (Quelle: Biografie 'Jussi'). Im August 1928 sang Jussi am Stockholmer Konservatorium vor und wurde sofort aufgenommen (hier lernte er auch seine spätere Ehefrau Anna-Lisa Berg kennen), sein Lehrer war John Forsell. Björling hatte seinen ersten Auftritt als professioneller Opernsänger am 28. Juli 1930 in der kleinen Rolle des Lampenanzünders in "Manon Lescaut"; sein offizielles Debüt war wenig später im August Don Ottavio in "Don Giovanni". Im Jahre 1934 begann dann die jahrzehntelange Tradition der Open-Air-Auftritte in den Stockholmer Vergnügungsparks Gröna Lund und Skansen.

Bereits 1931 hatte er seinen ersten Auslandsauftritt im Tivoli Kopenhagen. Seine internationale Laufbahn begann 1936 an der Wiener Staatsoper und in Prag. Im Frühjahr 1937 folgte eine längere Tour durch Mitteleuropa: erneut in Wien und auch in Deutschland (Nürnberg, Dresden und Deutsches Opernhaus Berlin). Im Herbst 1937 war er erstmals als Tenor in den USA zu hören (Carnegie Hall New York); am 24. November 1938 gab er sein Debüt an der Metropolitan Opera als Rodolfo in "La Bohème". Für mehr als 20 Jahre war er einer der führenden Tenöre an der Met und sang -mit Ausnahme der Kriegsjahre ab 1941- fast jedes Jahr in den USA. Dreimal hat er in der 'Opening Night' der Met gesungen (1940: Un ballo in maschera; 1950: Don Carlo bei Amtsantritt von Rudolf Bing; 1953: Faust).

Abgesehen von Stockholm blieben Auftritte in anderen europäischen Opernhäusern weiterhin die Ausnahme. In Deutschland hat er nach dem Zweiten Weltkrieg nur 1950 in Berlin in einer RIAS-Sendung und 1954 in Stuttgart (La Bohème) gesungen.

Ab 1947 war seine als Sängerin ausgebildete Frau Anna-Lisa oftmals Gesangspartnerin in Konzerten sowie in etlichen Opernaufführungen.

Im Jahre 1953 zeigten sich erstmals Stimmprobleme (Laryngitis). In den folgenden Jahren kam eine Herzerkrankung hinzu, so dass er immer wieder für einige Zeit aus gesundheitlichen Gründen auf Auftritte verzichten musste. Aufnahmen aus den Jahren 1958 und 1959 lassen ein Nachlassen der Stimmqualität erkennen. Im Sommer 1959 musste sich Björling in eine längerfristige Heilbehandlung begeben. Offiziell war von einer akuten Herzerkrankung die Rede; erst Jahrzehnte später sickerte durch, dass es sich dabei auch um einen Alkoholentzug handelte. Der stets von Selbstzweifeln geplagte Björling hatte in zunehmendem Maße zum Alkohol gegriffen, um, wie die Sopranistin Elisabeth Söderström berichtete, dem enormen Erwartungsdruck durch das Publikum standzuhalten.

Vom 16. November bis 22. Dezember 1959 (Cavalleria rusticana) sang er seine letzten acht Vorstellungen an der Met, z.T. mit akuten Herzproblemen während der Aufführungen. Wie in Live-Mitschnitten von Aufführungen zu hören, ist er jedoch bestens bei Stimme. Nach einer weiteren Erholungszeit kehrte Björling im Frühjahr 1960 auf die Bühne zurück. Bei seinem Auftritt als Manrico in Verdis Troubadour an der Königlichen Oper zu Stockholm Anfang März präsentierte sich der Sänger mit einer beinahe jugendlich frischen, völlig schlackenfreien Stimme (wie in einem Live-Mitschnitt zu hören). Am 15. März erlitt er kurz vor einer von Königin Elisabeth besuchten Aufführung von La Bohème an der Royal Covent Garden Opera einen Herzinfarkt, wollte aber unbedingt die Partie vor der 'Queen Mother' singen. Er muss sich durchaus bewusst gewesen sein, dass er hierbei mit seinem Leben spielte, denn nur wenige Tage zuvor war sein oftmaliger Baritonpartner Leonard Warren auf offener Bühne der Met während einer Vorstellung von 'Die Macht des Schicksals' an einem Herzanfall gestorben.

In dieser Zeit begannen konkrete Planungen für seinen ersten Auftritt in Verdis Otello. Er hatte bereits 1951 mit seinem langjährigen Bühnenpartner Robert Merrill das sog. Schwur-Duett aus dieser Oper eingespielt, das als Referenzaufnahme in die Schallplattengeschichte eingegangen ist. Im Sommer gab er in Schweden wieder die von großen Menschenmassen besuchten öffentlichen Konzerte. Es ist anzunehmen, dass er sich hierbei gesundheitlich übernahm.

Björling hatte zweifellos eine der klangschönsten Stimmen des 20. Jahrhunderts. Er wurde gerühmt für seine große Musikalität und seine vollendete Technik, mit der er auch höchste Töne scheinbar mühelos singen konnte. Als einzige Schwäche wird sein geringes Darstellungstalent angesehen. Neben Jussis charakterlicher Veranlagung (er wird von seinen Freunden als eher scheu und zurückhaltend beschrieben) mag hier auch Vater Björling einigen Einfluss gehabt haben, der bei der Ausbildung seiner Jungen allerhöchsten Wert auf saubere Gesangsdarbietung gelegt haben soll. Von vielen Gesangspartnern und auch Kritikern wird angemerkt, Björling habe mit der Stimme agiert, und nicht von ungefähr hat der Westdeutsche Rundfunk Köln eine Gedenksendung über ihn betitelt mit 'Glut unter dem Eis'. Elisabeth Söderström pflegte zu sagen, dass man auf der Bühne neben Björling eben besser zu singen pflegte, so sehr färbte sein meisterhafter Gesangsstil ab.

Weitere Aufnahmen von Jussi Björling