Arie der La Cieca
im ersten Akt von Ponchiellis La Gioconda.
La Cieca, die blinde Mutter der Gioconda, ist durch eine unbekannte Frau vor dem Zugriff der Inquisition bewahrt worden und bringt ihren Dank zum Ausdruck.
Karin Branzell
1891-1974
Alt
* 24.9.1891 Stockholm, † 14.12.1974 Altadena bei Los Angeles
Ursprünglich Organistin in Stockholm, dann Gesangsausbildung durch Thekla Hofer in Stockholm, Ludwig Mantler und Louis Bachner in Berlin, schliesslich durch Enrico Rosati in New York. Bühnendebüt 1912 an der Königlichen Oper von Stockholm, wo sie bis 1918 blieb. Ihre Debütrolle war der Prinz Sarvilaka in der Oper »Izeyl« von d'Albert. 1918-33 Mitglied der Staatsoper Berlin (Antrittsrolle: Fricka in der »Walküre«), an der man sie in einer Vielzahl von Partien erlebte. Hier wirkte sie 1919 in der Premiere von Hans Pfitzners »Palestrina«, 1920 in der Premiere der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss als Amme mit. 1924 kam sie an die Metropolitan Oper New York (Antrittspartie: Fricka in der »Walküre«), an der sie bis zu ihrem Abschied von der Bühne 1951 aufgetreten ist. Sie war dort in den Jahren 1924-42, dann nochmals 1944 und schliesslich in der Spielzeit 1950-51 engagiert. Sie ist an der Metropolitan Oper in 309 Vorstellungen und in 18 verschiedenen Rollen aufgetreten (ohne die Vorstellungen im Rahmen der alljährlichen Tournee des Ensembles). Dabei sang sie in erster Linie dort Wagner-Rollen, trat aber auch als Amneris in »Aida«, als Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns und als Herodias in »Salome« von R. Strauss auf. 1931 wirkte sie in der Metropolitan- Premiere von Weinbergers »Schwanda, der Dudelsackpfeifer« in der Rolle der Königin mit. 1926 glanzvolles Gastspiel am Teatro Colón von Buenos Aires, wo sie auch wieder 1934 und 1938 auftrat. Sie sang 1930-31 bei den Festspielen von Bayreuth die Fricka und die Waltraute im Ring-Zyklus. Sie gastierte in Paris, an der Wiener Staatsoper (1921), in Mailand, London (1935-38 Covent Garden Oper), Brüssel (1941), Leningrad (1935), Chicago und San Francisco. 1935-39 nahm sie an den Münchner Sommerfestspielen teil, wo sie auch den Adriano in Wagners »Rienzi« vortrug, 1922 und 1939 gastierte sie in Zürich, 1934 an der Oper von Rio de Janeiro. Auch als Konzertsängerin war sie sehr erfolgreich. In der Spielzeit 1950-51 nahm sie an der Metropolitan Oper in der Partie der Erda ihren Abschied von der Bühne. Sie war verheiratet mit dem Maler Einar Eduardsen, der 1929 starb; später erscheint sie unter dem Namen Karin Branzell-Reinshagen. 1946-50 Pädagogin an der Juilliard-Schule in New York, 1952-58 an der Adelphi School of Music, ebenfalls in New York. Sie lebte zuletzt in Kalifornien. Ihre Schülerinnen waren u.a. die bedeutenden Sängerinnen Jean Madeira, Nell Rankin und Mignon Dunn. 1932 mit dem schwedischen Orden »Litteris et artibus« ausgezeichnet, 1936 schwedische Hofsängerin. - Umfangreiche, samtige Stimme von grosser Wandlungsfähigkeit, dabei zu erregendem dramatischem Ausdruck fähig; hervorragende Wagner-Interpretin. Aus ihrem Repertoire ragen die Azucena, die Amneris, die Carmen, die Brünnhilde in der »Walküre«, der Orpheus von Gluck, die Klytämnestra in »Elektra«, die Amme in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss und die Küsterin in Janáceks »Jenufa« heraus.