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Interpretation



Gustav Neidlinger

1910-1991
Bass-Bariton

Gustav Neidlinger (* 21. März 1910 in Mainz; † 26. Dezember 1991 in Bad Ems) war ein deutscher Sänger (Bass-Bariton).

Es scheint, Richard Wagner habe die Rolle eigens für ihn geschrieben: Die Rede ist von Alberich im „Ring des Nibelungen.“ (Er ist übrigens, was die meisten Opernbesucher nicht wissen, der im Titel der Tetralogie genannte „Nibelung“.) Viele Male hat er diese Partie auf Bühne und Schallplatte gesungen und noch heute laufen dem Hörer bei Alberichs Fluch in Rheingold ob der Ausdruckskraft und Dramatik seines unverwechselbaren, sonoren Organs Schauer über den Rücken. Ähnliche Wirkungen haben seine Interpretationen des Holländer, des Klingsor in Parsifal, Pizarro in Fidelio und Jago in Otello.

Aber nicht nur auf dämonische Partien und Schurkenrollen war er spezialisiert. Gleichermaßen überzeugend ist etwa sein aufgeblasener, unfreiwillig komischer Bürgermeister van Bett in Lortzings Zar und Zimmermann, sein altersweiser Hans Sachs in den Meistersingern, Falstaff in Verdis gleichnamiger Oper oder der Oberst Ollendorf in Millöckers Der Bettelstudent („Ach ich hab´ sie ja nur auf die Schulter geküsst...“).

Die Ausbildung zum Sänger erhielt er am Konservatorium Frankfurt am Main, 1931 gab er sein Debüt am Stadttheater Mainz, wo er bis 1934 wirkte. An der Staatsoper Hamburg war er von 1935 bis 1950 tätig. Ab 1950 war er Mitglied im Ensemble der Staatsoper Stuttgart, seit 1977 Ehrenmitglied. Seit 1956 war er außerdem Mitglied der Wiener Staatsoper. Er trat an allen führenden Opernbühnen auf, so in Paris, Mailand, London, Edinburgh, New York. Bei den Bayreuther Festspielen wirkte er in fünfzehn Spielzeiten mit, als Alberich, außerdem als Telramund (Lohengrin), Kurwenal (Tristan und Isolde) und Klingsor (Parsifal), in den Meistersingern gab er den Schusterpoeten Hans Sachs sowie den Bäckermeister Kothner, war sich aber auch für die Minirolle des Nachtwächters nicht zu schade. Daneben machte er sich einen Namen als Lied- und Oratorien-Sänger. Seine Vaterstadt Mainz verlieh ihm 1985 die Gutenberg-Medaille.

Weitere Aufnahmen von Gustav Neidlinger