Nun sei bedankt, mein lieber Schwan! – Leo Slezak, 1907

Lohengrin von Richard Wagner




Leo Slezak

1873-1946
Tenor

Leo Slezak (* 18. August 1873 in Mährisch-Schönberg, Österreich-Ungarn; † 1. Juni 1946 in Rottach-Egern, Bayern) war ein populärer Sänger (Tenor) und Schauspieler.

Leo Slezak wurde als Sohn eines Müllers in Mährisch-Schönberg geboren. Seine Kindheit war von materieller Not geprägt; als eher schlechter und disziplinär „schwieriger“ Schüler musste er die Realschule vorzeitig beenden. Er versuchte darauf kurzzeitig eine Gärtnerlehre in Gmunden am Traunsee (Österreich), und schließlich lernte er drei Jahre lang Maschinenschlosser in Brünn. In dieser Zeit wuchs seine Begeisterung für das Theater, vor allem für komische Rollen. Über einen Chorsänger des Stadttheaters wurde er Statist. Eines Abends „brüllte er die Chorstellen, welche ihm im Ohr geblieben waren“ während einer Aufführung des „Bajazzo“ mit, dabei wurde der Bariton Adolf Robinson auf ihn aufmerksam, der ihn in selbstloser Weise als Schüler aufnahm und ausbildete. Da sich das Singen wenig mit dem Beruf eines Maschinenschlossers vertrug, ging er zum Militär und schlug sich danach mit Gelegenheitsarbeiten als Advokaturschreiber und Vertreter "für Powidl" durch.

Er debütierte 1896 in Brünn als Lohengrin, 1898 ging er an die Königliche Hofoper nach Berlin, wurde jedoch nicht beschäftigt, weshalb er schon nach einem Jahr an das Theater in Breslau wechselte. Hier lernte er seine spätere Frau, die Schauspielerin Elisabeth Wertheim (* 25. April 1874; † 27. Mai 1944) kennen. Es folgten Gastspiele in London und Wien, wo er jeweils enthusiastisch gefeiert wurde. Ab September 1901 war er ständiges Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper (1926 Ehrenmitglied) und seine grandiose Karriere begann. 1907 studierte er in Paris bei dem weltberühmten Tenor Jean de Reszke um sich den letzten Schliff für eine Weltkarriere zu geben. 1909 bekam er einen Drei-Jahres-Vertrag an der Metropolitan Opera in New York City und wurde als Wagner- und Verdi-Sänger gefeiert. Als während eines Gastspiels in Russland der Erste Weltkrieg ausbrach, musste er fliehen und wurde von den Wienern mit offenen Armen wieder empfangen. Nicht nur auf der Opernbühne, auch als Liedsänger war er weltweit erfolgreich. Im April 1934 betrat er das letzte Mal als Othello die Bühne der Wiener Staatsoper.

Slezaks Stimme war ein Heldentenor, ein „Mammuttenor vorsintflutlicher Größe“, wie ein zeitgenössischer Kritiker schrieb. Sein pianissimo war legendär, selbst auf den technisch noch unzulänglichen Schallplattenaufnahmen seiner Zeit fasziniert seine Stimme unter anderem mit erstaunlicher Textverständlichkeit. Mit einer Körpergröße von 195 cm und einem Gewicht von etwa 150 kg war er auch optisch eine markante Erscheinung.

Unzählige Anekdoten, deren Wahrheitsgehalt allerdings nicht immer zweifelsfrei ist, berichten von Slezaks großem Humor, der ihn auch auf der Bühne nicht verließ: Als zum Beispiel in „Lohengrin“ ein Bühnentechniker den Schwan zu früh in Bewegung setzte, bevor der Tenor aufgestiegen war, soll er das verdutzte Publikum gefragt haben: „Entschuldigen Sie, wann geht der nächste Schwan?“

1932 begann seine zweite Karriere als Star in deutschen Filmen, in denen er meistens komische Rollen verkörperte und fast immer auch sang. Die bekannteren Titel sind „La Paloma“ (1934), „Gasparone“ (1937), und „Es war eine rauschende Ballnacht“ (1939).

Leo Slezak lebte hauptsächlich in Wien, ab Mai 1938 in Berlin, in Ferienzeiten ab 1911 in einem alten Bauernhaus in Egern am Tegernsee, wo er auch mit Georg Hirth und den Schriftstellern Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer befreundet war. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Rottach-Egern, wo er auch auf dem dortigen Friedhof neben seiner Frau Elisabeth begraben liegt.

Seine Kinder Walter und Margarethe Slezak entschieden sich auch für die Bühnenlaufbahn, Walter Slezak wurde in den Vereinigten Staaten ein bekannter Filmstar.

Als Schriftsteller verfasste Leo Slezak vier Bücher, in denen er sein bewegtes Leben auf humorvolle Weise schildert:
1922: Meine sämtlichen Werke
1927: Der Wortbruch
1940: Rückfall
1948: Mein Lebensmärchen

Weitere Aufnahmen von Leo Slezak