Synopsis: Der Schatzgräber

von Franz Schreker


VORSPIEL
Der König ist verzweifelt, weil seine Gemahlin von Tag zu Tag kränker wird. Sie kann den Verlust ihres gestohlenen Schmuckes nicht verwinden. Vergebens lässt der König die kostbarsten Juwelen aus fernen Ländern herbeischaffen. Nichts kann die Königin trösten. Der Narr, dem der König sein Leid klagt, weiss Rat, nachdem er als Belohnung ein hübsches Weib versprochen bekommen hat. Er tut kund, dass es einen fahrenden Sänger namens Elis gebe, der mit seiner Wunderlaute alle Juwelen und Schätze der Welt aufspüren kann. Boten sollen den Sänger suchen und an den Hof bringen. Der Narr macht sich mit ihnen auf den Weg.

ERSTER AKT
Elis, die Tochter des Wirts, ist wieder einmal verlobt, diesmal mit einem reichen Junker, den sie zwar nicht liebt, aber völlig beherrscht. Am Tag vor der Hochzeit weist sie alle Zärtlichkeiten ab. Sie verlangt, dass ihr Bräutigam vom Goldschmied Luck eine Kette mit fünf Smaragden und einem Krönlein herbeischaffen soll, erst dann werde sie ihm ganz gehören. Der Junker reitet fort, Els jubelt. Endlich bekommt sie das letzte Stück vom Schmuck der Königin und wird dann eines Prinzen würdig sein. Albi, der die Szene im Hintergrund beobachtet hat und Els liebt, verspricht, auch diesen Bräutigam, wie schon die früheren, aus dem Weg zu räumen und den Schmuck zu bringen, wenn sie dann endlich die Seine werde. Er stürzt dem Junker nach. Der Wirt tritt mit einigen Gästen, dem Vogt, dem Schultheiss und einem Landsknecht, in die Stube. Sie wollen den Polterabend feiern. Auch der Vogt, der Els ebenso hoffnungslos liebt, hält um sie an. Da tritt Ells ein. Er erzählt, dass er an diesem Tag im Wald eine Kette mit fünf Smaragden und einem Krönlein daran gefunden habe. Er schenkt Els das Schmuckstück, er war ihr auf den ersten Blick zugetan. Albi stürzt herein und berichtet, dass er den Junker, der den Schmuck aus der Stadt holen wollte, erschlagen im Wald gefunden hat. Sofort fällt der Verdacht auf Elis, der mit Goldstücken bezahlt hat. Der Vogt nimmt ihn trotz seiner Unschuldsbeteuerungen fest. Els bleibt ratlos zurück.

ZWEITER AKT
Elis soll am nächsten Morgen gehängt werden. Gebrochen sitzt Els im Dunkeln in der Nähe des Galgens, als der Narr kommt und von ihr erfährt, wer der Verurteilte ist. Er eilt fort, um vom König die Begnadigung zu erwirken, während sich Volk einfindet, das die Hinrichtung miterleben will. Die Bürger sehen Els und halten sie für eine Hexe, weil schon ihr dritter Bräutigam vor der Hochzeit gestorben ist. Der Vogt macht Els Vorwürfe, ihn nicht um Gnade gebeten zu haben. Mönche und Soldaten führen Elis zum Galgen. Er gesteht Els seine Liebe und erfährt von ihr, dass die Rettung naht. Im letzten Moment erscheint der Herold des Königs mit seinen Reitern, erkennt in Elis den Sänger, der überall gesucht wird und nimmt ihn mit an den Königshof. Els vernimmt, dass ihr Geliebter den verschwundenen Schatz der Königin suchen soll und mit seiner Laute finden werde. Sie zittert vor Angst, zumal sie vom Vogt bedroht wird, der den Mörder finden will. Albi verspricht ihr, die Laute zu stehlen, ohne Elis etwas zuleide zu tun.

DRITTER AKT
Elis hat den Hof verlassen und kommt zu Els zurück. Er berichtet, dass ihm unterwegs von einem wilden Menschen, den er irgendwo schon gesehen habe, die Laute gestohlen worden sei. Er könne jetzt den Schmuck der Königin, die immer kränker werde, nicht finden und sei als Betrüger dem Tode verfallen. Els überlässt dem Geliebten den Schmuck und lässt sich versprechen, nie nach seiner Herkunft zu fragen. Dann sinken sich die beiden in die Arme. Els bittet, sie immer zu lieben, auch wenn die Stunde kommen sollte, wo es Elis schwer fallen werde, an sie zu glauben.

VIERTER AKT
Der Hofstaat ist versammelt, es wird ein Freudenfest gefeiert, weil die Königin genesen ist. Der König hat Elis zum Ritter von Ilsenborn geschlagen und will auch dem Narren eine Braut beschaffen. Els sitzt nachdenklich an der Tafel. Trinksprüche auf die Königin werden ausgebracht. Der Schatzgräber wird vom König hoch geehrt. Als Elis vom Kanzler gefragt wird, wie er ohne Laute den Schmuck gefunden habe, erzählt er die Sage von der Fee Schön-Ilse, deren Geist noch heute über den Menschen schwebe, obwohl sie aus Gram über einen Schatz, den ihr ein böser Zwerg geraubt hat, gestorben sei. Unabsichtlich verrät Elis, dass der Fee und nicht der Königin der Schmuck gehöre. Als sich die Ritter auf ihn stürzen wollen, tritt der Vogt ein und bringt die Laute. Er entdeckt, dass Albi der gesuchte Verbrecher ist und auf der Folter gestanden hat, von Els zu seinen Taten angestiftet worden zu sein. Der König will die Ubeltäterin verbrennen lassen, doch der Narr fordert sie für sich. Elis lässt es widerspruchslos geschehen, dass der Narr seine Geliebte fortführt.

NACHSPIEL
Der Narr lebt glücklos mit Els in einer Klause im Gebirge. An den Hof darf er nicht zurückkehren. Els ist an Leib und Seele gebrochen. Endlich findet Elis seine Geliebte, die er überall gesucht hat, tröstet die Todkranke und spielt herrliche Weisen. Beide haben jetzt ihren wahren Schatz, die Liebe, gefunden. Els stirbt glücklich in seinen Armen.