Synopsis: Die Gezeichneten

von Franz Schreker


ERSTER AKT
Alviano Salvago, ein reicher, missgestalteter genuesischer Edelmann, sucht sich für die ihm entgangenen Liebesfreuden zu entschädigen und an der Welt zu rächen. Er hat ein künstliches Paradies, die Lustinsel Elysium, geschaffen, in dessen unterirdischen Gewölben Adlige Orgien mit geraubten Bürgermädchen feiern. Ganz Genua wird durch das ständige Verschwinden junger, schöner Mädchen in Angst versetzt, niemand weiss, dass sie im Elysium missbraucht und dann getötet werden. Alviano, der selbst an diesem Treiben nie teilgenommen hat, schämt sich schliesslich der Freveltaten und erklärt seinen Freunden, die er in seinen Palast eingeladen hat, dass er das Elysium der Stadt schenken und damit allen Bürgern den Zugang zu der prächtigen Insel verschaffen wolle. Der Podestà erscheint mit seiner Tochter Carlotta und den Senatoren, um die Schenkung entgegenzunehmen, doch wollen diese auf Wunsch der Bürger erst die Zustimmung des Herzogs einholen. Die Adligen, die ihre Entdeckung fürchteten, atmen vorerst auf. Inzwischen hat sich einer der Wüstlinge, Graf Tamare, in die schöne, herzkranke Carlotta verliebt, die seine Werbung abweist, weil sie von Alviano fasziniert ist. Während dieser seine Gäste zur Tafel bittet, ist es dem Bravo Pietro gelungen, Martuccia zu überreden, die von ihm für Julian Pinelli entführte Ginevra Scotti in Alvianos Palast zu verstecken. Carlotta verliebt sich in Alviano und lädt den Beglückten in ihr Atelier ein, wo sie ihn malen will.

ZWEITER AKT
Der Podestà und die Senatoren der Stadt haben sich bei dem Herzog eingefunden. Sie sind verärgert, dass sich der Souverän wegen des Elysiums Bedenkzeit erbeten hat. Tamare, ein Freund des Herzogs, beklagt sich bei ihm, dass er bei Carlotta kein Gehör gefunden hat. Antoniotto verspricht, für ihn zu werben und rät, bei einem Misserfolg das Mädchen zu vergessen. Tamare weigert sich und verrät unabsichtlich, zu welchem Zweck das Elysium gedient hat. Der Herzog ist ausser sich, als er hört, dass Alviano diese Lasterhöhle bauen liess und droht, sowohl ihn als auch seinen Freund Tamare zur Rechenschaft zu ziehen, falls er Carlotta verführen wolle.
Alviano hat Carlotta in ihrem Atelier aufgesucht und ist von ihr gemalt worden. Überglücklich, endlich echte Liebe gefunden zu haben, umarmt er die Geliebte, die bereit ist, sich ihm hinzugeben, bezwingt sich aber und küsst Carlotta, die bewusstlos geworden ist, auf die Stirn. Carlotta und Alviano verharren in ihrer Umarmung, bis eine Dienerin eintritt und den Herzog anmeldet, der für Tamare werben will.

DRITTER AKT
Die Insel Elysium ist mit all ihren Schönheiten für die genuesische Bürgerschaft freigegeben worden. Das Volk huldigt dem Schenker, während die Adligen, als Faune und Satyrn verkleidet, ihr Unwesen treiben. Martuccia teilt Pietro mit, dass Ginevra geflohen ist und will Alviano, ihren Herrn, warnen. Der Bravo lässt sie unschädlich machen. Alviano und der Podestà, der von der prachtvollen Insel begeistert ist, suchen nach Carlotta, die sie nirgendwo finden können. Diese hat inzwischen den Herzog getroffen und erklärt ihm, dass ihre Liebe zu Alviano ein Irrtum gewesen ist. Ihr Herz gehöre Tamare. Obwohl der Herzog mit Nachdruck darauf hinweist, dass der Graf ihrer Liebe nicht würdig ist, folgt sie dem Verführer in willenloser Liebesbegeisterung in die unterirdischen Grotten.
Alviano, vom Volk gefeiert, sucht immer noch vergeblich nach Carlotta und fällt der genuesischen Polizei in die Hände, die ihn des Mädchenmordes bezichtigt. Das Volk schützt seinen Wohltäter, der erst aufmerksam wird, als er hört, dass Tamare ihn und die anderen verraten hat. Er fühlt, dass Tamare auch Carlotta verschleppt hat und führt die Häscher in die Grotten, wo die Wüstlinge rasch überwältigt werden. Während man Carlotta ohnmächtig auf einem Ruhebett liegen sieht, eröffnet Tamare dem Herzog, dem Podestà und Alviano, dass Carlotta ihn liebt und sich ihm hingegeben hat. Alviano, fast ohnmächtig vor Zorn, ersticht den Lüstling. Carlotta, vom Todesschrei des Grafen erwacht, stösst Alviano, den sie für ein Schreckgespenst hält, von sich und verlangt nach Tamare, um ruhig sterben zu können. Alviano verfällt dem Wahnsinn. Er taumelt durch die Menge, die ihm scheu Platz macht.