Synopsis: Król Roger

von Karol Szymanowski


ERSTER AKT
Priester und Volk sind in einer byzantinischen Kathedrale versammelt, auch König Roger mit seinen Kriegern erscheint zum Gebet. Der Erzbischof und die Äbtissin beschwören den König, die Kirche von ihren Feinden zu befreien und bitten um Hilfe gegen einen geheimnisvollen, fremden Hirten, der durch Sizilien zieht und das Volk mit einer anderen Religion zu sich lockt. Die Geistlichen fordern, dass der Fremde verhaftet wird, doch die schöne und kluge Roxane bittet für den Hirten. Auch der arabische Gelehrte Edrisi rät dem König, den Hirten zu empfangen und zu verhören. Der Fremde wird herbeigebracht und gibt zu, die Lehre eines neuen, friedvollen Gottes zu verkünden; wer sich nach Liebe sehne, möge ihm folgen. Roxane ist erschüttert durch die Rede des Hirten und erweckt die Eifersucht des Königs, der schliesslich den Hirten, durch dessen Ruhe entwaffnet, entlässt und empfiehlt, sich an diesem Abend auf dem Schloss einzufinden.

ZWEITER AKT
In tiefer Nacht erwartet der König mit den Seinen die Ankunft des Hirten. Er ist beunruhigt über den Zauber, den der Fremde auf Roxane und ihn selbst ausübt. Der Hirte mit seinen Genossen kommt herbei und begrüsst den König im Namen der ewigen Liebe. Er erzählt, dass er als Gottgesandter aus Indien kommt, worauf der König ihn der Zauberei beschuldigt. Nun fordert der Hirte seine Gefährten auf, ihre sonderbaren Instrumente zu spielen. Eine merkwürdige Musik erklingt. Alle, die sich hier um den Hirten versammelt haben, auch Roxane, tanzen. Als der König den Hirten verhaften und fesseln lassen will, zerreisst dieser mit Leichtigkeit seine Bande und entschwindet ins Gebirge. Roxane und die anderen folgen ihm wie im Traum. Der König bleibt allein auf seinem Thron zurück, reisst sich die Krone vom Kopf, den Mantel vom Leib und geht wie ein Pilger den anderen nach.

DRITTER AKT
Nach langem Umherirren kommt der König, geführt von Edrisi, zu den Ruinen eines griechischen Tempels. Er ruft, durch die Einsamkeit bedrückt, nach seiner Gattin, Roxane antwortet ihm. Sie heisst ihn willkommen, weil er in Demut und ohne Waffen ins Königreich der Liebe eingetreten ist. Auf dem Altar erscheint der Hirte als Gott Dionysos. Alle verwandeln sich in Bacchanten, Dryaden und Satyre. Als die Nacht zu Ende ist und es dämmert, steigt der König zum Altar empor und bietet sein Herz der Sonne dar.