Synopsis: Staatstheater

von Mauricio Kagel


Vorbemerkung

Bei dieser "Komposition in neun Stücken" handelt es sich um eine Operntravestie nach Kagels Devise: "Der Musikbetrieb ist unfreiwillig komisch".

1. Repertoire
Auf Nicht-Instrumenten, wie Ventilpumpe, Reissverschluss, Wecker, Cellophanpapier, Tellern, Drahtbürsten, Babyquietschen und Flaschen, erzeugen Darsteller und Instrumentalsolisten Klänge und Geräusche, sich dabei gegenseitig übertrumpfend.

2. Einspielungen
Die vorproduzierten Tonbänder können nach freier Wahl zu einem der anderen Stücke eingespielt werden.

3. Ensemble
16 Solisten, Vertreter der Hauptstimmgattungen (von Koloratursopran bis Basso profondo) präsentieren ihre Stimmpotenz (auf Nonsense-Silben) und finden sich zu traditionellen wie ungewöhnlichen Paarungen zusammen, beanspruchen alte und erobern neue musikalisch-hierarchische Positionen.

4. Debüt
60 Chorsolisten debütieren mit altbekannten Rollen, vom Bettelweib bis zum König.

5. Saison
Einzelne Gruppen bemühen sich um vokale Originalität unter Einbeziehung von Geräuscheffekten, dabei kommen Versatzstücke aus beliebigen Inszenierungen der laufenden Saison fortwährend dazwischen.

6. Spielplan
Gebrauchsgegenstände und Spielsachen werden als Schlaginstrumente benutzt.

7. Kontra-Danse
Nichttänzer mühen sich mit kunstvollen Figuren des klassischen Balletts.

8. Frei-Fahrt
Für die Phantasie. Einige wenige Instrumente quälen sich mit der Erzeugung einiger weniger Töne zu einer Überfülle imaginärer Opernszenen.

9. Parkett
Chor und Solisten produzieren gemeinsam immer gleiche Akkordfolgen und absolvieren nebenbei gymnastische Lockerungsübungen.