Synopsis: Die Hamletmaschine

von Wolfgang Rihm


Bizarre Szenen in einer irrationalen Welt

ERSTER TEIL: Familienalbum
Auf der Bühne stehen die drei Darsteller des Hamlet (I: alter Schauspieler, II: junger Schauspieler, III: Bariton). Bilder der Vergangenheit Hamlets werden gezeigt: Hamlet steht allein an der Küste vor den Ruinen Europas; Hamlets Vater wird beerdigt, dessen Mörder nimmt die Witwe, Hamlets Mutter, zur Frau; Hamlet setzt sich mit dem toten Vater und der Mutter auseinander; er will sich seiner eigenen Existenz entziehen, seine Geburt rückgängig machen.

ZWEITER TEIL: Das Europa der Frau
Ophelia wird als Kämpferin gegen die Ungerechtigkeit dargestellt, die Frauen widerfährt; sie hat sich nicht das Leben genommen wie bei Shakespeare, sonder hat eine Wandlung durchgemacht und wurde zur Widerstandskämpferin.

DRITTER TEIL: Scherzo
Hamlet II besucht die Universität der toten Philosophen und die Galerie der toten Frauen und wird von beiden attackiert. Ophelia tritt als Hure auf, Hamlet wünscht sich, eine Frau zu werden, zieht ihre Kleider an an und lässt sich von ihr schminken.

VIERTER TEIL: Pest in Buda Schlacht um Grönland
Hamlet II verweigert seine eigene Rolle, da er im ungarischen Volksaufstand von 1956 versagt hat, und er legt sein Kostüm ab. Da er seine Rolle dennoch nicht aufgeben möchte, zieht die Auseinandersetzung in seinem Innern nochmals vorbei und spiegelt dabei gleichzeitig seine innere Zwiespältigkeit wider. Sie verhindert eine subjektive Stellungnahme, er möchte deshalb das Geschehen wie eine Schreibmaschine objektiv wiedergeben. Auch dies gelingt nicht und Hamlet II kehrt wieder in seine Rolle zurück. Danach legt er die Rüstung seines Vaters an und erschlägt seine geistigen Väter, Marx, Lenin und Mao.

FÜNFTER TEIL: Wildharrend / in der furchtbaren Rüstung / Jahrtausende
Ophelia sitzt auf dem Meeresgrund im Rollstuhl, von Fischen, Leichen, Trümmern und schreienden Männern umgeben, die sie mit Mullbinden einwickeln. Ophelia singt von ihrem Hass auf die Welt.